- Aufgrund des großen Zuspruchs wie angekündigt weitere Beiträge zum „Kippensammlerblues“.
Stuttgart - Aufgrund des großen Zuspruchs wie angekündigt weitere Beiträge zum „Kippen-“ oder „Kippensammlerblues“. Leserin Monika Schmid kennt diese Textversion ihres verstorbenen Mannes: „Babba guck, do drieba leit a Kippe, Babba guck, a Chesterfield, Babba guck, i han me wella bucka, Babba guck, no hot’s a andrer do.“ Leserin Waltraud Köhler aus Fellbach schreibt: „Frühjahr, Sommer 1946 – ich war neun Jahre alt, do ben i über Boischdemer Brigg in Waiblinga ganga, do hot an a Amerikanere a Kippe aus am fahrenden Chevrolet mit rotem Mundstrich und Lippastift außem offena Fenschder gschmissa. I han voller Bewunderung des rote Mundstück aguggt ond han denkt, wenn i groß benn, mach i des au: Rote Lippa, Auto fahra ond raucha! Dui Kippe hanne meim Onkel gebba. Au bei uns in Fellbach isch des Zigaretta-Liedle gsunga worda nach einer Melodie von Glenn Miller.“ Dass es sich um eine Glenn Miller-Melodie handelt, vermuten viele Leser. Volker Mall aus Herrenberg-Haslach weist jedoch darauf hin, dass „Sentimental Journey“ nicht von Glenn Miller ist, sondern von Les Brown und Ben Homer. Parodietexte darauf gibt es verschiedene. Am häufigsten wohl ,Johnny komm, wir fressen eine Leiche, Johnny komm ins Leichenhaus . . .‘ Im so genannten Dritten Reich wurden Swing- und Schlagertexte häufig parodiert, auch um Verbote zu umgehen. So wurde aus dem ,Organ Grinder’s Swing‘ das ,Hofkonzert im Hinterhaus‘ mit zum Teil ziemlich zotigen Texten: ,Fritzchen (oder ,alter Mann‘) wollt baden gehen, bis zum Bauch im Wasser stehn …‘ Solche Parodien waren nach dem Krieg vor allem bei Kindern beliebt. Ich erinnere mich an ,Ei, ei, ei, Sanella, Sanella auf dem Teller. Wenn Sanella ranzig wird, dann kommt sie in den Keller. Kaum ist die Kellertüre zu hat Sanella keine Ruh’, denn die Mäuse beißen zu.‘“ Leser Herbert Janner aus Backnang schickt uns „eine nichtschwäbische Fassung des ,Kippenblues‘. Diese war wohl ziemlich verbreitet: Stell’ dir vor, wir fänden eine Kippe, Stell’ dir vor, wir fänden zwei, Stell’ dir vor, wir fänden eine dritte, Ach, was gäb’ das eine Keilerei.“ Von Leserin Karin Wais aus Mühlacker stammt dieser nachdenkliche Text: „Zuerst möchte ich sagen, dass ich Ihre Rubrik immer sehr gerne lesen und mich als ,Nachkriegskind‘ an vieles erinnere und manche der beschriebenen Bräuche und Ausdrücke bei uns im Dorf noch fortbestehen. Beim ,Kippenblues‘ kann ich mich persönlich jedoch nur an Schlechtes erinnern. Mein Vater war gegen Kriegsende verletzt aus dem Krieg in die Heimat abkommandiert worden. Zuhause angekommen wurde er sofort von den Franzosen aufgegriffen und verletzt in französische Gefangenschaft verschleppt. Ich erinnere mich noch sehr genau, wie er erzählte, dass die Vorgesetzten Franzosen ihre Zigaretten nur angeraucht hätten und den gefangenen Soldaten dann vor die Füße geworfen haben, Wenn diese eine glimmende Zigarette aufheben wollten, erhielten sie Tritte auf die Hände. Ich finde, man sollte auch heute nicht darüber lachen. Der „Zigarettenblues“ zeigt doch deutlich, wie schlecht es der Bevölkerung damals ging.“ Andere Erinnerungen hat Leser Hermann Hepp aus Wernau: „Ich bin mit meinen zwei Brüdern in der Nähe vom Bahnhof von Plochingen/Neckar aufgewachsen. Gegenüber unserer Wohnung hatten die amerikanischen Soldaten das Hotel Fritz beschlagnahmt. Wir Buben hatten zu ihnen ein gutes Verhältnis. Wir bekamen öfters Schokolade oder Kekse. Bei uns im Haus wohnte ein älterer Bundesbahnbeamter. Er rauchte gerne, deshalb bat er uns drei Buben, für ihn Zigarettenkippen bei den Amerikanern zu sammeln. Dies taten wir fleißig. Zum Dank schenkte er uns eine große Tischkegelbahn aus Holz. Begeistert sangen wir damals den Kippenblues.“ (Weitere Beiträge dazu in der nächsten Woche.) Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leserin Gisel Schmid aus Eberdingen-Nussdorf. Sie schreibt: „Immer wenn man es ganz besonders eilig hatte, sagte mein Vater: ,Mädle merk dr ois, mr ka net schnell gnuag langsam do!‘“ Schreiben Sie uns: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Schwäbisch, Fax: 07 11 / 72 05 - 73 09; E-Mail:
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