Wie viele Seiten hat die BILD Zeitung

Die „Bild“-Zeitung polarisiert, liefert Kontroversen, überschreitet Grenzen und bricht Tabus. Wie ein Seismograph nimmt das Springer-Flaggschiff gesellschaftliche Stimmungen auf, bedient diese und manifestiert sich darüber hinaus als Stimme des bundesdeutschen Gewissens (vgl. Arlt/Storz 2011: 47). Für diese Gangart wird „Bild“ von vielen Deutschen vom ersten Tage an verschmäht, gleichwohl aber auch in großen Mengen gekauft. Fast so alt wie die Bundesrepublik selbst, ruft sie seit Jahrzehnten Themen auf den gesellschaftlichen Tagesplan, protegiert Politiker, Sportler und Künstler, oder beendet mitunter auch jäh deren Karrieren. Was jedoch in der Betrachtung weitestgehend unbeachtet blieb ist die Frage, was eigentlich guter Boulevardjournalismus ist. Oder genauer eingegrenzt: Was ist guter „Bild“-Journalismus? Der ehemalige „Bild“- Chefredakteur Peter Boenisch fasste die Grundaufgabe der „Bild“-Zeitung wie folgt zusammen: „Nur wenn sie den Zeitgeschmack trifft und die Zeitung so ist, dass die Leute sie kaufen, ist die Zeitung richtig gemacht. Dieses Gesetz gilt für „Bild“ vom ersten Tage bis zum letzten.“ (Botros 2002)

Diese Arbeit will nun untersuchen, ob „Bild“ diesen eigenen Ansprüchen qualitativ gerecht wird. Hierbei dient als Ermessensgrundlage für die qualitative Betrachtung die Zeitungsbewertung aktueller und ehemaliger Mitglieder der „Bild“-Chefredaktion. Es handelt sich hier in erster Linie um eine Forschungsarbeit, die anhand von eigens herausgearbeiteten Fragestellungen, basierend auf der öffentlichen Blattkritik von „Bild“ aus dem Jahr 2008, und einem darauf folgenden Abgleich mit aktuellen Ausgaben der Zeitung beruht.

Die „Bild“-Zeitung

„'Bild' ist die gedruckte Antwort auf das Fernsehen.“ Axel Springer (Interview, Ein Bild von Bild)

„Bild“ startete am 24. Juni 1952 überregional mit einer Auflage von 455 000 Exemplaren, am ersten Tag kostenlos, darauf folgend zum Kaufpreis von 10 Pfennig. Mit kurzgebundener Sprachform, günstigem Preis, ausgiebigem Kampagnenjournalismus und gezielter Eigenwerbung etablierte sich die Boulevardzeitung innerhalb kürzester Zeit als auflagenstärkste Tageszeitung in Europa und wird auch heute weltweit von nur fünf Tageszeitungen übertroffen (vgl. WAN 2005). Der Verleger Axel Springer wollte nach dem zweiten Weltkrieg ein Massenmedium schaffen, eine Antwort auf den Fernseher. Als Vorlage diente der englische „Daily Mirror“, als inhaltliches Alleinstellungsmerkmal auf dem deutschen Markt die optimale Zerstreuung und Ablenkung des „kleinen Mannes“, der, so Axel Springer, nach dem Krieg eines auf keinen Fall mehr wollte: „nachdenken“ (vgl. Botros 2002). Auf dieser Grundannahme Springers liefert die „Bild“-Zeitung bis heute nicht nur Information an den Zeitungsleser, sondern stets auch „leidenschaftliche Meinung“ (vgl. Botros 2002). Grafisch setzt die Zeitung auf große Bilder, variable Schlagzeilengrößen, eine Dynamisierung des Umbruchs, die vollständige Auflösung der Sparten und die optische Hervorhebung der interessantesten Themen und sorgt somit für maximalen Reizeffekt (vgl. Müller 1968: 79).

Außerdem setzt „Bild“ immer wieder auf Eigenwerbung durch Kampagnen, ruft Aktionen ins Leben wie beispielsweise „Bild kämpft für Sie“[1] oder „Ein Herz für Kinder“[2], setzt auf Plakat- und TV-Werbung, die ein ausdifferenziertes Verhältnis von Prominenz, Intellekt und „Bild“ aufzeigen. Der stete Tenor dieser Aktionen: „'Bild' macht die Welt ein bisschen besser.“ „Bild“ macht Werbung für „Bild“, die federführend darauf abzielt, Seriosität aufzubauen und Reputation zu schaffen (vgl. Arlt/Storz 2011: 68-70).

