Kann man russische Produkte in Deutschland kaufen?

Stand: 01.03.2022 16:13 Uhr

Die Handelsketten REWE, Penny, Aldi und Netto wollen keine Produkte mehr verkaufen, die in Russland hergestellt worden sind. Auch wenn es wenige Artikel betrifft - den Unternehmen geht es um ein Zeichen.

Als Reaktion auf den Krieg gegen die Ukraine nehmen mehrerer deutsche Supermarkt-Ketten russische Produkte aus dem Sortiment. So kündigte der Handelskonzern REWE an, er werde "Lebensmittel, die in Russland produziert werden, auf zentraler Ebene auslisten". Dies gelte auch für die Discount-Kette Penny, die zum Unternehmen gehört.

Die betroffenen Artikel will der Konzern nicht mehr bestellen. In den Lagern und Märkten vorhandene Produkte würden nicht vernichtet, sondern verkauft oder nach und nach Tafel-Organisationen und ähnlichen Initiativen zur Verfügung gestellt.

Auf "unbestimmte Zeit" ausgelistet

Auch die Discounter Aldi Nord und Aldi Süd wollen keine Produkte aus russischer Produktion mehr verkaufen. Betroffen von der Entscheidung sei allerdings nur der Wodka in der 0,7-Liter-Flasche, teilte Aldi Süd mit. "Wir haben entschieden, den Artikel auf unbestimmte Zeit auszulisten", hieß es vom Unternehmen. Man wolle damit in der aktuellen Situation ein Zeichen setzen.

Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka überprüft sein Warenangebot derzeit. Der genossenschaftlich organisierte Händler-Verbund will nach eigenen Angaben klären, "ob und in welchem Umfang wir Produkte aus Russland beziehungsweise von Unternehmen, die in Händen russischer Oligarchen sind, in unserem Sortiment führen".

Auch Süßwaren und Fertiggerichte betroffen

Seit längerem unterhalte die Edeka-Zentrale keine aktiven Geschäftsbeziehungen zu Herstellern mit Sitz in Russland mehr. Die Zentrale in Hamburg ist für den nationalen Einkauf verantwortlich. Doch könne nicht ausgeschlossen werden, dass manche der selbstständigen Edeka-Kaufleute einzelne Artikel auf regionaler oder lokaler Ebene anbieten.

Zuvor hatte bereits der Discounter Netto einen Boykott russischer Waren angekündigt. Die Kette mit 340 Märkten in acht deutschen Bundesländern folgte damit ihrem dänischen Mutterkonzern Salling Group. Insgesamt gehe es um etwa 15 Artikel, die aus den Regalen genommen würden - darunter Süßwaren, Fertiggerichte und Spirituosen.

Supermärkte listen russische Produkte aus

Kann man russische Produkte in Deutschland kaufen?

Viele Produkte aus Rusland werden aus Supermärkten und Discountern verbannt.

Foto: Robert MIchael/dpa-Zentralbild/dpa

Wie CHIP erfuhr, sollen Kunden vorerst keine Produkte aus dem Bereich Süßwaren, Feinkost, Delikatessen und Spirituosen aus Russland in deutschen Supermärkten und beim Discounter kaufen können. Damit wollen die Händler allerdings keinen Boykott, sondern vielmehr ihre Bestürzung mit dem Putin-Regime äußern.

Branchenkenner gehen einen Schritt weiter. Händler wissen, dass es derzeit verstärkt zu Verzögerungen beim Warenfluss aus Russland kommen könnte. Sie listen die Produkte aus, um Platz im Regal zu machen.

"Lebensmittel und Waren, die in Russland produziert werden, kommen nun schwerer in Deutschland an", so ein Experte. Gleichzeitig würden Bestellungen nicht funktionieren, da Russland aus dem Swift-Zahlungsverkehr ausgeschlossen wird. Besonders Großhändler müssen offenbar Geld vorstrecken, ob die Ware dann wirklich ankommt, sei unklar.

