Wie fühlt sich ein Kind wenn es angeschrien wird?

Laut geworden gegenüber deinem Kind?

6 Strategien, wie du damit umgehen kannst

Wie fühlt sich ein Kind wenn es angeschrien wird?

  • April 12, 2020
  • Jutta Merschen

Manchmal passiert es. Wir sind gestresst, genervt und dann wirft unser Kind auch noch versehentlich sein Wasserglas um. Normalerweise können wir auf solche Situationen gefasst reagieren, doch heute ist es der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Wir werden laut und schreien unser Kind an. 

Situationen wie diese kennen wir als Eltern wahrscheinlich alle. Im Nachhinein sind wir  meistens wenig stolz auf uns und fragen uns, ob wir nicht anders reagieren hätten können. Das schlechte Gewissen meldet sich. 

Vorneweg: Es ist normal. Als Mama oder Papa Fehler zu machen. Etwas zu tun, das man niemals tun wollte. Manchmal aus der Haut zu fahren, wenn im Moment einfach alles zu viel ist. Das alles ist ganz normal und passiert allen Eltern. Der dänische Familientherapeut Jesper Juul sagte einmal: “Die besten Eltern machen 20 Fehler pro Tag”.

Genau wie in Beziehungen zu erwachsenen Menschen können wir auch in der Eltern-Kind-Beziehung Verantwortung für ein Verhalten übernehmen, welches wir bedauern und am liebsten wieder zurücknehmen möchten. Wichtig ist, dass wir uns bewusst sind, dass es ein Fehler war. Und dass wir wissen, wie wir mit der Situation im Nachhinein umgehen. Deshalb erklären wir dir in diesem Artikel, was passiert, wenn wir als Eltern unserem Kind gegenüber laut geworden sind und verraten dir 6 Strategien, damit umzugehen. Wie du allgemein Konflikte mit Kindern lösen kannst, erfährst du auch in unserem Audiokurs zum Thema.

Was passiert, wenn wir unserem Kind gegenüber laut werden

Für uns ist die Situation in dem Moment überfordernd. Wir stehen unter Stress und können deshalb unsere Ressourcen nicht abrufen. Das ist auch der Grund, warum wir laut werden, anstatt ruhig zu reagieren, wie wir das sonst können. Aber auch unser Kind lässt es nicht kalt, wenn wir es anschreien und laut schimpfen. In jüngerem Alter können sie unsere Perspektive meist noch nicht übernehmen und verstehen deshalb oft gar nicht, warum wir so laut sind. Das geht erst ab etwa vier Jahren. Aber unabhängig davon, ob sie wissen, was der Grund für unseren Wutausbruch ist oder nicht, fühlen sich Kinder in derartigen Situation oft alleingelassen. Sie fühlen Schuld, Traurigkeit und Hilflosigkeit. Es hat sich sogar gezeigt, dass Kinder, die häufig angeschrien werden, langfristig psychische Schäden davontragen können. Denn verbale Gewalt zerstört nicht nur die Eltern-Kind-Beziehung, sie kann auch die kindliche Entwicklung schädigen.

6 Strategien, wenn du laut geworden bist

Es ist passiert. Du konntest eine Situation nicht ruhig händeln, sondern bist laut geworden und hast dein Kind angeschrien und laut ausgeschimpft. Unsere folgenden Strategien können dir dabei helfen, die Lage zu entspannen. 

1. Gewinne die Kontrolle wieder

Atme ganz bewusst, trink einen Schluck Wasser oder spanne kurz deinen Körper an und löse die Anspannung wieder. Wichtig ist, dass du jetzt ganz bei dir bleibst und die Kontrolle zurückgewinnst. Das kann dir helfen nach einer solchen Situation oder auch schon, bevor es aus dir rausbricht und die Situation unkontrolliert und laut wird.

2. Mach dir klar: Dein Kind tut es für sich, nicht gegen dich

Was immer dein Kind getan hat, kannst du dir sicher sein. Es wollte dich nicht bewusst provozieren, sondern ist seinen Bedürfnissen gefolgt oder hatte gerade keine bessere Strategie parat. 

