Was bedeuten luftballons für looner

Das ICD-10 beinhaltet in der Kategorie F60-F69 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen. In der Unterkategorie F65 werden Störungen der Sexualpräferenzen behandelt. F65.0 bezeichnet den Fetischismus:

Gebrauch toter Objekte als Stimuli für die sexuelle Erregung und Befriedigung. Viele Fetische stellen eine Erweiterung des menschlichen Körpers dar, z.B. Kleidungsstücke oder Schuhwerk. Andere gebräuchliche Beispiele sind Gegenstände aus Gummi, Plastik oder Leder. Die Fetischobjekte haben individuell wechselnde Bedeutung. In einigen Fällen dienen sie lediglich der Verstärkung der auf üblichem Wege erreichten sexuellen Erregung (z.B. wenn der Partner ein bestimmtes Kleidungsstück tragen soll) (online ICD-10 Code, n.d.).

Dies bedeutet, dass der Betroffene tote Objekte nutzt, um zu sexueller Erregung und darüber hinaus auch zu sexueller Befriedigung zu gelangen. Abhängig von der Person können verschiedene Objekte eine besondere Bedeutung erhalten. So können Kleidungsstücke oder Schuhe, aber auch Gegenstände aus Gummi, Plastik oder Leder verstärkend auf die sexuelle Erregung wirken. Oft ist die Grenze zwischen „gesund und krank“ schwer zu ziehen, da es zwischen diesen beiden Extremen viele Abstufungen gibt. So finden die meisten heterosexuellen Männer Gefallen an hohen Stiletto-Schuhen. Wenn jedoch hohe Schuhe benötigt werden, da es sonst zu keiner Erregung kommen kann, so könnte unter Umständen eine Störung der Sexualpräferenz vorliegen. Zu einer Störung wird der Fetisch sobald er bei dem Betroffenen einen Leidensdruck erzeugt oder andere Personen aufgrund dessen Schaden nehmen können. Auch handelt es sich um eine Störung, wenn der Fetisch den Geschlechtsverkehr mit einem anderen Menschen komplett ersetzen würde. Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass der Übergang von normal zu krank fließend ist. Schwacher Fetischismus kann durchaus in Paarbeziehungen vorhanden sein, vor allem wenn der Fetisch direkt oder indirekt zum Partner gehört, beispielsweise in Form einer besonderen Brille.

Bei den meisten Fetischisten ist eine Behandlung im Sinne einer Psychotherapie nicht nötig, da nur die wenigsten in der heutigen, freien Zeit einen Leidensdruck verspüren. Sollte doch eine Therapie angestrebt werden, so handelt es sich meist um eine Verhaltenstherapie, um die alten Verhaltensweisen durch neue zu ersetzen. Befindet sich der Patient in einer Beziehung, so ist eine Paartherapie angebracht.

Fetischismus tritt vermehrt beim männlichen Geschlecht auf. Tendenzen dazu sind eher bei gehemmten Männern und Jugendlichen zu beobachten, die sich bei Beginn der Sexualitätsaktivität zeigen (Gute Informationen zur Gesundheit,n.d.).

2. Definition nach DSM-IV

Im DSM-IV wird der Fetischismus in der Oberkategorie „Paraphilien“ unter dem Diagnoseschlüssel „302.81 Fetischismus“ genannt. Paraphilien sind laut dem DSM-IV "über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten wiederkehrende intensive sexuell erregende Phantasien, sexuell dranghafte Bedürfnisse oder Verhaltensweisen". (Dissexualität und Paraphilien, n.d.). Diese Paraphilien werden wiederum unterteilt in drei verschiedene Arten, wobei sich der Fetischismus auf nichtmenschliche Objekte bezieht.

Im DSM-IV wird beschrieben, dass es sich um Paraphilien handelt, wenn die unüblichen sexuellen Aktivierungsmuster im Erleben so groß werden, dass die Person entsprechend handelt oder einen Leidensdruck verspürt. Im Gegensatz zum ICD-10 wird das Leid beziehungsweise der Schaden, welcher der anderen Personen beim Ausüben des Fetisch zugefügt wird, nicht berücksichtigt. Eine Diagnose besteht, wenn der Fetisch zu Problemen und Beeinträchtigungen im sozialen, beruflichen oder anderen relevanten Bereichen führt (Dissexualität und Paraphilien, n.d.).

3. Ursprung des Fetisch

Das Wort Fetisch setzt sich aus dem lateinischen Verb „facere“ (machen) und dem portugiesischen Wort „feitico“ (Zauber) zusammen (Goldmann, A., n.d.). Bei Naturvölkern steht der Fetisch für die Verehrung lebloser Gegenstände, welchen oft auch Zauberkräfte zugeschrieben werden. Diese werden in der Naturheilkunde sowie auch in religiösen Zusammenhängen genutzt (Dorsch, J.M., 2011).

Der Begriff des Fetisch wurde das erste Mal von dem französischen Psychologen Alfred Binet im 19. Jahrhundert genutzt, um sexuelle Fixierungen mancher Menschen auf gewisse Objekte zu erklären (Goldmann, A., n.d.).

4. Sexuelle Objekte des Fetischismus

Generell kann jedes Objekt zum Fetisch-Objekt werden. Die Präferenzen sind sehr individuell und können in großem Maße variieren.

