Was bedeuten kugelartige gebilde an eichenblätter

Was bedeuten kugelartige gebilde an eichenblätter

Gallapfel an Stängel, unversehrt und aufgeschnitten

Was bedeuten kugelartige gebilde an eichenblätter

Der rundliche Gallapfel, auch Eichengalle, Eichengallapfel und Blattgalle (von lateinisch galla) sowie Eichapfel genannt, ist eine meist gerbstoffhaltige Pflanzengalle, eine Wucherung, die im Herbst an der Unterseite von Eichenblättern, insbesondere von Quercus infectoria, aber auch von der Traubeneiche und der Stieleiche, vorkommt.[1] Er entsteht durch abgelegte befruchtete Eier von Gallwespen (Cynipidae), etwa der Gemeinen Eichengallwespe (Cynips quercusfolii).

Im Inneren des Gallapfels befindet sich eine Larve, aus der im Herbst dann das immer weibliche Insekt ausschlüpft, welches je ein unbefruchtetes Ei in den Vegetationskegel der Eichenknospe legt. Dieses überwintert dort und bildet ab dem Frühling Knospengallen (Taschenbergii-Gallen), aus denen dann im Juni sowohl Männchen als auch Weibchen der Eichengallwespe schlüpfen. Die befruchteten Weibchen legen dann wieder Eier mit Hilfe des Legestachels in eine Blattader des Eichenblattes ab. Durch eine Abwehrreaktion der Eiche entsteht um die Legestelle die krankhafte Wucherung, die aufgrund der Kugelform Gallapfel genannt wird.

Gewerbliche Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gallapfel enthält bis zu 60 %[2] Gallusgerbsäure (Tannin) und Gallussäure und schmeckt daher adstringent sauer. Der Absud von grob gemahlenen Galläpfeln liefert mit Eisensalzen (beispielsweise Eisen(II)-sulfat) tiefdunkle Verbindungen, die als schwarze Tinte, genannt Eisengallustinte, aber auch als Gerbstoff für das Gerben von Leder verwendet wurde. Auf den ehemaligen Standort einer auf die Verarbeitung von Galläpfeln spezialisierten Mühle weist der Name des Kaiserslauterer Stadtteils Galappmühle hin.

Neben dem Gallapfel gibt es noch Wucherungen an Eichen, die ebenfalls durch die Eiablage der Gallwespen ausgelöst werden, die nicht kugelförmig sind und nur 25–28 % Gerbstoffe enthalten. Sie werden Knopper (plural: Knoppern) genannt, wurden ebenfalls gewerblich genutzt und als Rohstoff gehandelt.

Es wird vermutet, dass die Rezeptur für Tinte aus Gallsäure im 1. Jahrhundert aus dem arabischen Raum nach Mitteleuropa kam. Schriftliche Beschreibungen datieren bis in das 3. Jahrhundert zurück.[2]

Heilkundliche Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Früher wurden Galläpfel, insbesondere die noch grünen und bitteren Eichengalläpfel, auch zur Zubereitung von Arzneimitteln, etwa zur Behandlung von Hautflechten oder übermäßiger Menstruation, verwendet.[3][4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Gleinser: Anna von Diesbachs Berner ‚Arzneibüchlein‘ in der Erlacher Fassung Daniel von Werdts (1658). Teil 2: Glossar (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 46). Wellm, Pattensen/Han., jetzt im Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 1989 (Zugleich: Medizinische Dissertation Würzburg 1989), ISBN 3-921456-86-X, S. 111.
  • Ernst Küster: Beiträge zur Kenntnis der Gallenanatomie. In: Flora oder allgemeine botanische Zeitung. Band 87, 1900, S. 117–193.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. etwa Jürgen Martin: Die „Ulmer Wundarznei“. Einleitung – Text – Glossar zu einem Denkmal deutscher Fachprosa des 15. Jahrhunderts. Königshausen & Neumann, Würzburg 1991 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 52), ISBN 3-88479-801-4 (zugleich Medizinische Dissertation Würzburg 1990), S. 129 (Galla).
  2. ↑ a b Alte Rezeptur für die Eisengallustinte. In: Planet Wissen. 13. März 2015, abgerufen am 7. November 2018.
  3. Gart der Gesundheit. 1485, Kapitel 203.
  4. Joachim Telle: Altdeutsche Eichentraktate aus medizinischen Handschriften. Beiträge zur pharmazeutischen Kleinliteratur im ausgehenden Mittelalter. In: Centaurus. Band 13, 1968, S. 37–61, hier: S. 40 und öfter.

Was sind Galläpfel an Eichen?

Der rundliche Gallapfel, auch Eichengalle, Eichengallapfel und Blattgalle (von lateinisch galla) sowie Eichapfel genannt, ist eine meist gerbstoffhaltige Pflanzengalle, eine Wucherung, die im Herbst an der Unterseite von Eichenblättern, insbesondere von Quercus infectoria, aber auch von der Traubeneiche und der ...

Wie sieht die Eichengallwespe aus?

Es handelt sich um eine kugelige, grün, später rot gefärbte Galle von 10 bis 22 Millimeter Durchmesser. Die Oberfläche ist ganz glatt oder trägt zerstreut kleine Warzen. Die Galle ist fleischig und dickwandig, nach der Reife wird sie braun und schrumpelt zusammen.

Wie sehen Galläpfel aus?

NABU-Beobachtungstipp für den Herbst. Jetzt im Herbst lohnt es sich noch einen Blick auf Eichen-, Buchen oder auch Rosenblätter zu werfen: Rotbackig wie Äpfel finden sich hier bis zu kirschgroße kugelige Gebilde, manchmal auch größere zottelige Kugeln - die so genannten Gallen oder Galläpfel.

Wie entstehen Galläpfel?

Der Gallapfel, der dabei an Eichenblättern durch Einwirkung der gemeinen Eichenblattwespe (Cynips quercusfolii) entsteht, wurde aufgrund des hohen Gehalts an Gerbstoffen früher zur Herstellung von Tinte und in der Gerberei verwendet. Auch heute gibt es noch Hersteller, die die sogenannte Eisengallustinte vertreiben.