Wie viel Prozent der Deutschen sind Alkoholiker?

Komplett verzichten will kaum einer, im Gegenteil: Ein Großteil der Menschen in Deutschland trinkt häufig Alkohol, viele auch zu häufig. Das Risiko steigt mit dem Wohlstand.

19.10.2017, 18.15 Uhr

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Wie viel Prozent der Deutschen sind Alkoholiker?

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Foto: Angelika Warmuth/ picture alliance / Angelika Warmuth/dpa

Nur knapp drei Prozent der Erwachsenen in Deutschland verzichten komplett auf Alkohol. Das geht aus dem ersten Alkoholatlas des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) hervor. Für die Untersuchung hatten die Forscher zahlreiche Daten zu dem Thema ausgewertet.

Bei den Erwachsenen aller Altersgruppen zeichnet sich demnach ein deutlicher Zusammenhang zwischen Sozialstatus und Häufigkeit des Alkoholkonsums ab: In höheren sozialen Schichten wird häufiger getrunken als in niedrigeren Schichten.

Einmal pro Woche Alkohol?

So trinken rund 70 Prozent der Männer mit hohem Sozialstatus mindestens einmal in der Woche Alkohol - aber nur 58 Prozent der Männer mit mittlerem Sozialstatus und 49 Prozent der Männer mit niedrigem Sozialstatus. Unter allen männlichen, wöchentlichen Trinkern konsumierten 18 Prozent riskante Mengen Alkohol.

Von den Frauen mit hohem Sozialstatus trinkt rund die Hälfte mindestens wöchentlich Alkohol, jede Fünfte (21 Prozent) trinkt wöchentlich sogar riskante Mengen. Von den Frauen mit niedrigem Sozialstatus konsumiert lediglich ein Viertel mindestens wöchentlich Alkohol, und rund neun Prozent tun dies in riskanten Mengen.

Ein riskanter Alkoholkonsum bedeutet,

  • dass Frauen pro Tag mehr als ein Glas Bier (0,3 Liter) oder 0,1 Liter Wein und
  • Männer mehr als zwei Gläser Bier oder 0,2 Liter Wein trinken.

Elf Liter reiner Alkohol pro Person

"Das Problembewusstsein ist beim Thema Alkoholkonsum nach wie vor zu niedrig", warnte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU). Den Daten zufolge gilt in Deutschland der Alkoholkonsum von etwa neuneinhalb Millionen Menschen als gesundheitlich problematisch. Jedes Jahr sterben demnach in Deutschland mehr als 20.000 Menschen an den direkten Folgen ihres Alkoholkonsums. Etwa zehntausend Kinder kommen jedes Jahr alkoholgeschädigt auf die Welt.

Deutschland liegt mit einem Konsum von elf Litern Reinalkohol pro Jahr bei den über 15-Jährigen leicht über dem EU-Durchschnittswert von 10,6 Litern. Seit mehreren Jahren sinkt jedoch der Alkoholkonsum insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Heute trinkt nur noch jeder zehnte Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren regelmäßig Alkohol. Vor 15 Jahren waren es noch fast doppelt so viele.

Laut anderen Untersuchungen trinkt jeder Deutsche pro Jahr im Schnitt mehr als 100 Liter Bier sowie über 20 Liter Wein und dazu noch mehrere Liter Sekt und Spirituosen.

Hier ein Glas Wein, da eine Flasche Bier: Die Pandemie hat nicht nur verändert, wie viel wir trinken – sondern auch wo. Das zeigt ein aktueller Bericht. Wie sieht der Alkoholkonsum hierzulande aus?

Die Corona-Pandemie könnte die Trinkgewohnheiten vieler Menschen einer Untersuchung zufolge verändern. Erfahrungen aus früheren Krisen ließen vermuten, dass es mittelfristig eine Zunahme des problematischen Alkoholkonsums geben könnte, heißt es in einem veröffentlichten Bericht der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) mit Sitz in

Paris.


Fakten rund ums Thema Alkohol

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Psychische Leiden nehmen in der Corona-Krise zu

Übermäßiger Alkoholkonsum sei nach traumatischen Ereignissen zur Stressreduzierung durchaus üblich – das erhöhe das Risiko zum Griff zur Flasche. Zweifellos habe Covid-19 Menschen und Gemeinschaften auf der ganzen Welt erschüttert und die Voraussetzungen für langfristige physische und psychische Probleme geschaffen, heißt es weiter.

