Das wäre natürlich praktisch, wenn man daran denkt, dass z.B. auf Phoenix die Nachrichtensendungen – Tagesschau und Heute – für Gehörlose in Gebärdensprache übersetzt werden. Wäre die Gebärdensprache überall auf der Welt gleich, könnten alle Gehörlosen weltweit diese Nachrichten verstehen. Aber so ist es nicht. Show
Es ist wie bei der normalen Lautsprache auch, es gibt viele Gebärdensprachen. Es gibt sogar Dialekte. Man muss dabei übrigens auch betonen: Die Gebärdensprache ist nicht einfach eine rudimentäre Zeichensprache, sondern es ist eine vollwertige Sprache genauso differenziert wie die gesprochene Sprache auch. Allerdings ist sie schon ein bisschen anders. Man darf sich das nicht so vorstellen, dass man einen deutschen Satz wie "Ich habe heute keine Lust auf Fußball" – einfach Wort für Wort in die Gebärdensprache übertragen müsste. Das ist vielmehr ein ganz eigenes grammatikalisches System. Lange waren Gebärdensprachen nicht anerkanntFrüher wurden sie als "Affensprachen" verunglimpft, sie waren in den Schulen verboten, in Frankreich sogar bis 1991. Man hat gehörlosen Kinder hauptsächlich beigebracht, anderen vom Mund abzulesen und selbst zu sprechen – selbst wenn sie sich miteinander unterhielten. Das hat sich komplett gewandelt; die Gebärdensprache ist in Deutschland seit 2002 als Sprache anerkannt. Gehörlose haben auch vor Gericht ein Recht auf einen Dolmetscher. International sind Gebärdensprachen so unterschiedlich wie andere Sprachen. Das heißt: fast. In mancher Hinsicht sind sie untereinander doch ähnlicher. Denn man kann sich leicht vorstellen, dass alle Gebärdensprachen ähnliche Zeichen für Zahlwörter – also 1, 2, 3 usw. – verwenden. Ebenso für bestimmte Körperteile wie "Auge" oder "Bauch". Oder auch entsprechende Begriffe, die sich davon ableiten wie "sehen" oder "essen". Da gibt es zwischen den Gebärdensprachen schon mehr Überschneidungen als zwischen den gesprochenen Sprachen. Dennoch gibt es keine Welt-Gebärdensprache. Anders sein kann so vieles bedeuten. Auf der Wortebene bedeutet es zunächst, dass eine Person sich von der Masse in irgendeiner Form abhebt. Synonyme für anders sein sind demnach:
Einige dieser Synonyme haben einen inhaltlichen Schwerpunkt, der eher positiv oder negativ besetzt ist. Beispielsweise wird „deviant“ in sozialen Kontexten für kriminelles Verhalten benutzt. Insofern bedeutet kriminell ebenso „von der Norm abweichen“ wie anders sein. Anders sein kann auf einer inhaltlichen Ebene bedeuten, dass jemand andere Interessen vertritt, einen anderen Musik- oder Filmgeschmack hat als die Mehrheit seiner direkten Umgebung. Je nachdem, wie diese Umgebung das Anderssein auffasst, können die Auswirkungen mehr oder minder starke Konsequenzen für denjenigen haben, der abweicht. Anzeige Gesellschaft erschwert anders seinAnderssein kann die Religion und Herkunft, die psychische und körperliche Gesundheit oder die Sexualität betreffen. Allesamt Bereiche, in denen starke Überzeugungen in einer Gesellschaft herrschen. In einer Gesellschaft findet der größte gemeinsame Nenner zusammen. Das heißt nicht, dass alle Menschen gleich sind. Es heißt, dass die Mehrheit bereit ist, bestimmte Regeln zu akzeptieren und über gemeinsame Werte und Normen miteinander verbunden ist. So betrachtet ist es völlig normal und gesund, dazugehören zu wollen. Anders sein beinhaltet eben das Potenzial, sehr viel anders zu sein. Wer dieses anders sein fürchtet, strebt demzufolge gleich sein an. Aber was bedeutet gleich zu sein wie alle anderen eigentlich? Mit Gleichheit werden Begriffe assoziiert wie:
Allerdings auch:
