Meine Eltern schlagen mich was soll ich tun

Jede Familie hat ihre eigenen Regeln und Werte. Wenn du dich nicht daran hältst oder dich sonst irgendwie daneben benimmst, hat das vermutlich Konsequenzen. Grundsätzlich können deine Mutter und dein Vater selbst entscheiden, wie sie dich erziehen. Das Recht macht deinen Eltern hier keine Vorschriften. Es gibt aber Dinge, die nicht okay sind. Was deine Eltern dürfen, was nicht und wo du als Jugendlicher in der Familie mitreden kannst – die Antworten findest du hier.

Welche Konsequenzen sind erlaubt?

Du hast die ganze Nacht am Computer gespielt und deshalb die Deutscharbeit verhauen? Du bist heimlich auf eine Party gegangen, obwohl deine Eltern es verboten hatten? Du hast schon wieder nicht die Spülmaschine ausgeräumt, obwohl das mit der Familie ausgemacht war? Kann sein, dass du jetzt Computerverbot, Hausarrest oder Taschengeldentzug bekommst. Auch wenn es sich anfühlt wie ein Schlag ins Gesicht – rein rechtlich dürfen deine Eltern dich in dieser Situation mit solchen Verboten bestrafen.

Wann ist es häusliche Gewalt?

Egal was du gemacht hast und wie wütend deine Eltern sind – Gewalt ist verboten. Eltern sollen in erster Linie dafür sorgen, dass ihr eigenes Kind sich gut entwickeln kann und deshalb hast du ein Recht auf eine gewaltfreie Erziehung. Das steht so auch im Bürgerlichen Gesetzbuch. Bei Konflikten sollte deine Familie gemeinsam einen gewaltfreien Weg suchen, um eine Lösung zu finden. Durch einen sozialen Umgang miteinander kann auch eure Beziehung in der Familie gestärkt werden.

Bei Gewalt hört’s auf

Dass es Zuhause mit der Familie manchmal Streitigkeiten gibt ist ganz normal. Aber körperliche Bestrafungen sind ein absolutes No-Go. Gesetzlich erlaubt ist nur eine gewaltfreie Erziehung. Sie soll ein soziales, friedliches Leben zwischen Mutter, Vater und Kind fördern. Dein Recht auf Schutz und ein gewaltfreies Familienleben steht im Vordergrund. Ein kleiner Klaps, eine Ohrfeige oder aggressives Zupacken gelten als körperliche Bestrafung. Sie zählen als häusliche Gewalt und sind gesetzlich unzulässig. Wenn deine Eltern dich schlagen oder schütteln verstoßen sie ebenfalls gegen deine Rechte. Deine Eltern können sich mit diesem Verhalten strafbar machen. Auch eine Tracht Prügel oder gar Fesseln zählen als häusliche Gewalt. Und erst recht dürfen deine Eltern dich nicht mit einem Gürtel oder einem anderen Gegenstand schlagen. Das kann im schlimmsten Fall zu dauerhaften körperlichen Schäden führen. Opfer häuslicher Gewalt leiden auch oft unter psychischen und seelischen Verletzungen.
Gewalt kann auch in Form von sexueller Gewalt vorkommen. Auch das ist ein absolutes Vergehen. Wenn du sexuell misshandelt wirst oder sexuelle Nötigung in der Familie erfährst, informiere dich .

Was ist seelische Gewalt?

Deine Eltern können dich ermahnen und auch mal schimpfen. Dich fertig machen dürfen sie aber nicht. Im Gesetz ist die Rede von „seelischen Verletzungen und entwürdigenden Maßnahmen“. Gemeint ist damit alles, was dich kränkt oder erniedrigt. Dazu gehört zum Beispiel, wenn Mutter oder Vater sich auf gemeine Weise über dich lustig machen. Wenn sie dich Versager oder Schlampe nennen oder dich sonst wie beschimpfen oder dir drohen.

Auch Beschimpfungen und Erniedrigungen sind Gewalt

Beleidigungen, Kränkungen oder wüste Beschimpfungen von deinen Eltern fallen unter häusliche Gewalt. Sie gelten als verbale Gewalt, also Gewalt durch üble Äußerungen, Schmähungen oder beleidigende Worte. Das ist auch der Fall, wenn sie über längere Zeit einfach nicht mit dir reden oder dich wie Luft behandeln. Psychische Gewalt, Schimpfwörter oder Beleidigungen können dich seelisch ebenso verletzen, wie ein körperlicher Schlag. Auch wenn deine Eltern dir deine Sachen oder Geschenke wegnehmen, ist das nicht okay. All diese Dinge sind zwar körperlich gewaltfrei, dafür aber eine Form von seelischer Gewalt. Auch das ist eine Form von Misshandlung.

Also: Die Regierung nimmt das Thema häusliche Gewalt sehr ernst. In den letzten Jahren hat sie sich verstärkt für eine gewaltfreie Erziehung eingesetzt. Eltern, die ihren Kindern Gewalt oder körperlichen Strafen aussetzen, wurden vermehrt dafür belangt. Ob brutale Schläge, eine Ohrfeige oder ein Klaps auf den Po – all diese Dinge sind mittlerweile strafbar. Auch Gewalt durch verbale Beleidigungen oder Beschimpfungen ist nicht zulässig.

Häusliche Gewalt? Hol dir Hilfe!

Wenn du glaubst, dass deine Eltern sich nicht richtig verhalten, du Probleme zu Hause hast oder in der Familie Gewalt erfährst, kannst du mit jemandem darüber sprechen. Es gibt viele Beratungsangebote, bei denen du Unterstützung findest, wenn es häusliche Gewalt oder sexuellen Missbrauch in deiner Familie gibt. Du kannst dich auch an die Polizei oder Vertrauenslehrer in der Schule wenden. Hab keine Angst, dich jemandem anzuvertrauen. Du kannst auch anonym bleiben, ohne deinen Namen zu nennen.
Gewalt in der Familie oder körperliche Misshandlungen durch Eltern sind Verstöße gegen den Kinderschutz und nie in Ordnung. Denn jeder hat ein Recht auf ein Leben ohne Gewalt und erst recht auf eine gewaltfreie Erziehung. Auf der findest du viele Adressen und Telefonnummern sozialer Hilfsstellen.

Wann darf ich bei der Erziehung mitreden?

Dass deine Eltern mit dir über deine Erziehung sprechen sollen, steht auch im Gesetz. Wie stark sie dich bei Erziehungsfragen einbeziehen, hängt natürlich von deinem Alter ab. Kleine Kinder besitzen noch nicht das Wissen oder die Erfahrung wie junge Menschen, die kurz davor sind, erwachsen zu werden. Je reifer du wirst, desto mehr solltest du mitreden oder bei bestimmten Themen auch alleine entscheiden dürfen. Zum Beispiel darüber, was du anziehst, wer deine Freunde sind oder wie viel Zeit du am Computer verbringst. Schließlich hat eine pädagogische, gewaltfreie Erziehung gerade zum Ziel, dass du irgendwann einmal ein selbstständiger Mensch wirst. Und das lernst du als Jugendlicher am besten, wenn du Stück für Stück in deiner Erziehung mitentscheiden darfst.

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