"Die Pandemie hat auch die Probleme aufgezeigt, die mit schädlichem Alkoholkonsum verbunden sind – insbesondere im familiären Umfeld", schreiben die Fachleute. Insgesamt hätten die meisten Menschen ihre Alkoholtrinkmenge nicht verändert – aber von denen, die es taten, habe ein größerer Anteil den Konsum erhöht, heißt es in einem Papier zum Thema. Außerdem habe sich die Trinkhäufigkeit erhöht.

Deutschland liegt im Alkoholranking vorn

Dem OECD-Bericht zufolge hat Deutschland einen der höchsten Alkoholkonsumwerte. Es würden 12,9 Liter reiner Alkohol pro Kopf und Jahr getrunken, was ungefähr 2,6 Flaschen Wein oder 5 Liter Bier pro Woche pro Person ab 15 Jahren entspricht.

Gut ein Drittel der Erwachsenen (34 Prozent) trinkt mindestens einmal im Monat viel – das heißt mehr als 80 Prozent einer Flasche Wein oder 1,5 Liter Bier pro Anlass. Dem Bericht nach sind in Deutschland 3,5 Prozent der Erwachsenen alkoholabhängig.

Mehr Umsätze im Einzelhandel und Onlineshops

Schädlicher Alkoholkonsum ist ein führender Risikofaktor für vorzeitige Sterblichkeit, Verletzungen und viele Krankheiten wie Krebs oder Leberzirrhose. In Deutschland, Großbritannien oder den Vereinigten Staaten sei der Gesamtalkoholabsatz nach vorläufigen Schätzungen im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 leicht um 3 bis 5 Prozent gestiegen, schreiben die Expertinnen und Experten.

Die Pandemie hat dabei auch die Orte verändert, an denen getrunken wird: Während Bars und Restaurants stark von den Schließungen betroffen waren, haben Einzelhandel und Onlineshops ihre Umsätze deutlich gesteigert. Erste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass sich die Wahrscheinlichkeit von Saufgelagen durch die Pandemie nicht stark verändert hat.

Folgen des starken Alkoholkonsums

Den Analysen zufolge könnte die Lebenserwartung in den nächsten 30 Jahren aufgrund von Krankheiten und Verletzungen, die durch einen Alkoholkonsum von mehr als einem alkoholischen Getränk pro Tag bei Frauen und anderthalb Getränken für Männer verursacht werden, um knapp ein Jahr sinken.

Diese Krankheiten und Verletzungen verursachen dann im Schnitt medizinische Kosten in Höhe von etwa 2,4 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben pro Jahr – in einigen Ländern ist dieser Wert durchaus höher. Außerdem beeinträchtigen sie die Produktivität der Arbeitskräfte. Der Bericht konzentriert sich auf 52 Staaten aus der OECD, Europäischen Union und der G20.

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Politische Maßnahmen einleiten

Die Expertinnen und Experten sind der Ansicht, dass es eine Kombination politischer Maßnahmen im Kampf gegen schädlichen Alkoholkonsum brauche. Dazu zählten etwa Kommunikationskampagnen und Preispolitik, aber auch Ansätze, die sich direkt an Personen richten, die große Mengen Alkohol konsumieren.

Wie viel Prozent alkoholabhängig?

In Deutschland gelten rund drei Prozent der Erwachsenen als alkoholabhängig. Von den 18- bis 24-Jährigen sind inzwischen sogar etwa sechs Prozent alkoholabhängig.

Wie viele Alkoholiker gibt es in Deutschland 2022?

rund 14 200 Menschen an einer ausschließlich durch Alkoholkonsum bedingten Krankheit – 10 600 Männer und 3 600 Frauen. Alkoholkonsums. jährlich Kosten in Höhe von 57 Milliarden Euro.

Welches Land hat die meisten Alkoholiker?

Spitzenreiter im selben Jahr war Tschechien mit einem Durchschnittskonsum von 14,3 Liter Alkohol pro Kopf. Weltweit ist der Alkoholkonsum seit 1990 um 70 Prozent gestiegen. Neben dem Bevölkerungswachstum liegt die Ursache in einem stetig steigenden Pro-Kopf-Konsum. Dabei gibt es regional große Unterschiede.

Wie viel trinkt ein Alkoholiker am Tag?

Durchschnittliche Alkoholmenge pro Tag
Anzahl der Menschen, die aufgrund des Alkohols innerhalb von 10 Jahren erkranken oder verunglücken
kein Alkohol
10 Gramm
4 von 10.000
20 Gramm
63 von 10.000
50 Gramm
338 von 10.000
Ab wann ist Alkohol schädlich? | Gesundheitsinformation.dewww.gesundheitsinformation.de › ab-wann-ist-alkohol-schaedlichnull