Was ist der Unterschied zwischen Visa und Visa Debit?

Drei Karten­typen im Vergleich

Früher war die Welt einfach. Zum Giro­konto bekamen Kundinnen und Kunden eine EC-Karte – heute offiziell Girocard genannt – für das Bezahlen mit Karte und vierstel­liger Geheimzahl. Wer eine Kreditkarte brauchte, buchte diese meistens bei seinem Giro­konto­anbieter kosten­pflichtig hinzu.

Doch in den Markt ist Bewegung gekommen. Banken setzen zunehmend auf sogenannte Debitkarten der Anbieter Mastercard und Visa. Die Girocard bleibt beim Giro­konto außen vor oder wird optional weiter angeboten. Banken bieten jetzt aber auch digitale Girocards an, mit denen mobiles Bezahlen mit dem Handy möglich ist. Das geht mit Kreditkarten von Mastercard und Visa schon länger.

Die neuen Debitkarten vereinen die Vorteile von Girocard und Kreditkarte: die Kontrolle über die Ausgaben, weil der Umsatz sofort vom Giro­konto abge­bucht wird, die Möglich­keit, online zu zahlen, und die Akzeptanz welt­weit.

Auf den Karten steht der Begriff Debit. Was bedeutet das?

Der Begriff Debit wird interna­tional für Karten verwendet, bei denen die Bank die Umsätze ohne Zeit­verzögerung direkt und in voller Höhe vom Giro­konto abbucht. Auch die Girocard – bislang Stan­dard bei Giro­konten – fällt für Fachleute unter den Begriff Debitkarte.

Viele Konto­inhaber haben neben der Girocard eine Kreditkarte. Bei Stan­dard­kreditkarten werden die Umsätze nur einmal im Monat gesammelt per Last­schrift vom Giro­konto einge­zogen. Es handelt sich quasi um einen vierwöchigen zins­losen Kredit. Der Fach­begriff dafür heißt Chargekarte.

Die Debitkarten von Visa und Mastercard, die Banken nun vermehrt ausgeben, positionieren sich dazwischen. Der Umsatz wird direkt vom Giro­konto abge­bucht, der Heraus­geber ist aber eine Kreditkartengesell­schaft. Der Zusatz „Debit“ auf den Karten selbst zeigt Kunden, aber auch Händ­lern auf der ganzen Welt, dass es nicht die Stan­dard-Kreditkarte ist.

Kann die Girocard nicht auch alles, was Verbraucher wollen?

Es erschließt sich für Verbraucher nicht direkt, warum die Girocard nicht genügen soll. Mit ihr können sie im Geschäft bezahlen und Geld am Auto­maten abheben – auch außer­halb Deutsch­lands. Mit zusätzlichen Zeichen ist sie europaweit (V-Pay) und sogar welt­weit (Maestro) einsetz­bar – über­all, wo diese Zeichen an Geld­automaten und manchmal an Laden­kassen angebracht sind. Dafür koope­rieren die Anbieter mit Visa und Mastercard. Online­einkäufe lassen sich aber mit der Girocard nicht bezahlen.

Was bringt die neue Debitkarte für Nutze­rinnen und Nutzer?

Mit den Debitkarten von Mastercard und Visa können sie Online­einkäufe bezahlen. Wie bei einer herkömm­lichen Kreditkartenzahlung geben Käufer dafür die Karten­daten an und bestätigen die Zahlung mit den gewohnten Sicher­heits­verfahren.

Tipp: Die Kreditkarten­nummer steht bei den neuen Debitkarten nicht immer an der gewohnten Stelle auf der Vorderseite der Karte, sondern auf der Rück­seite – bei der Comdirect sogar in vier Blöcken á vier Ziffern unter­einander.

Ein weiterer Vorteil der neuen Debit-Karten: Die Akzeptanz im Ausland sei „deutlich höher als bei der Girocard“, betont die Oldenburgische Landes­bank, die seit Kurzem eine Debit-Karte von Mastercard als Stan­dard­karte zum Giro­konto ausgibt. Die Karte werde welt­weit in mehr als 240 Ländern und bei rund 36 Millionen Unternehmen angenommen. Mastercard nennt insgesamt rund 70 Millionen Akzeptanz­stellen. Visa-Kreditkarten werden in 200 Ländern und Regionen bei mehr als 70 Millionen Händ­lern anerkannt.

