Welche organe kann man spenden wenn man tot ist

1. Organspenden dürfen nicht bezahlt werden. Das Transplantationsgesetz regelt ganz eindeutig, dass eine Organspende nicht von wirtschaftlichen Überlegungen beeinflusst werden darf. Aus diesem Grund gibt es keine finanziellen Entschädigungen oder Ähnliches – der Spender muss aus freien Stücken und ohne Gegenleistung spenden.

2. Es gibt zwei Arten von Spenden: Bei einer Lebendspende wird ein Organ aus dem Körper eines gesunden Menschen in den eines Bedürftigen verpflanzt. Das geht bei einer Niere und bei Teilen der Leber. Sie ist nur zwischen Menschen erlaubt, die verwandt sind oder sich in einer anderen Form nahe stehen. Bei der postmortalen Spende hat ein Spender verfügt, dass ein oder mehrere Organe nach seinem Tod transplantiert werden dürfen. Falls ein Mensch keine Entscheidung für oder gegen eine Organspende formuliert hat, müssen seine Angehörigen entscheiden.

3. In Europa gibt es drei verschiedene Modelle: In Deutschland gilt die sogenannte Entscheidungslösung. Danach ist eine Organspende nach dem Tode nur dann zulässig, wenn der mögliche Organspender zu Lebzeiten eingewilligt oder sein nächster Angehöriger zugestimmt hat. Jeder sollte ab einem Alter von 16 Jahren selbst eine Entscheidung treffen, ob er seine Organe spenden möchte oder nicht. Eine Pflicht besteht nicht.

Bei der Zustimmungslösung – wie in Dänemark, Großbritannien, Litauen, Rumänien und der Schweiz – muss der Verstorbene zu Lebzeiten einer Organspende zugestimmt haben. Bei der erweiterten Zustimmungslösung können auch die Angehörigen stellvertretend für die verstorbene Person entscheiden.

Im Gegensatz dazu muss sich der Betroffene bei der Widerspruchslösung ausdrücklich gegen eine Organspende ausgesprochen und dies festgehalten haben. Diese Regelung gilt in zahlreichen europäischen Ländern, zum Beispiel in Spanien.

4. Spanien führt die europaweite Liste regelmäßig an. Im Jahr 2019 gab es in Spanien 48 Organspender pro eine Million Einwohner, in Portugal 33,6, in Italien 27,7, in Frankreich 29,7 und in Deutschland 11,5 . Deutschland bildet damit eines der Schlusslichter im internationalen Vergleich.

5. Bis zu sieben Leben können mit einer postmortalen Spende gerettet werden: Zahlreiche verschiedene Organe und Gewebe können einem gestorbenen Spender entnommen werden. Im Körper eines anderen Menschen übernehmen sie anschließend wieder wichtige Funktionen. Insgesamt können so theoretisch bis zu sieben Personen durch die Spenden eines verstorbenen Menschen eine neue Lebenschance erhalten.

6. In 28 Sprachen bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung den Organspendeausweis zum Herunterladen an. Wer viel reist oder sich regelmäßig in einem anderen Land aufhält, für den kann es sinnvoll sein, einen Organspendeausweis in der Sprache des jeweiligen Landes mit sich zu führen.

7. 84 Prozent der Deutschen stehen einer Organspende generell positiv gegenüber. Das ergab eine repräsentative Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Während die Haltung der Deutschen in Umfragen zum Thema also positiv ist, zeigt sich bei den konkreten Zahlen ein anderes Bild: Nur 39 Prozent der Deutschen verfügen über einen Organspendeausweis.

8. 932 Menschen in Deutschland spendeten 2019 postmortal Organe. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Organspender von 955 (2018) auf 932 zurückgegangen. Die Zahl der gespendeten Organe sank nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation von 3113 auf 2995.

9. Rund 9.500 Menschen stehen in Deutschland auf einer Warteliste für eine Organspende. Das sind fast zehnmal so viele Personen wie 2018 nach ihrem Tod Organe gespendet haben. Beim Vergleich dieser Zahlen ist natürlich zu berücksichtigen, dass ein Verstorbener verschiedene Organe und Gewebe spenden und damit mehrere Menschen versorgen kann. Die meisten Wartenden hoffen auf eine Niere.

10. Ein Mensch kann 15 verschiedene Organe und Gewebe spenden. Neben Organen wie Herz, Lunge, Leber, Nieren, Bauchspeicheldrüse, Darm und Haut können auch Gewebe transplantiert werden. Dazu zählen zum Beispiel die Hornhaut der Augen, Gehörknöchelchen, Herzklappen, Teile der Blutgefäße, Hirnhaut, Knochengewebe, Knorpelgewebe und Sehnen.