Untersuchungsansatz dieser Hausarbeit

Diese Hausarbeit hat nun zum Ziel, die Qualität der Zeitung - gemessen an den eigenen Ansprüchen von „Bild“ - zu betrachten. Die Frage, inwieweit „Bild“ per se als journalistisches Produkt zu kategorisieren ist, steht hier ausdrücklich nicht im Fokus der Betrachtung. Lediglich die eigenen, „Bild“-internen Ansprüche sollen in ihrer Umsetzung betrachtet werden. Als Richtlinien für diese Ansprüche dienen Blattkritiken von Mitarbeitern der „Bild“-ChefTedaktion aus dem Jahr 2008, sowie die journalistischen Leitlinien des Verlages.[3] Aus diesem Pool von Informationen und Bewertungsmaßstäben wird ein Fragenkatalog erstellt, der eine systematische Betrachtung der aktuellen Ausgaben ermöglicht. Betrachtet wird hier stets die Bundesausgabe der Zeitung, der Zeitraum für die Kritik erfasst die Ausgaben vom 12. bis 16. Dezember 2011. Um Vergleichswerte zu haben, wurden in diesem Zeitraum begleitend und regelmäßig ergänzende Printmedien gelesen. Zum einen die beiden regionalen Boulevardzeitungen „B.Z.“ (erscheint in Berlin, Auflage: 193.322) und „Abendzeitung“ (erscheint in München, Auflage: 146.511) sowie die überregionalen Zeitungen „Süddeutsche Zeitung“ (Auflage: 508.107) und „Die Welt“ (Auflage: 346.511)[4]. Wenn für die genaue Betrachtung angeführter Kritikpunkte eine empirische Aufarbeitung der Zeitung notwendig war (wie u.a. bei der Untersuchung auf Aktualität), ist diese, meist in tabellarischer Form, im Anhang der Arbeit einsehbar. Auch einige fotografierte Zeitungsausrisse, welche zur besseren Verständlichkeit der Arbeit beitragen können und häufiger vorkommen innerhalb dieser Arbeit, sind im Anhang einzusehen.

Der Bearbeitungszeit und einem angemessenen Umfang dieser Hausarbeit geschuldet, werden nicht alle neun im Anhang einsehbaren Fragen beantwortet. Die drei Fragen, die in dieser Untersuchung aufgegriffen werden, werden jeweils zu Beginn des Kapitels in gebotener Kürze erläutert. Wie sie sich im Einzelnen zusammensetzen, beziehungsweise aus welchen Blattkritiken sie sich rekrutieren, ist im Anhang einsehbar (Anhang S. V)

Die öffentliche Blattkritik

Die selbstkritische Betrachtung der eigenen Zeitung firmiert in den meisten Redaktionen unter dem Namen „Blattkritik“, wird in einem demokratischen Rundlauf durch die Redaktion praktiziert und regelmäßig nach der letzten Publikation durchgeführt. Das heißt, sowohl die Chefredaktion und Redakteure, wie auch Praktikanten und in Ausnahmefällen externe Kritiker kommen zu Wort um zu loben, zu kritisieren und Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten. Ein angemessener Tonfall, der nicht despektierlich und reißerisch wirkt, versteht sich hier von selbst und wird auch von Praktikanten und externen Kritikern eingefordert (vgl. Medium 12/2007).

