Der wesentliche histologische unterschied zwischen knochen und knorpelgewebe

Der passive Bewegungsapparat des menschlichen Körpers besteht aus Knochen und speziellen Bindegewebsstrukturen wie Knorpeln, Bändern und Sehnen. Diese werden durch den aktiven Bewegungsapparat (Skelettmuskulatur) bewegt. Um den hierbei entstehenden mechanischen Ansprüchen gerecht zu werden, ist Knorpel ein auf Druck oder Zug verformbares und elastisches Gewebe. Es besteht aus Knorpelzellen (Chondrozyten) und einer speziellen Extrazellulärmatrix. Neben dem vorwiegenden hyalinen Knorpel (bspw. im Nasenseptum) gibt es noch zwei weitere Knorpeltypen: Faserknorpel (bspw. in Bandscheiben) und elastischen Knorpel (bspw. in der Ohrmuschel).

Knorpel ist gefäßfrei und wird entweder von seiner Knorpelhaut (Perichondrium) oder der Gelenkflüssigkeit (Synovia) mittels Diffusion ernährt. Im Rahmen der Skelettentwicklung werden viele Knochen erst als knorpeliges Modell angelegt, das dann im Verlauf verknöchert, z.T. sogar erst nach der Geburt. Vor allem die für das Längenwachstum der Röhrenknochen verantwortliche knorpelige Epiphysenfuge verknöchert erst im jungen Erwachsenenalter.

Bestandteile

Knorpel ist ein druckelastisches Gewebe, das aus Knorpelzellen (Chondrozyten und -blasten), ihrer speziellen Extrazellulärmatrix und einer Knorpelhaut besteht . Die verschiedenen Knorpeltypen unterscheiden sich in der Zusammensetzung ihrer Extrazellulärmatrix und werden unter „Übersicht und Aufbau der verschiedenen Knorpeltypen“ genauer beschrieben.

Knorpelzellen

  • Chondroblasten
    • Teilungsfähige Knorpelzellen, die die Extrazellulärmatrix (EZM) produzieren
    • Im adulten Knorpel nur noch unter der Knorpelhaut vorhanden (Regeneration )
  • Chondrozyten: Knorpelzellen, die sich aus Chondroblasten entwickeln
    • Sind während der Knorpelentwicklung noch teilungsfähig, verlieren ihre Teilungsfähigkeit im reifen Knorpel jedoch
    • Sind für den Umsatz der Extrazellulärmatrix zuständig und liegen in sog. isogenen Gruppen

Extrazellulärmatrix (EZM) des Knorpels

  • Produzent: Chondroblasten und Chondrozyten
  • Bestandteile: Die genaue Zusammensetzung der Bestandteile unterscheidet sich bei den verschiedenen Knorpeltypen und bedingt deren unterschiedliche Eigenschaften
    • Verschiedene Kollagentypen
    • Glykosaminoglykane (bspw. Hyaluronan)
    • Proteoglykane (bspw. mit Aggrecan oder Chondroitinsulfat besetztes Hyaluronan)
    • Glykoproteine (Chondronectin )

Es gibt verschiedene Typen von Knorpelgewebe: Hyalinen Knorpel, elastischen Knorpel und Faserknorpel, wobei der hyaline Knorpel am weitesten verbreitet ist. Die verschiedenen Knorpeltypen bestehen zwar aus den gleichen Grundelementen (Knorpelzellen, Extrazellulärmatrix und Knorpelhaut), unterscheiden sich jedoch in der Zusammensetzung ihrer Extrazellulärmatrix. Dadurch haben sie unterschiedliche physikalische Eigenschaften und erfüllen verschiedene Funktionen.

Übersicht der Knorpeltypen

  1. Hyaliner Knorpel (inklusive Gelenkknorpel)
  2. Faserknorpel
  3. Elastischer Knorpel

Hyaliner Knorpel

Der hyaline Knorpel ist besonders druckelastisch und besteht aus Chondrozyten, die in Gruppen organisiert sind, und der Extrazellulärmatrix. Die Extrazellulärmatrix wird im Bereich der Chondrozytengruppen Territorium und zwischen den benachbarten Gruppen Interterritorium genannt.

  • Haupteigenschaft: Druckelastizität
  • Aufbau
    • Perichondrium: Vorhanden (s.o.)
    • Chondrozyten
      • Aussehen: Ovale/runde Form mit vielen Glykogeneinlagerungen
      • Anordnung: Liegen in Gruppen zusammen, deren Zellen alle die gleiche Erbinformation enthalten (sog. isogene Gruppen)
    • Extrazellulärmatrix (EZM)
      • Hauptbestandteile
        • Kollagenfibrillen (vorwiegend Kollagen Typ II, weniger Typ IX und XI), die sich im Knorpel nicht zu Kollagenfasern zusammenlagern
        • Proteoglykane (v.a. Aggrecan/Hyaluronanaggregate)
      • Nomenklatur der EZM-Areale: Bei der EZM werden die Areale um eine isogene Gruppe von denen zwischen benachbarten isogenen Gruppen unterschieden.
        • Territorien ("Knorpelhof"): EZM um eine isogene Chondrozytengruppe
          • Histologische Besonderheit: Basophilie hier stärker aufgrund der Produktion von polyanionischen Proteoglykanen
        • Interterritorien: EZM zwischen benachbarten Chondrozytengruppen
          • Histologische Besonderheit: Basophilie hier schwächer
        • Chondron: Isogene Gruppe + zugehöriges Territorium
  • Beispiele für hyalinen Knorpel
    • Gelenkknorpel
    • Knorpelspangen der Atemwege
    • Nasenseptum
    • Rippenknorpel
    • Knorpelige Vorläufer des Skeletts (Primordialskelett)