Der erste Samstag im Juni ist in jedem Jahr der Tag der Organspende. Er wurde vor 37 Jahren von Organempfängern zum Dank an die Organspender und deren Angehörigen ins Leben gerufen. Der Tag soll darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, sich mit dem Thema zu befassen. Weitere Informationen finden Sie hier.

Samstag, 6. Juni 2020

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Ist ein Mensch bereits tot, wenn nur sein Gehirn abgestorben ist, wenn der Rest des Körpers aber noch lebt und seine Organe sogar transplantiert werden könnten? Das Konzept des Hirntods ist in der Transplantationsmedizin fast ein Dogma, das zusehends in Wanken gerät.

Wer sein Ohr auf den Brustkorb eines Toten legt, erwartet kaum, so etwas zu hören. Und doch schlägt in jedem Menschen, der in Deutschland für hirntot erklärt wird, das Herz. Eine Tatsache, die nach Ansicht von Dr. Jürgen in der Schmitten vom Institut für Allgemeinmedizin der Universität Düsseldorf, unweigerlich zu Irritationen führt.

"Wenn ich Angehörigen sage, ihr geliebter Ehemann ist tot, und die steht daneben und der hat sich in keiner Weise gegenüber gestern verändert, denn er wird immer noch beatmet und hat ein schlagendes Herz und hat Fieber und scheidet aus, dann ist es sehr schwierig, das zu verstehen und zu glauben, und das schürt und fördert und hält aufrecht über Jahrzehnte nach meiner Überzeugung ein grundlegendes Misstrauen gegenüber der Transplantationsmedizin, das sie nie ganz abschütteln kann, sie ist ständig in dieser Defensive."

In der Schmitten ist keineswegs Gegner der Organspende, er gehört aber zu jener Gruppe von Medizinern, die das Hirntodkonzept für überholt halten. Es besagt, dass ein Mensch tot ist, wenn sein Gehirn vollständig abgestorben ist. Das müssen zwei Ärzte unabhängig voneinander feststellen. Die wichtigsten Todesindizien: Die Pupillen müssen starr sein. Der Atemreflex muss ausgefallen sein, der Patient wird daher künstlich beatmet. Und das Elektroenzephalogramm, kurz EEG, darf keine Hirnströme mehr zeigen. Doch für Hirntodkritiker ist all das nicht Nachweis genug. Die Tests belegten nur eines: Der Patient ist in einem tiefen, irreversiblen Koma. Aber mehr nicht. Davon ist Dr. Tanja Krones überzeugt, leitende Ärztin für Klinische Ethik am Universitätsspital Zürich:

"Was wir feststellen, ist sicher so, dass diese Menschen nie wieder erwachen, aber wir können nicht sicher sein, dass alles im Hirn abgestorben ist, das weiß man, das ist so in der medizinischen Fachliteratur diskutiert, das muss man fair diskutieren und wissen."

Tatsächlich gibt es irritierende Berichte über Reaktionen von Hirntoten. So konnten Ärzte bei einigen einen sprunghaften Anstieg von Blutdruck und Herzfrequenz bei der Organentnahme feststellen. Ob ein Schmerzempfinden oder reine Nervenreflexe die Ursache sind, bleibt unklar. In der Schweiz werden die Organspender jedenfalls vor der Explantation konsequent in Vollnarkose versetzt. In Deutschland hält man das für überflüssig, wie man seitens der Transplantationsmedizin überhaupt scheut, so manche Details öffentlich zu diskutieren. Krones:

"Es ist wirklich ein großes Tabu und eine große Sorge, dass, wenn man darüber spricht, dass die Menschen so verängstigt sind, dass sie es nicht machen."

Doch die Debatte ist international entbrannt, zusätzlich befeuert durch Fälle von Hirntod-Fehldiagnosen, wie zum Beispiel der einer 40jährigen Patientin in den USA. Sie hatte sich mit einem Medikament vergiftet. Es enthielt den Wirkstoffs Baclofen, ein Mittel, das Muskelspannungen lösen soll. Die Patientin zeigte keinerlei Reflexe mehr, als sie in die Klinik eingeliefert wurde, die Pupillen waren starr. Die Ärzte führten die weiteren, üblichen Tests durch. Dann erklärten sie sie für Hirntod und bereiteten die Organentnahme vor. Doch am fünften Tag nach Einnahme der Überdosis fing die Patientin plötzlich an, sich zu bewegen. Sie erholte sich an den folgenden Tagen und überlebte ohne bleibende Nervenschäden. Ihre Vergiftungserscheinungen hatten den Hirntod lediglich vorgetäuscht.

