Eine Welt, in der Menschen kein oder kaum noch Fleisch essen – für den Planeten und für uns selbst wäre das gut. Wir sind derzeit aber noch weit davon entfernt. Show
23. November 2020 | Aktualisiert: 24. Juni 2021 | 8 Kommentare Sprungmarken des Artikels: Inhalt
iframe embed
Artikel Abschnitt: Darum geht’s: Darum geht’s:Eine Welt ohne FleischEin Gedankenexperiment: Nehmen wir mal an, die Menschheit käme auf die Idee, nie wieder Leberwurst, Mett und Rumpsteaks zu essen. Wie würde sich das auf die Welt auswirken? Wissenschaftler haben genau das in Studien untersucht. Artikel Abschnitt: Darum müssen wir darüber sprechen: Darum müssen wir darüber sprechen:Es wäre gut für das Klima, die Biodiversität und die Gesundheit, wenn alle weniger Fleisch essen würdenWürde Fleisch von der globalen Speisekarte gestrichen, wäre die Umwelt der große Gewinner. Ein Team um den Forscher Marco Springmann von der Oxford-University geht davon aus, dass die ernährungsbedingten Treibhausemissionen um drei Viertel zurückgehen würden, wenn unsere Ernährung vollständig aus Pflanzen bestehen würde. Viele der klimaschädlichen Emissionen stammen aus der Landwirtschaft. Vor allem durch die Tierhaltung entstehen viele Treibhausgase. Neben Kohlenstoffdioxid gelangen vor allem Methan (CH4) und Lachgas (N2O) in die Atmosphäre. Die Haltung von Nutztieren wie Rindern, Schweinen, Schafen oder Geflügel ist ist etwa für die Hälfte der Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft verantwortlich. Hinzu kommen Tiermist und Gülle, die Landwirte auf ihren Böden verteilen. Die Düngemittel setzen Lachgas und Methan frei. Besonders problematisch sind Rinder: Sie gelten als die größten Klimasünder – ein Großteil der Lachgas- und Methanemissionen geht auf ihr Konto. Würde die Menschheit weniger Rindfleisch vertilgen, gäbe es also weniger Rinder auf der Welt, würden allein dadurch die Treibhausgasemissionen enorm sinken. Würden wir vollständig auf Nutztierhaltung verzichten, werden 33 Millionen Quadratkilometer Weidefläche frei. Das wäre gut für die Artenvielfalt – sofern die Natur diese Flächen zurückerobern kann. Wir würden zehn Prozent weniger Düngemittel und Frischwasser benötigen. Viele Nutztiere, etwa Masthähnchen oder Schweine, verbringen ihr kurzes Leben in beheizten Hochleistungsställen, die kosten- und energieintensiv sind – und somit schlecht für die Umwelt. Auch für unsere Gesundheit wäre ein genereller Verzicht auf Fleisch vorteilhaft: Eine ausgewogene, pflanzenbasierte Ernährung frühzeitige kann Todesfälle um bis 20 Prozent reduzieren – zu dem Ergebnis kommen die Autoren einer Studie, die im Wissenschaftsjournal The Lancet erschienen ist. Der Grund: Wer weniger rotes und verarbeitetes Fleisch isst, hat ein geringeres Risiko an Krebs zu erkranken oder einer Herzkreislauferkrankung. Hinzu kommt, dass die meisten pflanzlichen Fette mehr gesunde ungesättigte Fettsäuren enthalten als ungesunde gesättigte Fettsäuren. Bei tierischen Fetten ist es genau anders herum. Artikel Abschnitt: Aber: Aber:So schnell kommen wir vom Fleischkonsum nicht losDie Geschichte der Menschheit eng mit dem Fleischkonsum verbunden, sagt Christian Kassung, Professor für Kulturtechniken und Wissensgeschichte an der Berliner Humboldt-Universität und Autor des Buches “Fleisch. Die Geschichte einer Industrialisierung”. Als unsere Vorfahren begonnen haben, nährstoffreiches Fleisch zu essen, sind sie größer und klüger geworden. Sie entwickelten mit der Zeit immer bessere Werkzeuge, sie konnten die Tiere besser jagen und das Fleisch einfacher verarbeiten. Die Folge: weniger Zeit für die Essensbeschaffung, mehr Zeit für kulturelle Tätigkeiten, etwa fürs Kochen. Essen konnte in kleineren Portionen besser gelagert und rationiert werden – das unterscheidet uns fundamental von Tieren, die viel mehr Zeit für die Nahrungsaufnahme aufwenden müssen als wir. So entstand aus dem reinen Essen eine wichtige soziale Struktur. “Und dann gab es in der Geschichte noch einen zweiten wesentlichen Entwicklungssprung: die Erfindung der industriellen Nahrungsmittelproduktion im 19. Jahrhundert“, sagt Kassung. ”Fleisch wurde damit zu einer allgegenwärtigen Ware, die überall und jederzeit konsumierbar ist.“ Hinzu komme, dass das Tier im Fleisch unsichtbar geworden sei – sei es als Wurst, als Brotaufstrich, als Brühwürfel oder als Hackfleischbällchen. Wir kommen also so schnell nicht vom Fleisch los, weil wir abhängig davon geworden sind. Artikel Abschnitt: Und jetzt? Und jetzt?Konsum hin und wieder hinterfragenUnser Gedankenexperiment zeigt, dass eine pflanzenbasierte Ernährung gut fürs Klima, die Umwelt und für unseren eigenen Körper wäre. Weniger Fleisch zu essen, hat also einen ganz klaren Nutzen. Forscher Marco Springmann und sein Team von der Oxford-University gehen davon aus, dass wir bis zum Jahr 2050 1,3 Billionen Euro sparen, wenn die gesamte Menschheit auf Fleisch verzichten würde. Wir müssten vor allem weniger für Gesundheit und für Klimaschäden ausgeben. “Eine komplett pflanzenbasierte Ernährung ist mit Abstand die Ernährungsweise mit den geringsten Treibhausemissionen und zudem auch eine der gesündesten, wenn sie denn ausgewogen zusammengestellt ist“, sagt Springmann. Es kann sich lohnen, den eigenen Fleischkonsum hin und wieder zu hinterfragen. Vielleicht sollten wir wieder lernen, das Tier im Fleisch zu sehen – wie es der Berliner Kulturwissenschaftler Kassung vorschlägt – und Fleisch nicht als Ware betrachten, die jederzeit konsumierbar ist. Über den Autor: Andreas Sträter ... ist promovierter Journalist und arbeitet in verschiedenen Positionen für Quarks. Themenschwerpunkte u.a. Landwirtschaft, Nutztierhaltung, Umwelt, Internationales, Aktuelles. Quellenangaben zum Artikel: Unsere Quellen
Social Sharing: Teile dieses Wissen: Kommentare zum Artikel: Label {} [+] *Pflichtfeld Name E-MailIch habe die Hinweise zum Datenschutz gelesen und akzeptiert.
