Was kostet der Barrel Öl vor 10 Jahren?

Im Juli kostete das Barrel Erdöl 147 Dollar, und Experten sahen bis zum Jahresende gar einen Preis von 200 Dollar voraus. Momentan kostet das Barrel rund 40 Dollar. Zu wenig, sagen Experten. Diese befürchten wegen mangelnder Förderung bald Kapazitätsengpässe.

Was kostet der Barrel Öl vor 10 Jahren?

Der Preis für das Erdöl stabilisiert sich, nachdem er 2008 Rekordsprünge nach oben und unten erlebte. (Bild: Reuters)

(ap) Schon am ersten Handelstag des Öl-Jahres 2008 wurde vielen Händlern klar: Interessante zwölf Monate kommen auf die Branche zu. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) Rohöl schnellte am 2. Januar an der New Yorker Rohstoffbörse für kurze Zeit auf 100 Dollar. Zum ersten Mal in der Geschichte wurde ein dreistelliger Preis für den wichtigsten Rohstoff der Weltwirtschaft gezahlt. Und das war erst der Beginn der Preisrallye. Wer damals einen Barrel-Preis von rund 40 Dollar zum Jahresende vorgesagt hätte, wäre ausgelacht worden.

Konjunkturschlaglicht

94. Jahrgang, 2014 · Heft 11 · S. 839–840

Nachdem die Brentölpreise seit April 2013 über 100 US-$ pro Barrel notiert hatten, rutschten sie im Verlaufe des Septembers 2014 unter diese Marke. Anfang November lag der Preis für ein Barrel Brent nur noch bei 83 US-$ und damit rund 28% niedriger als Mitte Juni (vgl. Abbildung 1). Die Preisrückgänge lassen sich durch eine gute Angebotssituation auf dem internationalen Rohölmarkt, bei gleichzeitig sinkender Ölnachfrage erklären. Schwächer als erwartete Wirtschaftsdaten insbesondere aus Europa, Japan und China führten dazu, dass die Internationale Energieagentur (IEA) sich in den letzten Monaten mehrmals dazu veranlasst sah, die prognostizierte Menge weltweit nachgefragten Öls nach unten zu revidieren. In ihrem letzten Ölmarktreport im Oktober 2014 rechnete die IEA mit einem Anstieg der täglichen globalen Ölnachfrage für 2014 um 0,7 Mio. auf 92,4 Mio. Barrel pro Tag, während sie im Juli noch von einem Wachstum von 1,2 Mio. Barrel ausgegangen war.

Abbildung 1
Rohölpreis für die Sorte Brent

US-Dollar pro Barrel

Was kostet der Barrel Öl vor 10 Jahren?

Quelle: HWWI.

Neben der schwächeren Ölnachfrage hat aber auch die außerordentlich gute globale Ölversorgung zu den Preisrückgängen geführt. Nach Daten der IEA war das Ölangebot im September um 2,8 Mio. Barrel höher als noch vor einem Jahr. So stieg im dritten Quartal 2014 die Ölproduktion der OPEC-Länder stark an. Vor allem in Libyen konnte die Produktion trotz der dort bestehenden Unruhen ausgedehnt werden. Zudem blieb die Ölproduktion im Irak durch die Kämpfe gegen die Terrormiliz Islamischer Staat weitestgehend ungestört. Zuvor hatten Sorgen vor einer möglichen irakischen Produktionsreduktion den Preis für Brentöl im Juni auf über 115 US-$ getrieben. Außerhalb der OPEC ist die Ölförderung vor allem in Russland und auch in den USA angestiegen. In den USA ist dies auf die Schieferölrevolution zurückzuführen. Russland produziert so viel Öl wie seit Sowjetzeiten nicht mehr und im laufenden Jahr wird mit einer Fördermenge von gut 10,9 Mio. Barrel pro Tag gerechnet. Mit der hohen Fördermenge zielt Russland darauf ab, die Einnahmeverluste aufgrund sinkender Ölpreise durch ein erhöhtes Angebot zu kompensieren.

