Ist eine dauerhafte Einnahme von Pillen sinnvoll?

Ist eine dauerhafte Einnahme von Pillen sinnvoll?

Nahrungsergänzungsmittel mit antioxidativer Wirkung sind zur Vorbeugung von Krebs und anderen lebensbedrohlichen Erkrankungen nicht geeignet. Zu hohe Dosen der Antioxidantien Vitamin A, E und Betacarotin können die Lebenserwartung sogar verkürzen.

Viele Menschen nehmen Präparate mit Vitamin C oder Betacarotin als Nahrungsergänzungsmittel ein. Sie hoffen, damit ihre Gesundheit zu fördern und Krankheiten vorzubeugen. Oft wird damit geworben, dass solche Substanzen das Leben verlängern können, indem sie vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs schützen.

Dieser Annahme liegt die Theorie der „freien Radikale“ zugrunde. „Freie Radikale“ entstehen ständig überall da in den Zellen des Körpers, wo Sauerstoff zur Gewinnung von Energie genutzt wird. Da sie zellschädigend sein können, verfügen alle Zellen über Schutzmechanismen gegen freie Radikale.

Es wird diskutiert, ob Antioxidantien diesen Schutz noch verstärken können. Antioxidantien sind Stoffe, die die Menge an freien Radikalen in den Zellen verringern. Dazu gehören beispielsweise die Vitamine A, C, E, Betacarotin und Selen. Sie sind vor allem in Obst und Gemüse enthalten. Viele Menschen denken, sie könnten etwas für ihre Gesundheit tun, wenn sie zusätzlich Nahrungsergänzungsmittel einnehmen oder mit Antioxidantien angereicherte Lebensmittel essen oder trinken.

Forscherinnen und Forscher der Cochrane Collaboration wollten wissen, ob eine regelmäßige Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln gesundheitliche Vor- oder Nachteile hat. Konkret wollten sie herausfinden, ob antioxidative Nahrungsergänzungsmittel helfen, länger zu leben. Zu dieser Frage fanden sie 78 Studien, an denen insgesamt fast 300.000 Erwachsene teilgenommen hatten. Dies war eine gute Grundlage, um den Nutzen von Antioxidantien zu bewerten.

Die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer nahmen meist täglich und zum Teil über viele Jahre entweder ein oder mehrere Antioxidantien, ein Placebo (Scheinmedikament) oder kein Mittel ein. Bei Studienbeginn waren die meisten Teilnehmenden gesund. Ein Viertel von ihnen hatte unterschiedliche Vorerkrankungen, beispielsweise von Magen, Darm, Herz, Haut oder Nieren.

Die meisten Teilnehmenden nahmen täglich Antioxidantien in folgender Menge ein:

  • Vitamin C: 60 bis 2000 Milligramm
  • Betacarotin: 1,2 bis 50 Milligramm
  • Vitamin E: 10 bis 5000 IE (Internationale Einheiten)
  • Vitamin A: 1333 bis 25.000 IE
  • Selen: 20 und 200 Mikrogramm

Dabei handelt es sich meist um wesentlich höhere Mengen, als man dem Körper normalerweise über eine ausgewogene Ernährung pro Tag zuführt.

Die meisten Teilnehmenden nahmen hochdosierte Multi-Vitaminpräparate ein. Im Durchschnitt dauerten die Studien knapp drei Jahre, einige sogar bis zu zwölf Jahre.

Die Forschungsergebnisse widerlegten die Vermutung, dass antioxidative Nahrungsergänzungsmittel dabei helfen, länger zu leben. Im Gegenteil: Die Auswertung der Studien zeigte, dass die Einnahme von Vitamin A, E und Betacarotin das Leben eher verkürzt. Allerdings ging aus den Studien nicht genau hervor, woran die Menschen starben – die Forscherinnen und Forscher nahmen an, dass es wahrscheinlich Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen waren.

