73 Kilometer auf dem Kammweg des Thüringer WaldesDer Rennsteig-Supermarathon ist ein legendärer Landschaftslauf auf dem Kammweg des Thüringer Waldes, der bereits seit 1973 ausgetragen wird, also noch zu Zeiten der ehemaligen DDR. Seine Anziehungskraft bezieht er nicht nur durch seine Länge von 73 Kilometern, sondern auch wegen der schweren Bedingungen: Der Weg führt über ein ausgeprägtes Profil, von 210 Meter beim Start über beinahe 1.000 Meter hohe Gipfel, eigentlich nie eben, ständig auf und ab, er verläuft nahezu ausschließlich durch Wald, Fichtenwald, aber auch lichten Mischwald, die Wege sind sehr anspruchsvoll, uneben, oft steinig und auch von Wurzeln überwuchert. Kurz - der Lauf ist ein Muss für einen Ultraläufer. Wer dort gelaufen ist, hat eine wichtige Weihe als Ultra hinter sich gebracht. Show
Bereits vor zwei Jahren war ich die Strecke gelaufen, vergangenes Jahr nahm ich am Internationalen Isarlauf teil, konnte daher nicht teilnehmen, aber dieses Jahr wollte ich wieder mitmachen. Im Gegensatz zu den meisten Läufen, ist der Rennsteig Supermarathon ein Punkt zu Punk-Lauf, Startort (Eisenach) und Zielort (Schmiedefeld) sind also nicht identisch, was für den Veranstalter, aber auch die Teilnehmer einen nicht unerheblichen Mehraufwand bedeutet. Übernachte ich im Zielort oder im Startort? Beide Varianten haben ihre Vor-, aber auch Nachteile. Vor zwei Jahren übernachtete ich in Schmiedefeld, erinnere mich aber nur noch mit Schrecken an das frühe Aufstehen um 3.30 Uhr, für mich als Spätaufsteher eine große Überwindung. Dazu kam, dass wir damals am Freitag Nachmittag nach Eisenach mussten, um unsere Startunterlagen zu holen. Dieses Jahr wollten wir das anders machen, Übernachtung in Eisenach! Um es vorweg zu nehmen, eine optimale Entscheidung, denn den einzigen wesentlichen Nachteil dieser Variante, das Zurückfahren mit dem Bus nach dem Lauf konnten wir vermeiden.
Sp�tzle-Connection: Angelika, J�rgen, Eberhard und Hanne Sp�tzle-Connection: Angelika, J�rgen, Eberhard und Hanne Wenn ich den Sprecher richtig verstanden habe, waren etwa 1.800 Läuferinnen und Läufer gemeldet, die jetzt alle auf dem Marktplatz von Eisenach standen und auf den Startschuss warteten, der dann auch pünktlich um 6 Uhr fiel. Nach knapp zwei Minuten waren auch wir, die etwas weiter hinten standen, über die Zeitnahmematten gelaufen. Aber was sind denn schon zwei Minuten bei erwarteten 9 Stunden, die ich für mich heute erhoffte.
Wir waren jetzt auf dem berühmten Rennsteig, dem Kammweg des Thüringer Waldes. Insgesamt ist dieser Höhenwanderweg 168 km lang, von denen wir heute 72,7 km laufen würden. Wir hatten die erste Höhe erreicht, es war einigermaßen eben und ich joggte jetzt wieder. Links von uns sah man durch die Bäume hindurch weiter unten die Häuser von Eisenach. Schon 20 Minuten gelaufen und noch hatte ich kein Km-Schild gesehen. Ich erinnerte mich, dass bei diesem Lauf nur alle fünf Kilometer angezeigt werden. Ich joggte im Läuferfeld, das
sich noch nicht soweit auseinandergezogen hatte, dass man ungestört laufen konnte. Der Weg war jetzt schmaler geworden und es würde noch eine Weile dauern, bis die Langsameren zurückgefallen waren. Kilometer Fünf musste ich übersehen haben. Ich fragte einige Mitläufer, niemand hatte das Schild gesehen. Bis zur ersten Getränkestelle bei km 6,9 lief ich also einigermaßen orientierungslos. Dann jedoch hatte ich den ersten Anhaltspunkt. Ich hatte 53 Minuten gebraucht, ein Schnitt von etwa 7:41 min pro Kilometer. Keine gute Zeit, aber bisher war es, wie angekündigt, ständig bergauf gegangen. "Keine gute Zeit" ist natürlich relativ zu sehen. Für die widrigen Bedingungen war ich eigentlich zufrieden, bei diesem anspruchsvollen Untergrund und den andauernden Steigungen wäre es unvernünftig gewesen, schneller zu rennen. Man muss sich vergegenwärtigen, dass es zum Inselsberg bei Kilometer 25,5 tendenziell ständig bergauf ging, also 700 Höhenmeter Unterschied zum Start, reine Höhenmeter zum Laufen deutlich mehr, denn immer wieder mussten wir die gewonnene Höhe "verschenken" und abwärts laufen. Der Untergrund war feucht, stellenweise waren große Pfützen im Weg, ansonsten noch kein Untergrund der einen gefordert hätte. Meist liefen wir durch Wald, der immer wieder durch eine Wiese unterbrochen wurde.