Die „Bild“-Zeitung hat von September 2008 bis März 2009 ein Pilotprojekt lanciert und diese Kritik an der eigenen Zeitung öffentlich gemacht. Zu jeder Ausgabe wurde die Blattkritik als Video im Internet auf bild.de veröffentlicht, die Schärfe der Betrachtung dem Stil der Zeitung angemessen zur Schau gestellt und auch explizit von den Kritikern eingefordert. Exemplarisch hierfür bemühten sich die verantwortlichen Chefredakteure Kai Diekmann, Alfred Draxler und Jörg Quoos schon bei der Begrüßung des Kritikers um möglichst angriffslustige Formulierungen wie: „Sind wir sehr gespannt, was Sie uns gleich um die Ohren hauen.“ (Blattkritik 08.10.08) Die Eröffnung der öffentlichen Blattkritik gestaltete am 22. September 2009 der damalige Außenminister der BRD, Frank-Walter Steinmeier. Ihm folgten in den kommenden Wochen der öffentlichen Blattkritik weitere prominente Gäste wie beispielsweise Eiskunstläuferin Katarina Witt, die Schauspieler Jenny Elvers-Elbertzhagen und Jan Josef Liefers, Fernsehshowmaster Frank Elstner, Fußballmoderatorin Katrin Müller-Hohenstein, Musikproduzent Dieter Bohlen oder der damalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble. Ob diese Phase der öffentlichen Blattkritik nun tatsächlich der Tatsache geschuldet ist, dass „Bild“ stets innovativ und transparent arbeitet wie es Kai Diekmann vor der ersten Blattkritik von Frank-Walter Steinmeier erklärte, oder ob es sich vielmehr um einen PR-Gag unter Schirmherrschaft von deutschen A-Promis handelte, vermag diese Arbeit nicht einzuschätzen. Dankenswerterweise - aus Sicht dieser Untersuchung - wurde die Kritik nicht nur von prominenten Gastkritikern vollzogen, sondern rief auch verantwortliche Redakteure der „Bild“-Zeitung auf den Plan.

Unter anderem kamen als Kritiker zu Wort: Marion Horn (Chefredaktion BILD), Florian von Heintze (stellvertretender Chefredakteur), Ralph Große-Bley (Redaktionsleiter Neue Bundesländer), Daniel Böcking (bild.de Chefredaktion), Walter M. Straten (Stv. Leiter Sportredaktion) und Nikolaus Blome (Leiter BILD-Hauptstadtbüro). Die erstgenannten fünf leitenden Redakteure dienen mit ihren Blattkritiken in dieser Arbeit auch als Bewertungsgrundstock. Exzerpte zu den jeweiligen Kritiken sind im Anhang der Arbeit einsehbar (Anhang S. I - IV)

Untersuchungsfrage I:

Wie aktuell und exklusiv ist die Berichterstattung von „Bild“?

Fehlende Aktualität ist der Kernpunkt in der Kritik von Daniel Böcking, auch Florian von Heintze macht hier große Fehler im Vergleich zur Konkurrenz aus. In seiner Blattkritik wirft Böcking zum Thema Aktualität mehrere Fragen auf, die allesamt für „Bild“ elementar erscheinen. Er hinterfragt, ob „Bild“ allgemein noch Wert auf Aktualität legt und diese noch liefern kann, oder ob man sich vom Zwang der Aktualität bereits los gesagt hat und lieber auf Exklusivität setzt. Außerdem führt er aus, dass es aus Sicht von „Bild“ gar nicht einmal fatal wäre, würde man Einbußen bei der Aktualität verzeichnen, solange man Exklusivität leisten kann und nach wie vor die Themensetzung im Blätterwald inne hat (Vgl. Blattkritik 30.10.08 & Anhang S. II - III).

Bei der Untersuchung dieser Frage waren Vergleichsmedien unumgänglich um auf Aktualität und Exklusivität zu prüfen. Es wurde geschaut, ob „Bild“ im Vergleich zu den Zeitungen schneller, langsamer oder auf Augenhöhe agiert und ob eventuell fehlende aktuelle Themen durch exklusive Themen wett gemacht werden konnten. Außerdem wurde gesondert die Sportberichterstattung betrachtet, da diese oft als eine Art Aushängeschild der „Bild“-Zeitung in Sachen „Aktualität und Exklusivität“ angeführt wird (Vgl. Fachjournalist-Podcast 2008).

Die großen Themen, die vom 12.12.2011 bis zum 16.12.2011 die deutschen Zeitungen hauptsächlich beschäftigten, waren: „Der Giftpanscher“, die Putin-Proteste in Russland und die Wulff-Kredit-Affäre (Anhang S. VI-VII), sowie die UN-Klimakonferenz in Durban und der „12-Tage-Senator“ Michael Braun aus Berlin.