Die Ergebnisse galten sowohl für die zu Beginn der Studien gesunden als auch für die erkrankten Teilnehmenden. Sie betreffen jedoch nicht alle Antioxidantien: Selen und Vitamin C erhöhten die Sterblichkeit nicht. Es gab aber auch keine Belege, dass Selen und Vitamin C vor einem früheren Tod schützen.

In qualitativ hochwertigen Studien führten alle Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin A, E und Betacarotin zu einer erhöhten Sterblichkeit. Die Ergebnisse aus Studien zu Vitamin-E-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln zeigten zum Beispiel:

  • In der Gruppe, die ein Scheinmedikament (Placebo) oder nichts einnahm, starben im Studienzeitraum etwa 10 von 100 Personen.
  • In der Gruppe, die Vitamin E eingenommen hatte, starben etwa 12 von 100 Personen.

Antioxidantien können zudem Nebenwirkungen haben. Vitamin E, Betacarotin und Selen können beispielsweise Verstopfung, Durchfall und Blähungen hervorrufen. Wenn man sehr große Mengen Vitamin A und C einnimmt, kann Juckreiz auftreten.

Die Cochrane-Analyse liefert keinen Beleg dafür, dass antioxidative Nahrungsergänzungsmittel gesunde Menschen vor Krebs und anderen lebensbedrohlichen Erkrankungen schützen. Zu hohe Dosen können das Erkrankungsrisiko sogar erhöhen. Auch andere Studien zu Nahrungsergänzungsmitteln kamen zu solchen Ergebnissen.

Das bedeutet natürlich nicht, dass man diese Stoffe meiden sollte: Der Körper braucht Vitamine und Mineralstoffe. Bekommt er davon dauerhaft zu wenig, kann die zusätzliche Einnahme der benötigten Stoffe den Mangel ausgleichen. Hierzulande erhält man aber normalerweise durch eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Obst und Gemüse alles, was der Körper benötigt. Nur eine Überdosierung mit Nahrungsergänzungsmitteln kann riskant sein. Derzeit gibt es weder in Deutschland noch in anderen europäischen Ländern verbindliche Empfehlungen zu Höchstmengen, auf die zum Beispiel die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln hinweisen müssen. Es ist jedoch vorgesehen, die Höchstmenge für wichtige Mineralstoffe festzusetzen. Weitere Informationen dazu findet man beim Bundesinstitut für Risikobewertung.

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Was passiert wenn man die Pille dauerhaft nimmt?

Fazit. Die Langzeiteinnahme der Pille kann zyklusabhängige Beschwerden lindern und führt dazu, dass die Blutung aus bleibt. Dadurch wird der Verhütungsschutz noch höher. Risiken und Nebenwirkungen stimmen nach bisherigen Erkenntnissen mit denen einer regulären Einnahme überein.

Kann man die Pille ein Leben lang nehmen?

11. Wie lange darf man die Pille nehmen? Du kannst sie so lange nehmen, wie du sie gut verträgst, sogar bis zu den Wechseljahren. Warnsignale, dass du die Pille besser absetzen solltest, sind zum Beispiel Spannungsgefühle in den Brüsten, Scheidentrockenheit, Kopfschmerzen oder starke Stimmungsschwankungen.

Hat die Pille Langzeitfolgen?

Zu viel Östrogen drosselt die Funktion der Schilddrüse, durch die langfristig eine Unterfunktion entstehen kann – auch über die Einnahme der Pille hinaus. Die Pille wirkt sich außerdem negativ auf den Jod-Haushalt im Körper aus, was wiederum ebenfalls zu einer Funktionsstörung der Schilddrüse führen kann.

Wie lange sollte man die Pille nehmen Jahre?

Verhütung ab 50: Lieber keine Hormone mehr Es sollte also auch während der Wechseljahre, die mitunter zehn Jahre dauern können, verhütet werden. Spätestens mit 50 sollten hormonelle Verhütungsmittel jedoch aufgrund des erhöhten Thromboserisikos durch andere Methoden ersetzt werden.