Was passiert bei einem krieg zwischen russland und ukraine

Chronologie

Stand: 25.02.2022 17:33 Uhr

Russland führt Krieg gegen die Ukraine - nach Wochen des Leugnens solcher Absichten. Wie konnte es so weit kommen? Ein Blick zurück auf Tage zwischen Dialog und Drohungen.

Wann genau Russland mit den Vorbereitungen eines Krieges gegen die Ukraine begonnen hat - diese Frage wird Historiker möglicherweise noch lang beschäftigen und vielleicht erst in Jahrzehnten geklärt werden können, wenn Russland seine Archive öffnet. Und ob es das jemals tut, bleibt ungewiss.

Die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine reichen Jahre zurück, seitdem 2014 die ukrainische Bevölkerung gegen die russlandfreundliche Regierung unter Wiktor Janukowitsch aufbegehrt, der - mutmaßlich auf Druck Russlands - ein Assoziierungsabkommen mit der EU nicht unterzeichnen will. Aus Demonstrationen in Kiew werden blutige Unruhen, Janukowitsch flieht, und im Osten der Ukraine spalten von Moskau unterstützte Separatisten unter schweren Kämpfen Teile der Region Donbass von der Ukraine ab. Ganz unter russische Herrschaft kommt die Krim.

Seither ist die Ostukraine nie zur Ruhe gekommen, sind die Spannungen an der Demarkationslinie anhaltend hoch. Immer wieder sterben Menschen bei Schusswechseln. Das Minsker Abkommen, das 2014 Schritte zur Deeskalation festlegt, wird von beiden Seiten nie umgesetzt. Russland und die Ukraine machen sich dafür gegenseitig verantwortlich.

Eskalation ab Frühjahr 2021

Im April 2021 gibt es erste Berichte, dass Russland seine Truppen an der Grenze zur Ukraine deutlich verstärkt. Die USA schalten sich ein und sichern der Ukraine ihre "unerschütterliche Unterstützung" zu, während Russland den Westen davor warnt, Truppen in die Ukraine zu verlegen. Ein Muster, das sich in den kommenden Monaten wiederholen und am Ende im Mittelpunkt der Kriegserklärung Russlands stehen wird.

Die Spannungen bleiben

Die Warnungen vor russischen Truppenverstärkungen, Truppenverlegungen und nicht abgezogenen Einheiten nach Manövern ziehen sich über den Sommer und den Herbst. Nach einem Gipfeltreffen in Genf im Juni zwischen den Präsidenten der USA und Russlands gibt es international Hoffnung auf ein Abklingen der Spannungen zwischen beiden Ländern.

Doch neue Manöver der USA und anderer NATO-Staaten mit der Ukraine im Schwarzen Meer schaffen neue Spannungen; wieder werden wechselseitig Vorwürfe über Schüsse und simulierte Angriffe erhoben. Im September nehmen die Verstöße gegen die Waffenruhe in der Ostukraine deutlich zu.

Streit um etwaigen NATO-Beitritt

Im Oktober rückt das Thema NATO-Beitritt der Ukraine wieder in den Fokus. Eine Äußerung von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin, der die Idee befürwortet, zieht scharfe Warnungen Russlands nach sich.

Im November verschärft sich der Ton noch einmal. US-Außenminister Anthony Blinken spricht in Kiew von möglichen Plänen Russlands, nach einer Truppenverstärkung und provozierten Zwischenfällen die Ukraine anzugreifen. Russland warnt die Ukraine vor "kriegslüsterner Rhetorik".

Ende November weist die Ukraine auf verstärkte russische Truppenbewegungen an ihrer Grenze hin. Bis zu 92.000 Soldaten habe Russland an der Grenze zu Belarus zusammengezogen.

Was bezweckt Russland mit seinen Truppenbewegungen? Dies wird in der Folgezeit eine immer nervöser debattierte Frage, die eine im gleichen Maße immer intensivere diplomatische Tätigkeit auslöst. US-Außenminister Blinken und sein russischer Amtskollege Lawrow treffen sich Anfang Dezember, dann beraten die Präsidenten beider Länder in einer Videoschalte.

