Was ist beim Motorrad mit herkömmlichen ABS?

Saison beginnt Mit dem Motorrad in der Kurve: Mit viel Gefühl bremsen

18.03.2022Lesedauer: 2 Min.

Was ist beim Motorrad mit herkömmlichen ABS?

Sachte rein statt mit vollem Speed: Besonders in Kurven kann eine Notbremsung heikel werden. (Quelle: Judith Michaelis/dpa-tmn./dpa)

Essen (dpa/tmn) - Auf den ersten Motorradfahrten des Jahres sollten Biker besonders gut aufpassen. Noch sind vielleicht nicht alle Reflexe wieder da. Oder man ist Neuling auf dem Motorrad. Besonders in der Kurve sind Feingefühl und angepasstes Tempo gefragt.

Je stärker Biker hier in Schräglage bremsen müssen, desto höher ist nach Angaben des Instituts für Zweiradsicherheit (ifz) das sogenannte Aufstellmoment am Vorderrad. Das heißt, das Motorrad "möchte" sich aufrichten. Mit gezieltem Gegensteuern, also mit Druck auf das kurveninnere Lenkerende lasse sich das unterbinden.

Sachte in die Kurve rein

Dieses Verhalten sei allen Motorrädern eigen. Auch ABS hätte darauf keinen Einfluss, so das ifz. Daher der Rat: In Kurven möglichst nur behutsam und dosiert bremsen.

Und das nicht nur wegen des Aufstellmoments. Je schräger die Reifen rollen, desto mehr der vorhandenen Haftung müssen sie für die Seitenführung aufwenden. Andererseits sinkt der Grip, der noch Bremskräfte übertragen kann. Bei stärkerem Bremsen in größeren Schräglagen kann daher also abrupt die Haftung verloren gehen.

Auch die Regelvorgänge eines herkömmlichen ABS können die nötige feine Dosierung der Bremse nicht mehr ausreichend schnell zur Verfügung stellen.

Moderne Maschinen können mehr

Mittlerweile gibt es bei manchen modernen Maschinen ein spezielles Kurven- und Schräglagen-ABS. Damit lässt sich eine stabile Voll- beziehungsweise Schreckbremsung durchführen, so dass man auch beim Bremsen in Schräglage sicher zum Stehen kommen kann, so Matthias Haasper vom ifz.

"Doch auch mit diesem Helfer können Motorradfahrende die physikalischen Grenzen nicht erweitern und nicht jede Situation, die ein Bremsen in der Kurve erfordert, bewältigen."

Darüber hinaus könne das Überfahren von Ölflecken, nassem Laub und ähnlichem bereits ohne Bremsen zum Sturz führen. Haasper rät zu einem Motorradtraining. Hier lässt sich das Verhalten des eigenen ABS-Systems kennenlernen und man eignet sich richtige Verhaltensmuster für den Notfall und einfach nur "für unterwegs" an.

Wer schon einmal eine Notbremsung z.B. auf Schotter hinlegen musste, weiß: Die Gefahr dabei zu stürzen ist hoch. Das ABS ermöglicht eine sichere Voll-bremsung bis zum Stillstand.

© markuszahradnik.com

Wer schon einmal eine Notbremsung z.B. auf Schotter hinlegen musste, weiß: Die Gefahr dabei zu stürzen ist hoch. Das ABS ermöglicht eine sichere Voll-bremsung bis zum Stillstand.

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Oktober 2018

Jetzt gibt es ein Antiblockiersystem für Pedelecs. Sie fragen sich: Wer braucht denn so etwas? Wir haben es ausprobiert und meinen: Jeder.

Nur damit hier alle inhaltlich im selben Boot sitzen: Ein ab, ein Antiblockiersystem, verhindert bei kräftiger Betätigung der Bremse das vollständige Blockieren der Räder. Das ist beispielsweise bei Autos deswegen sinnvoll, weil bei einer Notbremsung das Fahrzeug noch lenkbar bleibt.

Und es ist bei Motorrädern noch viel viel sinnvoller, weil dadurch ein Wegklappen des Vorderrades oder ein Überschlag verhindert werden können.

Dass nun so ein System auch bei Fahrrädern mit Elektroantrieb Einzug hält, ist umso erfreulicher. Denn höheres Durchschnittstempo und höheres Gewicht (im Vergleich zu einem herkömmlichen Fahrrad) sowie immer kräftiger zu Werke gehende Bremsanlagen ergeben einen Mix, der vor allem bei ungeübten Radlern für Unfälle sorgt. Speziell dann, wenn plötzlich auf Unvorhersehbares reagiert werden muss – wir sind zurück bei der bereits genannten Notbremsung.

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Die drei wesentlichen Bestandteile des Fahrrad-ABS:  1. Der Bremshebel (CMe ABS, von Magura entwickelt),…

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… 2. die Steuereinheit (ist in dem schmucken grauen Kästchen unterhalb des Lenkers untergebracht, stammt von Bosch),…

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… 3. die Vierkolben-Vorderradbremse. Die technische Verwandtschaft zum hauseigenen Motorrad-ABS ist eng. Der Aufpreis soll nur rund 500 Euro betragen.

