Wie viele Tage ohne Stuhlgang sind gefährlich?

Wenn du etwa drei Tage an Obstipation, wie Verstopfung auch in Fachkreisen genannt wird, leidest, musst du dir erstmal noch keine Sorgen machen. Die Darmträgheit fühlt sich zwar unangenehm an, ist in der Regel aber harmlos und kann mit einfachen Hausmitteln behandelt werden.

Versuche deine Darmtätigkeit selbst anzuregen, indem du bei deiner Ernährung auf genügend Ballaststoffe setzt.

Außerdem solltest du möglichst viel Flüssigkeit zu dir nehmen, um den Stuhl im Darm aufzuweichen.

Mit einer sanften Bauchmassage kannst du deine Darmtätigkeit ebenfalls anregen.

Hast du drei Tage lang keinen Stuhlgang, ist das erstmal noch kein Grund zur Sorge. Erst nach fünf bis sieben Tagen solltest du besondere Vorsicht walten lassen, auf weitere Symptome achten und vielleicht einen Arzt aufsuchen.
 

Ab wann eine Verstopfung gefährlich ist

Bekommst du deine Verstopfung auch mit Hausmitteln nicht in den Griff und treten weitere Beschwerden, wie starke Magenschmerzen, ein gespannter oder geblähter Bauch, Blut im Stuhl oder Erbrechen auf, solltest du schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen. Diese Symptome können nämlich Hinweise auf eine Darmentzündung oder einen Darmverschluss sein.

Auf jeden Fall nicht zu schnell: "Zwischen drei täglichen Darmentleerungen und alle drei Tage einmal Stuhlgang ist normal", erklärt Prof. Werner Hansen, Gastroenterologe aus München und Beirat der Gesellschaft für Gesundheit, Information und Prävention e.V.
Wenn eine Verstopfung aber plötzlich auftritt, kombiniert mit starken Schmerzen oder Übelkeit, könnte ein Darmverschluss vorliegen – er muss sofort behandelt werden. Im Normalfall entsteht eine Verstopfung, weil man ungesund lebt. Betroffene sollten auf ballaststoffreiche Nahrung (viel Obst und Gemüse, Vollkornbrot), viel Flüssigkeit (ca. 2 Liter am Tag) und Bewegung achten. Ein Glas Wasser morgens auf nüchternen Magen fördert den Reflex der Stuhlentleerung.
Im Einzelfall kann man mal ein Abführmittel verwenden. "Aber ja nicht zu oft", warnt Prof. Werner Hansen. "Der Missbrauch dieser Medikamente ist die häufigste Ursache der Darmträgheit." Besser sind Tabletten mit Quellstoffen (z. B. Laxatan), sie füllen den Darm aus und unterstützen so den natürlichen Abtransport.

Wenn der Darm träge ist, ist seine Entleerung meist schwierig und schmerzhaft: Etwa jeder Fünfte leidet unter Verstopfung. Die richtige Ernährung und Bewegung helfen, die Obstipation zu lösen.

Überwiegend Frauen und Menschen in höherem Alter leiden gelegentlich an Verstopfung. Von Verstopfung (oder medizinisch Obstipation) spricht man, wenn der Stuhlgang vier Tage ausbleibt, zur Darmentleerung starkes Pressen erforderlich ist und dauerhaft ein Gefühl der unvollständigen Entleerung besteht. Passiert das über mehr als drei Monate regelmäßig, dann liegt eine chronische Form der Verstopfung vor. In schweren Fällen bleibt der Stuhlgang bis zu zwei Wochen aus.

Häufige Ursachen für Verstopfung

Die häufigste Form der Verstopfung (kologene Obstipation oder auch Slow-Transit-Obstipation) ist dadurch gekennzeichnet, dass der Darm sich nur wenig bewegt und sein Inhalt nur langsam vorwärts geschoben wird. Der Stuhl wird fest und hart.

Zugrunde liegen können dieser Darmbewegungsstörung Stoffwechselstörungen, wie bei Diabetes mellitus, Schilddrüsenunterfunktion oder krankhafte Veränderungen des Darms, etwa die vermehrte Einlagerung von Kollagen in die Darmwand. Als Ursache sind auch Nerven- und Bindegewebserkrankungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten möglich. Psychopharmaka, Betablocker, Schmerz-, Schlaf- und Beruhigungsmitteln, aluminiumhaltigen Säurebindern, Diuretika und Eisenpräparaten (erst ein bis zwei Stunden nach der Mahlzeit einnehmen) können Einfluss auf die Verdauung nehmen. Wer häufig Abführmittel einsetzt, dessen Darm kann gegen nervale Reize abstumpfen. Verstärkt wird die Darmträgheit wirken außerdem durch eine ballaststoffarme Ernährung, eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr und mangelnde Bewegung.

