Wie äußert sich eine bipolare störung

24.08.2020 Pro Psychotherapie e.V.

Wie äußert sich eine bipolare störung
© Benjavisa Ruangvaree / stock.adobe.com

Eine bipolare Störung (auch bekannt als manisch-depressive Erkrankung) ist charakterisiert durch ausgeprägte Schwankungen im Aktivitätsniveau und der Stimmung. Die Betroffenen erleben sowohl Phasen der Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit (Depression), als auch Phasen der starken Erregung und euphorischen Stimmung (Manie). Nicht selten leiden auch die Angehörigen der Betroffenen unter dieser Störung. Weitere Informationen über bipolare Störungen finden Sie hier.

Der Mood Disorder Questionnaire (MDQ) ist ein weitverbreitetes Screening-Instrument für die Früherkennung einer bipolaren Störung. Der Kurztest erfasst das Auftreten einer manischen Episode in der Vergangenheit. Somit bietet der MDQ erste Hinweise auf das Vorliegen klinisch relevanter Symptome, kann aber nicht feststellen, ob die Person tatsächlich an einer bipolaren Störung erkrankt ist. Der Fragebogen wurde von Hierschfeld und Kollegen (Quellenangabe) entwickelt und von Hautzinger und Meyer (Quellenangabe) ins Deutsche übersetzt.

Hinweis für die Durchführung des MDQ

Bitte beachten Sie, dass dieser Test keine fachliche Diagnose ersetzen kann und soll. Dazu wenden Sie sich bitte an einen Psychologischen Psychotherapeuten oder einen entsprechenden Facharzt.

Lädt!

Gab es jemals eine Zeit, in der Sie nicht Sie selbst waren und ...

Diese Frage muss beantwortet werden.

 

JA

NEIN

... Sie sich so gut oder überdreht fühlten, dass andere dachten, dass Sie irgendwie anders als gewöhnlich waren, oder waren Sie so aufgedreht, dass Sie in Schwierigkeiten gerieten?    
... waren Sie so gereizt, dass Sie Leute anschrien oder Streits oder Auseinandersetzungen angefangen haben?    
… Sie viel weniger Schlaf als üblich bekamen und er Ihnen nicht wirklich fehlte?    
… Sie sich selbstbewusster fühlten als gewöhnlich?    
… Sie viel gesprächiger als sonst waren oder schneller redeten als üblich?    
… Ihre Gedanken durch den Kopf rasten oder Sie Ihre Gedanken nicht bremsen konnten?    
… Sie so leicht durch die Dinge um Sie herum abgelenkt wurden, dass es Ihnen schwer fiel, sich zu konzentrieren oder bei der Sache zu bleiben?    
… Sie viel mehr Energie als sonst hatten?    
… Sie viel aktiver waren oder viel mehr Dinge machten?    
… Sie viel geselliger oder aufgeschlossener waren, z.B. mitten in der Nacht Freunde anriefen?    
… Sie viel mehr Interesse an Sex hatten als gewöhnlich?    
… Sie Dinge taten, die für Sie ungewöhnlich waren oder die andere für übertrieben, verrückt oder riskant gehalten hätten?    
… Ihre Geldausgaben Sie oder Ihre Familie in Schwierigkeiten brachten?    

Quellen

  • Hirschfeld, Robert MA, et al. "Development and validation of a screening instrument for bipolar spectrum disorder: the Mood Disorder Questionnaire." American Journal of Psychiatry 157.11 (2000): 1873-1875.
  • Hautzinger, M., & Meyer, T. D. (2002). Diagnostik affektiver Störungen (Kompendium Psychologische Diagnostik, Band 3). Göttingen: Hogrefe.

Wie kann ich als Angehöriger eine bipolare Störung erkennen?

Wie äußert sich eine bipolare störung

Eine bipolare Störung beginnt häufig
mit depressiven Symptomen

Ihr Angehöriger ist ungewöhnlich gereizt und streitet oft? Er tut Dinge, die für ihn untypisch sind, ist leichtsinnig oder besonders ängstlich? Oder hat er ein gesteigertes Redebedürfnis und ist geselliger als sonst? Es gibt verschiedene Anzeichen oder Symptome, die frühzeitig auf eine bipolare Störung hindeuten können.

Keines dieser Symptome bedeutet für sich genommen, dass Ihr Familienmitglied, Freund oder Partner an einer bipolaren Störung erkrankt ist. Bemerken Sie jedoch mehrere Symptome gleichzeitig oder stellen Sie dramatische Schwankungen des Befindens fest, sollten Sie mit Ihrem Angehörigen über Ihren Verdacht sprechen beziehungsweise fachlichen Rat einholen.

