Wo gehen die spritpreise noch hin

Die Spritpreise befinden sich auf einem anhaltenden Hoch und es ist kein Ende in Sicht. Autofahrer fragen sich daher, ob und wann Benzin wieder billiger wird? Mehr dazu im Artikel.

Der Sprit an deutschen Tankstellen verzeichnet fast wöchentlich neue Rekorde. Während der Dieselpreis sein Allzeithoch bereits geknackt hat, ist Benzin jetzt schon so teuer wie seit fast 10 Jahren nicht mehr. Ein Blick auf den Chart zeigt(1), dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, dass auch der Benzinpreis diese Marke überholen wird.

Wann wird Benzin wieder günstiger?

Auf Anfrage beim ADAC antwortete der Automobilclub, dass der Benzinpreis dann günstiger werden sollte, sobald die Rohölpreise sinken würden(2), da davon auszugehen ist, dass die Mineralölkonzerne dies auch an die Kunden weitergeben.

Tatsächlich hat sich der Ölpreis in den letzten 18 Monaten vervierfacht(3) und ist damit so teuer wie seit etwa 6 Jahren nicht mehr. Parallel dazu hat sich der durchschnittliche Benzinpreis (E10) um etwa 40 Cent pro Liter verteuert(4). Neue Aufschläge, wie zum Beispiel die seit diesem Jahr anfallende Co2-Bepreistung machen dabei mit etwa 7 bis 8 Cent pro Liter(5) nur einen vergleichsweise geringen Teil des Preisanstieges aus.

Hauptfaktor - Nachfrage an Erdöl

Grund für den hohen Erdölpreis ist vor allem die gestiegene Nachfrage durch den wirtschaftlichen Aufschwung, welcher das Ergebnis der weltweit reduzierten Einschränkungen der Corona-Pandemie ist. Der eingeschränkte Konsum endet und Firmen müssen Investitionen nicht mehr hintenanstellen. Steigende Preise für Kohle und Erdgas machen Erdöl selbst bei hohen Preisen zusätzlich auch für die Industrie attraktiver(6), was ebenfalls die Nachfrage anhebt. Außerdem steigt die Fördermenge für Erdöl nur langsam, was momentan zu einem leichten Nachfragestau führt und sich ebenfalls auf den Ölpreis auswirkt.

Wie teuer wird Benzin 2021/2022?

Die Internationale Energieagentur (IEA) geht in ihrem aktuellen Bericht davon aus, dass sich das Nachfragedefizit bei Erdöl mindestens bis zum Ende des Jahres hinzieht. Für 2022 geht die IEA ebenfalls von einer steigenden Nachfrage an Erdöl aus, welche allerdings geringer ausfallen würde als im vierten Quartal 2021. Das Benzin in diesem Jahr merklich günstiger wird, wäre somit nicht zu erwarten. Die bessere Frage wäre dann eher, wie teuer Benzin noch wird?

Weitere Faktoren der hohen Benzinpreise

Geht es allein um die globale Erdölnachfrage, sind günstigere Benzinpreise in den nächsten Monaten also eher unwahrscheinlich. Auch allgemein ist das Verhältnis von Benzinpreis zu Erdölpreis sehr ungünstig für die Autofahrer geworden. Denn ein zusätzlicher Nebenfaktor, warum Benzin gerade so teuer ist, ist der momentan ungünstige Euro-Dollar-Wechselkurs(7). Da der Euro gegenüber dem Dollar an Wert verloren hat, werden die in Dollar getätigten Geschäfte (wie eben Erdölkäufe) automatisch teurer. Außerdem stieg der Benzinpreis Anfang des Jahres vor allem durch das Ende der Mehrwertsteuersenkung von 16 auf 19 Prozent und der Einführung der CO2-Bepreisung mit etwa 7 bis 8 Cent pro Liter. Durch die jährliche Erhöhung der CO2-Bepreisung bis 2025 ist somit im Januar 2022 mit einer weiteren Erhöhung von etwa 1,5 Cent pro Liter zu rechnen. Zusätzlich sorgt auch die jahreszeitbedingte hohe Nachfrage nach Heizöl für einen Anstieg der Spritpreise.

Wann ist Benzin tagsüber am billigsten?

Laut einer Untersuchung des ADAC, bei der die Preisschwankungen von etwa 14.000 Tankstellen untersucht wurden, ist tagsüber das Benzin am Abend zwischen 18 und 22 Uhr am billigsten. Am teuersten ist das Benzin hingegen morgens zwischen 5 und 8 Uhr.

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Stand: 31.08.2022 11:00 Uhr

Am 1. September ist Schluss mit dem Tankrabatt - der vorübergehenden Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoff. Wie sehr steigen jetzt laut Experten die Spritpreise?

Zum Ende hin ist dem Tankrabatt die Luft ausgegangen: Je näher der 1. September rückte, umso stärker stiegen die Preise an den Zapfsäulen wieder an. Aktuelle Daten zeigen, dass Diesel im Mittel bereits wieder ähnlich teuer ist wie vor der vorübergehenden Senkung der Energiesteuer, dem sogenannten Tabkrabatt.

Neue Höchstpreise an Tankstellen möglich

Wie sich die Preise weiter entwickeln, ist unklar. In den ersten Stunden oder Tagen könnte Kraftstoff an manchen Tankstellen durchaus noch günstiger sein - je nachdem, zu welchem Preis die Tankstelle eingekauft hat. Danach werden die Preise wahrscheinlich weiter steigen - und zu Spitzenzeiten sogar vereinzelt knapp drei Euro für einen Liter Diesel erreichen. Das ist das Ergebnis einer Datenanalyse des SWR. Schon vor Ende des Tankrabatts gab es Tageszeiten, in denen der Diesel-Preis bei manchen Tankstellen bei rund 2,70 Euro pro Liter lag.