Weitere Informationen

Wie viele Tage ohne Stuhlgang sind gefährlich?

8 Min

Ursachen und Behandlung: Was hilft bei Verstopfungen?

Ernährungsumstellung, Bewegung oder der Griff zum Medikament? Was tun bei Verstopfung? Internistin Viola Andresen gibt Tipps. 8 Min

Kost- oder Zeitumstellung verursachen Verstopfung

Es gibt weitere Formen der Verstopfung mit anderen Ursachen: Eine Entleerungsstörung beispielsweise ist auf Veränderungen oder Störungen im Bereich des Enddarms und des Afters zurückzuführen - etwa eine Verengung des Darmausgangs, Aussackung des Enddarms oder eine gestörte Koordination der inneren und äußeren Schließmuskeln. Häufig ist auch gar keine Ursache zu finden: Mediziner sprechen dann von idiopathischer Obstipation. Viele Menschen leiden zu Beginn einer Reise zwei, drei Tage an Verstopfung, das ist jedoch nicht als chronisch anzusehen, auch wenn es bei jeder Reise passiert. Grund ist hier meist nur eine vorübergehende Anpassungsstörung an einen ungewohnten Tagesablauf und fremde Nahrungsmittel oder Gewürze. Auch nach einer Fastenkur oder Durchfällen kann es einige Tage dauern, bis es wieder zu einer normalen Stuhlentleerung kommt.

Symptome bei Verstopfung

Viele Betroffene leiden zuerst unter Völlegefühl, allgemeinem Unwohlsein, Frösteln und einem Blähbauch. Der Stuhlgang ist schwierig, oft schmerzhaft. Meist werden nur durch starkes Pressen kleine und harte Kotportionen ("Schafsköttel", "Kaninchenknödel") ausgeschieden. Bei sehr seltenem Stuhlgang können Magenschmerzen und Übelkeit dazukommen.

Dauerhafte Verstopfung kann schwere Folgen haben

Gefürchtete Komplikationen sind Hämorrhoiden und Inkontinenz. Wenn durch die gestörte Verdauung der Kaliumhaushalt durcheinandergerät, kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen. Auch besteht die Möglichkeit, dass durch den chronischen Druck die Darmwand kleine Löcher bekommt und sich dort Ausstülpungen bilden, die sich entzünden können (Divertikulitis). Zu den möglichen Folgen einer chronischen Verstopfung zählen außerdem:

  • Analfissuren
  • Rektumprolaps (Mastdarmvorfall)
  • Ileus (Darmlähmung, Darmverschluss)
  • Bildung von verhärteten Kotballen (Skybala), Koprostase (Endstadium hochgradiger Verstopfung)

Medizinische Diagnose der Verstopfung

Wegen der Vielzahl der möglichen Ursachen ist die Anamnese besonders umfangreich. Da die Verstopfung stressbedingt sein kann, wird nach den Lebensumständen und nach der familiären sowie der beruflichen beziehungsweise schulischen Situation gefragt. Wichtig sind die Erfassung der Ernährungsgewohnheiten und die Frage nach Medikamenteneinnahme.

Die körperliche Untersuchung umfasst Abhören, Abklopfen und Abtasten des Bauchs und Austasten des Enddarms. Blut- und Urinproben werden abgenommen, um den Mineralstoff- und Elektrolytstatus zu klären - sie liefern gegebenenfalls Hinweise auf Stoffwechselerkrankungen, eventuellen Kaliummangel oder Überkonsum von Abführmitteln. Ein Stuhlbluttest kann eine Darmentzündung oder Tumoren anzeigen. Bei einem Bauch-Ultraschall (Abdomen-Sonografie) versucht der Arzt, krankhafte Veränderungen wie Darmverengungen oder Luftansammlungen zu erkennen. Falls der Verdacht auf Darmpolypen, Verengungen oder Tumoren besteht, ist eine Darmspiegelung unumgänglich. Selten werden eine Röntgenuntersuchung mit Kontrasteinlauf, eine Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT/MRI) oder ein Kolontransit-Test zur Abklärung notwendig. Gynäkologische, urologische oder neurologische Untersuchungen können das Bild vervollständigen.

