Wer ist schuld wenn man hinten drauf fährt?

Zu geringer Sicherheitsabstand kann nicht nur einen Auffahrunfall zur Folge haben. Im Einzelfall kann auch ein Bußgeld verhängt werden, wenn der Abstand nachweislich deutlich zu gering war.

Wird nur ein Verwarngeld verhängt, handelt es sich in der Regel um einen Verstoß der Kategorie B.

Fahrer, die noch in der Probezeit für ihren Führerschein sind, müssen dann keine weiteren Konsequenzen befürchten, wenn keine weiteren Verstöße festgestellt werden, wie z. B. das Nutzen des Handys am Steuer oder überhöhte Geschwindigkeit.

Ist letzteres der Fall, kann es zu einer Nachschulung kommen. Bei Verhängung eines Bußgelds kann neben der Sanktion, die der Bußgeldkatalog vorsieht, eine verlängerte Probezeit oder eine Nachschulung verhängt werden.

Haben Sie die Probezeit bereits überstanden, werden für diese Vergehen die entsprechenden Bußgelder und Punkte in der Flensburger Verkehrssünderkartei fällig.

Ist es zu einem schweren Unfall gekommen, kann Ihnen allerdings auch fahrlässige Körperverletzung vorgeworfen werden.

In diesem Fall wird ein Strafverfahren gegen Sie eingeleitet, das im Schuldfall mit Geldstrafen, Schmerzensgeld und Schadenersatz für den Geschädigten oder in schweren Fällen Freiheitsstrafen enden kann.

Um für die entstehenden Prozesskosten gewappnet zu sein, empfiehlt sich generell der Abschluss einer Verkehrsrechtsschutzversicherung.

In den Köpfen vieler Menschen ist folgender Spruch beinah in Stein gemeißelt: "Wer auffährt, hat Schuld." Das trifft in vielen Fälle zu, jedoch können Auffahrunfälle nicht so pauschal behandelt werden. Zwar ist es richtig, dass ein Auffahrunfall in einem Großteil der Fälle zustande kommt, weil der Fahrer des auffahrenden Autos nicht ausreichend Sicherheitsabstand eingehalten hat, zu schnell gefahren ist oder kurz unachtsam war – doch der Spruch, dass stets der Schuld hat, der aufgefahren ist, stimmt so nicht ganz.

Der § 4 der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) besagt, dass der Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug in der Regel so groß sein muss, dass auch dann hinter diesem gehalten werden kann, wenn es plötzlich gebremst wird. Bremst das vorausfahrende Fahrzeug also überraschend, weil ein Tier oder ein Kinder über die Straße läuft, dann muss der auffahrende Fahrer die Schuld übernehmen. Der Vorausfahrende hat in einem solchen Moment ein größeres Übel verhindert. Es gab also einen Grund, warum so stark gebremst wurde, dass der Hintermann selbst bei achtsamer und angepasster Fahrweise nicht mehr reagieren konnte.

Doch es kann auch zu einer Situation kommen, in der der Fahrer des voranfahrenden Fahrzeugs die Schuld zugesprochen bekommt oder zumindest eine Teilschuld übernehmen muss. Denn der eben genannte § 4 der StVO besagt ebenfalls, dass der Vorausfahrende ohne zwingenden Grund nicht stark bremsen darf. Lässt sich im Unfallprotokoll nicht nachvollziehen, weshalb das erste Auto so stark gebremst hat, dann kann dem vorausfahrenden Fahrer eine Teilschuld zugesprochen werden.

Sie müssen bei einem Auffahrunfall nicht unbedingt die Polizei verständigen. Sollte allerdings die Schuldfrage ungeklärt sein, sollten Sie die Polizei hinzuziehen.

Weitere wichtige Themen zum Auffahrunfall:

  • Schmerzensgeld beim Auffahrunfall

Ein Moment der Unachtsamkeit

Wer ist schuld wenn man hinten drauf fährt?
Wer ist schuld wenn man hinten drauf fährt?
Häufig kommt es zu einem Auffahrunfall vor einer Ampel.

Schnell ist es passiert – kurz abgelenkt und schon kracht es. Auffahrunfälle geschehen tagtäglich auf deutschen Straßen. Die Straße ist glatt, der Autofahrer war kurz abgelenkt von den Kindern auf der Rückbank oder die Bremse hat sich an einem Hang gelöst – es gibt viele Gründe, warum es zu einem Auffahrunfall kommen kann. Nach dem ersten Schreck heißt es dann „Ruhe bewahren“ und die Situation durch Einleiten der richtigen Schritte meistern.