Saudi-Arabien, der größte Ölproduzent innerhalb der OPEC, scheint bisher die niedrigeren Ölpreise zu akzeptieren und reagiert bisher nicht mit Produktionskürzungen auf die starken Preisrückgänge. Stattdessen strebt Saudi-Arabien an, seinen mengenmäßigen Marktanteil zu halten und über die niedrigeren Preise die Rentabilität der Ölproduktion in Nordamerika in Gefahr zu bringen. Im Vergleich zu der Ölförderung in Saudi-Arabien ist die Ölgewinnung in Kanada aus Ölsanden mit schätzungsweise 90 US-$ pro Barrel teuer. Auch in den USA wird mit komplizierter Fracking-Technologie das Öl aus dem Schiefergestein herausgebrochen. Die Kosten dürften hier im Rahmen von 70 US-$ bis 80 US-$ pro Barrel liegen. Seinem Bestreben, die Ölförderung in Nordamerika unter Druck zu setzen und dort Investitionen in neue Ölfelder unwirtschaftlich zu machen, bekräftigte Saudi-Arabien Anfang November mit der Ankündigung, die Preise für Ölexporte in die USA zu reduzieren.

Die nächste OPEC-Sitzung in Wien am 27. November 2014 verspricht, in Hinblick auf die unterschiedlichen Interessen der Mitgliedsländer spannend zu werden. Länder wie der Iran oder Venezuela könnten auf eine Produktionskürzung drängen. Ihre Hoffnung wäre, dass über ein geringeres Angebot die Ölpreise wieder steigen. Dies würde aber gerade der möglichen Strategie Saudi-Arabiens zuwiderlaufen, unliebsamen Konkurrenten in Nordamerika über stark gefallene Preise den Ölhahn zuzudrehen. Besonderes Konfliktpotenzial bieten die unterschiedlichen Ausgangsbedingungen innerhalb der OPEC. Während Saudi-Arabien nur einen Ölpreis von schätzungsweise 80 US-$ pro Barrel für einen ausgeglichenen Staatshaushalt benötigt, liegt diese Zahl beispielsweise für den Iran und Venezuela mit über 120 US-$ wesentlich höher. Da die USA für Venezuela einen wichtigen Exportmarkt für Rohöl darstellt, dürften auch schon die von Saudi-Arabien gewährten Preisnachlässe für US-amerikanische Kunden das südamerikanische Land brüskiert haben.

Neben der Entscheidung der OPEC-Länder über die Förderquoten wird für die Ölpreisentwicklung in den nächsten Monaten auch das weitere Wachstum der Weltwirtschaft von Bedeutung sein. Entwickelt sich die globale Konjunktur schwächer, so führt dies zu einer geringeren Energienachfrage. Besonders China war in den vergangenen Jahren für einen beachtlichen Teil des Nachfragewachstums auf dem Ölmarkt verantwortlich. Sollte sich das chinesische Wirtschaftswachstum weiter abschwächen, so würde dies beim Öl preisdämpfend wirken. Niedrigere Ölpreise aufgrund einer guten Versorgungslage könnten jedoch zugleich stimulierend für die Weltwirtschaft wirken, für die das Öl einen wichtigen Inputfaktor darstellt. Ein Strich durch diese Rechnung könnte jedoch eine Krise in einem wichtigen Ölproduzentenland machen. Risiken hierfür, die bei den zurzeit fallenden Ölpreisen von den Marktteilnehmern überwiegend ausgeblendet werden, gäbe es genug. Unruhen in Libyen, Sorgen um eine Destabilisierung im Irak und der weiter schwelende Ukraine-Russland-Konflikt wären in diesem Zusammenhang zu nennen.

Leon Leschus

Was kostet der Barrel Öl vor 10 Jahren?

