Wir können allein durch den wegfall der hunde

Das Gemeine an Fake News ist, dass sie oft auf ein Körnchen Wahrheit anspielen, sodass sie auf den ersten Blick glaubhaft erscheinen. So auch die Falschnachricht, die am Donnerstag über die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock verbreitet wurde. Angeblich wolle sie die private Haustierhaltung beenden, weil die CO2-Bilanz von Hund, Katze und Pferd desolat sei.

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Allein durch den „Wegfall” der Hunde in Deutschland könnten 19 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid eingespart werden, so die irre Rechnung, die vor dem Hintergrund der Klimapolitik der Grünen aufgemacht wurde. Die Nachricht wurde massenhaft über diverse Netzwerke verbreitet, stellte sich nach Prüfung aber schnell als Fake News heraus. Aber wer macht sich schon die Mühe, alle WhatsApp-Nachrichten beispielsweise auf Quellen und Wahrheitsgehalt zu prüfen?

Grüne reagieren harsch

Nur die wenigsten, was auch die Bündnisgrünen wissen. Die reagierten deshalb am Freitag harsch auf die falschen Haustier-Verbotsnachrichten. „Wenn man grüne Ideen nicht durch Argumente stoppen kann, dann wird halt gefoult. Kaum ist eine Kanzlerkandidatin verkündet, zirkuliert breitflächig eine Lügengeschichte”, erklärte Pressereferent Jan Hölting.

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Annalena Baerbock werde einfach ein gefälschtes Zitat untergeschoben. „Dieses Vorgehen attackiert den ehrlichen Diskurs in unserer Gesellschaft. Ich fordere alle Demokratinnen und Demokraten auf, solche Lügen nicht zu teilen und zu widersprechen”, erklärte Hölting.

Zumindest ein mehr oder weniger prominenter CDU-Politiker aus Vorpommern hat diesen Appell nicht beherzigt und die Fakenews an seine WhatsApp-Kontakte weitergeleitet. Zur Klarstellung, es handelt sich nicht um den Bundestagsabgeordneten Philipp Amthor.

Hölting will Schund unterbinden

Hölting fordert Plattformen wie WhatsApp, Facebook oder Twitter dazu auf, Voraussetzungen zu schaffen, „solchen Schund zeitnah zu unterbinden.” Ob das technisch möglich wäre, ist fraglich, haben die Plattformen seit Monaten doch schon mit Verschwörungstheorien und Lügen zum Thema Corona zu kämpfen.

Die Grünen werden wohl auch in den kommenden Monaten bis zur Wahl weiter mit Fakenews zu kämpfen haben. Mit welcher Strategie sie sich auf solche Angriffe einstellen, ließ Hölting auf Anfrage offen. Offensichtlich zieht die Ökopartei solche Fakenews an, wie kaum eine andere deutsche Partei, wie ein Blick auf Falschmeldungen der vergangenen Monate zeigt, die in der Regel die Klima- oder Flüchtlingspolitik der Partei angreifen.

Die fünf fiesesten Fakenews über die Grünen

1. Grillverbot

2017 soll der grüne Fraktionschef im Bundestag Anton Hofreiter ein Grillverbot gefordert haben. Bei türkischen Mitbürgern mit deutschem Pass könnte man eine Ausnahme machen, zitierte ihn eine mittlerweile gelöschte Internetseite. Erstunken und erlogen, dementierte Hofreiter damals. Trotzdem wird die Falschnachricht immer wieder mal verbreitet.

2. Der grüne Hummer

Im März 2021 wurde bei Facebook massenhaft ein Bild mit einem Auto der Marke Hummer geteilt, das angeblich die Grünen nutzen, was das Logo der Partei an der Karosserie beweisen würde. Der Geländewagen gilt als Spritfresser. Die Internetseite mimikama.at und andere Faktenchecker haben bewiesen, dass das Foto mit einem Bildbearbeitungsprogramm gefälscht wurde.

3. Falsches Zitat zum Thema Vergewaltigung

„Nur weil jemand vergewaltigt, beraubt oder hochkriminell ist, ist das kein Grund zur Abschiebung. Wir sollten uns stattdessen seiner annehmen und ihn akzeptieren, wie er ist.“ Das soll angeblich die grüne Bundestagsabgeordnete Margarete Bause bereits 2018 gesagt haben. Seitdem wird das Zitat zusammen mit ihrem Bild immer wieder in Netzwerken verbreitet, auch wenn Bause das schon mehrfach dementiert hat.

4. Polizei entwaffnen

Mit einer geschickten Bildbearbeitung wurde im September 2020 im Internet ein falsches Wahlplakat der Grünen verbreitet. Eine pinke Pistole auf grünem Grund. Darüber steht „Polizei entwaffnen. Für sicherere Straßen.“ Die Website mimikama.at hat auch dieses Plakat als Fälschung überführt. Die Fakenews-Erfinder ließen sich wohl von einem Positionspapier der deutschen Jugend von Bündnis 90/Die Grünen inspirieren. Dort heißt es: „Die Bewaffnung von Einsatzkräften muss sich streng an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren und zudem auf den jeweiligen Einsatzzweck angepasst sein.“

5. Islam als Unterrichtsfach

„Wir sollten kein Drama daraus machen, wenn ein paar Schüler Koranverse auswendig lernen müssen. Früher oder später wird der Islam zum Pflichtfach.“ Dieses erfundene Zitat des grünen Fraktionschefs Anton Hofreiter wurde Anfang April 2021 via Facebook verbreitet und hundertfach geteilt. Frei erfunden, stellt die Redaktion der Plattform correctiv.org klar. Auch Hofreiter dementierte. Das erfundene Zitat stamme offensichtlich von dem bekannten Internet-Troll Uwe Ostertag, so correctiv.org, der mit derlei Aktionen einen zweifelhaften Ruhm erlangte.