Bitte beachte unsere Netiquette. Label {} [+] *Pflichtfeld Name E-MailIch habe die Hinweise zum Datenschutz gelesen und akzeptiert.
Bitte beachte unsere Netiquette. 8 Kommentare neueste älteste meiste Bewertungen Inline Feedbacks Alle Kommentare betrachten Quak Fu 30 Tage zuvor Den Einwand, man wäre „abhängig“ finde ich doch sehr bequem. Es suggeriert: Man wolle ja, aber man können nicht. Das ist Unsinn! Fakt ist, das niemand den Leuten etwas anderes erzählt. Außer Aktivisten, die dann mit ungläubig Augen angesehen werden, als hätte man von Aliens gesprochen. Die Politik ist feige!… Weiterlesen » -1 Antworten Parensen 6 Monate zuvor Genau das Gegenteil ist der Fall 2/3der Erde sind grasland. Mit mob grazing könnte co2 im Boden gespeichert. Erosion vermieden wüstenbildung gebremst werden. Ist es nich der tägliche Weg zur Arbeit der mehr co2 freisetzt als mit Fleisch eingespart wird. Wo sollen die Schwalben leben in Deutschland wenn der letzte… Weiterlesen » 0 Antworten Matthias Schaffner 1 Jahr zuvor Klingt ja gut. Das einzige was ich noch nirgendwo lesen konnte ist reicht der jetzige Ackerbau aus? Brauchen wir wenn alle umsteigen mehr Äcker als gerade. Ich esse gern Fleisch ja aber auch alternativ vegetarische Gerichte. Die Natur holt es sich zurück klar aber wenn man dafür mehr Äcker braucht… Weiterlesen » 0 Antworten Anonym Antwort auf Matthias Schaffner 6 Monate zuvor Ich weiß nicht genau, wie viel es ist, aber ich glaube es war 96% an Ackerfläche, die für Nutztiere gebraucht wird. 1 Antworten Anonym Antwort auf Matthias Schaffner 2 Monate zuvor Man braucht sogar weniger Ackerfläche. Ein Tier frisst bis es ausgewachsen ist jeden Tag Futter. Und dieses muss ebenfalls irgendwo angebaut werden. Das führt dazu, dass zB. pro 1kg Rindfleisch über 4kg Futter benötigt wird. Also mit derselben Ackerfläche kann man 4-mal so viele Menschen ernähren wie zuvor. https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/1-kg-rindfleisch 3 Antworten Quak Fu Antwort auf Matthias Schaffner 30 Tage zuvor Du bekommst mit der gleichen Fläche entweder 1000 Fleisch-Esser satt, oder 10.000 Veganer. So kann man es grob überschlagen. Was passiert mit dem Körper wenn man kein Fleisch isst?Fleischverzicht schützt den Darm
Neben Obst und Gemüse unterstützen auch milchsaure Lebensmittel wie Joghurt die Darmflora. Diese konsumieren Vegetarier oft. Forscher der University of New York haben bestätigt, dass Veganer und Vegetarier mehr schützende Arten von Darmbakterien haben als Fleischesser.
Kann man auch ohne Fleisch leben?Vegetarier nehmen viel Obst und Gemüse sowie Getreideprodukte zu sich. Das gilt als sehr gesund, was durch verschiedene Studien belegt ist. Unter anderem haben Vegetarier ein geringeres Risiko für Übergewicht und die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus Typ 2. Auch Herz-Kreislauf-Probleme treten seltener auf.
Was muss ich beachten wenn ich kein Fleisch mehr esse?Abwechslung im Speiseplan schützt vor zu einseitiger Ernährung. Ohne Fleisch ist die Kombination verschiedener Eiweiße wichtig. Pflanzliches Eiweiß aus Brot, Getreideflocken, Gemüse, Hülsenfrüchte oder Kartoffeln kombiniert mit tierischem Eiweiß aus Milch oder Eiern ist für unseren Körper besonders wertvoll.
Ist es notwendig Fleisch zu essen?Das Wichtigste in Kürze: Fleisch ist ein wertvolles Lebensmittel, denn es hat einen hohen Gehalt wichtiger Nährstoffe. Für eine gesunde Ernährung ist es nicht nötig, Fleisch zu essen, da alle darin enthaltenen Nährstoffe auch in anderen Lebensmitteln vorkommen.
|