Sagengestalt die das wachsen nicht sein lassen konnte

Als Müllerbursche erwarb er sich große magische Fähigkeiten und damit den Ruf des „Hexenmeisters der Oberlausitz“. In den neckischen Streichen, mit denen er habgierige Menschen abstraft, aber auch bei kleinen und großen Zaubereien spielt sein Markenzeichen – ein auffälliger Spitzhut in der Art der damaligen Pumpenbauer, daher auch der Name – nicht selten eine Rolle. Vielleicht ist er gar der Urvater der vielfältigen gegenwärtigen Bühnenzaubereien aus dem mittlerweile etwas vornehmeren Zylinder.

Im Gegensatz zu der weit verbreiteten Auffassung, dass Pumphut schon vor langer Zeit gestorben ist, muss man sagen: „Jaein“! Vielleicht hat er sich nur aufgrund seiner magischen Kräfte vorübergehend in etwas anderes verwandelt, um ein wenig zu ruhen. Zurzeit kann man ihm wieder als menschliches Wesen mit magischen Kräften begegnen und – ganz zeitgemäß – besitzt er sogar eine eigene Website, wie Sie sehen können.

Nach Jahrzehnten des unsteten Umherziehens als Müllerbursche ist der gegenwärtige Pumphut nun doch schon ein wenig in die Jahre gekommen und sesshaft geworden. Er nahm sich ein junges. verdammt hübsches Weib und baute sich eine Herberge nahe des tausendjährigen Fleckens Göda, mitten im altsorbischen Siedlungsgebiet. Pumphut wäre nicht Pumphut gewesen, hätte er sich bei aller scheinbaren Bodenständigkeit nicht ein Hintertürchen offen gehalten: Er errichtete seine Herberge genau an der Grenze zwischen dem meißnisch-bischöflich und oberlausitzischen Hoheitsgebiet, um bei Bedarf schnell ins ‚Ausland‘ zu entschwinden, wo ihn die Häscher nichts mehr anhaben konnten.
Damit auch jedermann sieht, dass das Ende des Grundstückes gleichbedeutend mit der Landesgrenze ist, ließ Pumphut in der Nacht zum 08.10.2011 einen prachtvollen Grenzstein wie einen Pilz aus der Erde schießen, der in Form und Aussehen in nichts seinen seltenen, uralten Brüdern der Region nachsteht und ihnen gleicht, wie ein Ei dem anderen.

Die Obrigkeit in Person der Bürgermeister/in der benachbarten Dörfer Gisela Pallas (Demitz-Thumitz) und Peter Beet (Göda), die Vorsitzende eines heimatkundlichen Vereines aus Bautzen Christa-Maria Hassert, Siegfried Schlegel, ein Doktor der Naturwissenschaften und viel neugieriges Volk waren erschienen, um das Wunder zu bestaunen: Ja, hier hat Pumphut durch Magie über Nacht einen Grenzstein aus der Erde wachsen lassen! Siegfried Heidenreich, ehrenwerter Nachfahre eines uralten sächsischen Lehnrichtergeschlechtes und nunmehr Kartograf, war extra aus der Landeshauptstadt angereist und bestätigte allen Anwesenden nach Durchsicht aller Dokumente und Meilenblätter: „Ja hier hat vorher kein Grenzstein gestanden“.

Pumphut ließ seine Frau ein saftiges Ferkel grillen und die Gäste schlugen sich die Magen voll. Bier und Schnaps flossen in Strömen und die Kuchenstücke wollten einfach kein Ende nehmen. Man war halt Gast bei einem Zaubermeister und der Aufenthalt in seiner Herberge wird allen, die dabei waren, noch lange in Erinnerung bleiben. Als sie am späten Abend wieder alle in ihre bescheidenen Hütten zurückgekehrt waren. fanden sie zu ihrer großen Überraschung einen güldenen Taler. Auf dem stand: ‚Wam k zbožu – Glück zu! Pumphut‘.

Auf Kreta leben die Götter und Helden noch immer mitten unter den Menschen. So kommt es, dass Zeus viel telefoniert, Sisyphos schuftet und Herakles eine Taverne betreibt.

