Wie viele Jahre war Natascha Kampusch gefangen?

Natascha Kampusch war 10 Jahre alt, als ihr Leben eine dramatische Wendung nahm. Auf dem Weg zur Volksschule am Brioschiweg wird das Kind in einen Kleintransporter gezerrt. Ihr Entführer, Wolfgang Priklopil, hält das Mädchen in einem Kellerverlies in seinem Haus im niederösterreichischen Strasshof an der Nordbahn gefangen.

© APA/ROLAND SCHLAGER Ein Polizist steht am Montag, 04. September 2006, am Gelände des Schulkomplexes am Brioschiweg in Wien-Donaustadt, in dem auch Natascha Kampusch bis zu ihrer Entführung zur Schule ging.

Acht Jahre lebt Natascha Kampusch in Gefangenschaft. Ihrem Peiniger ausgesetzt, sexuell missbraucht, als Sklavin dienend.

© apa/STAMBERG Ansicht des Grundstücks und des Hauses von Wolfgang Priklopil in der Heinestraße 60 in Strasshof, aufgenommen am 29. August 2006.

Lesen Sie hier: Priklopils schockierendes Tagebuch

Im Sommer 2006 gelingt der damals 18-Jährigen die Flucht. Als Wolfgang Přiklopil die Flucht realisiert, wirft sich der 44-Jährige in Wien vor einen Zug - er ist sofort tot.

© apa/BUNDESKRIMINALAMT Der Reisepass des Entführers von Natascha Kampusch, Wolfgang Priklopil

Es ist ein langer, mühsamer Kampf zurück in die Realität für Natascha Kampusch. Doch die junge Frau gibt nicht auf. In einem Interview mit News aus dem Jahr 2016 betont Kampusch, dass sie aus der Opferrolle heraustreten will, aktiv, von innen heraus. "Ich will mich selbst entfalten", lautet ihr neues Motto. Und: "Ich will mich nicht verdrängen lassen."

© Video: News

Das ganze Interview lesen Sie hier.

Mit der Freiheit kamen auch die Aggressionen

"Mit Wiedererlangen der Freiheit war aber noch lange nicht alles ausgestanden", erklärte Natascha Kampusch in einem Interview. Das einstige Entführungsopfer wurde zur Zielscheibe von Aggressionen.

"Ich war von dem Moment meiner Selbstbefreiung an mutig, wurde aber in der öffentlichen und vor allem der veröffentlichten Meinung zwischenzeitlich in meinem Mut ausgebremst. Es gab Phasen, wo ich mir dachte, es ist besser, sich zurückzuziehen. Vielleicht war das ja, im Nachhinein betrachtet, auch mutig", sagte Natascha Kampusch im Gespräch mit News 2017. In dem Jahr stellte sie ihre eigene Schmucklinie mit dem Namen "Fiore" vor, für die junge Frau eine Art Mutmacher.

Den Jahrestag ihrer Selbstbefreiung feiert Natascha Kampusch ab und an auch. "Meinen Originalgeburtstag, den lasse ich mir nicht nehmen. Den Tag meiner Selbstbefreiung feiere ich aber gelegentlich auch, denn das war damals eine gute Entscheidung. Eine Entscheidung, dass ich den Mut fasste - aber darüber möchte ich eigentlich gar nicht mehr reden."

"Ich lasse mich auf ein Spiel mit der Weiblichkeit ein" - Natascha Kampusch im Gespräch mit News

Aber woher kommt dieser Hass, mit dem Natascha Kampusch konfrontiert wird? Dazu der Grazer Verhaltenstherapeut Dr. Alois Kogler: "Frau Kampusch ist längst zu einer medialen Figur geworden. Und mediale Figuren sind immer Projektionsfläche." Egal ob Popstar, Politiker - oder Entführungsopfer. Und auf der Projektionsfläche wird in der Regel abgeladen, was das Zeug hält. "Frau Kampusch hat sich befreit, ist den medialen Weg gegangen." Man konnte ihr Leben mitverfolgen. Über Jahre hinweg. Doch nur oberflächlich. "Niemand von denen, die hier posten, kennt sie wirklich." Was viele dennoch nicht davon abhält, ein - mitunter harsches - Urteil zu fällen.

