Wer hat herausgefunden dass die erde eine kugel ist

Vor fast 400 Jahren machte die katholische Kirche mit einem Mann kurzen Prozess: Der Astronom Galileo Galilei hatte Anfang des 17. Jahrhunderts mit dem gängigen Weltbild aufgeräumt, dass die Erde das Zentrum des Universums ist. Damit bestätigte er die Lehren von Niklaus Kopernikus. Daraufhin brachte ihn die katholische Kirche vor das Inquisitionsgericht, seine Lehre wurde verboten.

Erst vor 25 Jahren - genau am 2. November 1992 - hat sich die Kirche für ihr Verhalten entschuldigt und Galilei offiziell rehabilitiert. Das Weltbild, dass er bestätigte, können wir uns heute täglich live von den Bordkameras der Internationalen Raumstation anschauen. Und trotzdem gibt es immer noch Menschen, die nicht daran glauben.

Geschichte der Flach-Erdler

Sie nennen sich "Flat-Earther" oder einfach nur "Flatter" und sie glauben tatsächlich, dass die Erde eine Scheibe ist: Es ist eine Weltanschauung nach dem britischen Schriftsteller Samuel Rowbotham, der dank seiner Theorie die Erde sei flach und keine Kugel, bis heute ein bemerkenswertes digitales Eigenleben rund um den Globus führt. Rowbotham hatte 1881 einen 430-Seiten-Wälzer unter dem Titel "Zetetic Astronomy: Earth not a globe" veröffentlicht, seine Frau hatte nach seinem Tod eine erste Society gegründet. Jahrzehnte später, 1956, gründete Samuel Shenton die erste "Gesellschaft der Flachen Erde", die es bis heute gibt.

Inhaltlich sind sich die Anhänger nicht ganz einig: Anhänger der einen Strömung verstehen die Erde als endlose Scheibe, die sich nach oben bewegt. Die anderen sehen die Fläche der "Erdscheibe" mit einem tiefen, trichterförmigen Untergrund. Beide Theorien gehen davon aus, dass der Rand der Fläche von ewigem Eis der Antarktis umgeben ist. Deswegen fällt das Wasser von der Erde nicht ins Leere. Das Zentrum der Erdfläche ist demnach der Nordpol. Rowbotham war übrigens nicht der einzige Mann seiner Zeit, der eine Scheiben-Theorie entwickelte. Weit weg von England zeichnete Orlando Ferguson 1893 in Süd Dakota ein ähnlich interessantes Weltbild: Seine Karte zeigt die Erde mit ihren Gewässern und Kontinenten als eingebettete Scheibe in einem ausgehöhlten Quader mit einer Art Nabel in der Mitte – dem Nordpol.

Die Flat Earth Society hat ihren Sitz in London und derzeit 555 Mitglieder, die aus verschiedensten Ecken der Welt stammen - neben fünf weiteren Deutschen auch ein Dresdner. Allen "Flattern" gemein ist die Überzeugung, dass Verschwörer der Menschheit das Wissen um die wahre Form der Erde vorenthalten wollen und als Beleg für die Form der Welt als Scheibe mit dem Blick aus dem Flugzeug, bei dem die Krümmung der Erde nicht sichtbar ist.

Warum auch einfach, wenn es schwer geht?

Es gibt einen bestimmten Satz, der wird oft in der wissenschaftlichen Methodik angewandt. Er heißt "Ockhams Rasiermesser" oder auch Sparsamkeitsprinzip und besagt: "Wenn es mehrere mögliche Erklärungen gibt, ist die einfachste vorzuziehen."

Die einfachste Erklärung ist oft die beste.

Einfach bedeutet in dem Fall, dass man möglichst wenige zusätzliche Erklärungen braucht, damit die Theorie stimmt. Mit dem Rasiermesser des Wissenschaftstheoretikers Wilhelm von Ockham können also im übertragenen Sinne alle überflüssigen Erklärungen "weggeschnitten werden".

Um es am Beispiel der "Flat Earth" zu zeigen: Wenn jemand behauptet, die Erde sei flach, fallen den meisten spontan diverse Fragen ein. Allen voran: Wieso behaupten Milliarden Menschen, dass die Erde rund ist - darunter Wissenschaftler wie z.B. Astronomen? Wenn wir alle hinter's Licht geführt werden, warum ist das noch nicht aufgeflogen - allein bei der Menge an Leuten, die involviert sein müssen? Was würde es bringen, die falsche Theorie zu verbreiten? Wie kommen die Fotoaufnahmen zustande, die eindeutig auf eine runde Erde hinweisen? Warum sind alle anderen Planeten Kugeln (was man per Teleskop sehen kann), nur die Erde nicht? Wie lassen sich wechselnde Sonnenauf- und -untergänge erklären? usw...
Um seine Theorie aufrechterhalten zu können, muss der Flach-Erdler immer weiter ausholen, sonst fällt sie in sich zusammen. Oder man wählt die einfache Erklärung und sagt:

Die Erde ist nicht flach. Die Erde ist eine Kugel.

Über dieses Thema berichtete das MDR Fernsehen: Exakt - die Story | 14.06.2017 | 20:45 Uhr

Fehlerberichtigung In einer früheren Version hatten wir berichtet, dass Galilei auch mir der Vorstellung aufräumte, die Erde sie eine Scheibe. Das war zu seiner Zeit bereits weitgehend anerkannt.

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Eine flache Scheibe, umgeben von Meer - darüber stülpt sich der Himmel wie eine riesige Käseglocke. Diese Vorstellung über das Aussehen unserer Erde gilt oft bis heute als perfektes Beispiel mittelalterlicher Vorstellungen, bevor die Aufklärung die Wissenschaft voranbrachte.

Dabei hatte man schon lange vor dem Mittelalter erkannt, dass die Menschheit nicht auf einer Scheibe lebt. Bereits der griechische Philosoph Pythagoras und seine Schüler gingen von einer Erdkugel aus - das war im 6. Jahrhundert, vor Christus wohlgemerkt.

Auch für Aristoteles, der das Weltbild der Physik für fast zwei Jahrtausende zementierte, war die Erde eine Kugel. Damit lag er richtig, auch wenn er sonst manch irrige Annahme verbreitet hat, etwa die, dass die Objekte am Himmel perfekte Kugeln sein müssten, ohne Flecken, Berge und Ähnliches.

Schon in der Antike waren viele Phänomene aufgefallen, die klar für eine kugelförmige Erde sprechen: Verlässt ein Schiff den Hafen, verschwindet zuerst der Rumpf unter dem Horizont, die Segel aber bleiben noch lange zu sehen.

Die Sternbilder erreichen unterschiedliche Höhen am Himmel, je nachdem ob man sie von Athen, Alexandria oder anderen Orten aus betrachtet.

Schließlich erscheint bei einer Mondfinsternis der Schatten der Erde auf dem Mond stets mit einem runden Rand, niemals gerade oder eckig.

All dies deuteten bereits die antiken Gelehrten ganz richtig: Die Erde muss eine Kugel sein. Über den Rest des Kosmos herrschten allerdings zumeist nicht ganz so zutreffende Vorstellungen.

Der griechische Philosoph Pythagoras

Die Kugelgestalt der Erde