Soll man sich mit astrazeneca impfen lassen oder nicht

Zu viele Impfberechtigte sagen ihre Impftermine ab, weil sie sich nicht mit dem Corona-Vakzin des Herstellers AstraZeneca impfen lassen wollen. Mediziner müssen deshalb oft Überzeugungsarbeit leisten.

Viele Menschen sind aufgrund von Meldungen überseltene Sinusvenenthrombosen nach einer Impfung mit dem Vektorimpfstoff von AstraZeneca stark verunsichert. Impfzentren in Hessen berichteten, dass mehr als 50 Prozent der Impftermine mit dem Vakzin nicht wahrgenommen werden. Auch im Impfzentrum des Landkreises Aurich in Ostfriesland haben Menschen Angst vor dem Impfstoff: An einem Tag erschienen 67 Berechtigte erst gar nicht, 33 lehnten vor Ort die Impfung ab oder versuchten zu belegen, dass sie mit einem der mRNA-Impfstoffe von BionTech oder Moderna geimpft werden müssen.

AstraZeneca: Risiko für Impf-Nebenwirkungen bei Älteren gering

Wie hoch der Nutzen einer Impfung mit AstraZeneca gegenüber den Risiken ist, zeigen Daten aus Großbritannien: Je älter die Menschen sind, umso geringer wird das Risiko und der Nutzen überwiegt bei Weitem. Die Ständige Impfkommission (Stiko) beim Robert Koch-Institut empfiehlt den Impfstoff derzeit für Menschen über 60, denn nur ein verschwindend geringer Teil der älteren Geimpften bekommt Nebenwirkungen. Fast alle Geimpften aber erkranken nicht an Covid-19 oder haben einen milden Verlauf. Laut Experten ist das Risiko, ungeimpft an einer Covid-19-Erkrankung zu versterben, extrem viel größer. Bereits die erste Impfung mit AstraZeneca kann verhindern, dass man auf der Intensivstation landet. Der Schutz durch die Immunisierung steigert sich nach der Impfung von Woche zu Woche.

Langsame Impf-Geschwindigkeit schlecht für Herdenimmunität

Epidemiologen warnen: Steigt die Zahl der Menschen, die sich nicht impfen lassen, verzögert sich die Impf-Geschwindigkeit, mehr Menschen infizieren sich und die Herdenimmunität wird nicht erreicht. Wer die Impfung mit AstraZeneca sausen lässt oder auf einen mRNA-Impfstoff beharrt, nimmt außerdem Jüngeren die Impfkapazitäten weg. Einige Experten fordern, die Personen sollten sich dann hinten anstellen und erst später einen Termin bekommen.

Corona-Impfung mit AstraZeneca: Solidarität ist gefordert

Mediziner appellieren zudem an die Solidarität der Impfberechtigten. Denn nur wenn sich sehr viele Menschen impfen lassen - egal mit welchem Impfstoff - ist ein Ende der Pandemie erreichbar und ein Zurück ins normale Leben möglich.

Experten zum Thema

Norman Büchter
Leiter Impfzentrum Georgsheil, Landkreis Aurich
Georgsheiler Weg 52
26624 Südbrookmerland
www.landkreis-aurich.de

Prof. Dr. Leif Erik Sander
Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie
Charité Campus Mitte - Universitätsmedizin Berlin
Charitéplatz 1
10117 Berlin
www.charite-inflab.de

Prof. Dr. Stefan Kluge, Direktor Klinik für Intensivmedizin
Stellv. Leiter Zentrum für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52
20251 Hamburg
www.uke.de

Prof. Dr. Reinhold Förster, Immunologe
Institut für Immunologie
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
www.mhh.de

Prof. Dr. Timo Ulrichs, Epidemiologe
Professor für internationale Not- und Katastrophenhilfe 
Lehrstuhl für Globale Gesundheit und Entwicklungszusammenarbeit
Akkon Hochschule für Humanwissenschaften
Colditzstraße 34-36
12099 Berlin
www.akkon-hochschule.de

Dr. Marc Hanefeld
Facharzt für Allgemeinmedizin, Anästhesiologie, Spezielle Intensivmedizin, Notfallmedizin, Ärztliches Qualitätsmanagement
Bahnhofstraße 18, 27432 Bremervörde
www.praxis-hanefeld.com

 

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Ist Astra ein guter Impfstoff?

Studien belegen hohe Wirksamkeit In den Zulassungsstudien zeigte sich, dass die Wahrscheinlichkeit, an COVID-19 zu erkranken, bei den vollständig mit Vaxzevria® geimpften Personen um bis zu 80 Prozent geringer war als bei den nicht geimpften Personen.

Ist Astra ein totimpfstoff?

Vektorimpfstoffe nutzen ein ähnliches Wirkprinzip, allerdings nutzen sie anstelle kleinster Fettpartikel ein harmloses, nicht vermehrungsfähiges Vektorvirus, um den Bauplan des Spike-Proteins in die Zellen zu transportieren. Beispiele sind die Corona-Impfstoffe von Johnson & Johnson und AstraZeneca.

Wie viele Tage nach der Booster Impfung können Nebenwirkungen auftreten?

Die Erfahrungen mit vielen Impfstoffen über viele Jahre haben gezeigt, dass die meisten Nebenwirkungen kurze Zeit, in der Regel innerhalb weniger Tage bis einige Wochen nach der Impfung auftreten.

Wie lange hält der Impfschutz?

Die Nachbeobachtung des US-Herstellers Moderna etwa zeigt bisher, dass Antikörper mindestens sechs Monate nach der zweiten Dosis bestehen bleiben. Man kann aber nicht pauschalieren: Watzl zufolge bewirken verschiedene Impfstoffarten auch unterschiedliche Immunantworten.