Die häufigsten Varianten des sexuellen Fetischismus sind Fuß-, Leder- und Gummifetischisten. Oft handelt es sich um Bekleidungsstücke wie Schuhe, Kleider, Schürzen, Strümpfe oder Regenmäntel. Möglich sind aber auch andere Gegenstände wie Brillen, Schmuck, Schnuller, Peitschen, oder auch einzelne Körperteile wie Haare oder Füße. Auch künstliche Glieder wie Prothesen oder Perücken können zum sexuell begehrten Objekt werden.

Das Material des Gegenstands spielt ebenso eine große Rolle. Oft bestehen sogenannte „harte“ Fetischgegenstände aus Leder oder Gummi, während „weiche“ zart und flaumig sind, wie beispielsweise Reizwäsche oder Pelze. Auch müssen sich die Objekte in einem bestimmten Zustand befinden: trocken oder nass, sauber oder dreckig. Sogenannte „negative“ Fetischisten fühlen sich davon angezogen, wenn gewisse Körperteile nicht mehr vorhanden, verkrüppelt oder amputiert sind (Faust, V., n.d.).

Eine neue Variante des sexuellen Fetischismus stellen sogenannte „Looner“ oder Luftballon-Fans dar. Die jeweiligen Fetischisten finden daran Gefallen, Luftballons zu berühren, mit ihnen zu spielen oder sie platzen zu lassen. Auch gibt es Fetischisten, denen es Lust bereitet, anderen Menschen beim Spielen mit einem Ballon zusehen (Goldmann, A., n.d.).

5. Ursachen des Fetischismus

Die Ursachen des Fetischismus sind heutzutage noch recht unbekannt. Wissenschaftler vermuten teils genetische Ursachen, aber auch das soziale Umfeld oder erlernte Vorlieben im Sinne von Konditionierung könnten eine Rolle spielen. Möglicherweise können Fetische auch in Erlebnissen der frühen Kindheit begründet sein. Deshalb gibt es viele verschiedene Theorien zur Ursache.

Beim sogenannten Windelfetischismus könnten Liebesentbehrungen in der Kindheit ein Auslöser dabei sein, oder wenn die Kinder extrem früh zur Sauberkeit erzogen wurden. Laut Peter Fiedler (Goldmann, A., n.d.) steckt hinter dem Fetischismus oft ein psychisches Problem, wie beispielsweise Schwierigkeiten bei der Beziehungsaufnahme oder wenn der Betroffene generell zu keiner festen Beziehung im Stande ist. In solchen Fällen ist es notwendig, das psychische Problem / Störung zu bearbeiten. Meist löst sich die Störung des Fetisch dann von alleine.

6. Auswirkungen des Fetisch

Anfangs hat der Fetisch noch keine größeren Auswirkungen. Er ist meist nur grenzwertig ausgeprägt und kann auch wieder verschwinden. Gewisse Objekte steigern anfänglich die Erregung. Dies ist zu Beginn noch nicht auffällig, allerdings kann sich der Fetischismus steigern. Es kann so weit kommen, dass der Betroffene nicht mehr in der Lage ist, zum sexuellen Höhepunkt zu gelangen ohne jenes Objekt oder überhaupt sexuelle Erregung zu verspüren. Dies schränkt die Wahl eines Partners bedeutend ein, da der Partner entweder dieselbe Neigung haben sollte oder so tolerant und offen, dass der keiner der beiden in seinen sexuellen Erfahrungen behindert wird. Auch kann der Fetisch die soziale Ebene beeinflussen. Unter Umständen beginnt der Patient seine sozialen Kontakte zu vernachlässigen, um mehr Zeit mit dem begehrten Objekt zu verbringen. Auch besteht die Möglichkeit, dass der Betroffene anfängt, sich anders als zuvor zu verhalten. Er fühlt sich zu anderen Dingen hingezogen als seine Freunde und eventuell beginnt so die gemeinsame Basis der Beziehung zu bröckeln. Im schlimmsten Fall zieht sich der Patient völlig zurück und verwendet all seine Zeit und auch sein Geld in den Fetisch, woraufhin er Einbußen bei seiner Arbeit und bei Freunden und Verwandten haben wird.

7. Eigene Meinung

Der Übergang zwischen dem Normalen und einer Störung stellt ein Kontinuum dar und ist somit fließend. Deshalb ist es schwer einzuschätzen, ab wann ein Fetisch zu einer Störung wird. Somit variiert meiner Meinung nach die Bedeutung eines Fetisch abhängig von deren Ausprägung. Handelt es sich um eine schwache Version, beispielsweise wenn ein Mann sexuell erregt wird, wenn eine Frau hübsche Spitzenunterwäsche trägt, so ist dies weitgehend ungefährlich. Wenn ein Mann jedoch alleine durch Spitzenunterwäsche ohne weiteren sexuellen Kontakt mit einer anderen Person zum sexuellen Höhepunkt kommt, so ist dieses Verhalten doch recht ungewöhnlich. Sobald der Fetisch Auswirkungen auf das gesamte Leben hat und auch einen subjektiven Leidensdruck erzeugt, sollte man stoppen und sich vielleicht auch hinterfragen, ob vielleicht ein anderes Bedürfnis dahinter steckt. In Fällen, in denen der Fetisch negative Konsequenzen auf der sozialen sowie der beruflichen Ebene verursacht, halte ich eine Therapie für angebracht.