Wie hoch kann das Meer maximal steigen?

"Meeresspiegel steigt-Klimakrise verschluckt Küstengebiete Europas"1 - Das ist eine von vielen Schlagzeilen über den Klimawandel. In den letzten Jahren gibt es immer mehr Nachrichten zu diesem Thema und viele behandeln auch den Meeresspiegelanstieg. Was ist der Meeresspiegelanstieg eigentlich und wodurch wird er ausgelöst? Wie wird der Meeresspiegel sich verändern und welche Folgen hat das?

Meeresspiegel — Bedeutung

Der Meeresspiegel kann steigen oder sinken. Bei einem Anstieg kann es beispielsweise zu Überflutungen kommen, beim Absinken wird der Meeresboden sichtbar.

Als Meeresspiegel bezeichnet man die Höhe der Meeresoberfläche.

Die Höhe des Meeresspiegels kann durch verschiedene Ursachen schwanken. Dazu gehören Meeresströmungen, Ebbe und Flut und Passatwinde.

Mehr zur Messung und den Arten des Meeresspiegels kannst Du in der Erklärung "Meeresspiegel" nachlesen!

Meeresspiegelanstieg — Ursachen

Der Meeresspiegel ist im letzten Jahrhundert global um durchschnittlich 15 Zentimeter gestiegen. Der Hauptgrund dafür ist der Klimawandelund die dadurcherhöhten Temperaturen auf der Erde.

Um mehr zum Klimawandel zu erfahren, lies Dir gerne die passende Erklärung durch!

Verschiedene Faktoren spielen bei der Erklärung für den Meeresspiegelanstieg eine Rolle. Man unterscheidet zwischen sterischenundeustatischen Faktoren.

Sterischer Meeresspiegelanstieg

Zum sterischenMeeresspiegelanstiegzählt man Faktoren, die dazu führen, dass sich dasWasser weiterausdehnt. Das Wasser kann durch die umliegendenKontinenteaber nicht ausweichen, weshalb dann der Meeresspiegel steigt.

Erwärmung der Ozeane

Das Wasser derOzeaneimmerwärmer, denn sie nehmen die meiste Wärme auf, die durch denKlimawandelentsteht. Je wärmer das Wasser ist, destogeringerist seineDichte und ein Stoff mit geringer Dichte nimmt bei gleicher Masse mehr Volumen ein.

Das Volumen des Wassers nimmt also zu und der Meeresspiegel steigt an. DieOzeaneerwärmen sich in verschiedenenRegionenunterschiedlich stark, weshalb die lokalen und regionalen Meeresspiegel auch unterschiedlich schnell anstiegen.

Verringerung des Salzgehaltes

Eine weitere Ursache für den Anstieg des Meeresspiegels, die aber weniger gravierend ist, ist dieVerringerung des Salzgehaltes. Das Wasser dehnt sich weiter aus, wenn der Salzgehalt geringer ist. Dadurch sinkt die Dichte und der Meeresspiegel steigt.

Wieso der sinkt aber der Salzgehalt? Wenn die Eismassen beispielsweise in Grönland abschmelzen, fließt das darin gespeicherte Süßwasser in die Meere. Das führt dazu, dass sich der Salzgehalt verringert.

Eustatischer Meeresspiegelanstieg

Von eustatischenMeeresspiegelanstiegspricht man, wenn mehr Wasser in die Meerekommt und der Meeresspiegel deshalb ansteigt. Das passiert durch folgende Faktoren:

  • Eisschilde
  • Schmelzen von Gletschern

Eisschilde

Es gibt zwei Eisschilde: Eins liegt in derAntarktisund eins inGrönland.

Als Eisschild bezeichnet mangroße Eismassenund Gletscher, die fast einen ganzen Kontinent besetzen.

Durch die globale Erwärmung und die steigenden Temperaturen auf der Erde schmelzen die Eisschilde. Das Abschmelzen des Eis in Grönland und der Antarktis macht etwa ein Zehntel des Gesamtanstiegs aus, das sind etwa 0,35 cm pro Jahrzehnt.

