Ab welchem wert nimmt man blutdrucktabletten

Allgemeines

Das Blut fließt mit einem bestimmten Druck, der mit zwei Werten angegeben wird, durch die Adern. Der erste Wert gibt den Druck beim Zusammenziehen des Herzmuskels (Systole) an, der zweite den beim Erschlaffen des Herzens (Diastole). Gemessen wird in Millimeter Quecksilbersäule auf dem Messgerät (abgekürzt mmHg).

Bluthochdruck (Hypertonie) ist in den meisten Fällen keine Krankheit, sondern ein Risikofaktor. Menschen mit dauerhaft erhöhten Blutdruckwerten bekommen im Laufe ihres Lebens häufiger und früher einen Schlaganfall, eine Herzschwäche, einen Herzinfarkt oder andere Komplikationen des arteriellen Gefäßsystems als Menschen mit normalen Blutdruckwerten. Auch ein Nierenversagen kommt bei ihnen häufiger vor.

Überdies wird ein Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Demenz­erkrankung gesehen.

Hoher Blutdruck gilt erst dann als behandlungsbedürftig, wenn er über mehrere Wochen auf hohem Niveau bleibt oder wenn immer wieder stark erhöhte Werte auftreten. Um zu hohe Werte sicher festzustellen, sollte der Blutdruck in dieser Zeit wiederholt kontrolliert werden, und zwar zu verschiedenen Tageszeiten und zumindest einmal an beiden Armen – Testergebnisse zu Blutdruckmessegeräten.

Ob der Blutdruck tatsächlich dauerhaft zu hoch ist, wie er sich in verschiedenen Belastungssituationen verhält und ob er im Schlaf ausreichend absinkt, zeigt eine 24-Stunden-Blutdruckmessung, die der Arzt veranlasst. Dabei tragen Sie einen Tag und eine Nacht lang ein transportables Blutdruckmessgerät am Körper, das in bestimmten Abständen (tagsüber z. B. alle 15 Minuten, nachts alle 30 Minuten) über eine aufblasbare Armmanschette selbsttätig den Blutdruck misst. Mit dieser Methode lässt sich ein zu hoher Blutdruck am besten feststellen. Aus den Messwerten kann der Arzt ersehen, ob eine medikamentöse Behandlung erforderlich ist. Die Schwankungen im Tagesverlauf zeigen auch, zu welchen Tages- und Nachtzeiten der Blutdruck besonders ansteigt. Daran kann sich die Einnahmezeit der Tabletten orientieren. Ist der Blutdruck beispielsweise – wie bei vielen Menschen – vor allem in den ersten Stunden nach dem Aufwachen zu hoch, kann es ratsam sein, das Blutdruckmittel noch vor dem Aufstehen einzunehmen.

  • Bei sonst gesunden Personen liegt der optimale Blutdruck bei 120/80 mmHg, als normal gelten Werte unter 130/85.
  • Noch normal sind 130–139 mmHg für den oberen, und 85–89 mmHg für den unteren Wert.
  • Leicht erhöht (Grad 1) ist er bei Werten von 140–159 und/oder 90–99 mmHg.
  • Ein mittelschwer erhöhter Blutdruck (Grad 2) liegt vor, wenn die Messung 160–179 (oberer Wert) und/oder 100–109 (unterer Wert) ergibt.
  • Alle Werte über 180/110 gelten als stark erhöhter Blutdruck (Grad 3).

Anzeichen und Beschwerden

Die meisten Menschen spüren nicht, dass ihr Blutdruck erhöht ist. Oft wird das zufällig entdeckt.

Ein plötzlicher und rascher Anstieg des Blutdrucks auf sehr hohe Werte über 200/115 mmHg (Hochdruckkrise) kann sich mit Kopfschmerzen, Sehstörungen, Unwohlsein und Übelkeit bemerkbar machen.

Ursachen

Man unterscheidet primären (essenziellen) und sekundären hohen Blutdruck. Die primäre Hypertonie macht 90 bis 95 Prozent der Fälle aus. Teilweise ist sie erblich bedingt, hat aber ansonsten keine eindeutig fassbare Ursache. Die Häufigkeit steigt nach dem 60. Lebensjahr steil an. Dann ist oft nur der obere Wert erhöht, was aber die Gefährlichkeit nicht verringert.

