Wer kümmert sich um Beerdigung wenn keine Angehörigen

Kein großes Grab, keine Kränze, keine schwarz gekleidete Trauergemeinde, keine Traueransprache, kein Geistlicher, aber: eine Beerdigung. In dieser Gestalt findet sie statt, wenn Menschen sterben, ohne dass es Angehörige gibt, die sich mit dem Tod Betroffener auseinandersetzen und für die Regelung der Folgen zur Verfügung stehen. Wer kümmert sich dann aber um die sterblichen Überreste, wer besorgt die Beisetzung, wer ist für das Erbe zuständig?

Fälle ohne Angehörige sind in ländlichen Regionen eine Seltenheit

Solche Fälle sind in ländlichen Regionen eher selten, aber sie kommen vor, in Großstädten sogar recht oft, zumal in Zeiten zunehmender Vereinzelung älterer Menschen, und deshalb gibt es für sie verbindliche Regelungen. Virginia Bürgel von der Salemer Gemeindeverwaltung beschreibt den Ablauf so: Wenn ein Verstorbener aufgefunden wird, sei es in einer Privatwohnung oder in einer Wohn- oder Pflegeeinrichtung, ist es zunächst einmal die Aufgabe eines Arztes, den Tod festzustellen und eine Todesbescheinigung auszustellen. Dann wird ein Bestattungsunternehmen eingeschaltet, um den Leichnam abzuholen.

Ordnungsamt der Gemeinde versucht, Verwandte ausfindig zu machen

Außerdem ist die Ortspolizeibehörde, in der Regel das Ordnungsamt, zu verständigen. Dort wird versucht, Angehörige ausfindig zu machen. Recherchiert wird bei anderen Behörden, also bei Melde- und Standesämtern. Wenn das zunächst erfolglos bleibt, beauftragt das Ordnungsamt ein Bestattungsunternehmen mit der Beerdigung. Sind auch späterhin keine Angehörigen zu ermitteln, bleiben die Kosten bei der Kommunalkasse, falls sie nicht aus dem Vermögen des Verstorbenen bestritten werden können.

Rechtsgrundlage für dieses Vorgehen ist das Bestattungsgesetz des Landes Baden-Württemberg. Dort ist etwa auch geregelt, dass Hinterbliebene ab einem bestimmten Verwandtschaftsgrad verpflichtet sind, ihre Toten spätestens innerhalb von zehn Tagen zu beerdigen und die Kosten dafür zu tragen. Erbfragen sind Sache des Nachlassgerichts, das durch das örtliche Standesamt informiert wird. Gegebenenfalls wird ein Nachlasspfleger eingesetzt, der Erben zu ermitteln versucht.

Christian Allweier ist gemeinsam mit seinem Vater Inhaber eines Bestattungsdienstes in Frickingen. Ihn erreichen in diesen hierzulande seltenen angehörigenlosen Fällen Bestattungsaufträge der umliegenden Ordnungsämter. Im Büro hängt sein Meisterbrief, denn Bestatter ist ein Ausbildungsberuf wie andere Handwerke auch. Allerdings gibt es keine Ausbildungspflicht, sodass jedermann Beerdigungen anbieten könne. „Manch einer“, so kritisiert er, „hält da nicht immer die hohen Standards ein, die unser Berufsbild eigentlich ausmachen.“ Zu den Räumlichkeiten des Unternehmens gehören eine Kühlkammer und ein Versorgungsraum, der ein wenig an den Seziersaal einer medizinischen Fakultät erinnert.

Geregeltes Vorgehen hilft Bestatter, sich innerlich zu sammeln

Hier werden die toten Körper gewaschen, hygienisch versorgt, eingekleidet, frisiert und so vorbereitet, dass sich Hinterbliebene, so sich denn welche einfinden, in einem Aufbahrungsraum von dem Verstorbenen verabschieden können. Das Leichenwaschen und -ankleiden ist althergebrachter Brauch, und Allweier legt Wert darauf, alle Schritte quasi wie rituelle Vorgänge sorgfältig ablaufen zu lassen, auch wenn sonst niemand zugegen ist, dem sie etwas bedeuten.