Inhalt dieses Ratgebers

  • Weitere wichtige Themen zum Auffahrunfall:
  • Ein Moment der Unachtsamkeit
  • Video: Richtiges Verhalten beim Unfall
  • Was müssen Sie tun bei einem Auffahrunfall?
    • Müssen Sie bei einem Auffahrunfall die Polizei rufen?
    • Wer hat Schuld?
    • Wie können Sie einen Auffahrunfall vermeiden?

Video: Richtiges Verhalten beim Unfall

Im Video: Das ist bei einem Unfall zu beachten.

Was müssen Sie tun bei einem Auffahrunfall?

Viele Menschen sind hochemotional, wenn es zum Unfall kommt. Es hilft aber nichts – die Situation verlangt einen kühlen Kopf, damit weitere Fehler vermieden werden. Ein Streit mit der anderen Unfallpartei führt zu nichts.

Wie bei jedem anderen Unfall heißt es „safety first“. Je nachdem, wo es zum Auffahrunfall gekommen ist, müssen laut Verkehrsrecht bestimmte Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Zunächst sollten Autofahrer den Warnblinker setzen, um den Fahrzeugen hinter Ihnen zu signalisieren, dass etwas nicht stimmt. Ist es nur zu einem leichten Blechschaden gekommen, könnte es auch sinnvoll sein, die Fahrbahn zu räumen. Dadurch behindern Sie den rückwärtigen Verkehr nicht unnötig und können für die weiteren Schritte, einen Ort wählen, der mehr Sicherheit bietet.

Wer ist schuld wenn man hinten drauf fährt?
Wer ist schuld wenn man hinten drauf fährt?
Auch bei einem Auffahrunfall müssen Sie den Unfallort sichern. Nutzen Sie die Warnblinkanlage, die Warnweste und das Warndreieck.

Selbst wenn Sie die Fahrbahn nicht räumen können, müssen Sie den Unfallort absichern. Dazu sollten Sie die Warnweste überstreifen und das Warndreieck in entsprechender Entfernung aufstellen. Je nach Geschwindigkeit des Verkehrs und Lage der Unfallstelle (Bergkuppe, Kurve) beträgt der Abstand für das Warndreieck 100 bis 400 Meter.

Handelt es sich um einen Auffahrunfall mit Personenschaden, sollten Sie ggf. einen Notruf absetzen und danach erste Hilfe leisten. Gibt es nur einen Blechschaden, gilt es Daten wie Adresse und Informationen zur Versicherung zu tauschen. Es empfiehlt sich auch, Fotos vom Unfall zu machen und die Schäden am Fahrzeug zu dokumentieren. Sinnvoll ist es auch, einen Europäischen Unfallbericht auszufüllen. Dieser erleichtert es Ihnen den Unfallhergang genau zu festzuhalten.

Den Schaden trägt häufig die Versicherung des auffahrenden Verursachers. Nach dem Unfall wird der Schade begutachtet und der Versicherung mitgeteilt. Bei Unklarheiten zum Unfallhergang kann der Prozess des Schadensausgleichs langwierig sein. Ob auch der Schaden am Fahrzeug des verursachenden Autofahrers bezahlt wird, hängt vom abgeschlossenen Versicherungsvertrag ab.

Haben Sie mit Ihrem Auto einen Auffahrunfall auf der Autobahn, sollten Sie das Fahrzeug nur in Richtung des verkehrsberuhigten Bereichs verlassen. Vermeiden Sie es, die Fahrbahn zu betreten.

Müssen Sie bei einem Auffahrunfall die Polizei rufen?

Es ist nicht immer zwingend notwendig, die Polizei zum Unfallort zu holen. Häufig entscheiden sich die Beteiligten dagegen, um Strafzettel oder andere Strafen zu vermeiden. Bei einem Auffahrunfall mit Personenschaden müssen Sie allerdings die Polizei informieren.

Automobilclubs raten dazu, immer die Polizei-Beamten zu rufen. Dadurch wird der Schaden von offizieller Seite dokumentiert. Das beugt häufig späteren Unstimmigkeiten mit der Versicherung oder anderen Beteiligten vor. Ist ein ausländisches Fahrzeug in den Auffahrunfall verwickelt, ist es immer besser die Polizei als Zeugen zu haben.