Jenes Fahrrad-ABS, das uns nun zu einem Test zur Verfügung stand, stammt aus dem Hause Bosch und wurde da in Kooperation mit Bremsenhersteller Magura entwickelt. Technisch basiert es übrigens auf dem Motorrad-ABS – wahrlich gute Voraussetzungen waren somit gegeben. Und demenstprechend hoch ist auch das Funktionslevel dieser ersten Fahrrad-ABS-Generation.

Dem System war es beinahe völlig egal, ob wir bergab oder in der Ebene, auf Asphalt (trocken bzw. nass), Sand oder Schotter am Bremshebel zogen; stets sorgte die Steuereinheit mit kurzen, dosierten Bremskraft-Unterbrechungen für eine verlässliche Verzögerung bis zum Stillstand.

So sieht eine Vollbremsung mit ABS aus

Vorteil: Das Fahrrad kann sicher bis zum Stillstand abgebremst werden.

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Ein Sturz aufgrund eines wegrutschenden Vorderrades oder ein Überschlag? Fehlanzeige. So viel Zuverlässigkeit schafft genau jene Art von Vertrauen, die auch notwendig ist, damit man sich im Ernstfall fest am Bremshebel zu ziehen traut. Und es muss fest zugegriffen werden, da sonst das System nicht mit der gewünschten Konsequenz arbeitet.

Trotzdem: So eine Notbremsung gehört unbedingt trainiert. Damit man weiß, was passiert, wenn etwas passiert.

So sieht eine Vollbremsung OHNE ABS aus

Das vollständig blockierende Vorderrad klappt zur Seite, wer nicht rechtzeitig mit den Füßen einen sicheren Stand findet, fällt unweigerlich um. Bumm.

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Mein Fazit

Alexander Fischer, Redakteur: Tatsächlich gibt es an dieser ersten Fahrrad-ABS-Generation in funktioneller Hinsicht wenig zu bekritteln. Sowohl die Dosierbarkeit der Bremsanlage als auch die feinfühlige Regeltätigkeit haben uns überzeugt, den Aufpreis von rund 500 Euro stufen wir als fair ein. Man könnte freilich über das zusätzliche Gewicht des ABS-Systems matschgern – aber ganz ehrlich: 800 Gramm Lebendgewicht machen bei einem 20-Kilogramm-plus-Pedelec das Kraut auch nicht mehr fett.

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Mein Fazit

Steffan Kerbl, ÖAMTC-Techniker: Endlich ist das Antiblockiersystem dort angekommen, wo es schon längst Unfälle hätte vermeiden können. Wesentlich mehr Radfahrer als Motorradfahrer stürzen, weil sie sich beim Bremsen verschätzen oder in einem Schreckmoment unkontrolliert stark bremsen. Viele dieser Stürze gehen zum Glück vergleichsweise glimpflich aus. Das von Bosch nun angebotene System kann immerhin Elektro-Radfahrern mehr Sicherheit bieten, denn auf fast allen Untergründen konnten wir sicher bis zum Stillstand bremsen, ohne Wegrutschen, ohne Überschlag. Nur auf nassen Schienen oder Kanaldeckeln stieß das Radl-ABS an seine Grenzen, aber Schienen sollte man als Radfahrer ohnehin meiden und Kanaldeckel sind rasch überwunden. Und die rund 500 Euro extra für das ABS tun weniger weh als die vermiedenen Schürfwunden und Brüche!

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Aktuell

Haben alle neuen Motorräder ABS?

Der EU-Regelung zufolge müssen alle Motorräder mit einem Hubraum größer 125 Kubikzentimeter verpflichtend mit einem Antiblockiersystem ausgerüstet sein. Dies gilt für alle Motorräder, deren Typzulassung nach dem 1. Januar 2016 erfolgt, sowie ab Januar 2017 für alle Neuzulassungen.

Was bedeutet ABS bei einem Motorrad?

Für Assistenzsysteme. Motorrad-ABS unterstützt den Fahrer beim Bremsen in kritischen Fahrsituationen. Das System verhindert das Blockieren der Räder und sorgt für die Stabilität des Fahrzeugs und eine optimale Verzögerung beim Bremsen.

Welches Motorrad hat Kurven ABS?

Mit dabei sind die KTM 1190 Adventure, BMW S 1000 XR, Ducati 1299 Panigale S und Yamaha YZF-R1.

Welche Vorteile hat ein Motorrad mit ABS?

Ein Motorrad mit Antiblockiersystem (ABS) lässt sich auch unter extremen Bedingungen wie beispielsweise einer Schreckbremsung viel sicherer verzögern als eines ohne. Ein ABS ist im normalen Betrieb gar nicht zu spüren, fast alle Bremsmanöver laufen so ab wie auf Maschinen ohne ABS, nämlich unterhalb des Regelbereichs.