Ein Anruf eines ehemaligen Rechtsextremen bei der Beratungsstelle Extremismus, der sich seine Nazi-Tattoos entfernen lassen möchte, war Anlass zu einer eingehenden Auseinandersetzung mit extremistischen Hautbildern in rechtsextremen Szenen. Es gibt viele Gründe, warum Menschen Schmerzen in Kauf nehmen und ihrer Haut Nadeln, Tinte und Klingen aussetzen. Tätowierungen und andere Skin Mutilations
(Verstümmelungen der Haut) stehen häufig für bestimmte Gruppenzugehörigkeiten, werden aus ästhetischen Gründen getragen, dienen als Unterscheidungsmerkmal und können ein Zeichen für Rebellion sein. Sie bilden auch politische und extremistische Haltungen, Genderrollen, Status, Trends und Subkulturen ab. In extremistischen Gruppierungen spielen Skin Mutilations eine wesentliche Rolle. Extremistische Codes findet man auf der Haut von Menschen aus den diversesten sozialen Milieus in Fußballstadion,
an der Universität oder im Staatsballett. Sie sind keinesfalls ausschließlich eine soziokulturelle Praxis marginalisierter protestierender Männlichkeiten. Die Haut ist die äußerste Grenze unsere Leiblichkeit, erzählt reichlich über unser Inneres und repräsentiert unsere Identität. Für die Wahrnehmung durch Andere und unsere Umwelt ist sie von enormer Bedeutung. Tätowierungen auf der Haut sind eine Möglichkeit der politischen Stellungnahme. In
rechtsextremistischen Milieus sind sie ein klares Bekenntnis für geschlechtliche und politische Zugehörigkeit, bringen Loyalität gegenüber der eigenen Gruppe, Stärke und Schmerzresistenz zum Ausdruck. In Österreich wurde nach dem zweiten Weltkrieg mit dem
Verbotsgesetz nationalsozialistische Wiederbetätigung untersagt. Jegliche Symbole, Schriften und Druckwerke der NSDAP, ihrer Wehrverbände (SS, SA, NSKK, NSFK), ihre Verbände sowie alle nationalsozialistischen Organisationen sind in Österreich verboten. Vor allem in Ostdeutschland hat sich die Anzahl an
Konzerten und Festivals mit rechtsextremen Bands stark zugenommen. Neben den traditionellen Deutsch-Rock und NS-Hardcore Bands gibt es mittlerweile auch RapperInnen und PopinterpretInnen. Mittlerweile wurden verschiedene Kampfsportarten, allen voran die Kampfsportrichtung Mixed-Martial-Arts, kurz MMA, von der rechtsextremen und neo-nationalistischen Szene für sich entdeckt. Der Kampfsport wird als Vorbereitung für den „Straßenkampf“ gesehen, der als Schlüssel für eine Revolution gegen die „linke
Mehrheitsgesellschaft“ gesehen wird. 4 Rechte Kampfsportevents wie der jährlich stattfindende „Kampf der Nibelungen“ in Deutschland, werden von der militanten Neonaziszene Europas als Austauschplattform und Treffpunkt für ein sportliches „Kräftemessen“ genutzt. FußballstadionTätowierungen stellen für viele Mitglieder eines Fanclubs eine Möglichkeit dar, ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe zu festigen und nach außen darzustellen. In Österreich wurden in der Vergangenheit sowohl die Fankurven bei der Rapid
Wien und der Austria Wien von rechtsextremen Gruppierungen als Rekrutierungsplattform genutzt. Es entstanden gewaltbereite Fanclubs, die ihre Affinität gegenüber den Werten des Nationalsozialismus offen zur Schau stellten. Eine seit 2013 vom Verein ausgeschlossene Fangruppierung bei Austria Wien ist „Unsterblich Wien“. Die Mitglieder stellen ihre rechtsextreme bis neo-nationalsozialistische Gesinnung bei Auswärtsspielen offen zur Schau, ob nun bei ihrem Fanclubsymbol, ihren Transparenten, ihrer
Kleidung oder Tätowierungen. Ihr „Fetzen“, das Transparent, das den Stammplatz eines Fanclubs auf der Fantribüne markiert, zeigt die Adaption einer Reichsfahne. Das Hakenkreuz wurde dabei durch das Vereinslogo der Austrias Wien ersetzt und die Farben wurden den violetten Vereinsfarben angepasst. Ein beliebtes Tattoo Motiv der Gruppe ist der SS-Totenkopf, eine Schwarze Sonne oder das Keltenkreuz. Auch abseits sind Mitglieder dieser Gruppe bei rechtsextremen Demonstrationen und Konzerten