Von Handgeldern und der Unterzeichnung eines Dokuments, in dem Sie die Schuld anerkennen, ist generell abzuraten. Suchen Sie frühzeitig nach Zeugen und fragen Sie diese nach Kontaktdaten. Auch wenn Sie aufgefahren sind, heißt dass nicht zwingend, dass Sie die vollständige Schuld haben.

Wer hat Schuld?

„Wenn es hinten kracht, gibt es vorne Geld“. Häufig stimmt dieser Satz, allerdings ist die Schuldfrage bei einem Auffahrunfall nicht immer so einfach zu beantworten.

Wenn es zu einem Auffahrunfall kommt, gehen Gerichte häufig vom Anscheinsbeweis aus. Es wird angenommen, dass der hintere Fahrer, der auffährt, seiner Sorgfaltspflicht nicht angemessen nachgekommen ist. Der Abstand war zu klein oder das auffahrende Fahrzeug war zu schnell unterwegs. Ist das tatsächlich der Fall, liegt die Schuld bei diesem Auffahrunfall beim Hintermann.

Der Anscheinsbeweis kann aber auch erschüttert werden, wenn der Hintermann nachweisen kann, dass der Vordermann sich nicht verkehrstypisch verhalten hat. Er hat beispielsweise auf gerader Strecke spontan und ohne ersichtlichen Grund gebremst. In einer solchen Situation erhält der Vordermann eine Teilschuld. Wie hoch diese ist, muss oft vor Gerichten ausgefochten werden.

Im Jahr 2014 gab es ein Urteil zu einem Auffahrunfall, bei dem eine Fahrerin wegen eines Eichhörnchens gebremst hatte. Die Fahrerin erhielt eine Teilschuld in Höhe von 25%, denn auch wenn es zu Lasten des Eichhörnchens gegangen wäre, hätte der Auffahrunfall durch Weiterfahren verhindert werden können (Amtsgericht München, Urteil vom 25.02.2014 – 331 C 16026/13).

Wer ist schuld wenn man hinten drauf fährt?
Wer ist schuld wenn man hinten drauf fährt?
Kommt es zum Auffahrunfall, liegt es oft daran, dass der Sicherheitsabstand unterschritten worden ist. Als Faustregel gilt: Abstand = halber Tacho.

Wie können Sie einen Auffahrunfall vermeiden?

Nicht immer sind Auffahrunfälle vermeidbar. Wenn Sie bemerken, dass es zum Auffahrunfall kommt, sollten Sie nicht versuchen, auszuweichen. Solche Manöver sind häufig gefährlicher, als unter Vollbremsung auf ein anderes Auto aufzufahren. Nicht selten kam es zu tödlichen Unfällen, weil der Hintermann in den Gegenverkehr oder in den Straßengraben gesteuert ist.

Was tun wenn mir jemand hinten drauf fährt?

Merken Sie sich also: Zuerst ist es ratsam, die Unfallstelle zu sichern. Das bedeutet, Warnblinker setzen, Warnweste anziehen und Warndreieck aufstellen, damit nicht noch mehr Unglücke passieren. Checken Sie dann, ob der Auffahrunfall einen Personenschaden zur Folge hatte.

Wer entscheidet wer am Unfall schuld ist?

Die letzte Instanz für die Klärung der Schuldfrage ist das Gericht. Doch bereits vorher besteht für jeden Unfallbeteiligten die Möglichkeit, einen Rechtsanwalt, in diesem Fall am besten einen Anwalt für Verkehrsrecht, einzuschalten.

Wer ist schuld wenn man rückwärts fährt?

In den meisten Fällen haften dann auch beide Unfallbeteiligte zur Hälfte. Dabei ist allerdings ausschlaggebend, dass beide Fahrzeuge in Bewegung waren – wenn ein Fahrzeug steht, ist nur der Fahrer schuld, dessen Fahrzeug in Bewegung war. Wer rückwärts in ein stehendes Auto gefahren ist, trägt die alleinige Schuld.

Was tun wenn mir jemand drauf fährt?

den Warnblinker anstellen, Warnweste überziehen und die Unfallstelle mit dem Warndreieck absichern (Abstand 100 bis 400 Meter, je nach Geschwindigkeit des Verkehrs; Bergkuppen und Kurven beachten) eventuelle Personenschäden feststellen, gegebenenfalls die Notruf absetzen, Erste Hilfe leisten und die Polizei rufen.