Was ist wenn ich an keine Religion Glaube?

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  • Manuel Schmid
  • 14. Oktober 2020
  • 3 Kommentare

Stephan glaubt nicht mehr, dass Gott Religion mag. Ein ziemliches Handycap für einen Gott, der selber eine Religion gestiftet hat! Genau davon ist Stephan aber auch nicht mehr überzeugt. Er diskutiert mit Manuel über Verkrustungen und Institutionalisierungen von Religion – und erklärt, warum er lieber ein Reformierter als ein Christ ist…

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3 Kommentare zu „Ausgeglaubt: »Gott mag keine Religion.«“

  1. Vielen Dank für dieses interessantes Gespräch! Ich kann Stephan nur beipflichten: Im Sinne von Religionen, die sich dadurch profilieren, dass sie von sich behaupten, im Gegensatz zu den anderen die Wahrheit zu besitzen, und Karl Barth tappte meines Erachtens selbst gerade in diese Falle, auch wenn er meinte, sich über „Religosität“ erheben zu können – in diesem Sinne mag Gott gewiss keine Religion. Auch ich würde mich 10 mal eher als Reformierte denn als Christin bezeichnen. Interessant finde ich aber den Gedanken, der sich im Koran findet, dass Gott, wenn er gewollt hätte, eine einzige Religion gestiftet hätte und dass er die Menschen in den verschiedenen Religionen um den Beweis ihrer Rechtmässigkeit wetteifern lässt. Und dies, indem sie sich durch gutes Handeln und Menschenfreundlichkeit auszeichnen sollen (Sure 5,48-49). Ein Gedanke, der später in einer Geschichte in Boccaccios Il Decamerone weiterverarbeitet und von Lessing in seiner Ringparabel aufgenommen wurde.

  2. Religion hätte den Auftrag, Menschen zu inspirieren, auf dem Alltagswegen für das Grössere, Unbeschreiblich und Ewige neugierig zu machen. Als Hinweiser/innen auf die allumfassende Zugehörigkeit.

    Jede Religion verkommt aber – oft nach inspirierenden Anfängen – einer Rollator-Funktion, die das Leben etwas stützt, ohne lebensschaffende Wirkung. Das ist ein tragisches Versagen aller Religionen, auch unserer christlichen. Wohl einer der Gründe für die heutige Entfremdung. Religionen spielen mit der Zeit ein bisschen Gott und definieren die Zugehörigkeit, satt Hinweiser/in auf die allumfassende Zugehörigkeit zu sein und Neugier zu wecken.

    Neugier in Allem, nach dem Transzendenten, dem Ewigen, dem unbeschreiblichen Geheimnis, dem Göttlichen im Hier und Jetzt, in der Vergangenheit und Zukunft – das verspüre ich mit jedem Tag mehr, den ich älter werde. Mit und ohne Religion. Mein Glaube hat sich enorm gewandelt. Dogmatische Reduktionen (Hauptgeschäft aller grossen Religionen) erschweren vermehrt meine spirituelle Reise. Auferstehungskräfte machen sich breit, wenn ich verweile, neugierig bin, im Alltag ein tieferes Schauen lerne. Da werde ich unerwartet erfasst, staune, inhaliere Momente des Einssein mit dem Unverfügbaren. Ich nenne es manchmal Gott. Lorenz Marti beschreibt es mit „Ewigkeit im Augenblick.“

    1. Wow, da hätte ich gerne „gefällt mir“ gedrückt!

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Erstellt: 09.08.2015Aktualisiert: 09.01.2019, 09:47 Uhr

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Brief 26: Auch wenn Religionsgemeinschaften es meist nicht wahrhaben wollen: Glaube bedarf keiner Organisation.

Von Markus Tiedemann

Lieber Fanatiker!

Ist es überhaupt möglich, nicht zu glauben? Kann Glaube nur in einer Gemeinschaft gelebt werden? Wie wir bereits besprochen haben, gehen viele Erkenntnistheoretiker davon aus, dass unser Gehirn religiöse Annahmen gar nicht vermeiden kann. Irgendwann muss alles einmal angefangen haben und dieser allererste Anfang kam aus dem Nichts. Das ist und bleibt ein Wunder.

Wer sich keiner Religionsgemeinschaft anschließt, der wird oftmals beschuldigt, nicht „richtig“ zu glauben. Allerdings bewegt sich diese Anschuldigung auf ziemlich dünnem Eis. In den Heiligen Schriften wird immer wieder davon berichtet, dass sich Menschen in die Einsamkeit zurückzogen, um Gott nahe zu sein. Hatten Jesus oder Mohammed einen „falschen“ Glauben, bevor Sie Anhänger um sich scharrten und feste Rituale einführten? Wer andere beschuldigt, „falsch“ zu glauben, muss für sich in Anspruch nehmen, im Besitz der „wahren“ Religion zu sein und genau zu wissen, wie Gott verehrt werden will. Aber ist dies nicht eine Anmaßung?

Gerade die Religionen betonen doch immer wieder, dass Gott sich der Vorstellungskraft der Menschen entzieht. Wer also anderen religiöse Vorschriften macht, vertritt eine sehr konkrete Vorstellung von Gott und verstößt gegen seine eigenen Überzeugungen.

Glaube ohne Religionsgemeinschaft wird unter anderem von den sogenannten Deisten vertreten. Zu Ihnen zählten viele namhafte Philosophen wie Voltaire oder Thomas Jefferson. Deisten sind Menschen, die sich als gläubig bezeichnen, ohne einer Religionsgemeinschaft anzugehören. Sie führen den Beginn der Welt auf ein göttliches Wesen zurück, das vom menschlichen Verstand nicht erfasst werden kann. Religiöse Rituale oder Organisationen belächeln sie als Menschenwerk.

Die tiefe Gewissheit einer ersten, göttlichen Ursache sei die älteste und einzig wahre Religiosität des Menschen. Anbetung kann auf viele verschiedene Arten erfolgen und keine ist besser als die andere. Wer für sich beansprucht die einzig wahre Religion zu kennen, verwechselt menschliche Vorstellungen mit Gott. Glaube bedarf jedoch keiner Organisation.

Viele Grüße

Dein John Locke

(Abteilung Frühaufklärung und empirische Philosophie)

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Was bin ich wenn ich keine Religion habe?

Es gibt Menschen, die keiner Religion angehören, aber trotzdem an Gott oder eine höhere Macht glauben. Und es gibt Menschen, die davon überzeugt sind, dass es keinen Gott gibt. Wir nennen diese Menschen Atheisten. Das Wort ‚Atheismus' kommt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich ‚ohne Gott'.

Wie heisst man ohne Religion?

Atheismus (von altgriechisch ἄθεος átheos „ohne Gott“) bezeichnet die Abwesenheit oder Ablehnung des Glaubens an einen Gott oder Götter.

Was ist das Gegenteil von Religion?

Agnostizismus ist eine Weltanschauung, die insbesondere die prinzipielle Begrenztheit menschlichen Wissens, Verstehens und Begreifens betont. Die Möglichkeit der Existenz transzendenter Wesen oder Prinzipien wird nicht bestritten.

Was ist der Sinn der Religion?

Religion hat eine Leit- und Orientierungsfunktion. Sie vermittelt Deutungen für Lebenserfahrungen (wie Leiderfahrungen, Verlust und Tod), von Geschichtlichkeit (Ursprung und Ziel des Seins, Sinn des Lebens) und Natur (Schöpfung, Weltordnung).