Die sekundäre Hypertonie ist Folge einer anderen Erkrankung. Nierenkrankheiten, verengte Nierenarterien durch Fehlbildung oder Verkalkung, Funktionsstörungen der Nebennieren mit einer Überproduktion der körpereigenen Hormone Aldosteron oder Adrenalin sowie Noradrenalin und bestimmte Medikamente (z. B. die Pille und glucocorticoidhaltige Präparate) können eine Hypertonie bedingen.

Hoher Blutdruck tritt häufig zusammen mit Diabetes, Übergewicht und Fettstoffwechselstörungen auf, was als metabolisches Syndrom bezeichnet wird.

Auch eine obstruktive Schlafapnoe führt zu Erhöhungen des Blutdrucks.

Übergewicht, Bewegungsmangel, reichlicher Alkoholkonsum, kochsalzreiche Kost, aber auch ein übermäßiger Verzehr von lakritzhaltigen Süßigkeiten sowie eine erblich bedingte Veranlagung treiben den Blutdruck in die Höhe. Rauchen und Lärm lassen den Blutdruck zwar nur kurzfristig steigen. Abhängig von der Dauer der Lärmbelastung oder der Anzahl täglich gerauchter Zigaretten kann es hierdurch aber zu einem Anstieg des durchschnittlichen Blutdrucks am Tage kommen.

Wenn Menschen beruflich oder privat immer unter Hochdruck stehen, steigt auch der Blutdruck. Weil das vegetative Nervensystem bei Stress keine Ruhephase hat, bleiben die Muskelfasern in den Arterien ständig angespannt. Dadurch sind die Blutgefäße kontinuierlich eng gestellt, was den Blutdruck erhöht und dem Herzen eine höhere Pumpleistung abverlangt.

Allgemeine Maßnahmen

Die Basis jeder Hypertoniebehandlung sind die nichtmedikamentösen Maßnahmen. Bei nur geringfügig erhöhtem Blutdruck können die Werte allein schon damit wieder auf normale Werte absinken, bei behandlungsbedürftigem hohem Blutdruck tragen sie dazu bei, die Wirksamkeit der Medikamente zu erhöhen:

  • Bauen Sie Übergewicht ab. Mit zehn Kilogramm weniger Gewicht lässt sich der systolische Wert um 5 bis 20 mmHg reduzieren.
  • Geben Sie das Rauchen auf. Dadurch kann ihr durchschnittlicher Blutdruck sinken. Vor allem aber ist das der wichtigste Beitrag, den Sie leisten können, um Ihre Blutgefäße insgesamt zu schonen.
  • Probieren Sie aus, ob der Blutdruck sinkt, wenn Sie weniger Salz verwenden. Insgesamt empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung pro Tag nicht mehr als vier bis sechs Gramm Salz (= ein Teelöffel). Das ist relativ wenig, wenn Sie bedenken, dass Sie auch die versteckten Salze beispielsweise in Brot, Wurst, Senf, Ketchup, Käse und Fertigprodukten berücksichtigen müssen. Wenn Sie mehr als zwölf Gramm Salz pro Tag zu sich nehmen, wie die meisten Menschen hierzulande, kann eine deutliche Verringerung der täglichen Salzzufuhr dazu führen, dass der systolische und diastolische Blutdruckwert im Schnitt um etwa 4 mmHg absinkt.
  • Essen Sie reichlich Gemüse, Obst und Vollkornprodukte. Sie können ausprobieren, ob Ihr Blutdruck durch den täglichen, maßvollen Genuss von Bitterschokolade sinkt.
  • Bewegen Sie sich regelmäßig, denn Bewegung senkt den Blutdruck. Günstig sind vor allem leichte Ausdauersportarten wie Joggen, schnelles Gehen, Schwimmen, Radfahren, Skilanglauf. Schon 30 Minuten Joggen oder schnelles Gehen täglich senken den systolischen Blutdruckwert um etwa 4 bis 9 mmHg.
  • Sorgen Sie für regelmäßige Entspannung. Wie Sie das tun, ist Ihnen überlassen – ob mit Yoga, autogenem Training, einem Spaziergang oder einfach mit Nichtstun.
  • Trinken Sie als Mann nicht mehr als 24 Gramm und als Frau nicht mehr als 12 Gramm reinen Alkohol pro Tag, aber möglichst nicht täglich. 12 Gramm reiner Alkohol entsprechen ungefähr 0,3 Liter Bier oder 0,125 Liter Wein. Mehr hierzu unter www.kenn-dein-limit.de
  • Ist der hohe Blutdruck Folge einer anderen Erkrankung, muss diese behandelt werden. Falls beispielsweise ein Tumor in der Nebenniere oder eine Verengung der Nierenarterie den hohen Blutdruck verursachen, können diese durch einen operativen Eingriff beseitigt werden. Ist die Ursache des hohen Blutdrucks eine Nierenerkrankung, lässt sich das Fortschreiten dieser Erkrankung verzögern, wenn der Blutdruck gesenkt wird.
  • Eventuell kann auch Blutspenden positive Effekte auf den Blutdruck haben. Forschungen der Berliner Charité haben herausgefunden, dass hohe Blutdruckwerte im Lauf mehrerer Blutspenden sinken können.

