Warum geht der notruf wenn es kein netz gibt

Ein Wanderer verletzt sich, kann nicht mehr gehen, ist alleine unterwegs und sein Handy hat keinen Empfang, um zu alarmieren: Ein Horrorszenario. Über die Notruffunktion des Handys, die auch in gesperrtem Zustand funktioniert, kann versucht werden, die europäische Notrufnummer 112 anzurufen. Auf diese Weise wird nach einem beliebigen Mobilfunknetz gesucht und nicht nur nach demjenigen des Vertragsanbieters. Wenn das nicht funktioniert, muss der Standort gewechselt werden, um Empfang zu erhalten.

Seit 2011 gibt es eine kostenlose Notfall-App der Rega für die gängigen Smartphone-Betriebssysteme. Sie übermittelt bei einer Alarmierung die Koordinaten des Anrufers direkt an die Rega – und spart so bei Notfällen im In- und Ausland wertvolle Zeit. Zwei Fingerklicks genügen, um Alarm auszulösen. Anschliessend wird eine Telefonverbindung mit der Einsatzzentrale hergestellt. Nach Rücksprache mit dem Alarmierenden leitet die Rega dann die Rettung ein. Für die App ist allerdings ebenfalls Mobilnetzempfang notwendig.

Findige Entwickler programmierten zwar eine App namens «Uepaa!», die über Bluetooth und WLAN im Umkreis von einigen hundert Metern andere Geräte mit derselben App suchen. So wird ein Handy-zu-Handy-Netz aufgebaut und auf diesem Weg die Notrufzentrale alarmiert. Da aber wohl nur ein kleiner Teil der Wanderer diese App auf dem Smartphone installiert hat, funktioniert dieses Konzept nur bedingt. Ausserdem müsste die App auch tatsächlich aktiviert sein, wenn man in den Bergen unterwegs ist. Ebenfalls müssten sich andere Geräte in der Nähe befinden. (pd/ch)

Sicherheitscheck

Wissenswertes • 18. April 2018
2 Min. Lesezeit

Letzte Woche haben wir im Sicherheitscheck verraten, welchen Notruf man in welchem Mobilfunknetz absetzen kann. Aber was tun, wenn kein Netz vorhanden ist? Riki Daurer klärt auf.

Warum geht der notruf wenn es kein netz gibt

Foto: argonaut.pro

Notfall am Berg: Ein Headset ermöglich eine optimale Ausrichtung des Telefons und erleichtert das Telefonieren auch bei schlechter Netz-Abdeckung

Kommt man in eine alpine Notsituation und verfügt am Handy über kein Netz, kann man auch keine Notrufnummer wählen. Und das heißt: In diesem Moment ist das Mobiltelefon nutzlos. Hat man kein alternatives technisches Kommunikationsmittel dabei – wie etwa ein Satellitentelefon oder ein Funkgerät –, befindet man sich vermutlich in einer prekären Situation. So wie es auch „früher“ im Prä-Handy-Zeitalter üblich war.

Wie ernst die Lage dann tatsächlich ist hängt vom Notfall und den Begleitumständen ab. Auf einem beliebten Wanderweg in Sichtweite zur Hütte wird man selbst im Ernstfall rasch Hilfe anfordern und die Rettungskräfte alarmieren (lassen) können. Wer hingegen zu zweit auf einer einsamen Skihochtour unterwegs ist, kann auch schon bei kleineren Verletzungen schnell ins Desaster schlittern. Es lohnt sich daher, alle Eventualitäten und Ernstfall-Szenarien im Vorfeld im Kopf durchzuspielen. Ganz nach dem Motto: Was wäre, wenn ...

Generell gibt es folgende Möglichkeiten, um in einem Notfall auch ohne Mobilfunknetz die Bergrettung zu alarmieren:

Standortwechsel

Durch einen Standortwechsel erreicht man oftmals einen Bereich mit Mobilfunk-Abdeckung und damit die Möglichkeit, einen Notruf abzusetzen. Es empfiehlt sich vor allem das Aufsteigen auf einen Rücken mit Sicht auf Infrastruktur, etwa auf ein Skigebiet oder eine Ortschaft. Ist man regelmäßig im selben Gebiet unterwegs, ist es ratsam, sich solche Punkte mit Netzabdeckung zu merken – und, nicht zuletzt: diese Information auch an Bergkameraden weiterzugeben.

Warum geht der notruf wenn es kein netz gibt

Foto: Peter Plattner/Riki Daurer

Grafik - Notfall am Berg: Was tun, wenn kein Mobilfunk-Netz vorhanden ist?

