Warum gibt es in Bayern kein Hitzefrei mehr?

Trotz Klimawandels mit vielerorts steigenden Temperaturen und mehr heißen Tagen gibt es für Bayerns Schüler immer seltener Hitzefrei - aus zwei Gründen.

06.07.2022 | Stand: 06:46 Uhr

Trotz Klimawandels mit vielerorts steigenden Temperaturen und mehr heißen Tagen gibt es für Bayerns Schüler immer seltener Hitzefrei. Ursache dafür gibt es gleich mehrere: So sind immer mehr Schulen mit Klimaanlagen ausgestattet. Auch dürfen die Schülerinnen und Schüler wegen angebotener Halb- und Ganztagsbetreuung nicht mehr einfach so kurzfristig aus Hitzegründen nach Hause geschickt werden.

Einheitliche Regelungen zum Hitzefrei wurden erstmals vor rund 130 Jahren vom Preußischen Kultusminister Julius Robert Bosse aufgestellt. Wenn das Thermometer um 10 Uhr vormittags und im Schatten 25 Grad zeige, dürfe der Schulunterricht in keinem Falle über vier aufeinanderfolgende Stunden ausgedehnt werden, erklärte er damals in einem Ministerialerlass.

Doch Anspruch auf Hitzefrei hat kein Kind. Die heutigen Regelungen dazu sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich: In Nordrhein-Westfalen beispielsweise heißt es im Gesetz: "Anhaltspunkt ist eine Raumtemperatur von mehr als 27 Grad Celsius, bei weniger als 25 Grad ist Hitzefrei nicht zulässig."

Hitzefrei: Die Schulleitungen entscheiden selbst

Das Kultusministerium in Bayern betont, die Entscheidung liege in der Verantwortung der Schulleitungen. Die Beförderung der Schülerinnen und Schüler nach Hause dürfe zudem durch ein früheres Unterrichtsende nicht gefährdet sein. Hitzefrei müsse mit den Eltern abgestimmt werden, damit die Betreuung sichergestellt ist, betont die Schulbehörde in Hamburg. Bei Schülerinnen und Schülern unter 14 Jahren biete die Schule zudem eine Notfallbetreuung an.

In Berlin ist das Geben von Hitzefrei nicht an eine bestimmte Temperatur geknüpft, sondern an die Witterungsverhältnisse. Bei großer Hitze könnten sich die Schulen dann laut Senatsverwaltung für Bildung für verkürzte Unterrichtsstunden entscheiden. Dies gelte jedoch nicht für Oberstufe, die Ausbildung oder den zweiten Bildungsweg.

Lesen Sie auch

Schule

Schwangere Lehrerinnen dürfen wieder unterrichten - Verbände-Kritik

Eine gesetzliche Regelung wünscht sich hingegen der Bayerische Elternverband. Diese würde Schulleitungen Rechtssicherheit geben und somit ermuntern, öfter im Sinne der Kinder zu entscheiden. Eine starre Vorgabe, wann es Hitzefrei geben solle, lehne der Verband allerdings ab, betonte der Landesvorsitzende Martin Löwe.

Statistiken, wie oft an den deutschen Schulen Hitzefrei gegeben wird, gibt es laut Kultusministerkonferenz auch nicht. Allerdings scheint der spontane Abbruch des Unterrichts konträr zu den Modellen der Halbtags- und Ganztagsbetreuung zu stehen. So möchte man dem Showmaster Carrell zurufen: Heute geht der Sommer nicht nur von Juni bis September, sondern länger. Hitzefrei wie früher gibt es dagegen nur noch selten.

Die Kinder in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern bewegt dies derzeit wahrscheinlich weniger - dort haben die Sommerferien schon begonnen. In Hamburg, Berlin und Brandenburg beginnen die sechswöchigen Ferien am Donnerstag.

  • ANTENNE BAYERN
  • Experten-Tipps
  • Familie & Kinder
  • Glühend heiße Woche in Bayern: Wann bekommen Schüler "hitzefrei"?

24.06.2019 | Familie & Kinder Glühend heiße Woche in Bayern: Wann bekommen Schüler "hitzefrei"?

Der Juni drückt in seiner letzten Woche nochmal auf die Hitze-Tube! Heißluft aus der Sahara heizt uns ein, mit Temperaturen bis zu 40 Grad. Bald könnte es an den Schulen hitzefrei geben - oder doch nicht? Was ihr dazu wissen müsst, gibt's bei uns!

  • Warum gibt es in Bayern kein Hitzefrei mehr?

    Bei den Temperaturen jubeln die ersten Kids - bald könnte es das erste Mal hitzefrei in Bayern geben. Aber wer entscheidet das und wann kann es überhaupt hitzefrei geben?