anzutreffen.6 Rechte Flügel am TanzparkettDas Kolovrat-Symbol ist ein achtgliedriges, sowohl links- als auch rechtsdrehendes Hakenkreuz, welches in den russischen und internationalen Neonazi-Szenen beliebt ist und im SS-Kontext nachgewiesen werden konnte. Sergei Polunin führt die Sonnensymbolik des Kolovrat auf die slawische Sonnengottheit Svarog zurück. Polunin ist vermutlich kein Neonazi, jedoch mit Sicherheit ein Sexist und homophober Mann, der etliche nationalistische Symbole auf der Haut und Vladimir Putins Portrait am Brustbein trägt und somit zu einer Normalisierung eines rechtsextremen Symbols beiträgt. Einen weiteren Beweis für Polunins heteronormativen „Männlichkeit“ sind die selbst zufügten Narben, die den Anschein erwecken durch einen Bärenkampf verursacht worden zu sein. Den emotionalen Wert der Narben begründet der Tänzer nicht ideologisch, sondern persönlich. Anders ist dies in Burschenschaften, wo Schmisse (Narben vom Fechten) Zeichen eines männlichen Hautbildes sind. Mindestens ebenso zentral sind sie Ausdruck einer Zugehörigkeit zu einer speziellen gesellschaftlichen Schicht: jener der Akademiker. Skin Mutilations unter rechten AkademikernMensuren sind Fechtkämpfe, welche unter strengen Bedingungen und Reglementierungen zwischen zwei Mitgliedern einer Studentenverbindung abgehalten werden. Die mit scharfen Waffen ausrüsteten männlichen Hochschüler werden in der Rolle als Fechter Paukanten genannt und sind während des Fechtens bis auf Teile ihres Gesichtes und Kopfes geschützt. Das Mensurfechten zielt auf Schnittverletzungen
und Narben im Gesicht ab. Beim Kräftemessen ist der Sieg nicht vorrangig. Eher geht es um die „aufrechte“ Teilnahme, die Beherrschung, Verbrüderung, Moral, Abenteuer und das Durchhalten. Der Schmiss, die in einer Mensur davongetragene Schnittverletzung vorrangig im Gesicht, war bis zum Ende des Nationalsozialismus ein typisches Erkennungsmerkmal des deutschnationalen Akademikers und ist heute eher eine Seltenheit und gilt zum Teil als antiquiertes Abzeichen männlicher Privilegiertheit,
Konservativismus und Nationalismus. So wie die inszenierten Krallenspuren auf Sergej Polunins Haut stolze Kampfnarben suggerieren, hat es auch unter Akademikern Methoden gegeben, die Narbenbildung von Schmissen zu verstärken (Einreiben mit Salz oder Öffnen verheilter Narben), mit dem Ziel symbolisches Kapital zu erlangen Von Taylor Swift, Miss Hitler Contest und ErotikmessenBlonde, ungeschminkte und scheinbar natürliche Frauengestalten werden als erotisches Ideal in rechtsextremen Szenen und der „Alt-Right“-Bewegung gepriesen. Die US-amerikanische Sängerin Taylor Swift wurde unfreiwillig zur weiblichen Nazi-Ikone in den USA. Rechtsextreme Blogger wie Milo Yiannopoulos verherrlichen ihre konservative Ausstrahlung und loben die vermeintliche Unterwanderung der Mitte durch Swift. So wird konspirativ behauptet, dass Mithilfe ihrer Musik
konservatives und rassistisches Gedankengut möglichst weite Kreise ziehen könne. Für die amerikanische Neo-Nazi Szene im Internet ist es eindeutig: Im tiefsten Inneren ist Taylor Swift ein Nazi. Äußerlich ist sie aufgrund ihrer phänotypischen Merkmale eine „arische Gottheit“. Ihre Haut: Blass, makellos und unversehrt.10 50-Shades of BrownAuch aus der Erotik- und Tattoo-Model-Branche lassen sich einige Skandale in
Bezug auf Nazi-Tattoos berichten. Die deutsche Domina Charlize präsentiert ein NS-Symbol welches dicht in einen Totenkopf ragt, SS-Runen und dem Schriftzug „Fuck The System“ auf der linken Seite ihres Oberschenkels.13 Domnia Charlize ist eines der Gesichter der Venus Erotikmesse, jedoch wussten die VeranstalterInnen laut Berliner Zeitung
nichts von der Tätowierung. Die Domina fühlte sich falsch verstanden und wolle sich nun das Tattoo überstechen lassen, denn als Perserin sei sie „absolut nicht rechts“. Ideologische Gewalt in sexualisierter FormFestzuhalten bleibt: Weder Tattoos, noch Neonazismus sind reine Männersache. Auffällig bleibt jedoch, dass tätowierte rechtsextreme Frauen, die diese in der Öffentlichkeit zeigen, prominente und aktive Rollen einnehmen und
oftmals in Ideologen- und Kadernähe stehen. Die hypersexualisierten und fetischisierten Auftritte und Rollenverständnisse tätowierter neonazistischer Frauen werfen geschlechtspolitisch spannende Fragen auf. Symbole des Nationalsozialismus so nah oder direkt an biologisch-weiblich konstruierten Geschlechtsteilen zu platzieren, bedarf einer ausführlicheren Analyse. An dieser Stelle kann erwogen werden, dass die hypersexualisierte Ausdrucksform nationalsozialistischer Ideologie eine bewusste