3. Biete körperliche Nähe an

Setz dich neben dein Kind, leg ihm, wenn es erlaubt, die Hand auf die Schulter oder umarme es. Wenn dein Kind das erst einmal ablehnt, bleib präsent und aufmerksam in der Nähe.

Dein Kind fühlt sich in einer solchen Situation wahrscheinlich ziemlich alleingelassen und hilflos. Wenn du Nähe anbietest, signalisierst du, dass dir dein Kind wichtig ist und du für es da bist, auch wenn du gerade laut geworden bist.

4. Erkläre deine Perspektive

Suche das Gespräch, wenn sich die Lage beruhigt hat. Versuche, deinem Kind in einfachen Worten zu erklären, was dich so geärgert hat. Erkläre deine eigenen Gefühle und nimm auch Rücksicht auf die Gefühle deines Kindes. Vielleicht mag es auch seine Wahrnehmung der Situation schildern.

5. Übernimm Verantwortung

Übernimm die Verantwortung für dein Verhalten und entschuldige dich bei deinem Kind dafür, dass du laut geworden bist. Alle Eltern machen Fehler und das ist auch okay. Wichtig ist nur, deinem Kind jetzt zu vermitteln, dass es nichts für dein Schreien kann und dass es nicht in Ordnung ist, so laut zu werden.

6. Finde den oder die Auslöser

Manchmal sind es eigentlich ganz harmlose Dinge, die uns zum Explodieren bringen, weil wir angespannt oder gestresst sind. Überlege dir in einem ruhigen Moment, was zu deinem Ausbruch geführt hat. Denk darüber nach, wie du mit den anderen belastenden Aspekten umgehen willst.

Es ist nicht schlimm, wenn wir Fehler machen und auch mal laut werden. Wichtig ist, dass wir uns darüber bewusst sind und gegenüber unseren Kindern Verantwortung übernehmen. Wenn es dir trotz dieser Strategien oft schwerfällt, ruhig zu bleiben und du immer wieder laut wirst, kannst du dir auch Hilfe holen. Etwa in einer Erziehungsberatungsstelle. Das drückt in keinster Weise Versagen als Mama oder Papa aus, sondern zeigt, wie wichtig dir dein Kind und der Umgang mit ihm ist. Wenn du mehr über Erziehung ohne Schimpfen und Schreien erfahren willst, dann hör doch mal in unseren Audiokurs “Kinder erziehen ohne Schimpfen und Schreien”.

Quellen:

Was fühlen Kinder wenn man sie anschreit?

Die Auswirkungen sind schwerwiegend Den Nachwuchs anzuschreien, bringt am Ende übrigens auch nichts. Kinder nehmen die mit der Wut geäußerten Forderungen schlechter auf, denn das Gehirn wird extrem mit Angst konfrontiert. So entsteht Stress, was dazu führt, dass die Informationen nicht verarbeitet werden können.

Was macht es mit Kindern wenn Eltern schreien?

Werden Kinder angeschrien, verletzt dies ihr Selbstwertgefühl. Selbst gelegentliches Anschreien kann später zu Ängsten führen. Solltest du die Fassung verlieren, dann übernimm die Verantwortung. Entschuldige dich bei deinem Kind und achte darauf, nicht mehr in diese Situation zu kommen.

Sollte man sein Kind anschreien?

Jedoch sollte Ihnen klar sein, dass das Anschreien Ihrer Kinder fatale Auswirkungen auf ihre Beziehung und die Entwicklung Ihrer Kinder haben kann. Wieso sollte Schreien kein Teil der Kommunikation zwischen Eltern und Kind sein? Auch Schreien ist eine Form von Gewalt, die Ihrem Kind sehr schaden kann.

Was bewirkt schreien?

Wenn wir schreien, schüttet unser Körper vermehrt Cortisol aus. Das Hormon wird in der Nebenniere gebildet und ist allgemein auch als Stresshormon bekannt. Hört sich erst einmal negativ an. Aber: “Cortisol ist lebenswichtig”, erklärt Farid Zitoun vom Naturheilzentrum Bottrop.