    Sebastian Kahnert / dpa
  • Warum gibt es in Bayern kein Hitzefrei mehr?

    Ob die Kids bei den Temperaturen einen freien Nachmittag bekommen, entscheidet jede Schule individuell. Es gibt keine vorgeschriebene Richtlinie vom bayerischen Kultusministerium, ob es hitzefrei gibt oder nicht. 

    Friso Gentsch / dpa
  • Warum gibt es in Bayern kein Hitzefrei mehr?

    Wenn der Schulleiter die Temperaturen für unzumutbar hält, geht's heim - bzw. an den nächsten See, Kanal oder ins Schwimmbad! Yippie. Aber gibt's da Kriterien?

    Friso Gentsch / dpa
  • Warum gibt es in Bayern kein Hitzefrei mehr?

    Das bayerische Kultusministerium sagt dazu: Wenn konzentriertes Lernen im Klassenzimmer nicht mehr möglich ist, dann sollten die Schulen hitzefrei geben. Die Außentemperatur ist kein besonderer Maßstab - auf die Gradzahlen innerhalb der Räume kommt es an. Unangenehm wird's meist ab 27 Grad...

    Caroline Seidel / dpa

3 weitere Bilder ansehen »

Ein Hochdruckgebiet bestimmt zusammen mit trockener Warmluft aus Afrika diese Woche (24.06. bis 30.06.) das Wetter in Bayern. Das heißt: bis zu 16 Stunden Sonnenschein! Am Montag wird noch vorgeglüht, bei 28 bis 32 Grad. Dann wird´s jeden Tag heißer – Höhepunkt der Hitze am Mittwoch mit 35 bis 39 Grad. Für die Schüler in Bayern stellt sich daher logischerweise die Frage: Gibt es bald hitzefrei an den Schulen? Bei Temperaturen weit über 30 Grad stehen die Chancen jedenfalls gar nicht schlecht. 

Wer entscheidet, ob es hitzefrei gibt?

Es gibt keine vorgeschriebene Richtlinie vom bayerischen Kultusministerium, ob es hitzefrei gibt oder nicht. Das entscheidet jede Schule in Bayern selber. Genau genommen treffen diese Entscheidungen die Schulleiter. Ist es außergewöhnlich heiß, kann der Unterricht vorzeitig beendet werden.

Nach welchen Kriterien wird entschieden?

Das bayerische Kultusministerium sagt dazu: Wenn konzentriertes Lernen im Klassenzimmer nicht mehr möglich ist, dann SOLLTEN die Schulen hitzefrei geben. Heißt: Die Außentemperatur ist kein besonderer Maßstab - auf die Gradzahlen innerhalb der Räume kommt es an. Meistens liegt die Grenze zu einer unangenehmen Lernatmosphäre bei 27 Grad. Aber: Die Schule muss sich nicht daran halten!

Grundschule gibt hitzefrei: Dürfen kleinere Kinder allein nach Hause gehen?

Nein. Nicht, wenn das nicht speziell von den Eltern erlaubt wurde. Grundsätzlich sieht die Regelung so aus: Zu Beginn der Sommerzeit erhält die Familie einen Elternbrief, in dem sie gefragt wird, ob das Kind bei hitzefrei allein nach Hause darf. Sollten die Eltern das nicht wollen, werden die Kinder dementsprechend in einem Hort oder an der Schule von Lehrern weiter betreut. Dies gilt wohl gemerkt für die jüngeren Kinder - an Realschulen oder Gymnasien sieht das anders aus. Hier müssen Eltern keine Einwilligung unterschreiben. Die Schüler müssen das selbst mit ihrer Familie klären.

Warum gibt es in der Schule kein Hitzefrei mehr?

Doch Anspruch auf Hitzefrei hat kein Kind. Die heutigen Regelungen dazu sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich: In Nordrhein-Westfalen beispielsweise heißt es im Gesetz: „Anhaltspunkt ist eine Raumtemperatur von mehr als 27 Grad Celsius, bei weniger als 25 Grad ist Hitzefrei nicht zulässig.

Wann gibt es Hitzefrei in der Schule Bayern?

Hitzefrei gibt es hier, wenn um zehn Uhr eine Außentemperatur von mindestens 25 Grad im Schatten gemessen wird – oder um elf Uhr 25 Grad in einem „repräsentativen“ Raum der Schule.

Wie viel Grad ist es in Bayern Hitzefrei?

Die Regel, dass Schulen ab einer bestimmten Außentemperatur "Hitzefrei" geben dürfen, ist in Bayern seit 2009 gestrichen.

Wann wurde Hitzefrei abgeschafft?

14. Mai 2012 (Nds. GVBl.