Strategie ist, Frauen an ihren vermeintlich „natürlich“ untergeordneten Platz zu verweisen. Aber nicht ausschließlich. Mit der hypersexualisierten Platzierung und Inszenierung von Tattoos, wie Hakenkreuze im Vaginalbereich, Reichsadler-Strumpfband oder White-Power Arschgeweih brechen Frauen mit der maskulinen Zuschreibung von Tattoos und deklarieren sich klar zu ihrem „weiblichen Geschlecht“. Die Hypersexualisierung ist nicht nur als Antithese zum „Feminismus“ zu verstehen, sondern steht
zugleich für Rebellion und „Empowerment“. Durch das klare Bekenntnis zur Ideologie und die gleichzeitige Inszenierung von Weiblichkeit werden Neonazistinnen zu politischen Mitstreiterinnen in stark autoritär-maskulinen Räumen. Dadurch lassen sich Gewinnseiten und symbolisches Kapital für die politischen Bestrebungen der Akteurinnen generieren. Auffallend bleibt, dass Sexualisierungen die politisch-begründete Motivforschung und Frauen als politische Subjekte in den Hintergrund rückt und oftmals
ausklammert. Sexy Posieren macht Frauen jedoch nicht weniger politisch. Die ideologische Gewalt zirkuliert in sexualisierter und fetischisierter Form in den medialen Kanälen, hierbei geht es nicht um das Ausleben sexueller Bedürfnisse, sondern um die Verbreitung ideologischer Gewalt in sexualisierter Form. Berichten zufolge versuchte die Terrorismusverdächtige Neonazistin Alice Cutter durch ihre sexy Inszenierungen Mitglieder über die VK-Seite des Miss Hitler Contest anzuwerben. Dies gehört
mitunter zur gezielten und strategischen Ausweitung des Gewaltradius neonazistischer Frauen. PDF Download: Tatoos und extremistische Hautbilder in rechtsextremen Milieus Hier gelangen Sie zu weiteren Themenschwerpunkten 1 https://kurier.at/chronik/oberoesterreich/viele-taetowierer-arbeiten-illegal/277.691.804 2 https://www.rtl.de/cms/ostritz-verdeckt-polizist-hier-das-verbotene-tattoos-eines-neonazis-4361069.html 3 https://www.belltower.news/ib-social-media-strategien-aerger-im-internet-fuer-identitaere-rapper-und-medienmacher-89145/ 4 https://www.deutschlandfunkkultur.de/rechtsextreme-kampfsportler-rechter-haken.966.de.html?dram:article_id=432288 5 https://runtervondermatte.noblogs.org/koerper-zu-waffen-fleisch-zu-stahl-der-heureka-kongress-und-dessen-initiierende-gruppe-wardon21/ 6 http://recherchewien.nordost.mobi/2015/02/unsterblich-wien-12/ 7 https://www.vice.com/de_at/article/nep8nm/wiener-austria-neonazis-zeigen-reichskriegsflagge-und-brullen-rassistische-parolen 8 https://www.vice.com/de_at/article/nep8nm/wiener-austria-neonazis-zeigen-reichskriegsflagge-und-brullen-rassistische-parolen 9 https://www.zeit.de/kultur/2019-02/sergei-polunin-taenzer-politische-korrektheit-kunst-ueberzeugung-moral 10 https://www.vice.com/de/article/ae5x8a/wie-taylor-swift-zur-neonazi-ikone-wurde 11 https://www.dailymail.co.uk/news/article-3625503/The-neo-Nazi-swastika-breast-Vote-Leave-badge-vest-Holocaust-deniers-EDL-fascists-posing-Kray-twins-grave-violent-thugs-racists-hijacking-Brexit-campaign.html 12 https://www.theguardian.com/world/2019/mar/20/woman-entered-miss-hitler-contest-to-gain-female-recruits 13 https://www.bz-berlin.de/berlin/domina-zeigt-hakenkreuz-tattoo-bei-venus 14 https://www.cbsnews.com/news/michelle-bombshell-mcgee-nazi-pics/ Welche Symbole dürfen nicht tätowiert werden?Verbotene Symbole
Durch die eindeutigen Bezüge zum Nationalsozialismus ist das Hakenkreuz in all seinen Ausführungen seitenverkehrt und als Negativ strafbar. Weitere strafbare Zeichen sind: das Frauenabzeichen der NS, das Keltenkreuz, Fap-Zahnrad, Oberarmgraudreieck, Sigrune – SS-Zeichen, Odalrune, SS-Totenkopf.
Welches Tattoo steht für Kraft und Stärke?Wolf-Tattoos
Er steht für Kraft und Stärke, aber auch für Schutz und Treue.
Was bedeuten Tattoo Ringe am Unterarm?Jeder der Ringe symbolisiert einen verstorbenen Menschen oder steht generell für Trauer.
Was bedeuten Streifen Tattoos am Arm?Für einige Träger stehen die Ringe für Straftaten, für andere sind es Ringe der Trauer, für wieder andere symbolisieren Sie das Gangster-Leben. Treffen Sie hierzulande auf eine Person mit breiten schwarzen Streifen auf dem Arm, deutet das in der Regel nicht auf einen Straftäter hin.
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