Verstopfung lösen: Ballaststoffe, viel Trinken und Bewegung

Die Therapie richtet sich nach der Ursache. Sind Auslöser wie Krankheiten oder Medikamente ausgeschlossen, dann gibt es zur Beseitigung der Verstopfung zwei Zauberworte: Ballaststoffe und Bewegung.

Empfehlenswert bei Beschwerden mit Darmträgheit sind etwa 35 Gramm Ballaststoffe täglich. In schweren Fällen sollten es sogar 40 bis 50 Gramm sein. Das bedeutet: Vollkornprodukte, Leinsamen, Gemüse und Obst gehören auf den Speiseplan. Die Umstellung sollte nicht abrupt von wenig auf viele Ballaststoffe erfolgen, sondern der Darm sollte schonend an die "Mehrarbeit" gewöhnt werden. Unbedingt ausreichend dazu trinken, denn Ballaststoffe quellen und benötigen dazu Flüssigkeit.

Akazienfasern oder Flohsamen sind natürliche Quellmittel. Ein Esslöffel davon, eingenommen mit einem Glas Wasser vor einer Mahlzeit, kann zusätzlich helfen, die nötige tägliche Ballaststoffmenge zu erreichen.

Abführmittel, Klistiere, Abführzäpfchen

Reichen die Basismaßnahmen nicht aus, können freiverkäufliche Abführmittel (Laxanzien) weiterhelfen. Dazu gehört zum Beispiel Wasserbinder wie das synthetisch hergestellte Molekül Macrogol. Das Pulver dient zur Herstellung einer Trinklösung, die den Stuhlwassergehalt und damit das Stuhlvolumen erhöht, was den Stuhlgang erleichert. Macrogol-Präpatate werden zur Darmreinigung vor Untersuchungen eingesetzt, wirken aber auch gut als Abführmittel bei Verstopfungen. Anders als andere Abführmittel entzieht die Macrogol-Trinklösung dem Körper keine Flüssigkeit, sondern liefert sie von außen zu. Da es erst in den Dickdarm gelangen muss, dauert es in der Regel ein bis zwei Tage, bis die Wirkung von Macrogol einsetzt. Der Wirkstoff verlässt den Körper mit dem Stuhlgang unverändert und führt weder zu einem Gewöhnungseffekt noch zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Deshalb sind Macrogol-Präparate auch bei chronischer Verstopfung geeignet.

Klistiere oder Abführzäpfchen können bei einer Entleerungsstörung ergänzend eingesetzt werden, um den Stuhlgang zu erleichtern. Auch Dragees mit dem Wirkstoff Bisacodyl können in Kombination mit anderen Maßnahmen hilfreich sein.

Stimulierende Abführmittel

Stimulierende Abführmittel fördern die Darmbewegungen, sodass der Stuhl schneller in Richtung Enddarm transportiert und der Stuhlgang eingeleitet wird. Sie hemmen die Flüssigkeitsresorption aus dem Darm und wirken prokinetisch (bewegungsfördernd). Dabei kann es allerdings zu Krämpfen kommen. Wirkstoffe aus dieser Gruppe sind zum Beispiel Bisacodyl (Dragees oder Zäpfchen) und Natrium-Picosulfat (auch als Tropfen). Auch die pflanzlichen Anthrachinone, zum Beispiel aus Sennenblättern, zählen zu den stimulierenden Abführmitteln. „Pflanzlich“ bedeutet aber nicht unbedingt „schonender“. Helfen bei chronischen Bewegungsstörungen des Dickdarms die frei verkäuflichen Medikamente nur unzureichend, können sich Betroffene das Prokinetikum Prucaloprid verschreiben lassen. Als sogenannter 5-HT4-Agonist ahmt es die Wirkung des bewegungsfördernden Botenstoffs Serotonin im Nervensystem des Darms nach.

Auch wenn Abführmittel entgegen landläufiger Meinung nicht abhängig machen, sollten sie nur nach Absprache mit einem Arzt eingenommen werden.

PAMORA hilft gegen Opioid-bedingte Verstopfung

Eine Therapie mit starken Schmerzmitteln, sogenannten Opioiden, führt häufig zu besonders hartnäckigen Verstopfungen. Medizinerinnen und Mediziner sprechen dabei von einer Opioid-induzierten Obstipation, kurz OIC. Diese besondere Form der Verstopfung wird durch die Aktivierung bestimmter Rezeptoren im Darm verursacht. Reicht die Wirkung der üblichen Abführmittel wie Macrogol nicht aus, werden zusätzlich sogenannte peripher wirksame μ-Antagonisten (PAMORA=Peripherally-Acting μ-Opioid Receptor Antagonist) wie Naloxegol, Methylnaltrexon oder Naldemedin verschrieben. Die Tabletten verhindern gezielt die Bindung der Schmerzmittel an die Rezeptoren im Darm, ohne die schmerzstillende Wirkung der Opioide im Gehirn aufzuheben.