Wann zum Arzt?

Bluthochdruck ist ein Risikofaktor für andere Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt. Er kann aber mitunter auch die Folge einer Erkrankung sein, etwa wenn die Nebenniere zu viel Aldosteron, das Nebennierenhormon, produziert. Daher muss bei einem über längere Zeit erhöhten Blutdruck immer ärztlich nach einer möglichen Ursache gesucht und diese dann gegebenenfalls behandelt werden.

Behandlung mit Medikamenten

Medikamentös behandlungsbedürftig ist ein hoher Blutdruck, wenn er im Tagesdurchschnitt trotz der nichtmedikamentösen Maßnahmen dauerhaft über 140/90 mmHg – in der Praxis gemessen – liegt. Bei einer Messung zu Hause liegt der Grenzwert bei 135/85 mmHg. Man geht davon aus, dass in der Arztpraxis, bedingt durch die ungewohnte Umgebung und die Aufregung, der Blutdruck in der Regel ansteigt. Besteht eine chronische Nierenerkrankung, sollte der Blutdruck schon ab Tagesdurchschnittswerten von 130/80 mmHg (in der Praxis gemessen) konsequent medikamentös gesenkt werden. Dies vor allem, wenn die Nieren große Mengen Eiweiß ausscheiden. Eine Senkung des hohen Blutdrucks ab diesem Wert kann auch schon erforderlich werden, wenn ein hohes Risiko für ein Herz-Kreislauf-Ereignis besteht, etwa wenn zusätzlich eine schwere koronare Herzkrankheit vorliegt. In den vergangenen Jahren konnte in verschiedenen Studien an Bluthochdruckpatienten bestätigt werden, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse sinkt, wenn es gelingt, den Blutdruck nahezu auf Normalwerte einzustellen.

Eine zu starke Blutdrucksenkung unter Werte von 120/70 mmHg kann sich auch negativ auswirken, vor allem bei koronarer Herzkrankheit. Dann kann es sein, dass das Herz nicht ausreichend durchblutet wird.

Seit einigen Jahren gibt es eine Kontroverse darüber, welche Blutdruckwerte bei welchen Personengruppen therapeutisch angestrebt werden sollen (siehe Wie weit den Blutdruck senken?).

Rezeptpflichtige Mittel

Welche Medikamente im Einzelfall geeignet sind, um den Blutdruck zu senken, richtet sich nach der Höhe des Blutdrucks, dem Alter und den Begleiterkrankungen. Bei Frauen im gebärfähigen Alter mit Kinderwunsch und hohem Blutdruck richtet sich die Auswahl danach, welche Wirkstoffe das Ungeborene nicht schädigen, wenn die Schwangerschaft eintritt. Dazu gehört in erster Linie der Wirkstoff Methyldopa. Für dieses Mittel liegen die meisten Erfahrungen zur Behandlung von Schwangeren vor. Außerdem kann auch Metoprolol eingesetzt werden. Testergebnisse Medikamente bei Bluthochdruck

Hoher Blutdruck ohne Begleiterkrankungen

Diuretika, und zwar insbesondere Thiazide oder thiazidartige Diuretika mit den Wirkstoffen Hydrochlorothiazid oder Chlortalidon, sind die am besten untersuchten Mittel bei unkompliziertem hohen Blutdruck. Sie sind zur Bluthochdruckbehandlung geeignet. Thiazide und thiazidartige Diuretika verringern die Sterberate sowie das Risiko für Folgeerkrankungen durch hohen Blutdruck (insbesondere Herzschwäche, Herzinfarkt und Schlaganfall). Wenn keine Zusatzerkrankungen wie eine ausgeprägte Nierenfunktionsstörung, Gicht, Kaliummangel, Calciumüberschuss oder Diabetes vorliegen, sind sie Mittel der ersten Wahl.