Begonnen hat der ganze Schlamassel mit Europa bekanntlich, als Zeus die gleichnamige Königstochter entführte. Schon länger hatte Griechenlands Göttervater der niedlichen Kleinen aus Phönizien nachgestellt. Doch weil er davon ausging, dass sie nicht freiwillig mit ihm gehen würde, verpasste er sich zwei Hörner sowie ein glänzendes Fell und verlockte sie zu neckischen Spielen. Tatsächlich sprang die junge Schöne alsbald auf den Rücken des Stiers, sodass Zeus mit ihr davonsprengen konnte. Ziel seines Mädchenraubes war Kreta, wo er geboren ward. Und dort weilt Europa mit ihrem Göttergatten sozusagen noch heute. Dass sie dereinst einem ganzen Erdteil ihren Namen geben würde, war gleich nach dem Kidnapping wohl nicht abzusehen. Aber es kam eben so. Und auf Kreta, wo große Teile der abendländischen Kultur nachgerade am Straßenrand liegen, lässt sich immer noch nachvollziehen, warum (weil die Schönheitsgöttin Aphrodite es anordnete). Der Satz „Scheitert der Euro, dann scheitert Europa“, war ja der größtmögliche Unsinn, den man sich denken kann. Europa kann gar nicht scheitern. Sie wohnt schließlich auf einer Insel mit schöner Aussicht aufs Meer. Dort, wo schon zu biblischen Zeiten die Krether und die Plether herkamen. Also die, die heute als Krethi und Plethi mit Rollkoffern wieder zurückkehren und rund zwei Wochen lang bleiben. Sagten nicht die Frankfurter 68er-Westend-Spontis sowas Ähnliches wie „Besuchen Sie Europa, solange sie noch lebt“? Also nichts wie hin zu ihr.

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Nicht nur die schöne Königin Europa aber, auch die eingeborenen Götter auf Kreta sind niemals gestorben. So wenig wie die Sagenhelden, die ihre Namen vererbt haben, an die Griechen von heute. In Deutschland undenkbar. Hier trägt gerade mal der in Detmold geborene Schauspieler Wotan Wilke Möhring den Vornamen einer germanischen Gottheit mit sich. Mal abgesehen davon, dass hin und wieder noch irgendwo ein Siegfried oder eine Krimhilde aus der Nibelungensage anzutreffen ist. Auf Kreta hingegen, wo die Smartphones noch nicht so geläufig sind wie in den Börsianer-Cafés der Bankenstadt Frankfurt, kann es vorkommen, dass in einem winzigen dörflichen Kafenion der Wirt ruft „Telefon für Zeus!“ Schon erhebt sich ein dunkelgelockter Jüngling vom Tisch, schlappt zum Wandapparat und fragt in den herabbaumelnden Hörer, was denn jetzt wieder los sei. Ehekrach mit Europa?

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Wie gesagt, auch für die griechischen Sagenhelden sind die Ruhmeszeiten des klassischen Altertums vorbei, aber die Gegenwart stellt keine geringeren Anforderungen, was soviel heißt wie dass die Helden den Alltag bewältigen müssen – Abfall runtertragen und so’n Zeugs. Man schaue sich nur mal Herakles an. Der stärkste Mann der Antike hat einst den Augiasstaal ausgemistet – und betreibt jetzt eine Taverne, wie überhaupt jeder zweite Kreter eine Taverne betreibt. Spätabends kippt Herakles mit den letzten Gästen noch einen Ouzo und erzählt ihnen, wie er in jungen Jahren einen Löwen erdrosselt hat. Dann räumt er die Küche auf. Er darf sich keine Nachlässigkeiten erlauben, denn ein paar Häuser weiter hat Sokrates seine Schenke. Sehr richtig: Auch der große Philosoph weilt noch unter den Menschen, sonst hätte er wohl nicht einen Metaxa für 3,50 Euro auf der Speisekarte. Selbstverständlich ist darauf der Schirlings-Giftbecher gestrichen, den der Denker einst für seine jugendgefährdenden Sprüche („Ich weiß, dass ich nichts weiß“) abkippen musste. Er war sozusagen der Erfinder des Schulschwänzens.

