Die Symbiose aus Familienserie und Comedy beschäftigt sich humorvoll und intelligent mit dem aktuellen Thema Multi-Kulti-Gesellschaft. Dabei werden Klischees nicht ausgelassen, sondern mit reichlich Ironie in Szene gesetzt. Dass die Produktion mehrfach ausgezeichnet wurde (u.a. "Adolf-Grimme-Preis", "Deutscher Fernsehpreis", "Prix Italia") hat sie unter anderem ihrem einfallsreichen Konzept zu verdanken, das klassische Stereotypen des "Türkisch-" oder "Deutsch-Seins" überstilisiert und dadurch verbissenes Klischeedenken bloßstellt. Dabei lernt der Zuschauer eine Menge über das muslimische Leben, fühlt sich aber keinesfalls belehrt, sondern ganz im Gegenteil humorvoll und gleichermaßen geistreich unterhalten. Fazit: Interkultureller Humor auf hohem Niveau. Show Moviemans Kommentar zur DVD: Astreine Bildwerte und ein ansprechender Stereo-Ton kennzeichnen die DVD-Box, die zudem mit unterhaltsamen Extras ausgestattet ist. Bild: Das Bild ist ausgezeichnet. In jeder Kategorie werden hier hohe Werte erreicht. Die Farben sind natürlich, aber kräftig und strahlend. Rauschen ist fast nicht vorhanden und auch stehende Rauschmuster fallen kaum irgendwo auf. Die Kompression ist größtenteils in Ordnung. Nur hin und wieder fällt um sich bewegende Objekte Artefaktbildung auf, aber das hält sich auch angenehm in Grenzen. Gleiches gilt für subtiles Aliasing. Die Schärfe ist gut gesetzt, sowohl bei Nahaufnahmen, als auch Totalen. Auch in Bewegungen bleibt die Stabilität hoch, nur bei ganz schnellen Kamerafahrten wird das Ganze ein bisschen instabil. Der Kontrast dieser zumeist tagsüber spielenden Serie ist gut, nur ein oder zweimal fällt er aus dem Rahmen (Folge 1: 00:14:30: Überstrahlende Wand im Hintergrund). Alles in allem ein hervorragendes und hochwertiges Bild. Ton: Der Stereoton ist gut gemacht. Die Dialoge sind in jeder Sekunde sauber und klar zu verstehen. Die Musik ist unaufdringlich eingesetzt. Sie übertönt das gesprochene Wort nicht, unterstützt die Handlung aber, wobei die ausgewählten Songs auch gut zur jeweiligen Stimmung der Szene passen. Für eine Fernsehserie entwickelt sich ein schöner Raumklang und die Dynamik ist recht gut angelegt. Die dritte Staffel von "Türkisch für Anfänger" soll den Problemsendeplatz 18.50 Uhr resozialisieren - nur leider geht der ARD-Serie die Puste aus. Fazit: Die alten Folgen waren besser. "Türkisch für Anfänger" geht mit 16 neuen Folgen in eine weitere Runde. Bild: dpa Manche Sender, 9Live etwa, sind insgesamt ein Problemsendeplatz - andere haben einen. Im Frühjahr sprach der kürzlich pensionierte ARD-Programmdirektor Günter Struve vom "Problemsendeplatz 18.50 Uhr" - weder die Stylingshow "Bruce" noch die Kuppelshow "Ich weiß, wer gut für dich ist" konnten am Vorabend bestehen. Danach lautete die ARD-Devise: Keine Experimente mehr! Zunächst liefen um 18.50 Uhr Wiederholungen von "Berlin, Berlin", dann noch mal die ersten beiden Staffeln der Serie "Türkisch für Anfänger", deren dritte Staffel heute beginnt - und von der ARD eifrig beworben wird: Im Internet kursieren Videos, die sich als "Making of" der Serie ausgeben, aber ein netter PR-Gag sind. Einmal ist Schauspielerin Josefine Preuß zu sehen, die erklärt, sie habe sich 20 Prozent Quote vertraglich garantieren lassen. Amüsant. Denn trotz einiger Preise waren auch die Quoten von "Türkisch für Anfänger" eher mies. Die zweite Staffel brachte gerade 8 Prozent Marktanteil; die ARD hielt trotzdem an der Serie fest. Ein Glück. Denn die Idee hinter der deutsch-türkischen Familiensatire ist so einfach wie gut: Man nehme einen türkischen Mann mit zwei pubertierenden Kindern, der sich in eine deutsche Frau mit zwei pubertierenden Kindern verknallt, und stecke alle sechs in ein Haus. Dass da die Fetzen fliegen, ist klar. Zumal auch noch der sehr deutsche Opa ins Haus einmarschiert und Sachen sagt wie: "Oh, Sie tragen ein Kopftuch - haben Sie etwas mit dem 11. September zu tun?" Serienautor Bora Dagtekin weiß, wie man Vorurteile entlarvt, ohne dabei zu nerven. Die Dialoge waren treffsicher, die Geschichten kurzweilig, bisher jedenfalls. Nun aber brechen neue Zeiten an im Hause Öztürk/Schneider. Tochter Lena hat das Abi geschafft, ihr türkischer Stiefbruder nicht; deshalb soll nun wenigstens sie Karriere machen. Ihre 68er-Mutter drängt darauf, dass ihr "Gürkchen" einen Männerberuf revolutioniert, sprich: Maschinenbau studiert. Macht sie auch, aber nicht lange. Eigentlich nämlich will Lena unbedingt was mit Medien machen, bei einem coolen Magazin mit einer noch viel cooleren Chefredakteurin. Dieses Medienmärchen wurde schon zigtausend Mal erzählt. Und ist nur ein Indiz dafür, dass sich Autor Dagtekin langsam verzettelt. Zwar geht es auch wieder darum, ob Lena endlich ihren Schwarm und Stiefbruder Cem rumkriegt oder Costas die streng gläubige Yagmur. Aber offenbar sollte noch mal draufgesattelt, alles etwas schriller und schneller gemacht werden, der Quote zuliebe. Was dann ebenso schnell zu einem von Kinomehrteilern hinlänglich bekannten Dilemma führt: Je mehr Fortsetzungen es gibt, desto mehr wird die ursprüngliche Idee ausgereizt - und desto dröger wird es für den Zuschauer. Neben teilweise lauen Kalauern versenkt Dagtekin dann auch noch eine hübsche Erzählform der ersten Staffeln: Lena, aus deren Sicht berichtet wird, führt dort regelmäßig Monologe, die sie ihrer Freundin Kati als Video in die USA schickt. Nun nicht mehr: Kati is back, nervt grandios und will freilich auch was mit Medien machen. Ach herrje. Möglich also, dass dies die letzten 16 Folgen "Türkisch für Anfänger" sind. Der neue ARD-Programmdirektor Volker Herres hat angekündigt, sich dem Problemsendeplatz anzunehmen. Im Frühjahr kommt Billie ins Programm: eine Schweißerin, die ihren kleinen Betrieb gegen Heuschrecken verteidigt. Und die ARD gegen schlechte Quoten? Einmal zahlen . Fehler auf taz.de entdeckt? Wir freuen uns über eine Mail an [email protected]! Inhaltliches Feedback? Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular. Die Kommentarfunktion unter diesem Artikel ist geschlossen.So können Sie kommentieren:Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette. Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren? Dann mailen Sie uns bitte an [email protected] Leser*innenkommentare
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