Hier kannst du die Verkleinerung des Eisschildes in der Arktisüber die letzten Jahrzehnte (Bild unten: 1980, Bild oben: 2012) sehen.

Wie hoch kann das Meer maximal steigen?
Abbildung 1: Entwicklung des Eisschilds in der Arktis

Schmelzende Gletscher

Die Gletscherin den Polargebieten und in Gebirgen wie zum Beispiel den Alpen schmelzen. Das abfließende Schmelzwasser strömt in die Ozeane und sorgt dann für einen steigenden Meeresspiegel.

Meeresspiegelanstieg — Prognose für 2100 (Simulation)

Der Meeresspiegel steigt immer schneller. Im letzten Jahrhundert ist er mit 2,1 Millimetern pro Jahr um 15 Zentimeter gestiegen. Aktuell steigt der Meeresspiegel durch denKlimawandelmehr alsodoppelt so schnell, mit 4,8 Millimetern jährlich.

Bis zum Jahr2100 könnte der Meeresspiegel also um30 bis 100 Zentimeter ansteigen. Forschende sprechen sogar von einemMeeresspiegelanstiegvon bis zum 1,5 Metern bis 2100. Das kann passieren, wenn die Treibhausgasemissionen weiter zunehmen, denn unser Klimasystem ist träge.

Träge bedeutet im Kontext des Klimas, dass dieOzeaneverzögert auf die Veränderungen des Klimas reagiert und die Auswirkungen der jetzigen Umweltverschmutzung erst in einigen Jahren sichtbar werden.

DerMeeresspiegelanstiegist also nicht auf die aktuellen Emissionen zurückzuführen, sondern auf die von den letzten Jahrzehnten. Das bedeutet auch, dass der Meeresspiegel weiter steigen wird, auch wenn ab jetzt kein Faktor mehr dazu beitragen würde.

Meeresspiegelanstieg — Folgen

Der Anstieg des Meeresspiegels hat einigenegative Auswirkungen:

  • Fluten
    • Süßwasserknappheit
  • Bedrohung des Ökosystems Ozean
    • Zerstörung Wattenmeere
  • Unbewohnbarkeit von Küstenregionen und Inseln
    • Klimaflüchtlinge
    • Konflikte

Fluten

Durch das Schmelzen derGletscheram Nord- und Südpol und weitere oben genannten Faktoren gibt es in vielen Regionen Fluten. DieHäufigkeit von Sturmflutenhat in den letzten Jahren zugenommen.

Die Stadt Norfolk in den USA ist immer wieder von Fluten betroffen. Durchschnittlich alle zwei bis drei Wochen ist in Norfolk eine Straße überschwemmt. Wenn der Meeresspiegel weiter steigt, wird der Ort in ein paar Jahrzehnten nicht mehr bewohnbar sein.

Die Fluten, die durch den Meeresspiegelanstieg begünstigt werden, bringen für Menschen und die Umwelt schwerwiegende Folgen mit sich. Zum einen werden Lebensräume und Infrastruktur zerstört und zum anderen kommt es in vielen Gebieten zu Süßwasserknappheit.

Süßwasserknappheit

Die Sturmfluten sorgen auf Inseln dafür, dass Salzwasser bei Überflutung in Süßwasserreservoirs gelangt. Dadurch kann es zu einerKnappheit von Süßwasserkommen.

Bedrohung des Ökosystems Ozean

Das Ökosystem Ozean ist bedroht, denn durch die globale Erwärmung und durch die schmelzenden Gletschern nimmt derSalzgehaltim Wasser ab und das Wasser wirdsaurer. Das bedroht darin lebende Tiere und Pflanzen und hat damit auch wiederum Auswirkungen auf uns Menschen. Beispielsweise können warmeOzeaneweniger Abgase aufnehmen und mehr CO₂ bleibt in derAtmosphäre.

Mehr über das Ökosystem Ozean findest du in der Erklärung "Ökosysteme". In der Erklärung zu den "Ozeanen" erfährst du außerdem, was ein saures Meer ist.

Zerstörung der Wattenmeere

Auch in Deutschlandwerden die Folgen des Meeresanstiegs sichtbar, beispielsweise durch die Zerstörung der Wattenmeere.