2010 = 100, auf US-Dollar-Basis.

HWWI-Index mit Untergruppena2013Apr. 14Mai 14Jun. 14Jul. 14Aug. 14Sep. 14Okt. 14
Gesamtindex 122,6 122,9 123,7 125,8 122,5 117,3 112,4 102,7
  (-2,0) (4,6) (4,9) (6,7) (-0,1) (-6,7) (-10,9) (-16,7)
Gesamtindex, ohne Energie 97,6 98,6 97,2 95,2 94,6 94,2 90,4 89,1
  (-5,3) (-0,1) (0,1) (-0,6) (0,3) (-1,2) (-4,4) (-6,3)
Nahrungs- und Genussmittel 109,0 119,1 118,4 112,9 103,8 101,8 95,5 97,6
  (-11,1) (6,0) (4,2) (-1,1) (-3,9) (-1,0) (-7,1) (-3,9)
Industrierohstoffe 93,6 91,3 89,7 88,9 91,4 91,5 88,6 86,1
  (-2,7) (-2,7) (-1,8) (-0,4) (2,1) (-1,3) (-3,2) (-7,2)
Agrarische Rohstoffe 93,8 96,1 95,1 94,8 94,2 93,3 90,9 89,8
  (2,0) (4,2) (2,8) (2,3) (2,7) (0,2) (-3,4) (-6,5)
NE-Metalle 88,1 86,2 87,0 88,1 92,5 93,7 91,7 88,5
  (-7,8) (-1,9) (0,2) (3,2) (11,0) (8,5) (8,2) (2,4)
Eisenerz, Stahlschrott 106,8 97,4 89,2 83,0 84,8 83,3 77,5 74,9
  (3,5) (-12,1) (-11,7) (-11,9) (-16,8) (-22,6) (-26,1) (-28,1)
Energierohstoffe 129,2 129,4 130,7 133,9 129,9 123,4 118,2 106,2
  (-1,3) (5,6) (5,9) (8,2) (-0,2) (-7,7) (-12,1) (-18,7)

a2010 = 100, auf US-Dollar-Basis, Periodendurchschnitte; in Klammern: prozentuale Änderung gegenüber Vorjahr.

Weitere Informationen: http://hwwi-rohindex.org/

Was hat ein Barrel Öl vor 10 Jahren gekostet?

Am 10. Oktober 1990 kostete ein Barrel Rohöl 41,15 Dollar (inflationsbereinigt 80,33 Dollar). Während der Asienkrise sank die Nachfrage nach Erdöl. Am 11. Dezember 1998 wurden 10,65 Dollar pro Barrel verlangt (inflationsbereinigt 16,67 Dollar).

Was hat ein Barrel Öl 2008 gekostet?

Im Jahr 2008 lag der Preis für ein Barrel Öl nach einem langen Aufstieg in den Vorjahren im Durchschnitt bei 96,99 US-Dollar, im Jahr darauf sackte er auf 61,51 US-Dollar ab. Danach stieg der Preis mehrfach wieder an und fiel.

Was kostet ein Barrel Öl 2008 und 2022?

Der Preis für das Barrel Öl kletterte Mitte Juli 2008 laut Medienberichten auf eine Rekordsumme von fast 150 US-Dollar. Einer der Preistreiber war die damalige Finanzkrise. Im März 2022 dagegen kostete ein Barrel der Rohölsorte UK Brent durchschnittlich 117 US-Dollar.

Was kostet ein Barrel Öl 2012?

Verantwortlich für das Preishoch 2012 waren vor allem zwei Faktoren: Ein schwacher Euro und höhere Gewinne der Ölfirmen. Das Rohöl der Nordsee-Sorte Brent, das für den europäischen Markt die Richtung angibt, kostete durchschnittlich 112 Dollar je Barrel (159 Liter) - das ist kaum mehr als im Jahr zuvor.