Wolf bedeutung bibel

22.06.2016 · Kolumne · kirchenlexikon

Wolf bedeutung bibel

Ein selbstsüchtiger oder machtgieriger Mensch, der seine wahren Absichten zu verbergen sucht, wird oft als „Wolf im Schafspelz“ bezeichnet.

Viele alltäglich gebrauchte Sprichwörter und Redewendungen stammen aus der Bibel.

Die letzten werden die ersten sein.“

„Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.“

„Wer’s glaubt, wird selig.“

– Viele alltäglich gebrauchte Sprichwörter und Redewendungen stammen aus der Bibel.

Stehen Ihnen manchmal „die Haare zu Berge“, ist ihr Kollege im Büro ein „Wolf im Schafspelz“, passiert es Ihnen, dass sie öfters mal „im Dunkel tappen“ und „auf keinen grünen Zweig kommen“?

Dann bewegen sie sich auf den Spuren der Bibel. Der SONNTAG stellt Ihnen ab sofort in unregelmäßiger Abfolge eine biblische Redensart vor und erklärt den tieferen Sinn dahinter.

Der Wolf im Schafspelz

So wird etwa ein selbstsüchtiger oder machtgieriger Mensch, der seine wahren Absichten zu verbergen sucht, gern als „Wolf im Schafspelz“ bezeichnet. Die Redewendung geht auf Jesus zurück, der in der Bergpredigt warnt: „Hütet auch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.“ (Mt 7,15)

Er ruft dazu auf, wachsam zu sein, denn viele würden nach ihm kommen, in seinem Namen predigen, doch ganz anderes im Sinne haben. Deshalb gibt Jesus den Menschen den Ratschlag: „An ihren Früchten werdet Ihr sie erkennen. (…) Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor, ein schlechter Baum aber schlechte.“ (Mt 7, 16-17)

Soll heißen: Nicht blauäugig allen glauben, weil sie sich als gute Christen bezeichnen, auf Jesus beziehen und von der Hochhaltung christlicher Werte sprechen.

Hauptkriterium für die Echtheit jeder Rede ist die gelebte Praxis, das Bemühen um die Gottes- und Nächstenliebe.   

erstellt von: Georg Pulling / Markus Szyszkowitz

31. August 2017

Schon seit der Antike diente der Wolf als Projektionsfläche für die Gedankenwelt der Menschen.

Wolf bedeutung bibel
Wolf bedeutung bibel

Wölfe in Mecklenburg-Vorpommern Foto: epd-Bild

Frankfurt a.M. (epd). Mit dem wilden Tier wurden seit jeher Ängste, Aggression, aber auch Eigenschaften von Gottheiten in Verbindung gebracht. Auch in der Bibel stehe der Wolf für Schrecken, Ausgeliefertsein und existenzielle Bedrohung - aber mitunter auch Versöhnung, sagt die evangelische Theologin Yvonne Sophie Thöne.

Der Wolf komme an mehreren Stellen in der Bibel vor, im Alten wie im Neuen Testament: Wenn von ihm als Metapher die Rede ist, soll damit ein arglistiges, habgieriges oder unersättliches Verhalten charakterisiert werden.

Machthungrige Fürsten, fremde Völker

"Hütet euch aber vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe", heißt es im Neuen Testament bei Matthäus (7,15). Gewarnt haben soll Jesus in einer Predigt vor Verkündern der göttlichen Botschaft, die zwar harmlos auftreten, jedoch eigentlich Schaden bringen wollen. In die Kulturgeschichte ist die Bibelstelle dann eingegangen in der Redewendung: "Wolf im Schafspelz".

Bei Johannes (10,12) dient der Wolf als Gegenspieler zum Hirten: "Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Der Mietling, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht - und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie."

Machthungrige Fürsten sind "Wölfe", die ihre Ämter missbrauchen. So findet sich im Alten Testament bei Ezechiel (22,27): "Die Oberen in seiner Mitte sind wie reißende Wölfe, Blut zu vergießen und Menschen umzubringen um ihrer Habgier willen." Und bei Zefanja heißt es (3,3): "Ihre Oberen sind brüllende Löwen und ihre Richter Wölfe der Steppe, die nichts bis zum Morgen übrig lassen."

In der biblischen Zeit war der Wolf ein wildes Tier, das in Steppen lebte und nachts jagte. Bei Futterknappheit drang er in Kulturlandschaften ein, um Kleinviehherden, zusammengesetzt aus Schafen und Ziegen, zu reißen. Oftmals bedeutete es einen immensen und existenzbedrohenden Schaden für die Menschen.

Versöhnung im Tierfrieden

Auch fremde, kriegshungrige Völker werden in der Bibel mit Wölfen verglichen, mit denen aber gleichzeitig eine große Faszination einhergeht: "Seine Rosse sind schneller als die Panther und bissiger als die Wölfe der Steppe. Seine Reiter sprengen herbei. Seine Reiter kommen von ferne. Sie fliegen, wie die Adler eilen zum Fraß", so ist es im Buch des Propheten Habakuk im Alten Testament übermittelt (1,8). Das Volk der Chaldäer, von dem hier die Rede ist, wird gegen eine Großmacht in den Krieg ziehen und wird hier mit Idealen eines Wolfes gleichgesetzt.

Es finden sich aber auch versöhnliche Gedanken im Zusammenhang mit Wolfs-Metaphern in der Bibel. Wenn Jesaja (11,6) den Tierfrieden in der messianischen Heilszeit beschreibt, nimmt er auf, was schon in der Schöpfungsgeschichte angelegt ist - die Versöhnung von Mensch und Tier und die der Tiere untereinander: "Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander grasen, und ein kleiner Knabe wird sie leiten."