Als Wattenmeer bezeichnet man einen Teil des Meeres, der stark von Ebbe und Flut beeinflusst ist. Der Meeresboden wird als Watt bezeichnet.

VieleWattflächen werden bis zum Jahr2100 dauerhaft unter der Wasseroberfläche undüberflutet sein. Dadurch sind Brutplätze für Küstenvögel bedroht.

Unbewohnbarkeit von Inseln und Küstengebieten

Wenn der Meeresspiegel immer weiter steigt, können beispielsweise Küstenregionen oderInseln nicht mehr bewohnt werden. Vor allem flache und kleine Inseln, beispielsweise in denTropen, sind gefährdet.

Die Folgen des Meeresspiegelanstiegs,die die Regionenunbewohnbar machen können, sind Küstenerosion und Sturmfluten.

Venedig ist vomMeeresspiegelanstiegbedroht und hat deshalb ein großes Hochwasserschutzsystem gebaut, das aus 78 Fluttoren besteht, die bei einer Flut hochgefahren werden.

Viele ärmere Regionen der Erde haben jedoch keine Schutzsysteme, die das Land vor Erosionen und Fluten bewahren.

Folgen für Entwicklungsländer

Besonders Entwicklungsländer sind von denFolgen desMeeresspiegelanstiegs betroffen. Diese haben beispielsweise nicht, wie im größten Teil der Küstengebiete Deutschlands,Küstenschutzdurch Deiche.

Ein Deich ist ein Damm am Wasser, der verhindert, dass das Wasser aus dem Meer, See oder Fluss in das Land hinter dem Deich gelangen kann.

Der Deich ist eine Art Schutzmauer, die vor Überschwemmung schützen kann. Wenn es also zu Entwicklungsländer zu Fluten kommt, sind diese mehr betroffen. Der Anstieg des Meeresspiegelsgefährdet Existenzgrundlagenan der Küstevon Bangladesch, Indien, Vietnam, Indonesien, Thailand, den Philippinen und Japan.

Klimaflüchtlinge

Die Lebensgrundlage von Bewohnern in besonders flachen und kleinenRegionenist durch den Meeresspiegelanstiegbedroht. Deshalb flüchten immer mehr Menschen aus diesen Regionen in andere Länder auf das Festland. Diese Menschen werden dann alsKlimaflüchtlingebezeichnet.

Klimaflüchtlinge sind Menschen, die aufgrund der Folgen des Klimawandels wie durch den steigenden Meeresspiegel gezwungen sind in ein anderes Land zu flüchten.

Das stellt die Länder, in die sie flüchten, vor neue Herausforderungen, da diese Menschen versorgt und untergebracht werden müssen. Außerdem ist es problematisch, da es offiziell keine Klimaflüchtlinge gibt und diesen deshalb kein Asyl bewährt werden kann.

Die ersten Klimaflüchtlinge gab es schon im Jahr 2007. Fast 100 Bewohner der Carteret-Inseln in Papua-Neuguinea mussten umgesiedelt werden.

Konflikte

Außerdem kann es auch zuKonflikten wegen Land und Wohnraumkommen, wennRegionendurch den Meeresspiegelanstiegnicht mehr bewohnbar sind. Menschen, die an derKüstewohnen, müssen in andere Gebiete ziehen.

Meeresspiegelanstieg — Schutzmaßnahmen

Einer der größten Antreiber beim Anstieg des Meeresspiegels ist derKlimawandelund der damit in Verbindung stehende Temperaturanstieg. Da dieOzeaneträge sind und die Veränderung des Klimawandels versetzt ankommt, muss der Klimawandelgestoppt beziehungsweise verlangsamtwerden. Das Handeln heutzutage hat nämlich noch in den nächsten Jahrzehnten Folgen.

Um die Folgen des Meeresspiegelanstiegs zu verringern, kann in Küstenregionen Küstenschutzin Form von Deichen gebaut werden, die die dort lebendeBevölkerungbeispielsweise vor Fluten schützen können.

Für flache Inseln ist das aber nicht möglich und ein Schutz kann daher nicht errichtet werden.