Die G7-Staaten warnen Russland, die EU-Staaten warnen Russland, Präsident Putin macht den Westen für die Spannungen verantwortlich. Am letzten Tag des Jahres 2021 telefonieren Biden und Putin wieder, Biden droht abermals mit harten Sanktionen.

2022: Diplomatie auf Hochtouren

Noch einmal verstärken sich die diplomatischen Beratungen im Januar diesen Jahres. Spitzendiplomaten kommen in Genf zusammen, dann tagt erstmals seit Jahren wieder der NATO-Russland-Rat. Ein leichtes Zeichen der Hoffnung?

Der Ton bleibt unverändert scharf. Die USA sprechen Mitte Januar von möglichen Operationen Russlands unter "falscher Flagge". Die neue Bundesaußenministerin Annalena Baerbock trifft sich erstmals mit Sergej Lawrow.

Die Minister Lawrow und Blinken kommen am 21. Januar erneut zusammen - die USA versprechen eine schriftliche Antwort auf weitreichende russische Forderungen wie dem Rückzug von Soldaten und Waffen aus allen Ländern, die bis 1997 nicht Mitglied der NATO gewesen seien. Vor allem aber verlangt Russland immer wieder eine schriftliche Zusage, dass die Ukraine nicht der NATO beitreten werde - eine Zusage, die die NATO stets mit dem Hinweis ablehnt, eine solche Zusage widerspreche dem Recht eines jeden Volkes auf freie Bündniswahl, obendrein stehe eine solche Entscheidung ohnehin nicht an.

Noch bevor die Antwort vorliegt, fordern die USA am 24. Januar die Familien ihres Botschaftspersonals in Kiew auf, die Ukraine zu verlassen.

Ende Januar legen die USA und die NATO eine Antwort auf die russischen Forderungen vor, in der die Kernanliegen Russlands zurückgewiesen werden, dafür aber umfangreiche Angebote zu Gesprächen über die gemeinsame Sicherheit gemacht werden. Das reicht Russland nicht. Die USA warnen zugleich davor, Russland habe inzwischen genug Truppen für einen Angriff auf die Ukraine zusammengezogen.

Februar: Die letzten Wochen vor dem Krieg

Anfang Februar kündigen die USA an, zusätzliche Soldaten nach Deutschland und Osteuropa zu verlagern. Dann beginnen die Olympischen Spiele in Peking - die Welt verbindet mit ihnen die Hoffnung, dass in dieser Zeit kein Krieg ausbricht.

Unterdessen wird intensiv weiterverhandelt: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron reist am 7. Februar nach Moskau, während die USA immer häufiger Anzeichen für einen bevorstehenden Angriff Russlands sehen. Die USA und Deutschland fordern ihre Landsleute am 11. und 12. Februar auf, die Ukraine zu verlassen. Putin und Biden telefonieren wieder miteinander.

Scholz in Kiew - USA verlegen Botschaft

Dann besucht Bundeskanzler Olaf Scholz am 14. Februar zunächst die Ukraine, am Tag darauf ist er erstmals bei Präsident Putin im Kreml. Gibt es Zeichen für Hoffnung? Putin erklärt sich bereit, weiter über den Ukraine-Konflikt zu verhandeln, einen Krieg wolle er nicht. Auch meldet Russland den Abzug von Truppen im Süden und Westen des Landes.

Einen Fortschritt in wesentlichen Streitpunkten gibt es indes nicht. Und auch das geschieht am 15. Februar, dem Tag des Scholz-Besuchs: Das russische Parlament spricht sich für eine offizielle Anerkennung der Unabhängigkeit der Separatistengebiete in der Ostukraine aus. Einen Schritt, den er nicht anstrebe, erklärt Putin dazu in Anwesenheit von Scholz. Die USA warnen weiter vor einem russischen Einmarsch in der Ukraine. Am nächsten Tag, dem 16. Februar, stellen die USA und Deutschland fest: Ein signifikanter Abzug russischer Truppen hat nicht stattgefunden.