Diese Produkte liegen aus dem Sortiment

  • Eingelegtes Gemüse im Glas von etwa der Marke "Pikanta",
  • Fertiggerichte von "Doschirak" und "Rolton",
  • Gezuckerte Kondensmilch unterschiedlicher Hersteller,
  • Haferflocken von zum Beispiel der Marke "Hercules" oder "Tradizionel",
  • Saucen von "Maheev",
  • Schälerbsen etwa des Herstellers "National",
  • Snack-Produkte von "Kirieschki", "Kliny" oder "Poteha",
  • Sonnenblumenkerne der Hersteller "Babkiny" oder "Martin",
  • Süßwarenspezialitäten von "AWF", "Miltonas" oder "MM",
  • Teesorten von "Richard Royal Tea",
  • Wodka zum Beispiel "Russian Crown Original", "5 Ozer", "Baikal", "Beluga", "Donka", "Gosudarew", "Gzelka", "Nazionalnaja", "Russian Speech", "Selenaja Marka", "Tundra", "White Birch" oder "Woronezkaja".
  • Würzmischungen von zum Beispiel "WB".

Mehrere Großhändler, die FOCUS Online kontaktierte, erklärten, dass Produkte aus Russland weiterhin nach Deutschland kommen. Der Verkauf laufe dann allerdings über russische Feinkost- und Delikatessenläden. Zudem würden weiterhin russische Gastronomiebetriebe beliefert. Die Anlieferung sei allerdings "insgesamt schwieriger geworden".

Daran erkennen Sie, ob ein Produkt in Russland hergestellt wurde

Nicht immer kommen Lebensmittel aus Russland, wenn "russisch" draufsteht. Verbraucher und Verbraucherinnen können über die EAN-Nummer feststellen, ob das Produkt in Russland hergestellt wurde. Beginnt die Nummer mit 460, 461, 462, 463, 464, 465, 466, 467, 468 oder 469, dann kommt das Produkt aus Russland.

Allerdings gilt: Ware kann in Russland produziert und in Deutschland dann neu weiterverarbeitet oder verpackt werden. In solch einem Fall ist es für Kunden weitaus schwerer festzustellen, woher die Ware tatsächlich kommt.

Ein Indiz gibt dann die Verpackung. Auf der Rückseite findet sich dann oft der Hinweis "Hergestellt in". Ist dort eine russische Stadt aufgeführt, gilt das Produkt als in Russland vorproduziert.

Werden russische Produkte in Deutschland verboten?

Wie FOCUS Online erfuhr, sollen Kunden vorerst keine Produkte aus dem Bereich Süßwaren, Feinkost, Delikatessen und Spirituosen aus Russland in deutschen Supermärkten und beim Discounter kaufen können. Damit wollen die Händler allerdings keinen Boykott, sondern vielmehr ihre Bestürzung mit dem Putin-Regime äußern.

Welche russische Produkte gibt es in Deutschland?

Honig / Мёд.
Lebkuchen (Prijaniki).
Kringelgebäck ( Suschki).
Sevir / Pastila..
Pralinen ( Konfet).
Waffeln..
Hafferkekse..
Maisstäbchen / Gele..

Welche Läden nehmen russische Produkte raus?

Rewe, Edeka, Aldi und weitere Einzelhändler nehmen russische Produkte aus ihrem Sortiment. Damit setzen sie ein falsches Zeichen. In Zeiten wie diesen müssen auch Unternehmer sich fragen, welche Haltung sie im Ukrainekrieg eigentlich einnehmen wollen.

Was ist mit russischen Läden in Deutschland?

Die Discounterkette Mere schließt in Deutschland über die Hälfte ihrer Filialen. Offenbar hat das russische Unternehmen hierzulande mit Lieferproblemen zu kämpfen. Der Grund dafür dürfte der Krieg Russlands in der Ukraine sein. Die russische Discounterkette Mere schließt in Deutschland zahlreiche Märkte.