Frühsymptome einer bipolaren Störung

Jeder fühlt sich mal niedergeschlagen oder lustlos. Doch dies ist noch kein Grund, um sich Sorgen zu machen. Erst wenn depressive Symptome über eine längere Zeit anhalten, könnte es sich um eine beginnende bipolare Störung handeln. Mediziner wissen, dass in 60 bis 70 Prozent der Fälle die bipolare Störung mit einer depressiven Episode beginnt1. Im Unterschied zur unipolaren (einseitigen) Depression leiden die Betroffenen häufiger unter Energielosigkeit, vermehrtem Schlafbedürfnis und gesteigertem Appetit.

Viele Betroffene spüren schon in einer sehr frühen Phase – noch bevor eindeutige Krankheitszeichen für eine Depression oder Manie vorliegen –, dass eine Veränderung in ihnen vorgeht. Die in dieser Phase auftretenden Symptome bezeichnet man als Frühsymptome. Die folgende Liste mit Frühsymptomen kann Ihnen helfen, eine beginnende bipolare Störung zu erkennen. Sie ersetzt jedoch keine ärztliche Untersuchung.

Mögliche Frühsymptome

Depressive Episode

  • Verminderter Antrieb, Lustlosigkeit
  • Gedrückte Stimmung, vermehrtes Grübeln
  • Müdigkeit und Energielosigkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Körperliche Beschwerden (zum Beispiel Kopf-, Rücken- oder Magenschmerzen)
  • Verringertes sexuelles Interesse
  • Ängstlichkeit, Nervosität
  • Gefühl der Überforderung, Erschöpfungsgefühl
  • Verringerte Belastbarkeit
  • Innere Anspannung und Reizbarkeit
  • Vermehrtes Schlafbedürfnis, Schlafstörungen
  • Vermindertes Selbstvertrauen, Selbstzweifel
  • Appetitlosigkeit oder gesteigerter Appetit

Manische Episode

  • Vermehrte Aktivität und Energie
  • Hochstimmung, unbegründete gute Laune
  • Erhöhte Leistungsfähigkeit und Kreativität
  • Sprunghaftigkeit, viele neue Ideen
  • Körperliche Unruhe und Bewegungsdrang
  • Gesteigertes sexuelles Interesse
  • Stärkere Kontaktbereitschaft, Enthemmung
  • Reduziertes Urteilsvermögen
  • Gesteigertes Redebedürfnis
  • Gereiztheit und Ungeduld
  • Vermindertes Schlaf- und Erholungsbedürfnis
  • Übersteigertes Selbstwertgefühl
  • Tollkühnes oder rücksichtsloses Verhalten

Treten manische und depressive Symptome gleichzeitig oder im kurzen Wechsel auf, spricht man von einer gemischten Episode. Zum Beispiel reden die Betroffenen viel, sind überaktiv und reizbar, gleichzeitig sind sie bedrückt und haben Selbstzweifel. So ein Verhalten macht es für Sie als Angehörigen besonders schwer, eine bipolare Störung zu erkennen und angemessen mit ihr umzugehen.

Wenn Sie die Situation sehr belastet, sollten Sie mit Ihrem Angehörigen darüber reden. Bieten Sie Ihre Unterstützung an und suchen Sie professionellen Rat. Denn die medizinische Diagnose kann nur ein Arzt stellen.

1http://www.psychose.de/wissen-ueber-psychosen-54.html

Wie verhalten sich Bipolare Menschen?

Eine Bipolare Störung ist eine psychische Erkrankung. Bei dieser schwankt die Stimmung zwischen zwei entgegengesetzten Extremen. In extremen Hochphasen (Manie) sind Menschen mit einer Bipolaren Störung unter anderem überschwänglich, extrem aktiv, reizbar, sprunghaft und unruhig.

Wie fühlt es sich an bipolar zu sein?

Eine Bipolare Störung ist eine schwere psychische Erkrankung. Menschen, die darunter leiden, erleben ein ständiges Auf und Ab der Gefühle. Zeitweise fühlen sich die Betroffenen sehr niedergeschlagen, dann wiederum sind sie euphorisch, aufgedreht, hyperaktiv und überschätzen sich.

Wie alt werden Menschen mit bipolarer Störung?

So ist die Lebenserwartung von Menschen mit einer bipolaren Störung im Vergleich zu seelisch Gesunden um neun bis 20 Jahre im Schnitt verkürzt. Sieben bis elf Jahre gehen Menschen mit schweren Depressionen verloren. Und für Schizophreniepatienten verkürzt sich die Lebenszeit um zehn bis 20 Jahre.

Wie wird eine bipolare Störung ausgelöst?

Auslöser für eine Bipolare Störung sind Stress und psychische Belastung. Auf psychosozialen Stress wie Partnerschaftkonflikte, Arbeitsplatzschwierigkeiten, Wohnungswechsel etc. können Betroffene viel sensibler reagieren als Nicht-Betroffene.