Wie kommt es dass beim Auge Gegenstände trotz unterschiedlicher Entfernung scharf auf der Netzhaut abgebildet werden?

Räumliches Sehen und optische Täuschungen

In jedem Auge entsteht ein flächiges Bild des betrachteten Gegestands. Wir sehen aber nicht zwei getrennte Bilder des Gegenstands, sondern ein einziges räumliches Bild. Dies ist eine Leistung unseres Gehirns. Vergleicht man nämlich das Netzhautbild des rechten und linken Auges miteinander, dann stellt man fest, dass sie deutlich voneinander verschieden sind. Das rechte Auge sieht den Gegenstand mehr von rechts, das linke Auge mehr von links. Mit beiden Augen wird der Gegenstand vollständig gesehen, da im Gehirn beide Bilder zu einem räumlichen Bild vereint werden. Echtes räumliches Sehen ist nur beidäugig möglich.

Dass unser Gehirn beim Sehen beteiligt ist, können wir an weiteren Beispielen verdeutlichen. Betrachtest du Bild 9 genau, so scheint die Person im Hintergrund größer als die im Vordergrund zu sein. Ein Nachmessen zeigt dir aber, dass beide Personen gleich groß sind. Dies ist eine optische Täuschung. Sie entsteht, weil die Straße einen räumlichen Eindruck erweckt. Im Gehirn ist die Erfahrung gespeichert, dass der hintere Gegenstand kleiner sein müsste als die vorderen, da er weiter entfernt ist. Sind nun die Personen gleich groß, erscheint uns die hintere größer.

Einige sehen auf der Abbildung 9 b ein junges Mädchen, andere eine alte Frau, obwohl auf der Netzhaut aller Betrachter das gleiche Bild entsteht. Auch bei der Auswertung dieses Bilds werden die gespeicherten Erfahrungen im Gehirn unbewusst bei der Sehwahrnehmung mitverarbeitet.

Bei der Betrachtung der Abbildung 9 c erscheinen die inneren Kreise unterschiedlich groß, obwohl sie den gleichen Durchmesser besitzen. Die Ursache dieser optischen Täuschung liegt darin, dass die Flächen in unserem Gehirn immer in Bezug zu ihrer Umgebung (kleinere Kreise, größere Kreise) wahrgenommen werden.

Empfindlichkeit des Auges

Das Auge ist ein sehr empfindliches Sinnesorgan. Es kann eine Vielzahl von Farben bei unterschiedlichen Helligkeiten aufnehmen und verarbeiten. Die Lichtenergie, die gerade noch von den Augen wahrgenommen wird, beträgt etwa 2⋅10−17J.

Das Auflösungsvermögen beträgt etwa 1/60 Grad. Das bedeutet: Zwei Punkte eines Gegenstands, die man unter einem Winkel von 1/60 Grad sieht, kann man gerade noch als getrennte Punkte wahrnehmen. Das wären 2 Punkte in 1 m Entfernung, die einen Abstand von 0,2 mm voneinander haben.

Augenfehler

Wie auch bei anderen Sinnesorganen können beim Auge angeborene oder erworbene Fehler auftreten. Dazu zählen Kurzsichtigkeit, Übersichtigkeit (Weitsichtigkeit) und Alterssichtigkeit sowie Fehler beim Farbensehen (Rot-Grün-Schwäche, Farbenblindheit).

Viele dieser Augenfehler können durch Sehhilfen (Brillen, Kontaktlinsen) oder durch Operationen korrigiert werden.

Wie stellt sich das Auge auf unterschiedliche Entfernungen des Gegenstandes ein?

Die Anpassung des Auges an die Entfernung – man spricht auch von Akkommodation – geschieht mithilfe der Augenlinse. Durch die Ziliarmuskeln wird die Krümmung der Augenlinse und damit die Brechkraft des Linsensystems stufenlos verändert. Die Augen passen sich unwillkürlich an die jeweiligen Entfernungen an.

Warum kann der Mensch nicht gleichzeitig Gegenstände in der Nähe und in der Ferne scharf sehen?

Beim Blick in die Ferne ist die Wölbung der Linse relativ flach, schauen wir in die Nähe, wird die Krümmung stärker. Wir können also nicht gleichzeitig in die Nähe und in die Ferne scharf sehen. Unser Gehirn steuert die Wölbungen der Linse ohne unser weiteres Zutun in Sekundenbruchteilen.

Werden weit entfernte oder nähere Gegenstände größer auf der Netzhaut abgebildet?

Eigenschaften des Bildes auf der Netzhaut Die Gegenstandsweite , also der Abstand vom betrachteten Gegenstand zum Auge, ist deutlich größer als die mittlere Brennweite der Augenlinse von f ≈ 20 m m .

Wie wird das Bild auf der Netzhaut abgebildet?

Das Bild auf der Netzhaut wird über die Nervenzellen‎ der Netzhaut, die sich wiederum zum Sehnerv‎ vereinigen, in Form elektrischer Impulse dem Gehirn zugeleitet. Erst dort, im Sehbereich der Gehirnrinde, werden die Bilder rekonstruiert und umgekehrt: der Seheindruck entsteht.