Ist jemand uniform oder bis zur Unkenntlichkeit angepasst bedeutet das, dass diese Person ersetzbar ist – es gibt unzählige andere davon. Ihr haftet nichts Besonderes, Originäres oder gar Originelles an. Befürworter des Andersseins wählen gerne das Bild der Schafherde, die tumb hintereinander her trottet, um Gleichheit zu beschreiben. Dabei muss ganz klar gesagt werden: Ein Ausbruch aus diesem Regel- und Wertesystem ist nicht so einfach. Besonders schwer fällt anders sein Kindern. Sie werden Zuhause und in der Schule bereits darauf geeicht, sich so zu verhalten, wie es von ihnen erwartet wird. Abweichendes Verhalten, etwa bei hyperaktiven Kindern, wird verurteilt. Ebenso wie sie ausgegrenzt werden, wenn sie nicht die „richtigen“ Markenklamotten tragen. Anders sein ist nicht immer eine bewusste Entscheidung, sondern in einigen Fällen auf bestimmte Umstände zurückzuführen. Anzeige Anders sein als andere: Individualismus als GegenpolNiemand möchte sich selbst als (dummes) Schaf sehen, weshalb in den vergangenen Jahrzehnten der Individualismus regelrecht zelebriert wurde. Allerdings ist verordneter Individualismus letztlich nichts anderes als Uniformität. In dem Bestreben, möglichst anders zu sein, sind dann doch wieder alle gleich. Eine legendäre Filmszene aus der Monty-Phython-Komödie „Das Leben des Brian“ (Life of Brian) verdeutlicht genau das: Die Hauptfigur Brian wird fälschlicherweise für den Messias gehalten. Brian versucht in einer Ansprache an seine Fans zu verdeutlichen, dass er von dem Kult um seine Person gar nichts hält und die Leute vielmehr an sich selbst glauben sollten, sie seien schließlich alle Individuen. Und die ganze Menschenmenge plappert fröhlich nach: „Wir sind alle Individuen…“ Nur einer bekennt sich zum Anderssein – und wird sofort mundtot gemacht. Anders sein als andere: Sprüche und Zitate
Anzeige Hol dir 12,5 geniale Tipps, mit denen Du einfach & schnell mehr Gehalt bekommst ...ohne dafür länger oder härter zu arbeiten.
Anders sein und trotzdem selbstbewusstNeben dem Wunsch, dazuzugehören existiert ein ganz großes Bedürfnis nach Akzeptanz, so sein zu dürfen, wie man ist – anders sein zu dürfen und trotzdem Teil der Gesellschaft zu sein. Das Anderssein ist also immer nur ein gewisses Maß an Anderssein. Wer in der Klasse der Streber ist, auf den andere mit großem Neid schauen, kann immer noch die gleichen Fernsehserien toll finden. Es ist häufig nicht leicht, mit seinem Anderssein akzeptiert zu werden, wenn gegen die vorherrschende Meinung verstoßen wird. In einer Leistungsgesellschaft wie der deutschen fällt derjenige auf, der sich nicht dem Credo der Produktivität um jeden Preis beugt. Minderleister, aber auch Arbeitslose oder Menschen mit Burnout. Häufig wird gar nicht hinterfragt, warum diese Menschen anders sind, sie werden lediglich mit einem Stempel versehen und in eine Schublade gepackt. Aus diesem Wertesystem auszusteigen, fällt nicht immer leicht. Aber es gibt diese Beispiele von Menschen, die beispielsweise trotz erfolgreicher Ausbildung einen Jobwechsel mit 30, 40, 50 Jahren hinlegen. Anders sein heißt, sich von dem Diktat der Masse zu befreien und stattdessen genau hinzusehen, welche Bedingungen Sie brauchen, um zufrieden zu sein. Anzeige Anderssein als Erfolgsfaktor
Es gibt einige Sprüche übers Anderssein, aber dieser zeigt zweierlei: Nämlich die (möglichen) Konsequenzen, mit denen Menschen rechnen müssen, wenn sie anders sind, die Ausgrenzung und der Fingerzeig durch andere. Er zeigt aber außerdem etwas anderes: Und zwar die Geschichte einer Emanzipation. Den Prozess des Erkennens, dass Uniformität und Gleichsein nicht zwangsläufig etwas Erstrebenswertes sein müssen. Eine sich ständig verändernde Arbeitswelt erfordert Menschen, die anders sind. Die immer gleichen Lösungen funktionieren für neue Herausforderungen nicht mehr. Anderssein kann eine Flexibilität und Kreativität bedeuten, die schnelle Reaktionen ermöglicht. Denn es heißt, eben nicht immer in den gleichen konventionellen Richtungen zu denken, sondern neue Wege zu probieren. Dazu gehört, sich in seiner Andersartigkeit zu akzeptieren:
|