Bis wann Brief einwerfen damit er am nächsten Tag ankommt?

Nach der Beobachtung der Geschäftskunden der Deutschen Post hat sich der Zustellservice in den vergangenen Jahren spürbar verschlechtert. Dies will der Deutsche Verband für Post, Informationstechnologie und Telekommunikation (DVPT) nun genau wissen.

Quelle: WELT/Thomas Laeber

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Kunden der Post beschweren sich über lange Zustellzeiten. An manchen Tagen und in einigen Regionen seien die extrem. Nun starten Lobbyisten einen Laufzeitentest. Sollte er Missstände beweisen, könnte das für die Post Folgen haben.

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Worum geht es

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  • „Die Post hat ein miserables Beschwerdemanagement“
  • DVPT untersucht nur Geschäftspost
  • 13 Tage Warten auf die Zustellung

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Mehrere Briefe, auf denen ein Vater aus Berlin die Adresse mit der Hand geschrieben hatte, kamen nie bei seiner Tochter in Budenheim bei Mainz an. In Offenbach hätte ein Rezept vom Arzt am Samstag im Briefkasten sein sollen, stattdessen war es erst am Dienstag in der Hauspost. Briefsendungen einer Firma aus Hamburg erreichten die Empfänger in Pinneberg erst nach sechs Werktagen – bei einer Entfernung von 22 Kilometern von Stadtzentrum zu Stadtzentrum.

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Über die Gründe lässt sich nur spekulieren: Handgeschriebenes auf dem Umschlag könnte besonders rund um Ostern oder Weihnachten auf Bargeld als Inhalt schließen lassen und zum Diebstahl des Kuverts führen. Die Zustellung erst am Dienstag wiederum nährt den Verdacht, dass die Post an Montagen in einigen Straßenzügen überhaupt keine Briefpost mehr ausfährt. Und extrem lange Brieflaufzeiten auf immer wieder derselben Strecke lassen spezielle Probleme bestimmter Niederlassungen oder sogar Mitarbeiter in der Organisation der Post vermuten.

Ob es Urkunden, Eintrittskarten, Arzneimittel, Zeugnisse oder Bescheinigungen sind: In der täglichen Briefpost zwischen Geschäftsadressen und deren Privatkunden gibt es zeitlich extrem kritische Sendungen. Doch nach der Beobachtung der Geschäftskunden der Deutschen Post hat sich der Zustellservice in den vergangenen Jahren spürbar verschlechtert. Dies will der Deutsche Verband für Post, Informationstechnologie und Telekommunikation (DVPT) nun genau wissen und startet eine sogenannte Laufzeitmessung.

„Die Post hat ein miserables Beschwerdemanagement“

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Zum ersten Mal überhaupt in der jüngeren Geschichte der Post wird eine Messung der Versandzeiten durchgeführt, die sich auf Geschäftspost bezieht und deren Ergebnisse im Zweifel zu weitreichenden Veränderungen führen können. Schließlich hatte vor Kurzem bereits die Bundesnetzagentur mitgeteilt, dass sich zum zweiten Mal in Folge die Zahl der Beschwerden über die Post wegen langer Laufzeiten oder einer fehlerhaften oder gar ausgebliebenen Zustellung im vergangenen Jahr verdoppelt hat.

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Der Test beginnt in wenigen Tagen Anfang März und endet genau ein Jahr später. Erste Ergebnisse sollen nach drei Monaten ausgewertet werden. Die Messung wird insgesamt 72.000 Geschäftsbriefe nach einer bestimmten Norm erfassen. Durchgeführt wird sie von dem Institut Spectos mit Sitz in Dresden. Damit das Verfahren später nicht angreifbar sein wird und repräsentativ genannt werden kann, wird es vom TÜV zertifiziert.

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„In den vergangenen 18 Monaten ist die Unzufriedenheit unserer Mitglieder über die Zustellarbeit der Post massiv gestiegen“, sagte Klaus Gettwart, Vorstand des Verbandes DVPT, im WELT-Gespräch. Rund 400 Firmen sind Mitglieder in der Organisation, sie verschicken rund eine Milliarde Briefsendungen im Jahr. Auffallend seien die Probleme an einzelnen Wochentagen und in bestimmten Regionen. Auch gebe es erhebliche saisonale Schwankungen in der Qualität der Arbeit. Zur Einordnung: Insgesamt befördert die Deutsche Post an jedem Werktag rund 59 Millionen Briefe.

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Den eigentlichen Anlass der Aktion liefert jedoch der Umgang des Unternehmens mit derartigen Auffälligkeiten. „Die Post reagiert teilweise überhaupt nicht auf unsere Beschwerden“, sagte Gettwart. Fast noch schlimmer seien die ewigen Ausflüchte. „Die Post nimmt die Nachfragen nicht ernst“, sagte der Verbandschef. Angeblich sei die Sendung noch unterwegs, oder sie sei sehr wohl angekommen oder aber der Zustellweg dauere einfach länger – hieße es dann aus den zuständigen Beschwerdestellen.

„Die Post hat ein miserables Beschwerdemanagement“, sagte Gettwart. Eine rechtliche Handhabe gebe es für die Kunden nicht. Für viele der betroffenen Geschäftskunden gehe es nicht in erster Linie um das Tempo der Zustellung, sondern um die Verlässlichkeit.