Mit welchen Kosten ist die Debit-Kreditkarte verbunden?

Für viele der bisher ausgegebenen Karten berechnen Kredit­institute keine oder eine geringe Jahres­gebühr – verglichen mit gängigen Kreditkarten­preisen. Oft ist damit Geld­abheben welt­weit kostenlos. Es kann aber auch Beschränkungen geben.

Beispiel BBBank. Mit dem Gehalts­konto für monatlich 2,95 Euro gibt es die Visa Debit Card für 18 Euro im Jahr. Welt­weit sind 36 Abhebungen kostenlos, jede weitere kostet 1,50 Euro.

Beim Abheben von Bargeld mit der Girocard an einem Geld­automaten außer­halb vom Cashpool fallen hohe Gebühren an. Im Ausland kann Ziehen von Bargeld sogar noch teurer werden.

Ersetzen Debit-Kreditkarten die Girocards komplett?

Bisher eher nicht. Nur sehr wenige Banken verzichten komplett auf die Girocard. Meist sind es die jungen Digital­banken, die sämtliche Bank­leistungen online anbieten.

Beispiel C24 Bank. Die im Herbst 2020 gestartete Bank des Vergleichs­portals Check24 gibt zu ihren drei Konto­modellen für Privatkundinnen und Privatkunden jeweils eine kostenlose Debit Mastercard aus. Inzwischen wird bei zwei Modellen die Girocard ohne Bedingungen ebenfalls kostenlos angeboten. Besonderheit der Bank: Sie bietet ihren Kundinnen und Kunden auch Finanz­produkte anderer Kredit­institute an.

Bei den meisten Banken bleibt die Girocard erhalten. So sagt etwa Timo Cyriacks von der OLB: „Die Girocards können unsere Kunden weiter nutzen oder auf Wunsch bestellen.“

Beispiel Comdirect. Sowohl zum Giro­konto als auch zum Giro­konto Plus gibt die zur Commerz­bank gehörende Comdirect die Visa Debitkarte für Konto­inhaber immer kostenlos und verpflichtend aus. „Die Girocard ist optional“, sagt Presse­sprecher Tobias Wilfert. Beim Eröff­nungs­antrag sei die ebenfalls kostenlose Girocard aber noch voreinge­stellt. Der Kunde müsse sie aktiv abwählen, wenn er sie nicht haben wolle.

Giro­konto-Vergleich Testergebnisse für 437 Giro­konten

Ist trotz Debit-Kreditkarte noch eine Stan­dard-Kreditkarte nötig?

Ist die Karte vor allem für Onlinezah­lungen und zum Abheben im Ausland gedacht, ist keine zusätzliche Kreditkarte nötig. Auch bei Zahlungs­dienst­leistern wie Paypal lässt sich die Debit-Kreditkarte hinterlegen.

Debit-Kreditkarten bieten keine Zusatz­leistungen wie eine Versicherung oder ein Bonus­programm. Bevor Sie Ihre bestehende Kreditkarte kündigen, sollten Sie schauen, ob Sie Zusatz­leistungen nutzen.

Nach einem Finanztest-Leser­aufruf schrieben uns mehrere Leser von Problemen mit den neuen Debitkarten, vor allem der der DKB. In Deutsch­land wurde sie in Restaurants, Apotheken, Auto­werk­stätten, bei Friseuren, der Post oder kleineren Händ­lern nicht akzeptiert. Ein Grund: Die Akzeptanz der Debitkarte von Visa und Mastercard ist für Händler teurer als die Girocard. Auch im Ausland wurde die Annahme der Karten verweigert, zum Beispiel bei einem Auto­vermieter in den USA (siehe nächste Frage), an Tank­stellen in Inns­bruck und Neapel.

Tipp: Debitkarten sind weder für die Girocard noch für eine echte Kreditkarte ein voll­ständiger Ersatz. Es ist sicherer, eine zweite Karte dabei­zuhaben – oder genügend Bargeld.