Der Tankrabatt hat Diesel-Kraftstoff um 16,7 Cent pro Liter (inklusive Umsatzsteuer) vergünstigt. Bei Benzin wurde die Energiesteuer um 35,2 Cent je Liter gesenkt. Die stärkere Steuersenkung bei Benzin hatte dazu geführt, dass Benzin in den vergangenen Monaten oft günstiger war als Diesel. Dieser Effekt wird wohl wieder verschwinden. Diesel und Benzin werden ohne Tankrabatt wahrscheinlich ähnlich viel kosten. Wie sich die Kraftstoffpreise langfristig entwickeln, ist derzeit kaum vorherzusagen.

Nord-Süd-Gefälle: Niedrigwasser führt zu höheren Kosten

Im Deutschland-Vergleich kommt der Norden vergleichsweise gut weg. Im Durchschnitt müssen die Autofahrerinnen und Autofahrer zwischen Flensburg und Göttingen an den Tankstellen weniger bezahlen als weiter südlich in der Republik.

Der wichtigste Grund für die regionalen Unterschiede: Der Hitze-Sommer führte zu niedrigen Pegelständen auf dem Rhein: "Mit dem Niedrigwasser haben wir ein Versorgungsproblem in der Region. Und das betrifft nicht nur Baden-Württemberg, sondern auch Bayern", sagt Alexander von Gersdorff, Pressesprecher beim Mineralöl-Verband Fuels und Energie. "Das verlangsamt und verteuert den Transport. Wir reden vom sieben- bis zehnfachen Transport-Preis." Das Binnenschiff sei generell der günstigste Weg, um Benzin in Deutschland zu transportieren. Wegen Schwierigkeiten bei der Bahn und Fahrermangel für Lkws habe man kaum ausweichen können, so dass sich das Problem nicht schnell habe beheben lassen, so von Gersdorff.

Kritik: Tankrabatt wurde nicht umfassend weitergeben

Transport-Schwierigkeiten und damit einhergehende höhere Preise lassen sich zum Teil mit dem Niedrigwasser im Rhein erklären. Daneben gibt es aber auch Kritik an den Mineralöl-Konzernen. Der ADAC Hansa wirft ihnen vor, sie hätten vom Tankrabatt profitiert: "Der Spritpreis lag ungefähr 20 Cent über dem Preis, der eigentlich möglich gewesen wäre", sagt Christian Hieff vom ADAC Hansa. Der Mineralöl-Verband Fuels und Energie weist das zurück: Der Tankrabatt sei "umfänglich" an die Autofahrerinnen und Autofahrer weitergegeben worden, sagt Sprecher von Gersdorff. 

Europa-Vergleich zeigt: Tankrabatt hat Diesel billiger gemacht

In der Tat wurde Kraftstoff in Deutschland nach Einführung des Tankrabatts günstiger. Das zeigt der Vergleich der Dieselpreise mit anderen europäischen Ländern. Ob der Spritpreis durch den Tankrabatt noch niedriger hätte sein können, müssen weitere Untersuchungen ergeben.

Große Preisunterschiede zwischen den Tankstellen

Auffällig ist, dass die Kraftstoffpreise in den vergangenen drei Monaten in Deutschland zwischen den Anbietern stärker schwankten. Anfang Juni, als die Energiesteuer eingeführt wurde, schien es zunächst so, als würden die großen Tankstellen-Marken den Rabatt früh an die Verbraucher weitergegeben - auch unter dem Druck der medialen Beobachtung. Aber: Die Daten der Plattform Tankerkönig zeigen, dass einige Tankstellen-Marken fast durchweg höhere Durchschnittspreise verlangten als andere.

Verschiedene Apps helfen, die aktuellen Preise zu vergleichen. Auch wenn es ökologisch nicht das Sinnvollste ist - aus Kostengründen kann sich unter Umständen ein etwas weiterer Ausflug zu einer anderen Tankstelle lohnen.

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NDR Info | Nachrichten | 30.08.2022 | 14:00 Uhr

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Wie weit steigt der Benzinpreis noch?

Die Rolle der CO2-Abgabe bei der Entwicklung der Spritpreise Das wirkt sich auf Benzin- und Dieselpreise aus. Der ADAC prognostiziert dadurch im Vergleich zu 2021 einen Preisanstieg für Benzin von circa 1,4 Cent pro Liter und für Diesel um 1,5 Cent pro Liter.

Wann wird das Benzin wieder billiger?

Auch auf den richtigen Zeitpunkt kommt es an, um günstig tanken zu können: Aktuelle Auswertungen zeigen, dass Benzin und Diesel morgens gegen 7 Uhr am meisten kosten, in den Abendstunden zwischen 20 und 22 Uhr am günstigsten sind. Wer dann tankt, kann im Schnitt bis zu sieben Cent je Liter sparen.

Werden Spritpreise noch steigen?

Benzin und Diesel billiger Laut ADAC Auswertung vom 26. Oktober 2022 kostet ein Liter Super E10 im bundesweiten Mittel 1,885 Euro, das ist gegenüber der Vorwoche ein Rückgang um 5,4 Cent.

Wann kommt die spritpreis Senkung?

Juni 2022: Ab wann werden Diesel und Benzin für Autofahrer billiger? Die von der Regierung beschlossene Senkung der Steuer auf Kraftstoffe für die Dauer von drei Monaten gilt ab dem 1. Juni.