Bei Kilometer 12, 6 die nächste Getränkestelle, bereits hier wurde u.a. auch Cola angeboten. Ich nahm einen Becher Tee, trank ihn im Gehen und war schnell wieder auf der Strecke. Immer noch ging es hoch, die steileren Anstiege ging ich, die sanfteren und die ebenen Passagen, die leider nicht so häufig waren, rannte ich. Nur nicht verausgaben, es lagen noch beinahe 60 Kilometer vor mir!
Es wurde steiler, wir kamen dem Inselsberg näher und mit Schrecken dachte ich an den Abstieg, den ich noch ganz übel in Erinnerung hatte. Aber erst Mal mussten die letzten Kilometer überwunden werden. War mein Kilometerschnitt auf den ersten 20 Kilometern etwa bei 7:30, fiel er auf diesen fünf Kilometern auf 8:05 min pro km. Der Wald lichtete sich, die Bäume wurden kärglicher und schon sah man das Hotel. Der "schönste Berg Thüringens" war erreicht, knapp über 900 m hoch. Ohne Aufenthalt ging es sofort steil runter, erst auf breiten Stufen und dann auf einem asphaltierten Weg. Vor mir lief eine Läuferin im Zickzack, um der Steilheit zu entgehen. Ich versuchte, mit dem Vorfuß aufzukommen und dadurch die Belastung beim Aufprall zu entschärfen. Auf den nächsten 1,3 Kilometern wurden wir alle stark belastet, "verloren" wir doch nahezu 200 Höhenmeter. Unten angekommen, wurden wir mit einer bestens ausgestatteten Verpflegungsstation entschädigt.
Laufen in den Wolken, bei Kilometer 46 Laufen in den Wolken, bei Kilometer 46 Die nächsten 10 Kilometer waren angenehm zu laufen, sanft abwärts, sanft aufwärts, ab und zu mal ein steilerer Anstieg, hier hätte ich Zeit gewinnen können, wollte aber eher vorsichtig sein, es lag noch die höchste Stelle vor mir und ich wollte Reserven haben für die letzten 10, 15 Kilometer, also hielt ich mich zurück und erreichte in guter Verfassung die Station "Grenzadler". Hier verließen uns die 35 km-Wanderer, unsere Zwischenzeit wurde genommen, wer wollte konnte hier aussteigen und vor allem gab es hier wieder eine Verpflegungsstation, das erste Mal wurde auch Fleischbrühe angeboten. Ein Schmalzbrot, zwei Becher Fleischbrühe, einen mit Haferschleim/Cola und wenn mein Verstand mich nicht gestoppt hätte, wer weiß, was ich da noch alles gegessen hätte. Trotz Zurückhaltung hatte ich zuviel gegessen und wollte meine Sorge einem Läufer mitteilen, der gerade locker vorbeispazierte, als ich wieder loslaufen wollte: "Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten!" Mehr konnte ich nicht sagen, denn er unterbrach mich sofort und meinte, dass er die Möglichkeit des Aussteigens wahrnehmen wolle. Das wollte ich ihm gar nicht anbieten, sondern eigentlich sagen, dass es mir vom vielen Essen jetzt entweder schlecht würde, oder ich davon jede Menge Energie bekommen würde für die letzten 18 km. Ich war aber so erstaunt, dass jemand, der so gut in der Zeit lag, ans Aussteigen denkt, dass ich diese beiden Alternativen nicht mehr formulieren konnte. Ich versuchte ihn zum Weiterlaufen zu animieren, aber er ließ sich nicht abbringen. Er sei die letzten Jahre immer schneller hier gewesen, heute sei er nicht so gut drauf. Tja, so weit kommt es, wenn man nur die Zeit im Auge hat und einen solch schönen Lauf nicht auch dann noch genießen kann, wenn mal die Zeit nicht mehr stimmt. Ok, der Mann ließ sich nicht umstimmen, wünschte mir aber noch viel Glück.