Soll der durch Thiazide und thiazidartige Diuretika verursachte Kaliumverlust begrenzt werden, sind auch Kombinationen aus zwei Diuretika in Form von Thiazid + kaliumsparendem Diuretikum oder einem thiazidartigen Diuretikum + kaliumsparenden Diuretikum geeignet. Wird das kaliumsparende Diuretikum Amilorid mit Hydrochlorothiazid kombiniert (jeweils in niedriger Dosierung), hat das den Vorteil, dass sich der Zuckerstoffwechsel eher nicht verschlechtert, was bei der alleinigen Gabe von Thiaziden vorkommen kann.

Auch ACE-Hemmer sind bei unkompliziertem Bluthochdruck zur Behandlung geeignet. Sie verringern das Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu bekommen und die Wahrscheinlichkeit, daran zu sterben.

Lösen ACE-Hemmer einen unangenehmen Reizhusten aus, sind Sartane – mit Ausnahme von Azilsartan und Olmesartan – geeignet. Azilsartan ist ein noch wenig erprobtes Sartan und gilt daher als "auch geeignet", wenn ACE-Hemmer wegen eines anhaltenden Reizhustens nicht vertragen werden. Olmesartan wirkt nicht besser als andere Sartane, es gibt aber Hinweise, dass es schlechter verträglich ist. Deshalb ist dieser Wirkstoff nur mit Einschränkung geeignet.

Alternativ zu diesen Wirkstoffen sind die langwirkenden Calciumantagonisten Amlodipin und Nitrendipin geeignet, den Blutdruck zu senken. Sie verringern das Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu bekommen und die Wahrscheinlichkeit, daran zu sterben. Im Vergleich zu anderen Wirkstoffgruppen können sie die Rate an Schlaganfällen etwas stärker reduzieren, wohingegen sie etwas weniger gut vor einer Herzschwäche schützen. Alle anderen Wirkstoffe aus der Gruppe der Calciumantagonisten sind nur geeignet, wenn sie zusammen mit einem anderen Wirkstoff (Diuretikum, ACE-Hemmer) eingesetzt werden. Als alleinige Medikamente sind sie bei hohem Blutdruck nur mit Einschränkung geeignet, weil sich damit Folgeerkrankungen wie koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt weniger gut verhindern lassen oder weil aussagekräftige Studien dazu noch fehlen. Die nichtretardierten Zubereitungen von Nifedipin sind bei der Dauerbehandlung des hohen Blutdrucks generell wenig geeignet, weil sie zu kurz wirken und der Verdacht besteht, dass sie ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt bergen. Sie werden vor allem eingesetzt, wenn stark erhöhte Blutdruckwerte rasch gesenkt werden müssen.

Für die Betablocker Atenolol, Bisoprolol, Carvedilol, Celiprolol, Metoprolol, Nebivolol und Propranolol liegen zwar zahlreiche Studien vor und sie sind in der Therapie des hohen Blutdrucks gut erprobt. Mittlerweile gelten diese Mittel aber bei Patienten mit hohem Blutdruck ohne Begleiterkrankungen nicht mehr als Mittel der Wahl. Untersuchungen haben gezeigt, dass sie die Folgeerkrankungen des hohen Blutdrucks wie einen Schlaganfall weniger effektiv verhindern können als andere Blutdrucksenker. Sie sind daher bei hohem Blutdruck ohne Begleiterkrankungen nur mit Einschränkung geeignet.

Bei den beiden Betablockern Betaxolol und Celiprolol ist zudem zu beachten, dass sie trotz langer Marktzugehörigkeit weniger gut untersucht sind als die anderen Wirkstoffe dieser Gruppe.

Der Betablocker Propranolol wirkt nur für eine vergleichsweise kurze Zeitspanne und muss daher oft mehrmals am Tag eingenommen werden. Das gilt nicht, wenn das Mittel in einer Tablette mit verzögerter Freisetzung (retard) angeboten wird. Die mehrmals tägliche Einnahme kann die regelmäßige Einnahme im täglichen Leben erschweren. Zudem kann er unerwünschte Wirkungen auf die Atmung haben.

