Was kann jeder einzelne gegen den klimawandel tun

Das Problem ist: Wenn ich nur höre, dass der Klimawandel auf einer systemischen Ebene gelöst werden muss, weiß ich nicht, was ich beitragen kann, und tue im Zweifelsfall gar nichts. Wenn mir Klimaschutz aber eigentlich wichtig ist, ist Aufgeben ziemlich frustrierend und letzten Endes auch nicht zielführend.

In der Forschung lassen sich zwei Arten von Gesellschaften unterscheiden: individualistische und kollektivistische. Individualismus heißt, dass Menschen sich als eigenständig wahrnehmen, als getrennt von anderen und als diejenigen, die über ihr Leben entscheiden. Deutschland, Westeuropa und die USA sind beispielsweise solche individualistischen Gesellschaften. Dem gegenüber steht der Kollektivismus: Dabei haben Menschen das Gefühl, dass ihr Leben stark mit dem von anderen überlappt und dass ihre Gefühle, Gedanken und Entscheidungen nicht unabhängig von ihrer sozialen Umgebung sind.

Laut einer Studie von 2017 ist dieses individualistische Denken auf dem Vormarsch. In immer mehr Ländern sehen die Menschen die Welt auf diese Weise. Deshalb ist es nicht erstaunlich, dass immer mehr Menschen frustrierend finden zu hören: Du, Individuum, kannst nichts gegen den Klimawandel tun. Denn diese Aussage widerspricht dem Weltbild, das in westlichen Gesellschaften vorherrscht.

Unsere Weltbilder lenken, wie wir die Klimakrise wahrnehmen

Ein Blick in die Forschung zeigt: Klimakommunikation funktioniert nur, wenn sie Rücksicht auf die Weltbilder nimmt, die Menschen haben. Wenn eine Botschaft zum Klimaschutz dem widerspricht, was ich über die Welt denke, lehne ich die Botschaft eher ab.

Ein Beispiel: Eine Studie zeigt, dass Menschen mit einem konservativen Weltbild Klimaschutzmaßnahmen eher zustimmen, wenn diese Maßnahmen als Zünder für mehr Jobs und Innovation beschrieben werden. Es ist also im Grunde keine gute Idee, in unserer individualistischen Gesellschaft zu argumentieren, dass einzelne Personen nichts gegen den Klimawandel unternehmen können. Auch wenn sich das mit Blick auf die großen Verursacher erst mal so anfühlen kann.

Tatsächlich sind „individuelle“ und „systemische“ Ebene gar nicht so klar voneinander trennbar, wie manchmal suggeriert wird. Das führen drei Philosophen in einer Veröffentlichung von 2021 aus. Ihnen zufolge ist es ein Denkfehler, die beiden Ebenen als Gegensätze zu begreifen. Stattdessen erklären sie, wie die Ebenen sich gegenseitig beeinflussen und somit schon einen Einfluss aufeinander haben. Das heißt konkret: Wenn ich auf individueller Ebene eine Entscheidung treffe, kann das einen Einfluss auf die systemische Ebene haben und umgekehrt.

Individuelle Entscheidungen haben einen Einfluss aufs System

Wenn ich eine Partei wähle, treffe ich damit eine individuelle Entscheidung. Meine Wahl hat aber Einfluss auf das System, in dem ich lebe, – und wenn ich mich für eine Partei entscheide, die mehr Klimaschutz durchsetzen will, dann kann ich als Individuum auf Klimapolitik Einfluss nehmen. Oder: Wenn ich mich entscheide, ohne Auto zu leben, betrifft das zuerst mein eigenes Leben. Aber meine Nachbar:innen, Freund:innen oder Familienmitglieder können beobachten, wie ich ohne Auto lebe, und überlegen dann vielleicht selbst, ob sie das auch schaffen. Ohne meine individuelle Entscheidung wären sie nicht auf diesen Gedanken gekommen. Wir treffen Entscheidungen also nicht in einem Vakuum, sondern immer in unserem sozialen System.

Es gibt zudem Untersuchungen, dass individualistisch geprägte Menschen etwas mehr bereit sind, klimafreundlichere Technologien in ihrem Leben zu nutzen, beispielsweise Solar auf dem eigenen Dach zu installieren oder zum E-Auto zu wechseln. Das könnte noch befördert werden, indem Menschen genau auf dieser individualistischen Ebene angesprochen werden: etwa indem die Neuigkeit und die Einzigartigkeit solcher Technologien hervorgehoben werden.

Das System kann klimafreundliche Entscheidungen einfacher machen

Hinzu kommt, dass manche Menschen auf individueller Ebene schon einen großen Einfluss auf den Klimawandel haben – und zwar, wenn sie einen exzessiven Lebensstil pflegen. Darauf weist auch der Weltklimarat IPCC im neuesten Teilbericht von 2022 hin. Menschen mit einem hohen sozioökonomischen Status – also mit höherem Einkommen, höheren Bildungsabschlüssen und so weiter – tragen außergewöhnlich viel zu den Emissionen bei. Gleichzeitig haben sie aber auch die Macht, diese hohen Emissionen zu reduzieren – indem sie ihr Konsum- und Reiseverhalten ändern oder indem sie zum Beispiel Veränderungen in der Firma bewirken, in der sie arbeiten.

Und auch die systemische Ebene hat einen Einfluss auf einzelne Personen. Beispielsweise kann die Politik Verkehrsmittel fördern, die weniger oder keine Emissionen erzeugen, und den Abschied vom Verbrennerauto erleichtern, oder Flüge auf kürzeren Strecken überflüssig machen, indem sie das Netz für Fernzüge ausbaut. Oder sie macht es durch Förderungen einfacher, sich für eine nachhaltige Wärmepumpe und gegen eine fossile Öl- oder Gasheizung zu entscheiden.

Wann wir endlich ohne schlechtes Gewissen fliegen können, erklären wir hier.

Was kann jeder tun gegen Klimawandel?

10 Tipps für mehr Klimaschutz im Alltag.
Wechsel zu Ökostrom. ... .
Mit Fahrrad, Bus oder Bahn zur Arbeit. ... .
Kurzstreckenflüge canceln. ... .
Weniger Fleisch auf dem Teller. ... .
Bio aus der Region und Saison ins Körbchen. ... .
Heizung runterdrehen. ... .
Volle Maschine, niedrige Temperatur. ... .
Energiefresser im Laden lassen..

Was kann jeder Einzelne gegen den Klimawandel unternehmen?

Weniger Auto fahren, seltener Fleisch essen, Strom sparen, bewusster einkaufen, Müll vermeiden: Klimaschutz fängt im Kleinen an. Mit diesen Tipps kann jeder seinen Beitrag leisten - und dabei auch noch Geld sparen!

Wie kann man klimafreundlich leben?

Zum klimafreundlichen Lebensstil gehört, dass du Transportmittel wählst, die wenig Energie benötigen. Auch umweltverträglich erzeugte Energie wäre natürlich gut – zum Beispiel Strom aus erneuerbaren Energien. Am klimafreundlichsten ist es, Fahrrad zu fahren oder zu Fuß zu gehen, denn dabei produzierst du keinerlei CO2!

Was muss gegen den Klimawandel getan werden?

Rund 40 Prozent der europäischen Treibhausgasemissionen entfallen auf den Energie- und Industriesektor. Auf dem Weg sollen in diesem Sektor bis 2030 rund 43 Prozent der Treibhausgase reduziert werden. Flankiert wird das Klimaschutzziel 2030 von einem Erneuerbare-Energien- und einem Energieeffizienzziel.