Wie lange dauert es bis Wehen regelmäßig werden?

Nicht selten beginnen Geburten ganz anders als gedacht. Was die Latenzphase ist und was in dieser frühen Phase der Geburt helfen kann, erklärt dieser Beitrag. Wehen haben die Funktion, den Muttermund zu öffnen und das Baby durch die Geburtswege zu schieben. Zumindest ist das die allgemein gültige Vorstellung und damit auch die Erwartungshaltung, wenn Wehen auftreten.

Dabei gibt es bereits in der Schwangerschaft Wehen, die eine andere Funktion haben, etwa die so genannten Braxton-Hicks-Kontraktionen, die ca. ab der 20. Schwangerschaftswoche auftreten. Das sind lokale unregelmäßige Kontraktionen in der Gebärmutter, die den Blutfluss in Uterus und Plazenta erleichtern und so zu einer besseren Sauerstoffversorgung des Babys führen. Diese treten unregelmäßig auf und werden meist nicht als schmerzhaft wahrgenommen. Und sie führen eben nicht zur Eröffnung des Muttermundes.

Etwa drei bis vier Wochen vor der Geburt können schon etwas deutlicher spürbare Kontraktionen auftreten, auch Senkwehen genannt. Diese sorgen vor allem bei Erstgebärenden dafür, dass der vorangehende Teil, meist das Köpfchen des Babys, tiefer tritt. So findet es eine für die Geburt günstige Ausgangsposition. Oft ist auch nach dem Auftreten dieser Senkwehen von außen zu sehen, dass sich der Bauch abgesenkt hat. Einige Frauen nehmen dadurch auch wieder mehr Raum im Brustkorbbereich wahr, wo hingegen sich der Druck auf die Harnblase erhöhen kann.

Latenzphase gehört auch zum Geburtsbeginn

Wenn nun aber der Geburtszeitraum angebrochen ist, kommt spätestens dann die Erwartung, dass die aufgetretenen schon regelmäßigeren und deutlich spürbareren Wehen auch zu einer Muttermundseröffnung führen. Oft ist die Enttäuschung bei den Frauen groß, wenn sich bei einer vaginalen Untersuchung nach mehreren Wehenstunden zeigt, dass der Mutttermund noch geschlossen oder nur minimal geöffnet ist. Darum ist es sicherlich wichtig zu wissen, dass diese so genannte Latenzphase auch zum Geburtsbeginn gehört. Diese tritt vornehmlich bei Erstgebärenden- aber nicht nur- auf. Die Schwangere hat deutlich spürbare und wiederkehrende Wehen. Diese treten in noch sehr unregelmäßigen Abständen auf, vielleicht alle zwölf bis 15 Minuten. Diese führen aber eben noch nicht zur Eröffnung des Muttermundes.

Trotzdem hat diese besondere Phase der frühen Eröffnungsperiode eine wichtige Funktion. Zum einen bereitet sie die Schwangere auf die bald anstehende Geburt und die Geburtsarbeit vor. Zum anderen bereitet sie das Gewebe auf die anstehende Eröffnung des Muttermundes vor. Denn gerade beim ersten Kind ist dies eine ganz neue Herausforderung für den Körper. Die Hebammenprofessorin Christiane Schwarz erklärte es in einem Vortrag so passend am Beispiel von Kinderknete. Diese wirkt auch erst einmal fest und unflexibel, wenn man sie aus der Verpackung holt. Knetet man sie aber dann mit warmen Händen schön weich, lässt sie sich in alle Richtungen wunderbar dehnen und formen.

Die Wehen in der Latenzphase machen also das Gewebe schön weich und geschmeidig, damit sich dann in der aktiven Geburtsphase der Muttermund entsprechend öffnen kann. Der Gebärmutterhals verkürzt sich und bereitet so allmählich das Öffnen des Muttermundes vor. Manchmal tritt auch eine Zeichnungsblutung in dieser frühen Geburtsphase auf.

Die Latenzphase kann über viele Stunden gehen und damit auch sehr ermüdend und zermürbend für die Schwangere sein. Untersuchungen geben eine sehr unterschiedliche Dauer von einer bis zu 44 Stunden an. Viele Frauen sind nicht unbedingt auf eine so lange Zeit vorbereitet, in der sie immer wieder deutlich spürbare Wehen haben, die zum Beispiel auch den Schlaf unterbrechen.