Und dann, bei km 62 war sie endlich erreicht, die mit etwa 940 m höchste Stelle des Laufes. Knapp unterhalb des Gipfels des Großen Beerbergs liefen wir vorbei und ich war mir gewiss, dass die noch folgenden 11 Kilometer nur noch abwärts führten. Jetzt legte ich also zu. Aber verflixt, ganz so einfach war das gar nicht. Zwar ging es in der Tat abwärts, jedoch über Wiesen, auf schmalen Pfaden ein Stück der Straße entlang, so dass man nicht so schnell laufen konnte, wie es das Gefälle bei normalem Untergrund zugelassen hätte. Meine Hoffnung, noch unter 9 Stunden das Ziel zu erreichen schwand. Ich musste mich sputen. Bei der letzten Verpflegungsstelle (Schmücke) hielt ich mich dann auch gar nicht mehr lange auf, Schleim-Cola gemischt, hinuntergestürzt, ein letztes Bild gemacht und dann endlich konnte ich so laufen, wie ich es eigentlich schon länger erwartet hatte. Mein Puls war bisher im Schnitt stets bei etwa 125 gelegen. Auf den letzten 8,7 km bis ins Ziel stieg er auf 142 Schläge im Durchschnitt. Ich ließ es laufen, die Wege waren entsprechend und nun überholte ich noch reihenweise all die Läuferinnen und Läufer, die hier das Gefälle nicht mehr ausnutzen konnten, weil sie sich zuvor zu sehr verausgabt hatten. Mit 6:27 min pro km war ich dann auch tatsächlich über eine Minute schneller als im Gesamtdurchschnitt. Ich freute mich, dass es so gut lief und ließ mich auch nicht einschüchtern, als es plötzlich, ganz unerwartet nochmals einige hundert Meter Wegs aufwärts ging.
Nun, der Rennsteig bekommt für vieles zu Recht nur Lob, aber der Zielbereich ist immer noch nicht optimal organisiert. Da muss man vom einen Ende des Geländes (Kleiderbeutel) bis zum anderen Ende (T-Shirt abholen), dann wieder eine ordentliche Strecke und man bekommt seine Fleischbrühe und wieder woanders eine Flasche Bier. Vermutlich aber kann man das gar nicht viel optimaler gestalten. Das Gelände ist zwar riesengroß, sicher 5 Minuten vom einen Ende zum andern, aber mit mehr als 16.000 Teilnehmern (alle Events) versagt wohl alle Logistik. Ich zog frische Kleider an, holte mein T-Shirt ab, verzichtete auf die Urkunde, trank einen Becher Brühe, dann noch meine Flasche Bier und eine Stunde später machten wir uns auf den Weg zum Auto. Kein Bus nach Eisenach! Wenn man eine Frau hat, die nicht läuft, hat man manchen Vorteil. Uta war von Eisenach nach Schmiedefeld gefahren, hatte uns beim Zieleinlauf fotografiert und wir konnten jetzt mit dem Auto nach Eisenach zurück fahren.
Streckenbeschreibung:
Rahmenprogramm:
Logistik:
Großräumiges Zielgelände in Schmiedefeld, die Kleiderbeutel sind übersichtlich ausgelegt, sortiert nach Nummern.
Weitere Veranstaltungen:Marathon, Halbmarathon, Walking/Wanderung (10km, 20 km, 35 km), Juniorcross; Zeitnahme:Champion-Chip Verpflegung:Perfekt; insgesamt 9 Getränkestellen und sechs Verpflegungsstellen, der Abstand wurde nicht nach Entfernung gewählt, sondern dem Streckenprofil angepasst, so dass in etwa gleiche Zeitabstände dazwischen liegen: Cola, Iso, Mineralwasser, Tee,, Obst, Haferschleim, Bier, Wurst, Schmalzbrote, Brühe. Zuschauer:Wenig, wie bei einem Landschaftslauf nicht anders zu erwarten Auszeichnungen:Medaille, Urkunde, Funktionsshirt Europacup: Der Rennsteig-Supermarathon ist einer von insgesamt sechs Läufen; an dreien muss man teilgenommen haben, um gewertet zu werden. Informationen: GutsMuths-Rennsteiglauf Wie viele Kilometer läuft man bei einem Super Marathon?73,9 Kilometer von Eisenach bis Schmiedefeld sind geschafft. Auch wenn man nicht der erste ist, ist jeder Rennsteigläufer ein Sieger und besonders die, die diese Strecke bewältigt haben.
Wie lange dauert ein Ultramarathon?Als Ultramarathons gelten prinzipiell alle Läufe, die länger sind als die klassische Marathondistanz von 42,195 Kilometer. Die Deutsche Ultramarathonvereinigung DUV erfasst in ihrer Statistik Läufe ab 45 Kilometer.
Ist ein Ultramarathon gesund?Ob es gesund ist, seinen Körper den Belastungen eines Ultramarathons auszusetzen? Der Mediziner in Thomas Miksch sagt: Ja. Aber der Läufer gibt auch zu, dass ihm "hin und wieder schon mal das Gestell" weh tue. Im Gegensatz zu manchem Konkurrenten lehnt er aber den prophylaktischen Einsatz von Schmerzmitteln strikt ab.
Wie wird man zum ultraläufer?Voraussetzungen. Beim Umstieg auf einen Ultra sollte eine mehrjährige Lauferfahrung vorhanden sein. Idealerweise wurde seit zwei bis drei Jahren regelmäßig die Marathondistanz absolviert. Dementsprechend finden sich 30-Kilometer-Einheiten häufig im Jahrestrainingsplan und werden sicher beherrscht.
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