Waren der kanadische Eiskunstläufer Brian Boitano und Katarina Witt ein Paar?

Heute tauchen wir ganz tief in die Geschichte ein und gehen zurück in das Jahr 1987. Weltmeister bei den Herren wurde damals Brian Orser, der als erster Läufer der Welt in der Kür zwei dreifache Axel zeigte. Es sollte Orsers einziger WM-Titel bleiben. Heute gehört er zu den erfolgreichsten Trainern. Zweiter wurde Brian Boitano, der 1986 und 1988 Weltmeister war und Orser 1988 auch das olympische Gold wegschnappte. Bronze holte sich der Weltmeister von 1985 Alexander Fadejew. Für die beiden deutschen Staaten gab es nichts zu holen. Richard Zander aus der BRD landete auf dem neunten Platz, Falko Kirsten aus der DDR belegte Rang 13.

Bei den Damen sah das ganz anders aus. Hier holte sich Katarina Witt ihren Weltmeistertitel, den sie im Vorjahr an Debi Thomas verloren hatte zurück und gewann ihren dritten von vier Weltmeistertiteln. In der Kür hatte sie fünf dreifache im Programm, was seinerzeit eine außergewöhnliche Leistung war. Katarina sollte zwei Jahre später mit den beiden Brians im Film "Carmen" brillieren. Nicht so viel Glück hatte die zweitplatzierte Debi Thomas. Sie konnte zwar bei Weltmeisterschaften einen kompletten Medaillensatz gewinnen und holte bei den Spielen 1988 Bronze. Privat ging ihr aber alles daneben. Sie ist zweimal geschieden und verlor nach einer Privatinsolvenz ihre orthopädische Praxis und ihre Zulassung als Ärztin Heute soll sie mit ihrem Verlobten in einem Wohnwagen leben. Dritte wurde Caryn Kadavy, deren Laufbahn extrem kurz war und auf internationalem Level nur drei Jahre dauerte. Sie ist heute als Trainerin tätig. Für die Bundesrepublik holte Claudia Leistner einen beachtlichen sechsten Rang. Zwei Jahre später sollte es neben dem Europameistertitel auch WM-Silber geben.
Der Paarlauf war schon damals fest in russischer Hand. Jekaterina Gordejewa / Sergei Grinkow holten 1987 ihren zweiten von vier WM-Titeln. In ihrer Laufbahn wurden sie auch zweimal Olympiasieger. Nach dem Ende ihrer Amateurkarriere heirateten beide und wurden 1992 Eltern einer Tochter. Das Flück sollte aber nicht von langer Dauer sein. Nur acht Tage nach ihrem letzten Auftritt starb Sergel am 20. November 1995 an einem Herzinfarkt. Grund war eine nicht entdeckte genetische Vorerkrankung. Er wurde nur 28 Jahre alt. Besonders tragisch, schon Jekaterinas Vater starb später an einem plötzlichen Herzinfarkt verstorben. Sie nutze dann ihre Popularität um bei Veranstaltungen auf die Problematik von Herzerkrankungen aufmerksam zu machen. Heute ist sie mit dem Olympiasieger Ilja Kulik verheiratet, mit dem sie ebenfalls eine Tochter hat. Jelena Walowa / Oleg Wassiljew waren die Dauerrivalen von Gordejewa / Grinkow und wurden bei sechs WM-Starts dreimal Erste und dreimal Zweite. Bei Olympia holten sie Gold und Silber. Beide waren das erste Paar, welches einen dreifachen Einzelsprung zeigte und das erste Paar, dass einen dreifachen Sprung in der Kombination vorführte. Beide waren acht Jahre lang miteinander verheiratet. Jelena arbeitet heute als Trainerin in den USA. Oleg versuchte sich noch ein zweites Mal an der Ehe, scheiterte aber erneut. Dafür sorgte er als Trainer für Furore, denn er führte Tatjana Totmjanina und Maxim Marinin zu Olympiagold und zwei Weltmeistertiteln. Jill Watson / Peter Oppegard verhinderten als Dritte ein komplettes russisches Podium. Es sollte ihre einzige WM-Medaille bleiben. Jill arbeitet heute als Trainerin. Peter ist der Schwager der fünfmaligen Weltmeisterin Michelle Kwan und hat mit seiner Frau Karen zwei Kinder. Auch er arbeitet als Trainer und arbeitete einige Zeit mit Yuna Kim. Deutschland war bei den Paaren nur einmal vertreten. Sonja Adalbert / Daniele Caprano beendeten den Wettbewerb auf dem elften Platz.
Im Eistanz gab es ebenfalls einen Doppelsieg für die damalige UdSSR. Der Sieg ging an Natalja Bestemjanowa / Andrei Bukin. Von 1985 bis 1988 gewannen sie alle großen Titel und wurden Olympiasieger, vierfache Welt- und fünffache Europameister. Ihre Trainerin Tatjana Tarassova ist noch heute in Russland eine Legende. Natalja spielt heute eine ähnliche Rolle wie Katarina Witt und ist Dauerjurorin in der russischen und der englischen Version von Dancing on Ice. Andrei ist der Vater von Ivan Bukin, der mit Alexandra Stepanova Junioren-Weltmeister im Eistanz wurde und mehrere Medaillen bei Europameisterschaften gewann. Zweite wurden Marina Klimowa / Sergei Ponomarenko die, zumindest zeitweise, ebenfalls von Tarassova trainiert wurden. Sie liefen dreimal bei Olympia und holten in dieser Reihenfolge Bronze, Silber, Gold. Außerdem wurden sie dreimal Welt- und viermal Europameister. Beide sind seit 1984 verheiratet und haben zwei Kinder. Sie arbeiten heute als Trainer. Bronze holten Tracy Wilson / Robert McCall. Die siebenfachen kanadischen Meister standen während ihrer Karriere immer im Schatten der beiden russischen Paare. Immerhin holten sie dreimal Bronze bei Weltmeisterschaften und einmal bei Olympia. Tracy arbeitet heute als Trainerin und Choreografin an der Seite von Brian Orser. Robert starb schon 1991 mit 33 Jahren an einem durch AIDS verursachten Hirntumor. Seine langjährige Partnerin Tracy engagiert sich bis heute im Kampf gegen AIDS. Aus dem deutschsprachigen Raum waren kurioserweise zwei Geschwisterpaare am Start. Die Österreicher Kathrin Beck / Christoff Beck erreichte einen sehr guten sechsten Platz. Für deutschland gingen nicht nur Geschwister, sondern auch noch Zwillinge auf das Eis. Die beiden Konstanzer Antonia Becherer / Ferdinand Becherer erreichten mit Platz sieben ihre beste WM-Platzierung.

Viele gute und auch ein paar schlechte Nachrichten aus einer längst vergangenen Zeit. Die jüngeren können wahrscheinlich mit den meisten Namen gar nichts anfangen und die älteren haben vielleicht manches schon vergessen. Hier sind sie, die Stars der WM 1987 mit ihren Schaulauf-Programmen.

https://youtu.be/4AyxGzG7pIg