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Von Griechen und Griechinnen, die wie Götter heißen und ihr Dasein fristen, gibt es unendlich viele auf Kreta. Schließlich sind Götter was Ewiges. Zwar schließen auf ihrer Insel nun schon die Internet-Cafés, weil es jetzt überall kostenlos WLan gibt, aber das Wesentliche der Dinge bleibt nun mal gleich: Wein, Weib und Gesang. So kommt es, dass der Liebesgott Eros als Saisonarbeiter rund um die Uhr im Einsatz ist. Er tritt in Freiluftbars als Schlagersänger auf, sieht aus wie ein 2000 Jahre alter Costa Cordalis, hat allerdings anders als dieser nicht an der Frankfurter Musikhochschule studiert.

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Eine der wichtigsten Adressen für die antiken Sagengestalten mit verlängerter Aufenthaltsgenehmigung bis ins Heute ist auf Kreta natürlich Knossos. Hier steht der Palast des Minotauros. Der prominente Hausherr gibt Anlass, zwischendurch wieder auf Europa zurückzukommen. Denn das sagenhafte Scheusal, halb Mann, halb Stier, ist die unauslöschliche Schande von Europas Sohn, König Minos. Dessen Ehefrau nämlich hat Minotauros aus einer unehelichen Liebschaft mit an den Königshof gebracht – aparte Familienverhältnisse ist man aus der Mythologie ja gewohnt. Um den außerehelichen Sohn schon zum Abendessen nicht mehr sehen zu müssen, hat König Minos ihm kurzerhand ein Labyrinth bauen lassen, auf dass der Knabe sich darin verirre. Aber vergebens. Der Minotauros findet aus seinem Irrgarten immer wieder heraus. Sonst könnte man ihm nicht vormittags in den Geschäftsstraßen von Knossos begegnen. Nach wie vor wirkt er recht zottelig – Frisöre scheinen nicht viel an ihm zu verdienen.

Die Fremdenverkehrswirtschaft hingegen ist ihm sehr offenkundig dankbar dafür, dass er die Idee mit dem Labyrinth in die Welt gesetzt hat. Anders ist es nicht zu erklären, dass es an Kretas ausgesprochen gut ausgebauten Schnellstraßen (alles von Europa bezahlt!) nur so wimmelt vor Abbiegehinweisen „Hier Labyrinth“, obwohl lediglich Felder zu sehen sind. Übertrumpft wird das nur noch von der Beflissenheit, historische Steinhaufen in der Landschaft auszuschildern: „Minoische Siedlungen 300 Meter rechts“, „Minoische Siedlungen 700 Meter links“.

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Gelegentlich zu sichtende Baustellen sind auf den kretischen Verbindungsstraßen übrigens völlig verlassen. Hier herrschen gewissermaßen deutsche Verhältnisse. Nein, halt, eine einsame Sagengestalt macht sich auf ihnen zu schaffen: Sisyphos. Jeden Morgen schippt er denselben Schutthaufen aus der einen Ecke in die andere. Das macht ihm aber nichts aus, denn erstens haben ihm die Götter diese Schufterei auferlegt, und zweitens kann es auf Kreta gar keinen Fortschritt geben – Altertum und Neuzeit fließen ineins. Umso besser für Sisyphos, er hat noch eine sagenhafte Festanstellung.

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Unterdessen wachsen die Zweifel, ob Zeus eigentlich den Überblick über seine Nachkommenschaft bewahrt hat. Weiß er zum Beispiel, dass eine Pensionswirtin in einem kleinen kretischen Küstenort sich Fremden als „Die Tochter des Zeus“ vorstellt? Ahnt er, dass sie sich einmal wöchentlich mit der Hotelbetreiberin Irene trifft, um Familientratsch auszutauschen? Irene gehört zu jenen Frauen, die nicht nach Kreta verschleppt werden mussten. Sie ist von ganz alleine geblieben, als sie vor rund 40 Jahren aus Herne zu Besuch kam und von einem gewissen Nikos nur widerwillig nach Hause gelassen worden wäre. Zu ihren Freundinnen gehört seither auch Ariadne. Die ist eine Enkelin von Europa und die klügste Frau auf ganz Kreta. Hatte sie doch die Eingebung, in den Gängen des Labyrinths des Minotaurus einen Faden zu spannen, an dem entlang jeder leicht wieder herausfinden konnte. Heute führt sie ein Pelzgeschäft samt Neonschild mit ihrem Namen in pinkfarbener Schreibschrift und schwärmt noch immer von ihrem einstigen Verlobten Dionysos, diesem Weingott, der mittlerweile ein Franchise-Unternehmen leiten muss, so oft ist wiederum sein Name an berüchtigten Stätten der Gastronomie zu finden.