DVPT untersucht nur Geschäftspost

Sollte die Messung derartige Missstände offensichtlich und nachweisbar machen, könnte dies für die Deutsche Post Folgen haben. „Wir gehen davon aus, dass die Bundesnetzagentur aktiv werden und Druck auf die Post ausüben müsste“, sagte Verbandschef Gettwart. Sollte die Post nicht reagieren und die möglicherweise genau zu benennenden Probleme nicht beheben, gäbe es eine andere Möglichkeit. „Dann könnten wir unseren Mitgliedern in den betroffenen Regionen gezielt empfehlen, zu einem privaten Konkurrenten der Post zu wechseln“, sagte Gettwart.

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Zwar ist die Post per Gesetz dazu verpflichtet, Briefe rasch zuzustellen. Für 80 Prozent der Sendungen gilt die Formel „E+1“, also der Einwurf in den Briefkasten der Post und die Zustellung am nächsten Werktag. Bei 95 Prozent aller Sendungen muss der Postkonzern eine Ablieferung spätestens am zweiten Tag nach der Abgabe sicherstellen.

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Das Bonner Unternehmen führt regelmäßig Tests durch und belegt die Einhaltung dieser Zahlen. Danach kommen 93 Prozent der Briefe am darauffolgenden Tag beim Empfänger an. Begutachtet wird das Messverfahren der Post ebenfalls vom TÜV.

Der Unterschied zu der Messung des Verbandes DVPT besteht jedoch darin, dass die Post die Zustellzeit für Briefe ausschließlich aus Briefkästen oder Postfilialen heraus misst. In den meisten Fällen ist dies die Briefpost von Privatkunden. Der DVPT untersucht hingegen ausschließlich Geschäftspost. Sie wird bei den Einlieferstellen der Post abgegeben – das können Postfilialen, Postniederlassungen oder auch große Postsortierzentren sein.

13 Tage Warten auf die Zustellung

Diese Briefsendungen werden zu einem anderen Portopreis verschickt. Der Grund dafür: Wegen der hohen Stückzahl gewährt der Postkonzern den Geschäftskunden Rabatte auf das Briefporto. Nach Aussage des Verbandes betrifft dies mehr als 80 Prozent der gesamten täglichen Briefpost. Die gesetzlichen Bestimmungen in der Zustellung, die erwähnte Formel „E+1“, gilt jedoch nur für den vollbezahlten Brief, also nicht für die rabattierten Geschäftsbriefe. Genau deshalb haben diese Kunden keinen Anspruch auf eine bestimmte und kurze Laufzeit.

Die Post selbst verweist darauf, dass die eigenen Stichproben zehnmal so groß seien wie die Briefmenge in der anstehenden DVPT-Analyse. Man sehe dieser weiteren Laufzeitmessung gelassen entgegen, heißt es im Postkonzern. „Wir bezweifeln, dass die Messung des DVPT aussagekräftiger ist als das seit vielen Jahren bewährte Verfahren“, sagte ein Post-Sprecher. Im Übrigen handele es sich bei den über Briefkästen und Postfilialen eingelieferten Sendungen nicht nur um Privatpost, sondern zum Teil auch um Geschäftskundenpost.

Gerade bei diesen Kunden kann eine Verzögerung viel Ärger auslösen und auch Geld kosten. So dauerte eine Briefzustellung im hessischen Bad Vilbel lange 13 Tage. Inhalt der Geschäftspost waren Überweisungsaufträge an eine Bank. Durch die extreme Dauer verlor die Firma den Skontoabzug, der ihr bei einer raschen Bezahlung gewährt werden sollte.

Von 55 auf 90 Cent – Harsche Kritik an Porto-Plänen der Post

Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) will der Post anscheinend einen Weg ebnen, wie der Konzern doch noch eine satte Erhöhung von derzeit 70 Cent auf dann 80 oder gar 90 Cent durchführen kann. Dafür wäre eine gesetzliche Neuregelung notwendig.

Bis wann muss ich meinen Brief abgeben dass er am nächsten Tag da ist?

Die Zustellquote der Brieflaufzeit „E+1“ bei der Deutschen Post beträgt 95%. Das heißt, dass 95% der Briefe und Postkarten am nächsten Werktag beim Empfänger ankommen. Voraussetzung dafür ist, dass der Brief am Einwurftag vor der letzten Leerung des Postbriefkastens oder Annahmeschluss der Filiale eingeht.

Bis wann muss Brief im Briefkasten sein?

Bei manchen Briefkästen gibt es noch eine Spätleerung (gilt aber nur für die Wochentage) und so haben Sie länger Zeit Ihren Brief einzuwerfen. In der Regel werden die Briefkästen um ca. 20:00 Uhr oder 20:30 geleert.

Wie lange dauert ein Brief Samstag abgeschickt?

Die Postzustellung braucht für alle nationalen Briefsendungen in 90 % der Fälle einen Werktag (Montag – Samstag) nach Einlieferung. Voraussetzung hierfür ist, dass die Sendungen entweder vor Annahmeschluss der Filiale oder der letzten Briefkastenleerung eingeworfen werden. Dazu gehören auch Großbriefe und Einschreiben.

Wann wird der Brief abgeholt?

Grundsätzlich werden die gelben Briefkästen von Montag bis Samstag geleert. An Sonn- und Feiertagen hingegen werden nur etwa 11.000 der insgesamt 110.000 Briefkästen geleert. Sehen Sie an Ihrem Briefkasten einen roten Punkt, bedeutet das beispielsweise, dass der jeweilige Briefkasten auch am Sonntag geleert wird.