Ärzte wie Jürgen in der Schmitten fordern daher Konsequenzen. Und vor allem die Anerkennung: Ein Hirntoter ist höchstens ein Sterbender. Aber eben keine Leiche. Was ihn wirklich tötet, ist die Organentnahme:

"Ja, die Organentnahme führt den Tod herbei, der Tod tritt ein während des Prozesses der Organentnahme, davon bin ich überzeugt und wir müssen uns dann überlegen, ob wir das ethisch und rechtlich auf sichere Füße stellen können oder nicht. "

Der Arzt schlägt daher vor, die Dinge beim Namen zu nennen. Und dies gesetzlich zu verankern:

"Der Vorschlag ist, zu erlauben, dass bei Patienten, bei denen der Hirntod festgestellt wurde, die aber nicht deshalb für tot erklärt worden sind, Organe entnommen werden, mit der Folge, dass der Tod im Operationssaal eintritt."

In der Schmitten hofft, dass durch den offenen Umgang mit den Tatsachen die Akzeptanz in der Bevölkerung steigt. Auch der Philosoph und Bioethiker Professor Dieter Birnbacher forderte auf der Tagung mehr Transparenz:

"Wir brauchen zweierlei. Erstens eine genauere Information auch über die nicht so angenehmen Seiten der Organtransplantation, also auch die Prozeduren der Organentnahme, da sind nicht immer alle Aspekte so angenehm, auch die Widerstände des Pflegepersonals, sich mit Hirntoten auseinanderzusetzen. Aber auf der anderen Seite brauchen wir auch ein Ethos der Organentnahme, das sicherstellt, dass mit dem Organspender nach dem Hirntod in würdiger Weise umgegangen wird. Das sollte auch in den Verhaltensrichtlinien viel stärker berücksichtigt und normiert werden."

Auch Birnbacher, ehemals Verfechter des Hirntodkonzepts, hat mittlerweile Zweifel daran. In der Schweiz geht man seit zwei Jahren einen eigenen Weg. Dort ziehen Ärzte auch den Herztod zur Bestimmung des Todeszeitpunkts heran. Erst muss der potenzielle Organspender einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleiden. Die Ärzte müssen 10 Minuten warten, ob das Herz wieder anfängt zu schlagen. Geschieht dies nicht, muss zusätzlich der Hirntod festgestellt werden. Für Tanja Krones ein Fortschritt gegenüber der alleinigen Hirntodfeststellung wie in Deutschland.

"Für mein Gefühl ist es so, dass diese Patienten, dieser Mensch toter ist - von der moralischen Intuition - als ein hirntoter Patient, weil er riecht anders, er sieht anders aus, es ist so, dass bei diesen Patienten aufgrund des Stillstands des Blutes die Fäulnis schon beginnt."

Möglicher Nachteil: Die Organqualität leidet teilweise, zumindest bei Lebern. Unbeeindruckt von der internationalen Diskussion zeigt sich unterdessen die deutsche Transplantationsmedizin. Ihre Vertreter wiederholten auf der Tagung ihr Mantra vom "Hirntod gleich Tod". Lebenden würden sie niemals Organe entnehmen. Jürgen in der Schmitten:

"Wir sollten hier prüfen, ob die verwendete Hirntoddefinition wissenschaftlich stichhaltig ist und wenn wir merken, das ist nicht der Fall, dann sollte es eine politische Meinungsbildung geben. Und wenn dann alle Chirurgen das Messer niederlegen - das möchte ich erst mal kommen sehen, also da wäre ich sehr entspannt."

Ist man bei einer Organspende tot?

Der Tod ist nachgewiesen, wenn bei der spendenden Person der unumkehrbare Ausfall der gesamten Hirnfunktionen (Hirntod) eingetreten ist. Sollen Organe und Gewebe gespendet werden, so wird der Hirntod in einem aufwendigen Verfahren - der Hirntoddiagnostik - festgestellt.

Warum ist Organspende nicht beim Herztod möglich?

Wer an Herzversagen stirbt, kann kein Organspender werden Wenn zuerst das Herz aufhört zu schlagen und dann die Atmung stoppt, tritt ein paar Minuten später als letztes der Hirntod ein. Das Herz-Kreislauf-Versagen ist dann die Todesursache und nicht die erloschene Hirnfunktion.

Kann man sein Herz Spenden Wenn man noch lebt?

In Deutschland ist neben einer postmortalen Organspende auch eine Lebendorganspende möglich. Bei einer Lebendorganspende wird ein Organ oder ein Organteil von einem lebenden Menschen auf eine Patientin oder einen Patienten übertragen.

Welche Organe sollte man nicht spenden?

Organe dürfen in Deutschland nur bei Patienten entnommen werden, deren irreversibler Funktionsausfall des Gesamtgehirns (im Folgenden genannt: Hirntod) zweifelsfrei festgestellt wurde. Großhirn, Stammhirn und Kleinhirn sind also unumkehrbar zerstört.