Wie lange kann ein Mann seine Gefühle verdrängen

Flirts, Freundschaft Plus und Co.: Solange es nicht um große Emotionen geht, tun Männer sich meistens leicht. Was, wenn es aber ernst wird? Versteckt er aus Angst seine wahren Gefühle?

Viele Männer scheuen sich davor, zu ihren echten Gefühlen zu stehen. Sie reden nicht gerne darüber und zeigen sie nicht. Natürlich sind nicht alle gleich, jedoch fühlt sich der Großteil wohl etwas angreifbar und verwundbar, wenn er offen zu seinen Gefühlen steht. Nicht nur in einer Freundschaft Plus kann diese mangelnde Offenheit zum Problem werden. Die folgenden Anzeichen geben Auskunft darüber, ob er heimlich verliebt ist und seine Gefühle vor Ihnen versteckt. 

Eines der auffälligsten Signale dafür, dass er nicht zu seinen Gefühlen steht, ist eine Art Rückzugsstrategie. Erst haben Sie das Gefühl, er ist unglaublich aufmerksam und wird bald über seine wahren Gefühle reden und im nächsten Augenblick zieht er sich zurück und sorgt für Distanz. Er meldet sich nicht mehr jeden Tag und will das Ganze dann wieder lockerer angehen. Vermutlich liegt es daran, dass er Sie erst besser kennenlernen will, bevor er sich öffnen kann.

Durch persönliche Fragen möchte er so viel wie möglich über Sie herausfinden. Diese Fragen gehen weit über normalen Small-Talk hinaus. Er startet vielleicht auch ein paar tiefgründige Gespräche und möchte wissen, wie es mit früheren Beziehungen und Ex-Freunden war. Das ist seine Strategie, um herauszufinden, warum es vielleicht nicht geklappt hat. Er will so das Risiko, verletzt zu werden, minimieren. Diese Fragen helfen ihm dabei, Sie besser einzuschätzen und geben ihm Mut, sich seinen Gefühlen zu stellen.

Dinge, die Ihnen als unwichtig erscheinen, merkt er sich. Bei Gesprächen passt er ganz genau auf. Er weist Sie vielleicht auch mal wieder auf etwas hin, dass Sie vor Wochen gesagt haben und schon längt vergessen hatten. Er ist aufmerksam und achtet auch auf die kleinen Dinge. Seine Gefühle wird er dennoch nicht einfach preisgeben. Stattdessen bringt er zum nächsten Grillabend vielleicht die Soße mit, von der Sie letztes Mal geschwärmt haben.

Er möchte zwar nicht angeben, aber beeindrucken. Daher wird er sich große Mühe geben, seine Haare zu stylen, einen coolen Look auszusuchen oder ein neues Parfum auszuprobieren. Er spricht vielleicht auch ganz nebenbei von seinen beruflichen Erfolgen oder anderen Dingen, auf die er stolz ist. Er will, dass Sie nur das Beste von ihm denken und beeindruckt sind. Also achten Sie beim nächsten Mal darauf, ob er optisch etwas verändert hat oder in Gesprächen bestimmte Dinge erzählt.

Zwar würde er Ihnen nicht einfach seine Gefühle eingestehen, doch an eifersüchtigen Reaktionen können Sie diese leicht einschätzen. Wenn Sie mit anderen Männern unterwegs sind oder von dem letzten Spieleabend mit männlichen Freunden erzählen, wird sich seine Laune vielleicht merklich verschlechtern. Außerdem kann es sein, dass er oft nachfragt und genau wissen will, was passiert ist. Das wird er gut verpacken und seine offensichtliche Neugier vielleicht durch ein Grinsen oder Lachen abtun.

Ich habe vor einigen Wochen jemanden kennengelernt. Er ist schön, klug, ambitioniert, lustig und hat die Art von Spotify-Playlists, die genau ins Schwarze treffen. Oder ins Rote, je nachdem. Er gefällt mir, und über seine Nachrichten freue ich mich immer ein bisschen mehr als über andere. Was klingt wie der Anfang einer Lovestory, ist auch eigentlich schon wieder das Ende. Denn der Mann, von dem ich spreche, gehört zu der Art von Mensch, die jemand wie ich nicht gut finden sollte. Jemand wie ich – damit meine ich diejenigen, die schon viele tiefgehende Enttäuschungen erlebt haben, vielleicht auch Opfer von Missbrauch in Beziehungen wurden. Deren Herzen nicht besonders gut geschützt sind und wie rohe Schnitzel in der Metzgerauslage da liegen. Die ein wenig sorgsamer auf sich aufpassen müssen als andere. (Lesenswert: Was zum Nachdenken: Aus diesem Grund hat unsere Expertin zwei Männer verpfiffen)

Doch genug von mir. Zurück zu dem Mann, um den es hier wenigstens teilweise gehen soll und den ich eigentlich gar nicht gut finden will.