Kann ich mit der Debitkarte von Mastercard und Visa ein Auto mieten?

Der Zusatz „debit“ führt im Ausland manchmal zu Problemen – etwa bei Auto­vermietern, wie uns Finanztest-Lese­rinnen und Leser schreiben. Mastercard hat auf unsere Nach­frage darauf verwiesen, dass inzwischen alle ihre Partner verpflichtet seien, jede Mastercard-Karte zu akzeptieren, egal, aus welchem Land sie kommt und um welchen Karten­typ es sich handelt. Visa sagt, dass es tech­nisch keinen Unterschied zu Kreditkartenzah­lungen gibt. Wir haben im März 2022 auch bei großen Mietwagen-Buchungs­portalen nachgefragt, beispiels­weise Check 24, Mietwagencheck und Sunnycars. Die Antworten: Debitkarten würden in Deutsch­land häufiger als im Ausland akzeptiert, bei Vermietern vor Ort werden sie zu einer Hinterlegung der Kaution meist nicht angenommen – hier sind fast ausschließ­lich „richtige Kreditkarten“ gefordert. Kaum Akzeptan­zunterschiede sehen Avis, Sixt und Hertz.

Tipp: Damit das Anmieten trotzdem klappt, bieten einige Portale Filter­funk­tionen an wie „ohne Kreditkarte“, „ohne Kaution“ oder „Barkaution“. Auch Zahlungen per Paypal oder in bar sind möglich. Zudem ist es auf Reisen immer ratsam, mehrere unabhängig voneinander funk­tionierende Zahlungs­mittel dabei­zuhaben, also Giro- und/oder Debitkarte von Mastercard oder Visa sowie eine weitere günstige Kreditkarte. Dann kann nichts schief­gehen, wenn eine davon nicht akzeptiert wird oder nicht funk­tioniert.

Warum schwenken Banken auf Debit-Kreditkarten um?

Ob die höhere Akzeptanz im Ausland oder das Onlinebezahlen der Grund für den vermehrten Einsatz der Debit-Keditkarten ist, oder ob die Kreditkarten­anbieter Mastercard und Visa der Girocard Markt­anteile abnehmen wollen, ist offen. Auf Nach­frage von Finanztest bleibt die Interes­senvertretung der Deutschen Kredit­wirt­schaft in diesem Punkt vage: „Welche Debitkarten ein Institut ausgibt, ist eine individuelle Entscheidung.“

Tipp: In unserem Girokontovergleich finden Sie Gratis­konten und güns­tige Konten.

Wird Visa Debit überall akzeptiert?

Visa Debit kann überall dort eingesetzt werden, wo Visa akzeptiert wird – natürlich auch am Bankautomaten. Wie mit Visa Debit bezahlt wird, bleibt ganz dem Karteninhaber überlassen: online, mobil mit Handy oder Smartwatch oder direkt mit der Karte – auch kontaktlos.

Welche Nachteile hat eine Debitkarte?

Wie jede Zahlungskarte, so bringt natürlich auch die Debitkarte Nachteile mit sich: Ungewollte Kontoüberziehungen sind möglich, wenn keine ungefähre Kenntnis über den Kontostand besteht oder sich erwartete Geldeingänge verzögern. Damit drohen unter Umständen hohe Dispo- oder Überziehungszinsen.

Ist die Visa Debitkarte eine Kreditkarte?

Mastercard und Visa bieten sogenannte Debitkarten an, die oft für Kreditkarten gehalten werden, da sie die Logos der Kreditkarten-Unternehmen tragen. Sie funktionieren ähnlich wie „echte” Kreditkarten etwa bei Online-Shopping und kontaktlosem Bezahlen.

Wer akzeptiert keine Visa Debitkarte?

In Deutschland wurde sie in Restaurants, Apotheken, Autowerkstätten, bei Friseuren, der Post oder kleineren Händlern nicht akzeptiert. Ein Grund: Die Akzeptanz der Debitkarte von Visa und Mastercard ist für Händler teurer als die Girocard.