Oft hat er beobachtet, wie es gerade das geregelte Vorgehen ist, das den Trauernden bei allem Schmerz zumindest anfangs ein Gefühl ruhiger Gefasstheit vermittelt, sodass eine würdevolle Bestattung möglich wird. Etwas von dieser inneren Sammlung ist Allweier auch für sich selber bei seinem Tun wichtig. „Ich bin Teil eines weltlichen Ritus“, erklärt er, „auch wenn einmal außer mir niemand an der Beisetzung teilnimmt.“

Der Frickinger Bestattermeister Christian Allweier mit Urnen, teilweise aus Holz gefertigt in der väterlichen Schreinerei im gleichen Haus. Der Frickinger Bestattermeister Christian Allweier mit Urnen, teilweise aus Holz gefertigt in der väterlichen Schreinerei im gleichen Haus. | Bild: Hartmut Ferenschild

Immer mehr Menschen treffen Vorkehrungen für ihre Bestattung

Aus Kostengründen – im Schnitt rechnet die Staatskasse mit circa 3000 Euro pro Fall – sind es meist anonyme Feuerbestattungen, wenn die Ordnungsbehörde tätig wird. Davon wird nur abgewichen, wenn eine letzte Willenserklärung andere Begräbnisformen vorsieht und finanziell sichert. Eine Bestattungsvorsorge kann da helfen: Nach einem Beratungsgespräch bei der Deutschen Bestattungsvorsorge Treuhand AG hinterlegt der Betroffene ein Guthaben, sodass den individuellen Wünschen für den letzten Weg Rechnung getragen werden kann.

Laut Allweier wird diese Möglichkeit zunehmend genutzt, auch unabhängig davon, ob es Angehörige gibt. Auch eine öffentliche Begräbnisanzeige kann dann dazugehören, sodass wenigstens Nachbarn, Bekannte, ehemalige Arbeitskollegen die Chance eines feierlichen Abschiednehmens haben. Solche Kreise übernehmen dann manchmal ehrenamtlich auch die spätere Grabpflege.

Wenn der Bestatter als einziger an der Beerdigung teilnimmt

Im Fall der anonymen Beisetzung von Amts wegen überführt Bestatter Allweier den vorbereiteten Leichnam zu einem der regionalen Krematorien in Singen oder Konstanz. Die Asche wird dort in eine kleine schwarze Kapsel gefüllt, die später ihren Platz in einer Urne findet. Hölzerne Urnen werden in Allweiers väterlichem Schreinerbetrieb gleich nebenan hergestellt. Dann, die Zehn-Tages-Frist ist jetzt nicht mehr bindend, bringt der Bestatter die Urne zu einem der von den Gemeinden auf den kommunalen Friedhöfen ausgewiesenen, pflegefreien Rasenurnenreihengräbern und setzt das Aschegefäß in einem kleinen Urnengrab bei.

Ist die Kirchenzugehörigkeit des Verstorbenen bekannt, so wird dem Bestatter auf seinen Zuruf gelegentlich von einem örtlichen Geistlichen sekundiert. Die ausgehobene Erde wird nun wieder eingefüllt, eine Grassode verschließt die Grabstelle, und nur ein papiernes Kataster verrät später noch, an welcher Stelle hier ein Verstorbener seinen letzten Ruheort gefunden hat. Wenn sich in den Tagen darauf aber auf dem Rasenstück eine Rose findet, dann war es Bestattermeister Christian Allweier, der sie dort hinterlassen hat.

Wer kümmert sich um die Beerdigung wenn es keine Angehörigen gibt?

Wenn ein Mensch stirbt und keine Angehörigen hinterlässt, kümmert sich das Ordnungsamt um die Bestattung.

Was passiert wenn sich keiner um die Beerdigung kümmert?

Wenn sich niemand um die Bestattung kümmert, ermittelt das Ordnungsamt des Sterbeortes die Angehörigen und fordert diese schriftlich auf, ihre Bestattungspflicht innerhalb einer bestimmten Frist zu erfüllen. Verstreicht sie, ohne dass die Angehörigen die Bestattung veranlassen, kümmert sich das Ordnungsamt darum.

Wer ist für die Bestattung eines Verstorbenen zuständig?

In der Regel sind die nächsten Angehörigen für die Organisation einer Bestattung zuständig. Das wird in den Bestattungsgesetzen der einzelnen Bundesländer geregelt. Dort stehen meist Ehepartner oder der eingetragene Lebensgefährte ganz vorn, gefolgt von Kindern und Eltern.

Wie läuft ein Sozialbegräbnis ab?

Was ist eine Sozialbestattung? Eine Sozialbestattung bedeutet, dass die Kosten für eine Bestattung von dem für den Sterbeort zuständigen Sozialamt übernommen werden. Dies ist der Fall, wenn sie den Kostentragungspflichtigen nicht zugemutet werden können (Paragraph 74 SGB XII).