Wenn wir jemanden mögen, der uns vielleicht nicht guttut

Da wäre die Sache mit der Entfernung: Er lebt nicht um die Ecke. Genauer gesagt, lebt er am anderen Ende Deutschlands. Für Fernbeziehungen aber fehlt mir die nötige Energie. Dazu kommt, dass er in einigen Punkten meinem toxic Ex ähnelt. Strahlt er an manchen Tagen diesen Daddy-Charme aus, wirkt er in anderen Momenten kalt, gewissenlos. Blöd für mich, dass mich beides gleichermaßen anspricht. Das Allerblödeste aber ist: Er ist vergeben, und hat – so glaube ich – nicht vor, das zu ändern. (Auch interessant: Schluss mit Hinhalten: Sagen Sie dem Flirt, wenn es einfach nicht passt)

Nun ist es nicht so, dass wir sexten oder uns jede Nacht die ewige Liebe schwören. Im Gegenteil. Offiziell sind wir voneinander angetan, mehr aber auch nicht. Wir sind so etwas wie Freunde, zwischen denen es nach zwei halbgeschäftlichen Treffen im Real Life und unzähligen WhatsApps eine Spannung gibt, die britzelt. Gerade deshalb jedoch bin ich angefixt. Von unseren Gesprächen. Und irgendwie auch von ihm. Dabei weiß ich sehr gut: Schwärmen darf ich. Alles andere ist tabu. Oder sollte es zumindest sein. (Weiterlesen: Ungleiches Paar: Finden wir Menschen im eigenen Alter überhaupt noch attraktiv?)

Was mich zur Frage der heutigen Kolumne führt: Lässt sich die Anziehung zu einem anderen Menschen auspusten wie die Flamme einer IKEA-Sinnlig-Vanille-Duftkerze? Kann die Ratio dem Gefühl sagen: “Bis hierhin und nicht weiter, Freundchen!” – und das Gefühl gehorcht?

Oder anders gefragt: Was mache ich, wenn mich jemand fasziniert, der mir auf Dauer schadet? Der zu weit weg lebt, gerade mit seiner Freundin zusammen gezogen ist und mir schon bei der ersten Begegnung stolz seine Sammlung der schönsten Red Flags von ganz Westeuropa präsentierte. (Apropos: Toxische Beziehungen: So erkennen Sie emotionalen Missbrauch und psychische Gewalt) 

Gefühle unterdrücken – warum es schwierig ist

Man könnte jetzt sagen: “Warten Sie doch mal ab, Frau Erhardt, Sie wissen doch gar nicht, was aus der Geschichte wird.” Vielleicht. Aus Erfahrung weiß ich jedoch, dass Abwarten in Situationen wie dieser ungefähr so erfolgversprechend ist wie der Sprint in die Kreissäge. Je länger man wartet, umso mehr gewöhnt man sich an die Person, der der Verstand schon lange Hausverbot erteilt hat. Und haben wir uns erstmal an jemanden gewöhnt, lassen wir ihn so schnell nicht wieder gehen. (Lesenswert Hand auf's Herz: So zeigen Sie Ihrem Partner, dass Sie ihn lieben)

Und jetzt? Am besten sich so früh trennen wie möglich. Rigoros sein. Kein Geplänkel, keine Dates. Kein Kuss, kein Sex, kein Herzklopfen. Es gar nicht erst an den Punkt kommen lassen, an dem man um den Verlust des anderen trauern würde.

Ich meine, ich ghoste doch auch sonst Hinz und Kunz und alle, die nicht bei Drei auf dem Baum sind. (Lesen Sie auch: Stashing: So wehren Sie sich dagegen – und in diesen Fällen müssen Sie sich damit abfinden)

Warum fällt es mir in diesem Fall so schwer?