In dieser Woche fiel besonders auf, dass die „Bild“-Zeitung im Vergleich zu den vier anderen Zeitungen bei der Geschichte des Giftpanschers das Schlusslicht gab. Während die Geschichte des vergifteten Glühweins bereits am Montag in der B.Z. als Aufmacher fungierte und bei der Abendzeitung auf Seite 5 in einem halbseitigen Artikel stattfand, war in „Bild“ nicht einmal eine Meldung zu lesen. Am Dienstag, den 13.12.2011 war die Geschichte des Giftpanschers nun in allen betrachteten Zeitungen über wenigstens eine halbe Seite, in „Bild“ fand sie nun auch Beachtung, allerdings lediglich als 16-Zeilen- Meldung. Hier drängt sich nun auch das Gefühl auf, die Geschichte ist bei „Bild“ nicht nur nicht richtig angekommen, sondern auch nur zweifelhaft ausrecherchiert. Die Leser der anderen vier Zeitungen wissen am Dienstag jedenfalls mehr über den unbekannten Giftpanscher, sein Vorgehen und seine Opfer. Leser der B.Z. haben am Dienstag zusätzlich Originaltöne von bisherigen Opfern vor sich, „Bild“-Leser erfahren erstmals von K.O.- Tropfen auf dem Weihnachtsmarkt und zehn bisherigen Opfern. Am Mittwoch kommt die „Bild“ mit einer 17-Zeilen-Meldung und der Überschrift „Giftmischer von Berlin - Jetzt schon 12 Opfer“, die B.Z. hat wieder eine knappe halbe Seite unter der Überschrift „Hier spricht das 11. Opfer des Gift-Mischers“. Am Donnerstag schafft es der Giftmischer nun auch in die „Bild“-Zeitung, sogar als Aufmacher, wie auch zum zweiten Mal in der Woche bei der B.Z.. Da es im Vergleich zur vortägigen Nachrichtenlage nichts neues zum Fall gibt - mit Ausnahme eines inzwischen von der Polizei erstellten Phantomfotos - ist die Geschichte in der Zeitung „Die Welt“ sehr klein gehalten, in der „Süddeutschen Zeitung“ nur noch als Meldung zu finden und in der „Abendzeitung“ ganz raus gefallen.

Eine endgültige Bewertung dieser Berichterstattung muss natürlich berücksichtigen, dass die Gewichtung in Sachen Leser-Relevanz und inhaltlicher Tragweite des Themas stets Chefsache, also Angelegenheit der Chefredaktion, ist. Allerdings wirkt es in diesem Fall etwas „verloren“, dass die „Bild“-Zeitung und somit deren Leserschaft im Vergleich zu den anderen Zeitungen und deren Leser derart zurück bleibt. (Auswahl relevanter Zeitungsausrisse im Anhang S. VI)

Bei den anderen Großthemen der Woche wurde die Medienklaviatur von den betrachteten Zeitungen gleich stark bedient. Das „Bild“-Leser über die UN-Klimakonferenz in Durban weniger erfuhren als beispielsweise die Leser der Zeitungen „Die Welt“ oder „Süddeutsche Zeitung“ ist wohl dem Grundwesen des Boulevardjournalismus geschuldet. Was im Nachhinein erst so wahrhaft deutlich wurde, war die Schlagkraft der von „Bild“ platzierten Affäre Wulff. Diese Kreditaffäre wurde medial von „Bild“ im Betrachtungszeitraum angestoßen, die darauf folgenden Wochen bis zum Rücktritt des Bundespräsidenten vorangetrieben. Hier trumpfte die Zeitung als Taktgeber auf, fand sich am Mittwoch in allen hier betrachteten Vergleichsmedien zitiert wieder (Anhang S. VII). Im Sportteil wurde in der Untersuchungswoche separat auf Aktualität und Exklusivität geachtet. Gegenteilig zu den konkurrierenden Ressorts der Zeitung konnte hier über die gesamte Woche hindurch auf ganzer Linie gepunktet werden. Es bleibt nach dieser Untersuchung festzustellen, dass zum einen kein Thema im „Bild“-Sportteil verpasst wurde, während es in einer der anderen Vergleichsmedien dieser Arbeit lief. Zum anderen bleibt festzustellen, dass „Bild“ in der Untersuchungswoche zwei Exklusivnachrichten hervor brachte die von den anderen Zeitungen tags darauf übernommen und von offizieller Seite bestätigt wurden, sowie bei einer weiteren Fußballgeschichte als einzige Zeitung mit einem Foto aufwarten konnte.[5]

Fazit: Negativ fällt beim Thema Aktualität die hinterher hinkende Berichterstattung zum Giftpanscher auf. Hier wurde man dem Springer-Slogan „Bild-Leser wissen mehr“ eindeutig nicht gerecht. In Sachen Exklusivität konnte die Zeitung hingegen punkten, setzte sie doch mit der Wulff-Affäre ein Thema, welches die deutsche Medienlandschaft bis in das Frühjahr 2012 hinein weiter begleiten sollte. Auch der Sportteil der Zeitung konnte vor allem durch Exklusivität punkten. Außerdem fiel hier auf, dass man auch im Umfang der Berichterstattung in keinster Weise zurücksteht, mangelnden Platz und Zeilen durch eine Vielzahl von Meldungen kompensiert.