»Frau Kampusch ist längst zu einer medialen Figur geworden«

Doch warum fällt das Urteil derart negativ aus? "Oftmals können oder wollen Menschen mit den Schicksalen anderer - mit guten wie mit schlechten - nicht umgehen." Hier findet dem Experten zufolge ein Verdrängungsprozess statt. "Wenn es jemandem sehr gut geht, entsteht Neid. Wenn es jemandem sehr schlecht geht, entsteht bestenfalls Mitleid." Welches zu empfinden allerdings schwierig ist, da man die betreffende Person ja nur vermeintlich kennt. Ab dem Zeitpunkt allerdings, ab dem das Opfer seine ihm zugedachte Rolle ablegt, schlägt das Mitleid in Hass oder Aggression um.

Der ausführliche Bericht: Warum die Netzgemeinde derart negativ auf Natascha Kampusch reagiert

Einsatz der Polizei

Natascha Kampusch erhebt Vorwürfe. In einem Interview mit der Zeitschrift "Bunte" kritisiert Kampusch, die acht Jahre lang von Wolfgang Priklopil in einem Kellerverlies gefangen gehalten wurde, die Arbeit der damals zuständigen Polizeibeamten. "Ich kann nicht ändern, dass die Polizei nicht gut genug nach mir gesucht hat oder dass diverse Ermittlungspannen passiert sind."

Ihr sei bewusst, dass Kriminalität "ein Teil unserer Welt ist", doch die Reaktionen ihr gegenüber schmerzen. "Und das wusste ich ja damals und manchmal ist es halt nur so hart, wenn man dann andere Leute hört, wie sie erzählen, dass bei ihnen immer alles glatt gelaufen ist."

Natascha Kampusch

Die am 17. Februar 1988 in Wien geborene Kampusch wurde 1998 vom Nachrichtentechniker Wolfgang Priklopil entführt und für achteinhalb Jahre im Keller seines Hauses gefangen gehalten. Nach 3.096 Tagen gelang ihr die Flucht, Priklopil nahm sich das Leben. Der "Fall Kampusch" fand weltweit Beachtung und wurde von vielen Ermittlungspannen begleitet.

Wie viele Jahre sind 3096?

August 2006 um die Welt: Nach 3096 Tagen, also etwas mehr als acht Jahren, gelang es der 18-jährigen Natascha Kampusch, ihrem Entführer zu entkommen.

Wie viele Tage war Natascha Kampusch gefangen?

Am Morgen des 2. März 1998 wurde Kampusch auf dem Weg zur Schule durch Wolfgang Přiklopil in einen Kleintransporter gezerrt und in der Folge 3096 Tage lang im niederösterreichischen Strasshof an der Nordbahn festgehalten. Sie konnte am 23. August 2006 flüchten.

Wie gehts Natascha Kampusch jetzt Wie lebt sie?

Natascha Kampusch sorgte nach ihrer Flucht weltweit für Schlagzeilen, sie gab Interviews, schrieb Bücher über ihre Zeit in dem nur 1,60 Meter hohen Verlies und ihr Schicksal wurde verfilmt. Heute ist Natascha eine selbstbewusste junge Frau, sie lebt alleine in Wien, hat ein Pferd, ist Schmuckdesignerin.

Wie lange war Kampusch verschwunden?

Nach acht Jahren in Gefangenschaft schaffte Natascha Kampusch die Flucht. Doch seit ihrer Befreiung vor 13 Jahren ist sie immer wieder starken Anfeindungen in sozialen Medien ausgesetzt. In ihrem dritten Buch fordert sie eine "Internet-Polizei".