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Das Leben, so wissen gerade die Griechen als Erfinder jeglichen Theaters, ist weder Tragödie, noch Komödie, sondern Tragikomödie. Die Wahrheit dieser Ekenntnis ist ganz besonders an Midas zu studieren. Dieser König, dem alles, was er anrührt, zu Gold wird, gehört zwar eigentlich nach Phrygien, also in die Türkei. Aber er ist auf Kreta mit einer 5-Sterne-Hotelkette vertreten. So zählt er ganz klar zu den Reichen, wenngleich zu den armen Reichen, denn sein Sohn, so erzählen Angestellte, ist bei einem Autounfall tödlich verunglückt und seine Frau seither depressiv. Diese traurige Geschichte sollte dem Götterboten Hermes eine Warnung sein. Denn was macht der Mann? Arbeitet in einer kretischen Hafenstadt als Paketauslieferer und rennt wegen Zeitdrucks oft sehr riskant über die Straße. Wenigstens ist er gut beschuht. An den Füßen trägt er ein neues Langlaufmodell mit der Aufschrift „Nike“. Hieß so nicht die Siegesgöttin im alten Griechenland?

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Noch besser geht es nur Argos, dem Erbauer der Argo, des berühmten Schiffes der Argonauten, die mit Odysseus die Meere kreuzten, auf der Suche nach dem Goldenen Vlies, also Fell, das vermutlich aussah wie ein Flokati-Teppich. Argos hat aus der Strandhütte eines Freundes einen Verleih für Schnorchelzubehör gemacht. Hier sind Flossen und Taucherbrillen zu haben, fürs abgrundtief saubere Mittelmeer rundum.

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Wäre die griechische Sagenwelt nicht so riesig und Kreta trotz seiner Größe im Vergleich dazu letztlich doch klein, hätten noch viel mehr alte Götter, Helden und Menschen auf den 8000 Quadratkilometern Platz. Europa freilich passt auf, dass an den Gestaden ihres Herrschaftsgebiets nicht alle landen, die wollen. Aber einer muss beim Stichwort Landung eben doch noch erwähnt werden: Dädalos. Er war Künstler, Architekt und begeisterter Flieger. Von König Minos dazu verdammt, das Labyrinth von Knossos zu entwerfen, hatte er irgendwann genug von dieser Tyrannei. Er baute sich aus Wachs ein paar große Flügel, schnallte sie sich an die Schulter und hob von Kreta ab. Doch wie bei so vielen Designern war seine Erfindung nicht alltagstauglich. Die Wachsflügel schmolzen in der Sonne dahin, und Dädalus stürzte ab. Trotzdem ist er heute von Beruf Flugkapitän (bis zur Pleite bei Minoan Airlines). Das klingt aberwitzig, aber es gibt noch viel Aberwitzigeres: Dädalus befördert mit seinem Fluggerät altgriechische Mathematik-Genies, die mittlerweile Professoren sind, etwa an der Universität Kreta. Wie sonst wäre es zu erklären, dass auf dem Flughafen ein „Mr. Archimedes . . . akis“ ausgerufen wird?

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Aber darum geht es hier ja gar nicht. Es geht schließlich um Zeus. Und wie geht’s also Zeus? Ganz gut, kann man sagen. Und Europa gleich mit. Es bräuchte zu seinem Glück nicht mal die EU. Doch die zieht ja wohl nicht nach Kreta. Sondern bleibt in Brüssel.

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