Generell können folgende Tipps bei der Verbesserung des Mobilfunk-Empfangs helfen:

  • Einen höhergelegenen/hindernisfreien Ort aufsuchen.
  • Ein Headset verwenden, ruhig stehenbleiben und das Telefon nach optimaler Empfangs-Position ausrichten/drehen.
  • Aktiv auf 2G/GSM wechseln und damit Bandbreite reduzieren. Das spart übrigens auch Akku.
  • Andere elektronische Geräte ausschalten.
  • Auf den Akku-Stand achten, gegebenenfalls auf ein mobiles Akkupack zurückgreifen.
  • Das Mobiltelefon aus- und wieder einschalten.

Alpines Notsignal

Für das alpine Notsignal macht man eine Minute lang – oder streng genommen: alle 50 Sekunden – alle 10 Sekunden, insgesamt also sechs Mal, mit optischen und/oder akustischen Signalen auf sich aufmerksam. Es folgt eine einminütige Pause, dann erfolgt die Wiederholung. Pfeifen, Rufen, Winken, Blitzen und Leuchten – bei den Signalen ist alles erlaubt, was Aufmerksamkeit erregt. Wiederum gilt es nach der einminütigen Pause sechs Mal pro Minute Signale auszusenden. Angeblich geht das alpine Notsignal auf das Jahr 1894 und auf Initiative des Briten Clinton Thomas Dent zurück.

Hilfe holen gehen

Die letzte Option zur Alarmierung der Rettungskräfte besteht darin, eine Person zu Fuß (beziehungsweise mit Skiern) loszuschicken, um die nächste Hütte oder Ortschaft aufzusuchen. Dort kann die Rettungskette in Gang gesetzt werden. Inwieweit diese Option die möglichen Risiken rechtfertigt, hängt wie immer von der konkreten Situation ab. Hier spielen unter anderem Faktoren wie Wetter, Verhältnisse, Größe und Können der Gruppe sowie Topographie des Unfallgeländes eine entscheidende Rolle. Diese wollen vor einer finalen Entscheidung sorgfältig abgewogen werden.

Vorab informieren

Es ist übrigens nach wie vor eine verdammt gute Idee – wenn auch oftmals gern vernachlässigt –, andere Personen über seine Tourenpläne zu informieren. Insbesondere die veranschlagte Rückkehrzeit ist ein wichtiger Anhaltspunkt. So können informierte Personen vom Tal oder einer Hütte aus bei nicht erfolgter Rückkehr die Rettungskette in Gang setzen, wenn man selbst keine Möglichkeit dazu hat. Hierfür gibt es mittlerweile auch nützliche Apps: Darin kann man vermerken, was man vorhat und wo man unterwegs sein wird. Und vor allem: Man kann eine Alarmierungs-Uhrzeit definieren, die einer hinterlegten Person in weiterer Folge übermittelt wird.

Nächste Woche verraten wir im Sicherheitscheck, welche Alternativen es zum Mobiltelefon gibt.

Warum geht der notruf wenn es kein netz gibt

Mehr zum Thema

Kann man Notruf ohne SIM?

Seit dem 1. Juli 2000 können Mobiltelefonbenützer auch über das Netz einer anderen als der eigenen Anbieterin oder sogar mit einem Mobiltelefon ohne SIM-Karte die paneuropäische Notrufnummer 112 anrufen.

Was ist wenn man kein Netz hat?

Prüfen Sie, ob Ihre SIM-Karte ordnungsgemäß funktioniert. Testen Sie die Karte gegebenenfalls in einem anderen Gerät. Vergewissern Sie sich, dass Ihr Smartphone den richtigen Netz-Typ verwendet, den die SIM-Karte unterstützt. Prüfen Sie die Signalstärke in der Statusleiste Ihres Gerätes.

Kann man 110 ohne SIM

Kann ich mit einem Handy ohne SIM-Karte den Notruf wählen? Nein, dies ist seit 1. Juli 2009 nicht mehr möglich. Nur bei eingelegter und nicht gesperrter SIM-Karte kann der Notruf gewählt werden.

Warum nur Notrufe möglich?

Dass Sie mit Ihrem Handy nur Notrufe tätigen können, kann auf einen SIM-Lock hindeuten. Überprüfen Sie anhand der Kaufunterlagen, ob es sich bei Ihrem Handy um ein SIM-Lock-freies Gerät handelt und ob das Smartphone mit dem Netz Ihres Providers kompatibel ist.