Beim Betrachten von Knorpelpräparaten in der Histologie erscheinen die Chondrozyten meist zerfallen und hinterlassen Knorpelhöhlen mit einer scheinbaren Kapsel. Dieser Effekt ist jedoch präparationsbedingt!

Knorpelgewebe entwickelt sich aus Mesenchymzellen, die sich zu Chondroblasten differenzieren. Durch Proliferation der Chondroblasten und deren Produktion der Extrazellulärmatrix wächst das Knorpelgewebe. Mit Ausnahme des Gelenkknorpels und des Faserknorpels bildet sich um das entstehende Knorpelgewebe eine eigene Knorpelhaut (Perichondrium) aus Mesenchymzellen. In dieser befinden sich undifferenzierte Knorpelvorläuferzellen, die entweder das Knorpelgewebe durch Anlagerung neuer Knorpelzellen weiter wachsen lassen (appositionelles Wachstum) oder abgestorbene Knorpelzellen regenerieren können. Diese Vorgänge finden u.a. bei der Entstehung von späterem Knorpelgewebe, bei der Skelettentwicklung (chondrale Ossifikation) und beim Längenwachstum an der knorpeligen Epiphysenfuge statt .

  1. Zu Beginn der Knorpelentwicklung lagern sich Mesenchymzellen zusammen und differenzieren sich zu Chondroblasten.
  2. Die Chondroblasten proliferieren und produzieren die spezielle Extrazellulärmatrix des Knorpels, wobei sie durch zunehmende (zwischen ihnen liegende) Extrazellulärmatrix auseinander gedrängt werden.
  3. Die Knorpelanlage wächst insgesamt durch Proliferation der Chondroblasten und deren EZM-Produktion (sog. interstitielles Wachstum) .
  4. Die Chondrozyten verbleiben nach Abschluss der Proliferation bzw. des Knorpelwachstums gruppiert in sog. isogenen Gruppen .
  5. Die Mesenchymzellen am Rand der Knorpelanlage differenzieren sich zu Fibroblasten, die eine bindegewebige Kapsel bilden (Perichondrium bzw. Periost).
  6. Undifferenzierte Zellen verbleiben an der innersten Schicht des Perichondriums und können sich zu Chondroblasten differenzieren.
  7. Entweder kann der Knorpel durch Anlagerung "neuer" Chondroblasten wachsen (sog. appositionelles Wachstum) oder es werden zerstörte Chondrozyten regeneriert (Regeneration).

Die Regeneration von Knorpelgewebe geht von undifferenzierten Knorpelvorläuferzellen des Perichondriums aus. Deshalb kann der Gelenkknorpel, der kein Perichondrium besitzt, nicht regeneriert werden!

Wiederholungsfragen zum Kapitel Knorpelgewebe

Übersicht und Aufbau der Knorpeltypen

Welche drei Arten von Knorpelgewebe gibt es? Nenne zu jedem Knorpeltyp die jeweils charakteristische Faserart, die man in seiner Extrazellulärmatrix finden kann!

Was ist der Unterschied zwischen Knochen und Knorpel?

Da Knorpel im Gegensatz zum Knochen keine Gefäße enthält und deshalb über Diffusion ernährt werden muss, erholt er sich nach Verletzungen meist nur unvollständig. Knochen bestehen aus der Knochengrundsubstanz (Mineral- stoffe, Proteine, Kollagenfasern) und den Knochenzellen.

Welche drei Knorpelarten unterscheidet man?

Es gibt drei verschiedene Arten von Knorpelgewebe: hyaliner Knorpel. elastischer Knorpel. Faserknorpel.

Was ist ein Knorpelgewebe?

Beim Knorpelgewebe handelt es sich um spezielles Bindegewebe, welches gemeinsam mit den Knochen eine Stützfunktion im Körper erfüllt. Aufgrund seiner strukturellen und morphologischen Eigenschaften gibt Knorpel Druck und Zug nach, ohne sich dabei zu verformen.

Wie ist das Knorpelgewebe aufgebaut?

Knorpelgewebe besteht aus Knorpelzellen, den Chondrozyten, und der extrazellulären Knorpelmatrix (EZM). Diese setzt sich aus einer unstrukturierten Grundsubstanz mit einem darin eingelagerten, organisierten Netz aus Kollagenfasern zusammen.