Wichtige und notwendige Arbeit des Körpers

Bei manchen Gebärenden zieht sich die Latenzphase also sogar über mehrere Tage hin. Die Frau hat dann oft über Stunden spürbare Wehen, die dann vielleicht auch wieder für Stunden ganz aufhören. Das kann natürlich sehr erschöpfend und auch frustrierend sein. Wenn einer schwangeren Frau jedoch bewusst ist, dass hier der Körper schon eine wichtige und notwendige Arbeit macht, lässt sich diese Geburtsphase leichter annehmen. Das Wichtigste ist es bei so einem langen Verlauf, gut mit den eigenen Kräften zu haushalten, damit dann davon noch genug da ist, wenn die eigentliche aktive Eröffnungsphase ansteht.

Um gut durch die Zeit des frühen Geburtsbeginns zu kommen, kann folgendes hilfreich sein.

Sei Dir darüber bewusst, dass die Latenzphase mit zur Geburt gehört. Die in dieser Zeit verarbeiteten Wehen sind nicht „umsonst“, sondern bereiten auf die für die Geburt erforderliche Muttermundseröffnung vor. Der Gebärmutterhals verkürzt sich und das Gewebe rund um den Muttermund wird weich und nachgiebig. Es ist gut, wenn Frauen vorab zum Beispiel im Geburtsvorbereitungskurs davon gehört haben. So kannst du das Geschehen besser einordnen und annehmen.

Die Latenzphase bereitet Dich langsam auf die Dynamik einer Geburt vor. Unter der Geburt wirst Du Dich nur um Dich und das Geschehen in Deinem Körper kümmern können. Und auch jetzt bemerkst Du vielleicht schon, wie jede Wehe Dich nur in diesem Moment sein lässt. Setze Deine Prioritäten entsprechend.

Auch der Kopf muss frei sein zum Gebären. Vielleicht gibt es etwas, das dich mental beschäftigt und vielleicht noch davon abhält, dich ganz auf die Geburt einzulassen. Oder es gibt etwas, dass du noch unbedingt vorab konkret erledigen möchtest. Manchmal hilft ein Gespräch darüber oder du musst vorab tatsächlich noch etwas beenden. Ignoriere deine Sorgen oder Gedanken nicht, sondern versuche sie zu lösen oder loszulassen.

Ablenkende Aufgaben und Entspannung

Du kannst jetzt ausprobieren, was Dir gut tut unter den Wehen. Konzentriere Dich auf Deinen Atem. Probiere aus, welche Bewegungen und Positionen sich jetzt gut anfühlen.

Die Pausen in der Latenzphase sind oft noch groß. Nutze sie, um Dich auszuruhen, gerade wenn Du schon über viele Stunden immer wieder Wehen hast oder in der Nacht zuvor nicht gut geschlafen hast.

Wenn Du Dich nicht ausruhen kannst oder möchtest, versuche Dich abzulenken. Den meisten Frauen tut es gut, aktiv etwas zu tun zu haben anstatt eher passiv auf die nächste Wehe zu warten. Ein alter Hebammentipp ist, jetzt einen Kuchen oder ein Brot zu backen. So hast Du eine Dich ablenkende Aufgabe, die sich bei einer Wehe, die deine Aufmerksamkeit braucht, auch unterbrechen lässt. Und ihr habt gleich etwas zu essen – entweder sofort oder spätestens nach der Geburt. Auch Lesen, Handarbeiten, Kartenspiele oder Musik hören und tanzen können eine gute Ablenkung in dieser Zeit sein.

Probiere verschiedene Möglichkeiten aus, die zu deiner Entspannung beitragen können. Warme Bäder oder Duschen, Massagen, Entspannungsmusik. Auch Meditationen oder geführte Fantasiereisen können hilfreich sein. Vielleicht hast du dir ein paar schöne Affirmationen für die Geburt überlegt und aufgeschrieben. Lies diese Sätze noch einmal und verinnerliche sie.

