Wenn du nur wenige freunde hat bedeutet dies

kmpkt Freundschaftsparadox

Warum du beliebter bist, als du glaubst

Veröffentlicht am 09.05.2022 | Lesedauer: 3 Minuten

Wahrscheinlich bist du viel beliebter, als du denkst Teaser Wahrscheinlich bist du viel beliebter, als du denkst Teaser

Quelle: Unsplash.com/Linpaul Rodney

„Warum haben meine Freunde mehr Freunde als ich?“ – Dieses sogenannte Freundschaftsparadox nagt am Selbstwertgefühl. Aber du kannst beruhigt sein, der Eindruck entspricht nicht der Realität, wie Forscher nun ausgerechnet haben.

Anfang der Neunzigerjahre schien ein Soziologe alle Vorurteile in Bezug auf Freundschaften zu bestätigen: Damals, genauer gesagt im Jahr 1991, veröffentlichte Scott Feld eine wissenschaftliche Studie unter dem Titel „Wieso Ihre Freunde mehr Freunde haben als Sie“.

Er beschrieb damit das Phänomen, dass deine Freunde vermeintlich einen größeren Freundeskreis besitzen als du selbst – und damit wohl beliebter sind.

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Das beschriebene Freundschaftsparadox lässt sich durch statistische Durchschnittswerte sogar mathematisch belegen. Die soziologische Erklärung: Vermutlich freunden sich Menschen einfach eher mit Personen an, die viele Freunde haben und sich somit bereits als sozial kompatibel erwiesen haben. Klingt zu simpel und deprimierend zugleich, um wahr zu sein.

Das dachte sich auch der Mathematiker George Cantwell vom Santa Fe Institute im US-Bundesstaat New Mexico. Er wollte daher ein Berechnungsmodell finden, das in Sachen freundschaftlichen Beziehungen näher an der Realität ist als das Freundschaftsparadox.

Und siehe da: Die Sache mit der Beliebtheit ist weitaus differenzierter als bisher angenommen.

Wahrscheinlich bist du viel beliebter, als du denkst

Quelle: Unsplash.com/Design Ecologist

Die Berechnungen, die das Freundschaftsparadox des Soziologen Feld bisher belegt haben, beziehen nur das durchschnittliche Verhalten von Menschen mit ein. Fakt ist aber: Ergebnisse, die nur auf Durchschnittswerten basieren, können durch einige wenige statistische Ausreißer verzerrt werden, wie Cantwell in einer Pressemitteilung seiner Hochschule erklärt:

Um ein vollständigeres Bild zu erhalten, haben wir die gesamte Verteilung untersucht, die beschreibt, wie Menschen im Vergleich zu ihren Freunden abschneiden. 

Die neu aufgestellte statistische Verteilung zeigt: Besonders populäre Menschen neigen dazu, mit noch beliebteren Persönlichkeiten abzuhängen – sei es, weil sie als besonders cool, nett oder spannend gelten. Einzelgänger hingegen freunden sich eher mit Gleichgesinnten an. Sprich: Ihr jeweiliger Freundeskreis bleibt ungefähr immer gleich groß. Die Ergebnisse der Berechnungen von Cantwell und seinen Kolleginnen und Kollegen wurden im Fachmagazin „Journal of Complex Networks“ veröffentlicht.

Hinzu kommt: In Zeiten von Social Media werden freundschaftliche Netzwerke immer größer.

Wahrscheinlich bist du viel beliebter, als du denkst

Quelle: Unsplash.com/Tiago Rosado

Wie intensiv diese zwischenmenschlichen Beziehungen sind, weiß keiner so genau. Die Zahl der virtuellen „Freunde“ hat jedoch einen Effekt auf die Wahrnehmung unseres sozialen Status und der Popularität im normalen Leben, weil wir uns ständig mit anderen vergleichen würden, so die Forschenden.

Es gibt praktisch keine Grenzen für die Anzahl der Menschen, die jemandem folgen können.

Daher gebe es eher ein sogenanntes verallgemeinertes Freundschaftsparadox, wie die US-Forscher sagen: Menschen, die mit sehr vielen befreundet sind, haben mit einer höheren Wahrscheinlichkeit in ihrem Bekanntenkreis auch Menschen, die nicht nur beliebter, sondern oftmals reicher und nach allgemeinen Schönheitsidealen attraktiver sind als man selbst. Dieser Effekt wird durch Social Media verstärkt, es könnte von einem „Influencer-Effekt“ die Rede sein. Oder aber: Gleich und gleich gesellt sich gern.

Umgekehrt ist das Phänomen bei Personen mit einem kleinen Freundeskreis nicht so stark vertreten.

Wahrscheinlich bist du viel beliebter, als du denkst

Quelle: Unsplash.com/Sam Manns

Die Freunde dieser Menschen haben in den meisten Fällen genauso viele, manchmal sogar weniger Kumpels. Demnach ist also die Sorge, als unpopulär im Vergleich zu den eigenen Kumpels wahrgenommen zu werden, in erster Linie der subjektiven Wahrnehmung sowie dem Vergleich mit anderen in den sozialen Netzwerken geschuldet.

Oder um es einfacher zu sagen: Die Cheerleaderin wird immer mehr Freunde haben, die wahrscheinlich auch noch einmal beliebter sind als sie selbst, während der Computergeek sich eher mit dem Briefmarkensammler zusammentut.

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Es ist also eher so, dass sich ähnliche Persönlichkeitstypen gern zusammentun – und das hängt in den meisten Fällen nicht mit der Popularität der Freunde zusammen.

Ein Fall fürs Freundschaftsbuch

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Dieser Artikel wurde erstmals im Juni 2021 veröffentlicht.

Ist es schlimm wenn man nur wenige Freunde hat?

Eine Langzeitstudie aus den USA hat nämlich jetzt belegt, dass vor allem die Testpersonen, die wenige,aber enge Freund:innen in ihrer Jugendzeit hatten, weniger häufig an Angstgefühlen litten. Diese Personen waren grundsätzlich im späteren Leben selbstbewusster, unabhängiger und psychisch insgesamt gesünder.

Warum manche Menschen keine Freunde haben?

In manchen Phasen des Lebens ist es ganz normal, wenig soziale Kontakte zu haben. Etwa wenn Sie neu in einer Stadt sind. Auch wenn sich Interessen ändern, kann das für Freundschaften das Ende bedeuten. Abgesehen davon, kann Zeit alleine für Sie gut und wertvoll sein.

Wie viele Freunde hat ein normaler Mensch?

66 Prozent der Bevölkerung haben einen besten Freund oder eine beste Freundin. Im Schnitt haben die Deutschen 3,7 enge Freunde und zählen 11 Personen zu ihrem erweiterten Freundeskreis. Der gesamte Bekanntenkreis besteht durchschnittlich aus 42,5 Personen.

Warum habe ich so wenig Freunde?

“ Tatsächlich liegt es oft an einem selbst, dass man keine Freunde (mehr) findet. Wenn es Dir auch so geht: Mach Dich nicht fertig. Die Ursachen lassen sich nämlich umgehen, wenn Du sie erst ausfindig gemacht hast. Alleine sein kann eine Weile nett sein, aber auf Dauer auch bedrückend.