Untersuchungsfrage II:

Gibt es journalistisch-handwerkliche Fehler? Verspricht die Überschrift zu viel?

Diese Frage wird in den Blattkritiken von Marion Horn, Ralph Große-Bley, Daniel Böcking und Walter M. Straten in unterschiedlichster Art aufgeworfen. Während Marion Horn vor allem irreführende Formulierungen anprangert, die die inhaltlichen Kerngegebenheiten der Geschichte verfälschen, kritisieren Große-Bley, Böcking und Straten in erster Linie die schlichten Fehler im journalistischen Handwerk der Zeitung. Vor allem die Inhaltsdifferenzen zwischen Überschrift und Textinhalt in den Artikeln werden hier angemahnt, sowie irreführende Bildunterschriften oder schlicht deplatzierte Informationen. Um diesen Vorwürfen der Blattkritiker nachzugehen wurde die „Bild“- Zeitung im Untersuchungszeitraum auf die Stimmigkeit von Überschrift zu Textinhalt und Textinhalt zu beigestelltem Foto untersucht. Außerdem wurde im Falle von Kommentierungen darauf geachtet, ob diese für den Leser mit ausgiebigen Vorabinformationen zum jeweiligen Thema des Kommentares unterfüttert wurden. Auch die Stimmigkeit von Bildunterschriften und Fotoinhalt wird in dieser Untersuchungsfrage geklärt.

Eine erste Dissonanz zwischen Überschrift und Textinhalt lässt sich in der Montagsausgabe vom 12.12.2011 beobachten. Hier wird ein „Bild“-bekanntes Stilmittel eingesetzt und die Überschrift als Frage formuliert. So fragt „Bild“ in der Überschrift auf Seite 3 „Warum gibt’s auf dem Uni-Klo Vibratoren?“, beantwortet diese Frage im Text jedoch nicht. Statt Antwort auf die Frage zu geben, warum in der Universität von Ulm nun Vibratoren am Automaten zu ziehen sind, wird hier von einem „brummenden Geschäft“ geschrieben und eine „Dildungsoffensive“ ausgemacht. Was dem ein oder anderen Leser sicher ein Schmunzeln beschert, entlässt den Rest, gemessen an der Ankündigung der Überschrift, mit einer offenen Frage und inhaltlicher Leere. Ähnlich verhält es sich in der Dienstagsausgabe vom 13.12.2011 auf Seite 3, diesmal lautet die „Bild“-Frage: „Haben die Huren jetzt alle einen Bausparvertrag?“ In diesem Artikel ging es um eine Vertreterreise des Finanzkonzerns Wüstenrot an den Zuckerhut, während der es wohl zu exzessiven Sex-Orgien gekommen ist. Dass die Huren vom Zuckerhut nach diesen Orgien keinen Bausparvertrag bekommen haben, versteht sich wohl von selbst. Geklärt wurde dies im Artikel jedoch nicht, die Frage der Überschrift bleibt somit wieder unbeantwortet. Eine weitere Ungereimtheit in der Dienstagsausgabe ist auf Seite 1 (im Anriss) und auf Seite 9 (in der Fortsetzung) zu begutachten. Diesmal ist es weniger die Überschrift, die irreführt, als vielmehr das beigestellte Foto. So sieht man auf Seite 1 die Schauspieler Til Schweiger und Iris Berben in inniger Umarmung, die eine eindeutige „Pärchenbotschaft“ sendet. In der Überschrift auf Seite 1 heißt es zudem “Wie erotisch finden sie sich?“, wobei das Wort „erotisch“ in der Farbe Lila hervorgehoben wird. Auf Seite 9, wo der eigentliche Artikel zu finden ist, ist die Pärchenumarmung nun halbseitig abgedruckt, gleichwohl wird diese Fatamorgana vom neuen Promi-Paar hier in der Überschrift aufgelöst wo es heißt: „Ich hätte nichts gegen Til als Liebhaber“ („Bild“ 13.12.08 & Anhang S. VIII). Aber auch hier wurden die Worte „Til als Liebhaber“ farblich hervorgehoben. Es liegt nahe, zu vermuten, dass diese ansatzweisen Täuschungen durch Bebilderung und Textgestaltung mutwillig gemacht wurden. Aufjeden Fall aber lässt sich feststellen, dass Überschrift-Foto-Textinhalt hier nicht stimmig einhergehen.