NATO warnt vor Vorwand für Angriff

Während am 18. Februar in München die Sicherheitskonferenz erstmals ohne Russland tagt, nehmen Gefechte in der Ostukraine weiter zu. Separatisten rufen die Zivilisten in den von ihnen kontrollierten Gebieten auf, nach Russland zu gehen.

Für Aufsehen sorgt an diesem Tag eine Äußerung von US-Präsident Biden. Er sei davon überzeugt, dass Russland die Ukraine in den kommenden Tagen angreifen werde. Einen Tag später, am 19. Februar, ruft die Bundesregierung alle Deutschen "dringend" auf, das Land zu verlassen. "Eine militärische Auseinandersetzung ist jederzeit möglich", schrieb das Auswärtige Amt in seinen Sicherheitshinweisen für die Ukraine.

Am Sonntag, 20. Februar, enden in Peking die Olympischen Spiele. In den tagesthemen warnt NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, alle Zeichen deuteten darauf hin, dass Russland einen vollständigen Angriff auf die Ukraine plane. Es gebe aber weiterhin Raum für Diplomatie.

Die Stunden vor dem Krieg

Dieser Raum wird am Montag, 21. Februar, sehr klein. Gibt es am Morgen noch Hoffnung auf ein vermittelndes Gespräch zwischen Putin und Biden, so ändert sich die Lage am Abend drastisch. Putin erkennt die Unabhängigkeit der von der Ukraine abtrünnigen "Volksrepubliken" an. Der Kremlchef ordnet zudem eine Entsendung russischer Soldaten in die Ostukraine an. In einer langen TV-Ansprache spricht er der Ukraine das Recht auf Eigenständigkeit ab.

Es folgen zwei Tage der Ruhe - Russland begeht am 23. Februar den traditionellen "Tag des Verteidigers des Vaterlandes". Am Morgen des 24. Februar tritt ein, was die westlichen Staaten seit Monaten vorhergesagt haben: Russland greift an diesem Donnerstag die Ukraine an - und zielt dabei weit über die Separatistengebiete hinaus.

War es die Umsetzung eines lang gehegten und gezielt umgesetzten Planes? Die überwiegende Mehrheit der Beobachter im Westen ist davon überzeugt. Russland aber sieht sich weiter in der Rolle des Getriebenen.

Was passiert bei Krieg zwischen Russland und Ukraine?

Im Frühjahr 2021 ist der 2013/2014 begonnene Konflikt um die Ukraine wieder aufgeflammt. Russland hatte an der Grenze zur Ukraine mit einem massiven Truppenaufmarsch begonnen. Bis Februar 2022 hatte Russland sukzessive rund 150.000 Soldaten und militärisches Gerät an den Grenzen rund um die Ukraine zusammengezogen.

Warum streiten sich Russland und Ukraine?

Ende Februar wurde der Streit immer heftiger: Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Gebiete im Osten der Ukraine als eigenständige Staaten anerkannt und Soldaten dorthin geschickt. Laut Völkerrecht gehören die Gebiete aber der Ukraine. Kurz darauf griffen russische Soldaten auch andere Teile der Ukraine an.

Was war der Auslöser für den Krieg in der Ukraine?

Am 24. Februar 2022 sind russische Truppen in die Ukraine einmarschiert. Damit hat Russland einen Krieg begonnen. Das war ein Verstoß gegen das Völkerrecht. Die Ukraine versucht sich zu verteidigen und kämpft gegen die russischen Truppen.

Wie viele Tote Ukraine Krieg?

Die laufende ukrainische Zählung gefallener russischer Soldaten erreichte bis Montagabend demnach 42.340; dazu müssen Verwundete gezählt werden. Offizielle russische Angaben zu den eigenen Verlusten gibt es schon seit Monaten nicht mehr. Zu ukrainischen Opferzahlen gibt es keine offiziellen Angaben.