Hoher Blutdruck bei gleichzeitig bestehenden Herz- und/oder Nierenerkrankungen sowie Diabetes

Diuretika werden auch empfohlen, wenn zusätzlich zum hohen Blutdruck eine Herzschwäche besteht. Bei deutlich eingeschränkter Nierenfunktion müssen statt der Thiazide Schleifendiuretika oder auch der Wirkstoff Xipamid, der zwischen Thiazid- und Schleifendiuretika einsortiert wird, eingesetzt werden, weil Thiazide in dieser Situation zu wenig Flüssigkeit ausschwemmen. Bei normaler Nierenfunktion sind Schleifendiuretika wegen ihrer kurzen Wirkdauer und unerwünschten Wirkungen auf den Flüssigkeitshaushalt bei hohem Blutdruck dagegen wenig geeignet. Bei Nierenfunktionsstörungen sind kaliumsparende Diuretika zu meiden, weil sich Kalium sonst im Blut gefährlich anreichern kann.

Betablocker sind geeignet, wenn zusätzlich zum hohen Blutdruck die Herzkranzgefäße verengt sind. Näheres dazu finden Sie unter koronare Herzkrankheit. Dies ist auch sehr häufig bei Diabetikern der Fall. Sie sind zudem geeignet, wenn sich ein Herzinfarkt ereignet hat oder wenn zusätzlich eine Herzschwäche besteht und diese gleichzeitig noch mit anderen Mittel, beispielsweise ACE-Hemmern oder Diuretika, behandelt wird.

ACE-Hemmer sind geeignet, wenn zusätzlich zum hohen Blutdruck eine Herzschwäche, ein Diabetes oder eine chronische Nierenkrankheit mit vermehrter Eiweißausscheidung im Urin vorliegt. Rufen ACE-Hemmer einen unangenehmen Reizhusten hervor, können sie durch Sartane ersetzt werden, die die Bewertung "geeignet" erhalten.

Kombinationen von Blutdruckmitteln aus verschiedenen Wirkstoffgruppen

Um die notwendigen Zielwerte des Blutdrucks zu erreichen, ist in vielen Fällen eine Kombinationstherapie notwendig. Ist der Blutdruck schon zu Beginn der Behandlung deutlich erhöht oder liegt ein hohes bis sehr hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor, etwa wenn Sie zusätzlich zu einem hohen Blutdruck bereits an Diabetes oder einer chronischen Funktionsstörung der Nieren erkrankt sind, sollte der Arzt zwei Wirkstoffe einsetzen. Üblicherweise werden dann – je nach individuellen Zusatzerkrankungen – ACE-Hemmer oder ein Sartan mit einem Diuretikum oder einem Calciumantagonisten vom Nifedipin-Typ (meist Amlodipin) kombiniert. Des Weiteren kann auch ein Calciumantagonist mit einem Diuretikum zusammen gegeben werden.

Die kombinierte Behandlung kann mit den einzelnen Monopräparaten geschehen oder – vorausgesetzt, neben der Zusammensetzung entspricht auch die Dosis des jeweiligen Präparats den individuellen Anforderungen des Patienten – in Form von Kombinationspräparaten. Dabei stehen als fixe Kombinationen zur Verfügung:

ACE-Hemmer + Diuretikum

ACE-Hemmer + Calciumantagonist vom Nifedipin-Typ

ACE-Hemmer + Calciumantagonist vom Verapamil-Typ

Sartan + Diuretikum

Sartan + Calciumantagonist

Diese Kombinationen sind alle geeignet. Nach Übersichtsarbeiten, in denen der Nutzen verschiedener Kombinationen von Blutdrucksenkern verglichen wurde, hat sich die Kombination von ACE-Hemmern mit Calciumantagonisten vom Nifedipintyp als besonders vorteilhaft erwiesen. Die Kombination dieser beiden Wirkstoffgruppen ist gut verträglich und kann gegenüber anderen blutdrucksenkenden Kombinationen Herzinfarkten besser vorbeugen und die Nierenfunktion nachhaltiger schützen. Dies gilt auch, wenn Menschen mit Diabetes und einem hohen Blutdruck behandelt werden. Die Kombination von Olmesartan mit einem Diuretikum oder einem Calciumantagonist ist nur mit Einschränkung geeignet, weil Olmesartan gegenüber anderen Sartanen keinen Wirkvorteil bietet, womöglich aber schlechter verträglich ist.