Weil ich, Sie ahnen es, bereits mit einem Fuß in meinem selbst geschaufelten Grab stehe. Weil ich unsere Chats vermissen würde, die Tagträumereien, in denen ich mich frage: „Was wäre, wenn?“ Vielleicht würde gar nicht der Mann an sich mir fehlen, sondern vielmehr, das gute Gefühl, das er mir gibt.

Eine Freundin, die ebenfalls oft unfreiwillig bei verpartnerten Männern landet (das ist übrigens keine Vorliebe, im Gegenteil, ich hasse es, aber manchmal schlittert man halt in was rein, und das ist menschlich), ist da ganz anders. Sie findet: “Ich nehme solche Beziehungen mit, solange sie mir guttun. Wenn ich spüre, dass es anfängt, wehzutun, beende ich sie.” (Außerdem: Warnzeichen: Dieses Verhalten macht eine Beziehung toxisch)

Ich bewundere diese Konsequenz. Und dieses Aufmerksamsein-Können. Spüren, wenn etwas anfängt, wehzutun. Ich spüre ja nicht mal, nach dem wievielten Glas Wein ich mal lieber ein Wasser trinken sollte. Stattdessen trinke ich, nein, spiele ich so lange mit dem Feuer, bis ich mich verbrenne. Und laufe schön besoffen in die Kreissäge.

Sorry, ich spiele heute Metaphern-Bingo. Es ist aber auch schon spät, während ich das hier schreibe.

Gefühle unterdrücken: möglich oder absurd?

Was ist nun die Antwort auf meine Frage, ob sich Gefühle unterbinden lassen? Ich habe keine. Antwort, meine ich. Gefühle habe ich zur Genüge. Ich glaube nicht, dass das funktioniert, Emotionen lassen sich nicht steuern. Jedenfalls nicht meine. Vielleicht aber lassen sie sich aussitzen und verhungern, wenn sie kein Futter erhalten. (GQ empfiehlt: Hesidating: Wenn man daten möchte, es aber nicht tut)

Eine weitere Möglichkeit aus meinem Dilemma: Mir immer wieder vor Augen halten, dass das Kribbeln am Anfang nur einen kurzen Moment andauert. Der tiefe Fall dagegen eine Ewigkeit. Und dass das aufregende (Vor)Spiel in dem Moment endet, in dem ich mich auf einen Mann einlasse, der so gar nicht available ist. Vielleicht muss ich auch ehrlich sein mit dem Menschen, um den es geht. Miteinander reden, auf sein Einsehen hoffen. Und dann konsequent sein und alle Brücken hinter mir abbrechen. Mir zuliebe. Ich versuche das mal. Drücken Sie mir die Daumen.

Mimi Erhardt ist Sex-Kolumnistin für GQ und GQ.de. Hier erfahren Sie mehr über die Autorin.


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Wie verhält sich ein Mann der seine Gefühle unterdrückt?

Eines der auffälligsten Signale dafür, dass er nicht zu seinen Gefühlen steht, ist eine Art Rückzugsstrategie. Erst haben Sie das Gefühl, er ist unglaublich aufmerksam und wird bald über seine wahren Gefühle reden und im nächsten Augenblick zieht er sich zurück und sorgt für Distanz.

Können Männer Liebe unterdrücken?

Wenn Männer vor ihren Gefühlen weglaufen, dann kann das vor allem in einer Partnerschaft zum Problem werden. Die Angst der Männer vor der eigenen Gefühlswelt hat jedoch meist psychologische Ursachen. Und die sind nicht angeboren, sondern erlernt. Wir geben Tipps, wie Sie damit umgehen können.

Wie lange brauchen Männer um Gefühle zu entwickeln?

Dabei fand die Psychologin heraus, dass Männer bereits nach wenigen Wochen die alles bedeutenden Worte „Ich liebe dich“ zu sagen pflegten. Frauen hingegen brauchen oft mehrere Monate Zeit, um sich ihren Liebes-Gefühlen einig zu werden. Sie stellen ihre Emotionen stärker infrage, als ihre männlichen Partner.

Warum ist er distanziert obwohl er mich mag?

Er ist unsicher Wenn er dich echt mag, dir aber trotzdem nicht schreibt, kann es auch einfach sein, dass er super unsicher ist und nicht so wirklich weiß, was er sagen soll. Er weiß nicht, woran er bei dir ist und wie er sich verhalten soll.