Weitere Wirrungen zwischen Überschrift-Foto-Textinhalt machten sich bei den Geschichten zum „Seite-1-Girl“ bemerkbar. Am 13.12.2011 wird bei Seite-1-Girl Rosie im Beistelltext behauptet, sie hätte für die „Bild“-Leser ihr letztes Hemd gegeben, weshalb sie nun am aktuellen „Bild“-Gewinnspiel teilnehmen müsste. Am 16.12.2011 wird bei „Seite-1-Girl“ Lucy unverhohlen Werbung für das „Bild“-Handy gemacht, obwohl die Dame auf dem Foto offensichtlich kein Handy in der Hand hat, sondern vielmehr lasziv an ihrer Strickjacke zieht., heißt es im Text::

„HALLO, HALLO? Spricht die schöne Lucy (27) aus England etwa gerade in ein BILD-Mini-Handy? Das ist so klein, dass man es leicht übersehen kann. Zumal bei solcher Ablenkung: Lucys Talente sind nämlich so gar nicht mini.“

Hier kann nach der Untersuchungswoche ein absichtliches Muster vermutet werden, da die „Bild“-Redaktion Beistelltexte zum „Seite-1-Girl“ offensichtlich nur dann ausformuliert, wenn sie eine Eigenwerbung auf Seite 1 damit flankieren kann. Befindet sich keine größere Eigenwerbung auf der Titelseite, beschränkt sich der Beistelltext zum Girl auf die Kurzangaben des Traumberufes, Hobbys etc. (Vgl. „Bild“ vom 12/15.12.2011: 1).

[...]


[1] Diese Kampagne läuft seit 1971, nach Angaben von „Bild“ mit 20.000 Leseranfragen pro Jahr. Leser der können sich an die Redaktion wenden, Redakteure versuchen zu vermitteln und für den Kunden zu „kämpfen“. Erfolgreich gelöste Probleme veröffentlicht „Bild“. Quelle ist im Literaturverzeichnis unter „Bild“ kämpft! Aufgeführt.

[2] Ein deutschlandweiter Spendenaufruf, dessen Erlöse Kinderhilfsprogrammen zugutekommen. „Ein Herz für Kinder“ startete 1977, erfreut sich stets prominenter Unterstützung aus Politik, Film & Sport.

[3] Detaillierte Informationen zu der Institution „öffentliche Blattkritik“ und den daraus entnommenen Informationen sind im kommenden Kapitel „Die öffentliche Blattkritik“ zu finden. Die journalistischen Leitlinien des Verlages sind unter www.axel-springer.de in Gänze abrufbar.

[4] Als Vergleichsmedien aus dem Boulevard-Journalismus mussten regionale Vertreter herangezogen werden, da „Bild“ überregional außer Konkurrenz agiert. Die angegebenen Auflagenzahlen stammen von der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. und wurden am 22.02.2012 unter www.ivw.eu/index online abgerufen.

[5] „Schalke jagt Stanis Obasi“; „Bild“ Seite 11, Di. 13.12.2011 & „Werder an Merkel interessiert“; „Bild“ Seite 14, Do. 15.12.2011. Mit Exklusivfoto lief am Mittwoch den 14.12.2011 die „Trainingsprügelei“ bei Eintracht Frankfurt. Zeitungsausrisse sind im Anhang auf den Seiten VII und VIII zu finden.

Was kostet eine ganze Seite in der Bild Zeitung?

Preisbeispiele für Anzeigen in der 'Bild'*:.

Wie groß ist eine Bild Zeitung?

Es hat die Maße 400 × 570 mm (Broadsheet) und 285 × 400 mm (Tabloid). Der Satzspiegel, also der bedruckbare Bereich, liegt bei 370 × 536 mm (Broadsheet) und 268 × 370 mm (Tabloid). Im Nordischen Format erscheinen zum Beispiel die BILD, FAZ und die Süddeutsche Zeitung.

Wie viele Bild Leser gibt es?

Bild (Zeitung).

Wie hoch ist die tägliche Auflage der Bild Zeitung?

Die verkaufte Auflage der BILD/B.Z. Deutschland lag im dritten Quartal 2022 bei rund 1,19 Millionen Exemplaren.