Zu beachten ist weiterhin, dass ACE-Hemmer nur unter sorgfältiger ärztlicher Überwachung mit kaliumsparenden Diuretika kombiniert werden sollen, weil sich dann – insbesondere bei eingeschränkter Nierenfunktion – zu viel Kalium im Blut anreichern und unerwünschte Wirkungen (z. B. Herzrhythmusstörungen) auslösen kann.

Da die Vertreter aus der Gruppe der Betablocker nicht mehr zu den Mitteln der ersten Wahl gehören, um einen unkomplizierten hohen Blutdruck zu senken, sind auch Kombinationsmittel mit einem Betablocker nur noch unter bestimmten Umständen uneingeschränkt zu empfehlen.

Die Kombination eines Betablockers mit einem Diuretikum oder einem Calciumantagonisten wird bei hohem Blutdruck ohne Zusatzerkrankungen als "mit Einschränkung geeignet" bewertet. Liegen aber bereits Herzerkrankungen vor, ist eine dieser Fixkombinationen sinnvoll. Dies ist bei Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit gegeben oder – wenn noch andere Mittel eingenommen werden – auch bei Patienten mit einer Herzschwäche. Für diesen Einsatz ist eine Fixkombination mit einem Betablocker geeignet, wenn Dosierung und Zusammensetzung den individuellen Anforderungen entsprechen. Als Kombinationen werden angeboten:

Betablocker Metoprolol + Diuretikum Hydrochlorothiazid

Betablocker Bisoprolol + Diuretikum Hydrochlorothiazid

Betablocker Atenolol + Diuretikum Chlortalidon

Betablocker Metoprolol + Calciumantagonist Felodipin

Bedenken Sie jedoch: Da Diuretika ebenso wie Betablocker den Zuckerstoffwechsel beeinträchtigen können, sollten Kombinationspräparate aus diesen beiden Substanzen nur unter Kontrolle des Blutzuckerspiegels eingesetzt werden. Sie sind zu meiden, wenn der hohe Blutdruck mit einem ausgeprägten Übergewicht sowie einer Fett- und/oder Zuckerstoffwechselstörung einhergeht (metabolisches Syndrom). Betablocker dürfen darüber hinaus nicht oder nur unter sorgfältiger ärztlicher Überwachung mit den Wirkstoffen Diltiazem oder Verapamil aus der Gruppe der Calciumantagonisten kombiniert werden. Diese beiden Wirkstoffe verlangsamen ebenso wie Betablocker den Herzschlag. In Kombination mit Betablockern kann sich ihre Wirkung auf das Herz so sehr verstärken, dass sich der Herzschlag lebensbedrohlich verlangsamt.

Reichen zwei Wirkstoffe auch in der höchstmöglichen Dosierung nicht aus, um den Blutdruck auf die notwendigen Zielwerte zu senken, ist es ratsam, andere Substanzen miteinander zu kombinieren oder zusätzlich einen dritten Wirkstoff aus der Reihe der als "geeignet" bewerteten Substanzen einzusetzen. Eine dieser Substanzen in einer Dreifachkombination sollte in jedem Fall ein Diuretikum sein, es sei denn, dieses wird nicht vertragen oder das Blut enthält zu wenig Natrium. Wenn die Einzelsubstanzen und die Dosierung den individuellen Anforderungen entsprechen, ist hierfür ein Kombinationspräparat aus z. B. Valsartan + Hydrochlorothiazid + Amlodipin geeignet.

Die Kombination Perindopril + Amlodipin + Indapamid ist "auch geeignet". Das Mittel steht nur in einer festgelegten Dosierung zur Verfügung. Wird im Verlauf der Erkrankung eine Dosisanpassung notwendig, ist diese somit erschwert.

Die Kombination Olmesartan + Diuretikum + Calciumantagonist ist mit Einschränkung geeignet. Olmesartan bietet gegenüber anderen Sartanen keinen Vorteil, ist aber womöglich schlechter verträglich.

Das Kombinationspräparat aus Betablocker + Diuretikum + gefäßerweiterndem Mittel ist mit Einschränkung geeignet. Es sollte als ein Mittel der letzten Wahl nur eingesetzt werden, wenn Zusammensetzung und Dosierung den individuellen Erfordernissen entsprechen und der Hochdruck mit besser verträglichen Einzelsubstanzen, Zweier- oder Dreierkombinationen nicht ausreichend gesenkt werden kann.

