Haben giraffen mehr halswirbel als menschen

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Lange Hälse helfen Giraffen, an Bäumen auch an die oberen Blätter zu gelangen – so die landläufige Meinung. Ein internationales Team hat nun eine andere Erklärung präsentiert.

03.06.2022, 10.38 Uhr

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Haben giraffen mehr halswirbel als menschen

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Giraffen im Lake Nakuru National Park in Kenia

Foto: WLDavies / Getty Images/iStockphoto

Warum sind die Hälse von Giraffen so lang? Wer Antworten sucht, landet bei den Namen zweier berühmter Forscher: Jean-Baptiste Lamarck und Charles Darwin.

Lamarck ging davon aus, dass der Hals sich im Laufe des Lebens einer Giraffe streckte, weil sie sich immer nach den hochwachsenden Blättern reckte. Die neu erworbene Eigenschaft vererbte sich Lamarck zufolge auf den Nachwuchs. Diese Theorie ist inzwischen widerlegt, weil individuelle Anpassungen nicht in dieser Weise auf die Gene wirken.

Die heute wohl gängigste Meinung zu Giraffenhälsen geht auf Darwin zurück. Er ging entsprechend seiner Evolutionstheorie davon aus, dass immer wieder zufällig Individuen mit einem besonders langen Hals entstehen. Da diese mehr Nahrung erreichen als Artgenossen mit einem kürzeren Hals, haben sie bessere Überlebenschancen und mehr Nachkommen. So setzte sich nach und nach dieses vorteilhafte Merkmal durch.

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Doch möglicherweise müssen die Biologiebücher bald ergänzt werden. Nach einer neuen Studie geht der extrem lange Hals der Giraffen womöglich auf das rabiate Kampfverhalten der Tiere zurück. Das schließt ein internationales Forscherteam aus der Untersuchung fossiler Überreste einer Urgiraffe.

Diese Tiere schlugen bei Kämpfen wohl ihre Köpfe gegeneinander und entwickelten in der Folge eine schützende Haube auf dem Kopf und äußerst robuste Halswirbel, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin »Science« berichten. Auf ähnliche Weise könnten auch die extrem langen Hälse heutiger Giraffen entstanden sein. Diese schlagen zwar nicht ihre Köpfe gegeneinander, wohl aber ihre beeindruckend langen und muskulösen Hälse.

»Die gängige Vorstellung, dass sich die langen Hälse im Verlauf der Evolution nur entwickelten, weil die Tiere damit Blätter im oberen Bereich der Bäume erreichten, greift womöglich zu kurz«, erläutert Co-Autorin Manuela Aiglstorfer vom Naturhistorischen Museum Mainz und der Landessammlung für Naturkunde Rheinland-Pfalz. »Womöglich ist das nur ein Nebeneffekt und die Kampfstrategie der vorrangige Grund für die Entwicklung des langen Halses.«

Aiglstorfer ist als Wiederkäuer-Spezialistin Teil des Teams um Shi-Qi Wang von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking. Die Forscher hatten fossile Überreste eines Tieres untersucht, das vor rund 17 Millionen Jahren im Norden des heutigen China lebte: Discokeryx xiezhi, benannt nach dem asiatischen Einhorn-Fabeltier Xiezhi. Die Analyse der Knochen habe ergaben, dass es sich um einen Vertreter aus der Gruppe der Giraffenartigen handelt, sagt Aiglstorfer. »Diese Gruppe war damals viel vielfältiger, als sie es heute ist. Die Tiere hatten zum Beispiel unterschiedliche Schädelanhänge und zeigten auch ein vielfältiges Kampfverhalten.«

Kein außergewöhnlich langer Hals bei Urgiraffe

Die Untersuchungen belegten, dass Discokeryx extrem dicke und robuste Halswirbel besaß. Damit konnten die Tiere starke Erschütterungen abfangen. Auf dem Kopf trugen sie eine dicke, scheibenförmige Struktur, die wiederum vermutlich mit einer Art Horn versehen war. Außergewöhnlich lang war ihr Hals nicht.

Die Forscher vermuten, dass die Tiere ihre Köpfe ähnlich gegeneinanderrammten wie etwa heutige Steinböcke oder Moschusochsen. Zu solchen Kämpfen könnte es etwa beim Werben um ein Weibchen gekommen sein. Tatsächlich war die Wirbelstruktur der Urgiraffe effektiver an die große Krafteinwirkung angepasst als es bei heutigen, auf diese Weise kämpfenden Tieren der Fall ist, schreiben die Forscher.

Die heutigen Giraffen leben in Afrika, ihre Anzahl ist in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Trotz des extremen, rund zwei Meter langen Halses, besteht auch ihre Halswirbelsäule aus nur sieben Wirbeln, wie bei den meisten Säugetieren. »Die Halswirbel moderner Giraffen sind ganz anders aufgebaut als bei Discokeryx, sie sind auf Länge ausgerichtet«, sagt Aiglstorfer.

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Warum die Tiere im Verlauf der Evolution einen derart langen Hals entwickelt haben, beschäftigt Wissenschaftler seit Jahrhunderten. Einige Forscher gehen davon aus, dass sexuelle Selektion die Entstehung vorangetrieben hat: Männchen mit einem starken, langen Hals gewannen demnach häufiger Kämpfe um die Weibchen und gaben ihre Gene an die nächste Generation weiter.

»Unsere Untersuchung ergab nicht, dass es keinen Zusammenhang zwischen Halslänge und Ernährung gibt«, sagt Aiglstorfer. »Aber wir zeigen, dass es bei Wiederkäuern eben auch andere bedeutende Einflüsse geben kann, die die Struktur der Halswirbelsäule beeinflussen.«

Wer hat alles 7 Halswirbel?

Säuger haben generell 7 Halswirbel (Giraffe!, Spitzmaus!). Ausnahmen bilden nur die Faultiere Choloepus mit 6, Bradypus mit 9 und die Seekuh Manatis (Seekühe) mit 6 Halswirbeln.

Welches Tier hat mehr als 7 Halswirbel?

Bei Säugern ist dies allerdings anders: Fast alle der rund 5.000 Säugetierarten – von der Giraffe bis zur Maus – haben genau sieben Halswirbel. Eine der rätselhaften Ausnahmen von dieser Regel sind die Faultiere.

Welches Tier hat 6 Halswirbel?

Rundschwanzseekühe und das Hoffmann-Zweifingerfaultier (Choloepus hoffmanni) besitzen als einzige Säuger nur 6 Halswirbel, die Dreifinger-Faultiere haben 9.

Wie viele Herzen hat eine Giraffe?

Dass Giraffen zwei Herzen haben, ist ein Gerücht. Das Giraffenherz ist noch nicht einmal besonders groß. Doch es vollbringt eine enorme Leistung, muss es schließlich das Blut rund zwei Meter bis zum Gehirn hochpumpen. Die Muskelwand der linken Herzseite, die dafür zuständig ist, ist besonders dick und kräftig.