Auf den Malediven wird eine schwimmende Stadt gebaut, um Wohnraum für ungefähr 20.000 Menschen zu schaffen, die von Hochwasser gefährdet sind.

Ein natürlicher Prozess, der von Menschen nicht beeinflusst werden kann, aber den Anstieg des Meeresspiegels verlangsamt, ist derAusbruch eines Vulkans. Bei einem großen Ausbruch wird durch die Asche des Vulkans in derAtmosphäredie Sonnenstrahlung abgeschwächt. Die Ozeaneheizen sich dadurch weniger auf und das Volumen steigt nicht so schnell.

Als 1991 der Vulkan Pinatubo auf den Philippinen ausbrach, verlangsamte sich der Anstieg des Meeresspiegels um 0,02 Millimeter pro Jahr für 25 Jahre.

Der Meeresspiegel ist an unterschiedlichen Orten verschieden hoch und steigt auch unterschiedlich schnell. DerMeeresspiegelanstieg, der in den letzten Jahrzehnten besonders durch denKlimawandelstark zugenommen hat und weiter zunimmt, bringt viele negative Auswirkungen mit sich. Die Folgen betreffen dabei sowohl Menschen als auch Tiere und dieNatur.

Meeresspiegelanstieg — Das Wichtigste

  • Als Meeresspiegel bezeichnet man die Höhe der Meeresoberfläche.
  • Man unterscheidet zwischen einem sterischen und eustatischen Meeresspiegelanstieg.
  • Bis zum Jahr2100 wird der Meeresspiegel laut Prognosen um30 bis 60 Zentimeter steigen.
  • Der Meeresspiegelanstieg wird vor allem durch den Klimawandel und dessen Folgen verursacht.
  • Es ergeben sich viele negative Folgen für Menschen, Natur und Tierwelt.


Nachweise

  1. krone.at: Meeresspiegel steigt-Klimakrise verschluckt Küstengebiete Europas. (08.07.2022)
  2. br.de: Der Meeresspiegel steigt. (08.07.2022)
  3. Deutsches Klima Konsortium (2019). Zukunft der Meeresspiegel. deutsches-klima-konsortium.de (08.07.2022)
  4. daserste.de: Was ist der Meeresspiegel. (09.07.2022)
  5. Abbildung 1: Entwicklung des Eisschilds in der Arktis (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Oldest_Arctic_Sea_Ice_is_Disappearing.png) licensed by CC0 (https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de).

Wie hoch steigt das Wasser wenn alles Eis schmilzt?

Wenn wir fossile Brennstoffe weiterhin nahezu unbegrenzt verbrennen, wird die globale Erwärmung schließlich das ganze Eis der Polen und der Bergspitzen schmelzen und den Meeresspiegel um 216 Fuß (knapp 66 Meter) anheben.

Wie viel steigt der Meeresspiegel bis 2050?

Der Anstieg des Meeresspiegels wird dann bis 2050 bei 32 cm liegen und gegen Ende des Jahrhunderts bei 61-110 cm. Die Unsicherheiten der Projektionen nehmen nach 2050 deutlich zu, daher auch die großen Bandbreiten. Hauptgrund sind die Schwierigkeiten, das Abschmelzen des Antarktischen Eisschildes abzuschätzen.

Wie hoch steigt das Meer?

Der globale Meeresspiegel ist im 20. Jahrhundert schneller angestiegen als in jedem anderen Jahrhundert in den letzten 3000 Jahren. Auswertungen von Pegel- und Satellitendaten zeigen für den Zeitraum 1901-2018 einen Meeresspiegelanstieg von 20 cm bzw. eine mittlere Anstiegsrate von 2,3 mm/Jahr.

Was passiert wenn der Meeresspiegel um 7 Meter steigt?

[13] Einige Forscher gehen davon aus, dass der Meeresspiegel zwischen sechs und sieben Meter ansteigen wird, sollte das gesamte Grönlandeis schmelzen. [14] Das kann zwar mehrere Tausend Jahre dauern. Aber bereits bei einem Temperaturanstieg von 1,6 Grad, kann das Eis für immer verloren gehen.