Wie viele Muslime leben in Spanien

Ein unrühmliches Kapitel spanischer Geschichte fand sein Ende mit einem Dekret, das der spanische König Philipp III. erlassen hatte und das am 22. September 1609 in Kraft trat: Die Maurenvertreibung.

„Gebet in Kairo“ von Jean-Léon Gérôme, 1865
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Vor gut 400 Jahren wurde die unerwünschte Minderheit der Moriscos (zum Christentum gezwungene Muslime) nach Nordafrika deportiert. Das waren rund 300.000 Personen, ca. 4% der damaligen spanischen Bevölkerung.In Spanien waren nur Andalusien und Murcia im Süden sowie Valencia und das Ebro-Becken (Saragossa) im Osten (Levante) Zentren arabischer Siedler, die dort zeitweise aber bis zu 80 Prozent der Bevölkerung ausmachten. Noch heute sind genau jene Gebiete Spaniens (aber auch Katalonien) die Hauptniederlassungsgebiete muslimischer Immigranten und Zentren des Islam in Spanien.

Die von Sol fotografierte Moschee in Dénia war mir bislang unbekannt, aber der eigentliche Anlass für meine Recherchen zu diesem Thema. Ich kannte bisher nur das Minarett in La Jara.

Minarett in La Jara (Dénia)

'Minarett' in der Wohnanlage "Al Khalif" in Denia, Foto Sol

Obwohl geschichtlich vorbelastet, gibt es in Spanien - genauso wie in anderen europäischen Ländern - Fälle von Diskriminierung gegen Muslime. Hier wie da wird über Kopftücher, Gleichbehandlung im Religionsunterricht an Schulen usw. diskutiert.

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Islamfeindlichkeit (span. Islamofobia) ist auch in Spanien ein durchaus geläufiger Begriff und die seit dem Platzen der Immobilienblase auf historischen Höchststand (seit Beginn der Demokratie in Spanien) gestiegene Arbeitslosenquote und die dadurch äußerst angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt, lässt manch einem die muslimische Konkurrenz bedrohlich erscheinen.

In jüngerer Zeit sind auch Spanien und Italien zunehmend Ziel muslimischer Zuwanderer und die steigende Anzahl der Moscheen wird von den nicht muslimischen Spaniern immer argwöhnischer beobachet.
Auch der Allianz der Zivilisationen, die von Spanien (Zapatero) und der Türkei (Erdogan) im Jahr 2004 initiiert wurde, ändert nichts daran, ganz im Gegenteil; die konservativen Regierung der Partido Popular fühlt sich der Allianz nicht mehr verpflichtet und will die spanischen Beiträge kürzen.

  • Anmerkung: Die Allianz der Zivilisationen hat zum Ziel, kulturelle, religiöse und soziale Barrieren zwischen der westlichen und der muslimischen Welt zu überwinden und auf jede Form religiösen Extremismus adäquat zu reagieren.


Ganz im Gegensatz dazu äußerte sich der regionale Sekretär für Familie und Solidarität, Enrique Navarro, der bei der Einweihung der Moschee in Cocentaina im vergangenen Mai die Zuhörer beschwor, "heute, mehr als jemals zuvor, haben wir einen Reichtum, den zu bewahren wir verpflichtet sind, und wir können nicht dulden, dass die Wirtschaftskrise ihn in einen Nährboden verwandelt, in dem sich politische Parteien vermehren, die mit extremistischen Ideologien, Fremdenhass und Rassismus in Zusammenhang gebracht werden."

Die Region Valencia verdient durchaus die Bezeichnung "multikulti", denn hier leben Menschen aus 141 Nationen, die 62 Sprachen sprechen und 18 unterschiedliche Religionen ausüben.
.Quelle

