Spiel nicht mit den schmuddelkindern text

Spiel nicht mit den Schmuddelkindern
Sing nicht ihre Lieder
Geh doch in die Oberstadt
Machs wie deine Brüder!
So sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor
Er schlich aber immer wieder durch das Gartentor

Und in die Kaninchenställe
Wo sie Sechsundsechzig spielten
Um Tabak und Rattenfelle
Mädchen unter Röcke schielten
Wo auf alten Bretterkisten
Katzen in der Sonne dösten
Wo man, wenn der Regen rauschte
Engelbert, dem Blöden, lauschte
Der auf einen Haarkamm biß
Rattenfängerlieder blies
Abends, am Familientisch, nach dem Gebet zum Mahl
Da hieß es dann
Schon wieder riechst du nach Kaninchenstall
Spiel nicht mit den Schmuddelkindern
Sing nicht ihre Lieder
Geh doch in die Oberstadt
Machs wie deine Brüder
Sie trieben ihn in eine Schule in der Oberstadt
Kämmten ihm die Haare und die krause Sprache glatt
Lernte Rumpf und Wörter beugen
Und statt Rattenfängerweisen
Mußte er das Largo geigen
Und vor dürren Tantengreisen
Unter roten Rattenwimpern
Par coeur Kinderszenen klimpern
Und, verklemmt in Viererreihen
Knochen morsch und morscher schreien
Zwischen Fahnen aufgestellt brüllen
Daß man Freundschaft hält
Schlich er manchmal abends zum Kaninchenstall davon
Dann hockten da die Schmuddelkinder
Sangen voller Hohn
Spiel nicht mit den Schmuddelkindern
Sing nicht ihre Lieder
Geh doch in die Oberstadt
Machs wie deine Brüder!
Aus Rache ist er reich geworden in der Oberstadt
Da hat er sich ein Haus gebaut, nahm jeden Tag ein Bad
Roch, wie bessre Leute riechen
Lachte fett, wenn alle Ratten
Ängstlich in die Gullys wichen
Weil sie ihn gerochen hatten
Und Kaninchenställe riß er
Ab. An ihre Stelle ließ er
Gärten für die Kinder bauen
Liebte hochgestellte Frauen, schnelle Wagen und Musik
Blond und laut und honigdick
Kam sein Sohn, der Nägelbeißer, abends spät zum Mahl
Dann roch er an ihm, schlug ihn, schrie
Stinkst nach Kaninchenstall!
Spiel nicht mit den Schmuddelkindern
Sing nicht ihre Lieder
Gehe in die Oberstadt
Machs wie deine Brüder!
Und eines Tages hat er eine Kurve glatt verfehlt
Man hat ihn aus einem Ei von Schrott herausgepellt
Als er später durch die Straßen
Hinkte, sah man ihn an Tagen
Auf nem Haarkamm Lieder blasen
Rattenfell am Kragen tragen
Hinkte hüpfend hinter Kindern
Wollte sie am Schulgang hindern
Und schlich um Kaninchenställe
Eines Tags in aller Helle
Hat er dann ein Kind betört
Und in einen Stall gezerrt
Seine Leiche fand man, die im Rattenteich rumschwamm
Und drum herum die Schmuddelkinder
Bliesen auf dem Kamm
Spiel nicht mit den Schmuddelkindern
Sing nicht ihre Lieder
Geh doch in die Oberstadt
Machs wie deine Brüder!

"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern,

Sing nicht ihre Lieder!

Geh doch in die Oberstadt,

Mach’s wie deine Brüder!"

So sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor.

Er schlich aber immer wieder durch das Gartentor

Und in die Kaninchenställe,

Wo sie Sechsundsechzig spielten

Um Tabak und Rattenfelle,

Mädchen unter Röcke schielten;

Wo auf alten Bretterkisten

Katzen in der Sonne dösten;

Wo man, wenn der Regen rauschte,

Engelbert, dem Blöden, lauschte,

Der auf einen Haarkamm biss,

Rattenfängerlieder blies.

Abends am Familientisch, nach dem Gebet zum Mahl,

Da hieß es dann: "Schon wieder riechst du nach Kaninchenstall!

Spiel nicht mit den Schmuddelkindern,

Sing nicht ihre Lieder!

Geh doch in die Oberstadt,

Mach’s wie deine Brüder!"

Sie trieben ihn in eine Schule in der Oberstadt,

Kämmten ihm die Haare und die krause Sprache glatt.

Lernte Rumpf und Wörter beugen,

Und statt Rattenfängerweisen

Musste er das Largo geigen

Und vor dürren Tantengreisen

Unter roten Rattenwimpern

par cur Kinderszenen klimpern -

Und, verklemmt in Viererreihen,

Knochen morsch und morscher schreien -

Zwischen Fahnen aufgestellt

Brüllen, dass man Freundschaft hält.

Schlich er manchmal abends zum Kaninchenstall davon,

Dann hockten da die Schmuddelkinder, sangen voller Hohn:

"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern..."

Aus Rache ist er reich geworden. In der Oberstadt,

Da hat er sich ein Haus gebaut, nahm jeden Tag ein Bad,

Roch, wie bess're Leuten riechen,

Lachte fett, wenn alle Ratten

Ängstlich in die Gullys wichen,

Weil sie ihn gerochen hatten.

Und Kaninchenställe riss er

Ab. An ihre Stelle ließ er

Gärten für die Kinder bauen,

Liebte hochgestellte Frauen,

Schnelle Wagen und Musik,

Blond und laut und honigdick.

Kam sein Sohn, der Nägelbeißer, abends spät zum Mahl,

Dann roch er an ihm, schlug ihn, schrie: "Stinkst nach Kaninchenstall!

Spiel nicht mit den Schmuddelkindern..."

Und eines Tages hat er eine Kurve glatt verfehlt.

Man hat ihn aus einem Ei von Schrott herausgepellt.

Als er später durch die Straßen

Hinkte, sah man ihn an Tagen

Auf 'nem Haarkamm Lieder blasen,

Rattenfell am Kragen tragen.

Hinkte hüpfend hinter Kindern,

Wollte sie am Schulgang hindern

Und strich um Kaninchenställe.

Eines Tags in aller Helle

Hat er dann ein Kind betört

Und in einen Stall gezerrt.

Seine Leiche fand man, die im Rattenteich rumschwamm,

Und drumherum die Schmuddelkinder bliesen auf dem Kamm:

»Spiel nicht mit den Schmuddelkindern ... «

Wie geht es Franz Josef Degenhardt?

November 2011 in Quickborn) war ein deutscher Liedermacher, Schriftsteller sowie promovierter Jurist und Rechtsanwalt. ... Einzelnachweise..

Wer singt das Lied Spiel nicht mit den Schmuddelkindern?

Franz Josef DegenhardtSpiel nicht mit den Schmuddelkindern / Künstlernull

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14. November 2011Franz Josef Degenhardt / Sterbedatumnull