Bewegungstherapie bei Verstopfung

Damit der Darm wieder richtig in Gang kommt, muss er bewegt werden. Sport beschleunigt die Verdauung. Betroffene sollten mindestens 10.000 Schritte pro Tag anstreben. Darüber hinaus kann die richtige Haltung den Stuhlgang erleichtern: Studien belegen, dass die natürliche Hockhaltung einer Verstopfung effektiv entgegenwirkt, denn der Enddarm ist dabei gestreckt - so fällt die Entleerung leichter.

Expertinnen und Experten zum Thema

Priv.-Doz. Dr. Viola Andresen, MSc., Fachärztin für Innere Medizin
Ikaneum am Israelitischen Krankenhaus
Orchideenstieg 12
22297 Hamburg
(040) 511 25-80 90
www.ikaneum.de

Prof. Dr. Torsten Kucharzik, Chefarzt
Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie
Klinikum Lüneburg
Bögelstraße 1
21339 Lüneburg
www.klinikum-lueneburg.de

Dr. Martin Schmidt-Lauber, Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie
Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis
Unter den Eichen 26
26122 Oldenburg (0441) 97 39 30
www.gastroenterologie-oldenburg.de

Dr. med. Matthias Riedl, Facharzt für Innere Medizin, Diabetologe, Ernährungsmediziner
medicum Hamburg MVZ GmbH
Beim Strohhause 2
20097 Hamburg
(040) 807 979-0
www.medicum-hamburg.de

Dr. Anne Fleck, Fachärztin Innere Medizin, Rheumatologie
Moderatorin, Autorin und Healthcare Consultant
www.docfleck.com

 

Mehr Informationen

Wie viele Tage ohne Stuhlgang sind gefährlich?

Den Darm auf Trab bringen: Ernährung bei Verstopfung

Viel Gemüse, Vollkorn und Obst brauchen Betroffene, um den Bedarf an Ballaststoffen zu decken, und viel Flüssigkeit. mehr

Wie viele Tage ohne Stuhlgang sind gefährlich?

Ballaststoffe: Gut für Darmflora und Herz

Der Darm, unser größtes Immunorgan, braucht zum Funktionieren Ballaststoffe. In welchen Lebensmitteln stecken sie? mehr

Wie viele Tage ohne Stuhlgang sind gefährlich?

Probiotika und Präbiotika: Gutes für den Darm

Eine gesunde Darmflora wirkt sich positiv auf unsere gesamte Gesundheit und unser Wohlbefinden aus. Wie kan man sie fördern? mehr

Die Ernährungsdocs

Dieses Thema im Programm:

Die Ernährungs-Docs | 16.01.2023 | 21:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Darm

Ernährung

Wie viele Tage ohne Stuhlgang sind gefährlich?

Dieser Artikel wurde ausgedruckt unter der Adresse: https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Verstopfung-loesen-Was-hilft-bei-traegem-Darm,obstipation100.html

Was passiert wenn man 10 Tage keinen Stuhlgang hat?

Dauerhafte Verstopfung kann schwere Folgen haben Zu den möglichen Folgen einer chronischen Verstopfung zählen außerdem: Analfissuren. Rektumprolaps (Mastdarmvorfall) Ileus (Darmlähmung, Darmverschluss)

Was tun wenn 5 Tage kein Stuhlgang?

Eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse sollte jeden Tag auf dem Speiseplan stehen. Betroffene sollten außerdem ausreichend viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Wer das beherzigt, kann bald wieder normalen Stuhlgang haben.

Kann seit 2 Wochen nicht aufs Klo?

Häufig sind Gründe dafür zu wenig Bewegung, Stress, eine ballaststoffarme Ernährung und zu wenig Flüssigkeit. Mit einer ausgewogenen Ernährung, Sport und Entspannung bekommen die meisten Ihre Verdauung wieder in Schwung. Bei manchen sind jedoch auch Medikamente oder andere Gründe schuld am trägen Darm.

Wie lange kann Stuhl im Darm bleiben?

Spätestens jeden zweiten Tag sollte der Darm entleert werden. Verweilt der Stuhl deutlich länger, steigt unter anderem das Risiko für die Entwicklung einer Divertikulose und Dickdarmkrebs. Die "normale" Darmpassagezeit beträgt 24-28 Stunden.