Nach einer Studie Observatorio Andalusí leben160.449 Muslime in der Region Valencia, die Zuwanderer kommen hauptsächlich aus Nordafrika (Marokko und Algerien), Westafrika (Mauretanien, Senegal und Mali), dem Mittleren Osten und Pakistan. Das sind drei Prozent der Gesamtbevölkerung, wobei Valencia schon die autonome Region mit der höchsten muslimischen Bevölkerung ist, gefolgt von Katalonien, Madrid und Andalusien. Quelle.
  • 2004 lebten 800.000 Muslime in Spanien, davon 10.000 spanische Muslime. Quelle: Un resumen del Islam en España, 2007, written by Dennis Swick
  • "Die von Norden nach Süden abnehmende Anzahl der Muslime erklärte das Centro Cultural Islámico damit, dass z.B. die Geschäftsleute und Behörden (Politiker) in der Provinz Castellón lieber rumänische oder Einwanderer aus anderen osteuropäischen Ländern beschäftigen, mit der Begründung, sie würden über eine bessere Ausbildung, berufliche Qualifikation und religiösen Kompatibilität verfügen." Diese frei übersetzte Aussage aus dem Jahr 2004 stammt von Amparo Sanchez Rossell, Sekretär des islamischen Kulturzentrums von Valencia. Quelle
Auch DER SPIEGEL schrieb 2001 unter dem Titel " Die Vertreibung der Mauren", dass in Andalusien die Gemüsebauern lieber Christen als Moslems als Erntehelfer einstellen.
  • 130.000 Muslime leben in der Comunidad Valenciana, davon mehr als 49.000 in der Provinz Alicante..
    Quelle (16.05.2010)

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52.882 Ausländer in der Provinz Alicante bekennen sich zum Islam, das sind 42,28% der gesamten islamischen Bevölkerung im Land Valencia. Die Mehrzahl von ihnen lebt in den Bezirken (comarcas) Marina Alta und Baixa, Baix Vinalopó und Vega Baja, weitere
49.139 Muslime leben in der Provinz Valencia und
22.999 in der Provinz Castellón.Quelle

Ein Vergleich: Vor 4 Jahre lebten noch 35.000 bekennende Moslems in der Provinz Alicante. Quelle.

1987 gab es in Spanien 23 Mezquitas, "heute gibt es allein in der Comunidad Valenciana 24 Moscheen, davon 13 in der Provinz Alicante, acht in der Provinz Valencia und drei in der Provinz Castellón."Quelle; Mai 2012
Eine andere Quelle hingegen spricht von "69 Moscheen auf valencianischem Boden" Quelle (24.02.2011)


VERGLEICHE

REGION VALENCIA:

Die Bevölkerung des Königreichs Valencia bestand vor 1609, dem Jahr der Maurenvertreibung, zu 33 Prozent aus Morisken, zum Christentum zwangsbekehrte Mudéjares.
Einige nördliche Regionen des Königreichs verloren damals fast ihre gesamte Bevölkerung. Quelle

Heute leben 5.117.190 Einwohner in der Region Valencia, davon bekennen sich 163.000 zum Islam. Das entspricht 3,2 Prozent
.

SPANIEN:

Nach einer Studie des Observatorio Andalusí (31.12.2011) sind 30% der Muslime Spanier, 70% Migranten (50% Marokkaner und 20% andere Nationalitäten), was etwa 3% der spanischen und ausländischen Gesamtbevölkerung entspricht.Quelle

DEUTSCHLAND

Nach Hochrechnungen der Studie Muslimisches Leben in Deutschland (2008) leben zwischen 3,8 und 4,3 Millionen Muslime in Deutschland, was etwa 5 % der Gesamtbevölkerung entspricht.

Ich habe versucht, Zahlenmaterial aus seriösen Quellen gegenüber zu stellen, um zu einigermaßen aussagefähigen Vergleichen zu gelangen. Der Beitrag dient rein statistischen Zwecken und muss nicht kommentiert werden.

Welche Religion ist am meisten in Spanien?

Glaube heißt in Spanien auch heute noch vor allem katholischer Glaube: 80 Prozent der Men- schen bekennen sich zum Christentum, 97 Pro- zent von ihnen zum katholischen Glauben.

Wo leben die meisten Araber in Spanien?

Córdoba wurde ein führendes kulturelles und wirtschaftliches Zentrum sowohl des Mittelmeerraums als auch der islamischen Welt. Schon ab dem frühen 8. Jahrhundert stand al-Andalus in Konflikt mit den christlichen Königreichen im Norden, die zur militärischen Rückeroberung Spaniens im Rahmen der Reconquista ansetzten.

Wie viele Christen leben in Spanien?

Nach einer jüngsten Erhebung des staatlichen Centro de Investigaciones Sociológicas (CIS) betrachten sich 73,1 % der Spanier als katholisch. Jedoch nehmen, wie auch in Europa überhaupt, immer weniger Menschen aktiv am konfessionellen Leben teil.

Wie hoch ist der Ausländeranteil in Spanien?

In Spanien hat der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung Anfang 2021 rund 11,3 Prozent betragen, wovon rund 5,8 Prozent auf Frauen und rund 5,6 Prozent auf Männer entfallen.