Als alleiniges Medikament sind die Alpha-1-Rezeptoren-Blocker Doxazosin und Urapidil bei hohem Blutdruck wenig geeignet, weil während der Behandlung häufiger eine Herzschwäche beobachtet wurde. Mit Einschränkung geeignet sind sie nur bei Männern mit Beschwerden beim Wasserlassen aufgrund einer vergrößerten Prostata, wenn keine Herzerkrankungen vorliegen. Bei ihnen kann das Mittel zusätzlich die Beschwerden beim Wasserlassen positiv beeinflussen.

Wenn der Blutdruck besonders schwer einstellbar ist oder der Blutdruck auch bei dem Einsatz von drei bewährten Blutdrucksenkern nicht auf das erforderliche Maß sinkt, hat sich Spironolacton bewährt. Wenn dieses nicht infrage kommt, kann als vierter Kombinationspartner bei hohem Blutdruck noch ein Alpha-1-Rezeptoren-Blocker wie Doxazosin oder Urapidil gegeben werden.

Weitere Wirkstoffe

Aliskiren ist mit Einschränkung geeignet, um den Blutdruck zu senken. Dies gelingt damit zwar ebenso gut wie mit den Wirkstoffen Hydrochlorothiazid (Diuretikum), Atenolol (Betablocker), Ramipril (ACE-Hemmer) oder Valsartan (Sartan), es ist aber noch nicht nachgewiesen, dass unter Aliskiren auch Folgeerkrankungen des hohen Blutdrucks seltener auftreten oder die Sterberate sinkt. Das gilt auch für die Kombination aus Aliskiren + Hydrochlorothiazid. Dieses Mittel ist ebenfalls mit Einschränkung geeignet. Es sollte nur eingesetzt werden, wenn der Blutdruck mit geeigneten Einzelsubstanzen allein oder deren Zweierkombination nicht ausreichend gesenkt werden kann und ACE-Hemmer oder Sartane als Kombinationspartner nicht vertragen werden.

Gefäßerweiternde Mittel sind bei hohem Blutdruck mit Einschränkung geeignet. Sie sollen nur in Kombination mit einem Betablocker und einem ausreichend stark wirkenden Diuretikum eingenommen werden. Da Dihydralazin und Minoxidil schlechter verträglich sind als Diuretika, Betablocker, ACE-Hemmer, Sartane oder Calciumantagonisten – allein oder in Kombination –, sollen sie nur eingesetzt werden, wenn die anderen Mittel auch in Kombination nicht ausreichend wirksam waren. Zudem fehlen Studien, die zeigen, dass die Behandlung mit gefäßerweiternden Mitteln Folgeerkrankungen des hohen Blutdrucks vermeiden und das Sterberisiko verringern kann.

Auch Alpha-2-Agonisten sind aufgrund ihrer vergleichsweise schlechten Verträglichkeit mit Einschränkung geeignet und sollten nur in Kombination mit anderen Mitteln (in erster Linie mit Diuretika) eingesetzt werden. Im Gegensatz zu Clonidin fehlen für den Wirkstoff Moxonidin Studien, die einen Langzeitnutzen der Therapie belegen. Bei gleichzeitig bestehender Herzinsuffizienz kann das Mittel sogar schaden.

Bei welchem Blutdruck sollte man Medikamente nehmen?

Je höher der Blutdruck ist, desto eher profitieren Menschen von blutdrucksenkenden Medikamenten. Bei einem sehr hohen Blutdruck steigt das Risiko für Folgeerkrankungen so deutlich, dass eine unmittelbare Behandlung mit Medikamenten empfohlen wird. Das gilt, wenn der systolische Blutdruck über 180 mmHg liegt.

Ist ein Blutdruck von 150 zu 90 zu hoch?

Optimal wäre ein Blutdruckwert um 120 zu 70 mmHg. 140 zu 90 ist die Grenze, ab der Experten von Bluthochdruck sprechen.

Bei welchem Wert ist der Blutdruck zu hoch?

Der Blutdruck gilt als erhöht, wenn der systolische Wert über 140 liegt, der diastolische über 90 – oder wenn beide Werte erhöht sind. Die Grenzwerte wurden aus praktischen Gründen festgelegt und sind nur ein Anhaltspunkt.

Welcher Blutdruck ist normal in welchem Alter?

Welcher Blutdruck ist in welchem Alter normal?.