Beispiele für positive Geburtsaffiramtionen sind:

  • Ich vertraue dem Lauf der Geburt
  • Zuversicht durchströmt mich
  • Vorfreude erfüllt mich
  • Mein Baby und ich sind gut versorgt
  • Meine Atmung gibt mir Ruhe und Kraft für die Geburtsarbeit

Vergiss nicht zu essen und zu trinken. Eine Geburt braucht Energie. Höre auf dein Gefühl, dass dir sicher sagt, was du gerade brauchst. Wenn du gerade nicht essen magst, geben dir vielleicht ein gesüßter Tee oder als Eiswürfel eingefrorener Traubensaft zum Lutschen etwas Energie.

Latenzphase in der eigenen vertrauten Umgebung verbringen

Hol Dir Unterstützung, wenn Du sie brauchst oder Dich unsicher fühlst. Der Partner oder eine andere vertraute Person in der Nähe gibt den meisten Frauen in der Latenzphase ein gutes Gefühl. Du kannst auch deine Hebamme kontaktieren, mit der du die Geburtsbegleitung geplant hast. Vielleicht kann sie dir telefonisch weiterhelfen. Vielleicht ist auch ein Hausbesuch oder ein vereinbarter Besuch in der Klinik oder im Geburtshaus sinnvoll.

Wenn es mitten in der Nacht ist, wäge ab, was du gerade brauchst. Möchtest du deine Hebamme einfach nur informieren, dass es vielleicht los geht? Oder hast Du das Gefühl, dass Du wirklich Unterstützung beim Umgang mit der Situation brauchst? In ersterem Fall, lass deine Hebammen weiterschlafen und melde dich besser dann, wenn du sie wirklich brauchst. Gut ist es, wenn ihr vorab ein Vorgehen für solche Situationen vereinbart hat. Höre auf dein Gefühl. Es wird dir sagen, was du zu welchem Zeitpunkt braucht.

In der Regel ist es sinnvoller, die Latenzphase in der eigenen vertrauten Umgebung zu verbringen. Eine zu frühe Fahrt in die Klinik wirkt sich in der Regel nicht besonders förderlich auf den Geburtsprozess aus. Wenn du unsicher bist, rufe vorab im Kreißsaal an. Die dort arbeitenden Hebammen können dir häufig sagen, ob eine Fahrt in die Klinik zum jetzigen Zeitpunkt sinnvoll wäre. Oft ist es zu Hause wesentlich entspannter als in einem vielleicht doch recht vollen Kreißsaal, wo du nur die Gänge lang wandernd auf eine Zunahme der Wehentätigkeit wartest.

Eine zu frühe Aufnahme in der Geburtsklinik ist zudem meist mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für spätere Interventionen verknüpft. Deshalb ist es meist auch sinnvoll, noch mal nach Hause zu fahren, wenn dir die Kreißsaalhebammen dies als Option anbieten. Und wenn die Geburt dann doch schneller vorangeht als gedacht, bist du halt eine Stunde später wieder da. Geburten sind ohnehin nicht planbar. Das wissen alle Geburtshelfer

Was tun damit Wehen regelmäßig kommen?

Durch Bewegung kannst du auf natürliche Weise Wehen fördern. Vor allem dann, wenn du leichte, bestehende Wehen verstärken möchtest, ist Bewegung ideal. Bewegung kann aber auch Wehen auslösen. Du kannst lange Spaziergänge machen und auch das altbekannte Treppensteigen ist eine hervorragende Unterstützung.

Wie lange dauert es bis die Abstände zwischen den Wehen kürzer werden?

Im Zeitrahmen von etwa einer Stunde treten die Wehen in immer kürzeren Abständen auf, dauern länger und werden immer heftiger. Dadurch soll sich der Muttermund vollständig öffnen.

Werden Wehen länger oder kürzer?

Die Eröffnungsphase Die Wehen werden in dieser Zeit immer stärker und länger, die Pausen dazwischen kürzer. Gegen Ende der Eröffnungsphase kommen die Wehen alle zwei bis drei Minuten und dauern etwa eine Minute an.

Wie lange dauert es von den ersten Wehen bis zur Geburt?

Die Eröffnungsphase dauert bei Erstgebärenden zwischen 10 und 12 Stunden, bei Frauen, die bereits Kinder geboren haben (Mehrgebärende) verkürzt sie sich meist auf 6 bis 8 Stunden. Die Zeiten sind aber sehr variabel, viele Frauen empfinden auch die noch unregelmäßigen Wehen als Eröffnungswehen.