Was könnte ein linksseitiger tremor bedeuten

Interview

„Das Alter per se ist ein Risikofaktor für Schlaganfall“

Prof. Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz

Im Interview

Prof. Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz

Prof. Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz ist Pressesprecher der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und leitet die Klinik für Neurologie am Evangelischen Klinikum in Bielefeld.

Ist der Schlaganfall wirklich eine typische Krankheit im Alter? Wenn ja, wie kann man sich bestmöglich davor schützen, um das eigene Schlaganfall-Risiko so gering wie möglich zu halten? Und falls man doch von einem Schlaganfall betroffen ist – wie stehen die Therapiechancen? pflege.de sprach im Interview mit Prof. Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz von der Deutschen Schlaganfall Gesellschaft.

Lieber Herr Schäbitz. Wie würden Sie einen Schlaganfall einem 10-jährigen Kind oder einer 90-jährigen Person erklären? Also möglichst einfach und verständlich.

Ein Schlaganfall ist sozusagen eine Durchblutungsstörung des Gehirns mit der Folge, dass die Funktion der nicht richtig durchbluteten Gehirnareale gestört ist. Diese Funktionsstörung führt wiederum zu Symptomen wie Lähmungen, Sehstörungen, Sprachstörungen usw. – den typischen Folgen eines Schlaganfalls.

Der Schlaganfall wird oft zu den häufigsten Krankheiten im Alter gezählt. Ist er aber wirklich eine typische Alterskrankheit? Ein Schlaganfall trifft ja auch junge Menschen.

Ja, man kann schon sagen, dass ein Schlaganfall häufiger im fortgeschrittenen Alter auftritt. In über 50 Prozent der Fälle trifft es über 65-Jährige, in rund 15 Prozent sind Personen unter 40/45 Jahren betroffen. Also gar nicht so wenige Personen, die bereits in jungen Jahren einen Schlaganfall erleiden.

Was sind die typischen Risikofaktoren für einen Schlaganfall?

Eine Person über 70 Jahre hat ein höheres Schlaganfall-Risiko als eine Person mit 60 Jahren.

Prof. Dr. med. Schäbitz

Die Hauptrisikofaktoren für einen Schlaganfall sind Bluthochdruck und das sog. Vorhofflimmern. Andere Schlaganfall-Risikofaktoren, die weniger stark, aber dennoch relevant sind, sind Diabetes, Rauchen, Bewegungsmangel und Fettstoffwechselstörung. Wie ich schon sagte, steigt das Risiko für einen Schlaganfall mit dem Alter an. Wenn jemand älter als 70 Jahre ist, ist sein Risiko höher als bei einer Person mit 60 Jahren. Mit 80 Jahren ist das Risiko wiederum größer als mit 70 usw. Das Alter per se ist schon ein Risikofaktor für einen Schlaganfall.

Ok, das heißt also: Welche Personengruppe hat das höchste Schlaganfall-Risiko?

Eine ältere Person ab 70 Jahren mit Bluthochdruck und Diabetes und die raucht hat ein höheres Risiko an einem Schlaganfall zu erkranken als eine junge Person, die sich gesund ernährt, sich ausreichend bewegt, nicht raucht und keine anderen Risikofaktoren hat.

Da klingt ja schon einmal raus, dass eine gesunde Ernährung und viel Bewegung eine gute Prävention eines Schlaganfalls sind. Was sind Ihre persönlichen Praxistipps zur Prävention eines Schlaganfalls?

Die besten Tipps zur Prävention eines Schlaganfalls sind letztendlich immer die Vermeidung von Risikofaktoren. Das heißt: Maßnahmen, die effektiv einem Bluthochdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel und letzten Endes auch Diabetes vorbeugen und verhindern. Die Vermeidung dieser Faktoren und ein allgemein gesunder Lebensstil sind demnach die beste Prävention.

Dazu gehört im ersten Schritt, dass man sich vernünftig ernährt, d. h. eine balancierte, ausgewogene z. B. mediterrane Diät zu sich führt. Also überwiegend Gemüse, nicht zu viel Fleisch, nicht zu viel Alkohol. Alkohol ist zwar nicht komplett verboten, aber nur in sehr geringen Mengen. Und natürlich ist ausreichende Bewegung sehr wichtig. 20 bis 30 Minuten Bewegung pro Tag, bei der man leicht schwitzt, ist ideal. Und wenn Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck vorliegen, sollte man die natürlich auch behandeln. Das sind so die Hauptregeln zur Prävention eines Schlaganfalls.

Sie sind Mitglied der Deutschen Schlaganfall Gesellschaft, die auf ihrer Seite einen Schlaganfall-Risikotest anbietet. Damit sollen Personen ihr persönliches Schlaganfall-Risiko einschätzen können. Empfehlen Sie persönlich solche Tests?

Deutsche Schlaganfall Gesellschaft

Prof. Dr. med. Schäbitz ist Pressesprecher der Deutschen Schlaganfall Gesellschaft

Ja, diesen Selbsttest empfehlen wir ausdrücklich. Wissen Sie, diese Tests sind ja eine Art Screening. Sie ersetzen keine ärztliche Untersuchung, aber jemand, der z. B. familiär vorbelastet ist, vielleicht sogar den ein oder anderen Risikofaktor hat und älter wird, für den ist solch ein Test eine Chance. Wenn der Test auffällig ist, sollte er unbedingt immer zum Arzt gehen und dann können Risikofaktoren frühzeitig überprüft und entsprechende Behandlungen eingeleitet werden. Ich sehe einen solchen Test daher für jeden als Chance und empfehle den durchaus.

Zu welchem Arzt muss ich gehen um herauszufinden, ob ich schlaganfallgefährdet bin?

Wenn Sie einen akuten Schlaganfall haben, müssen Sie immer sofort den Rettungsdienst bzw. Notarzt (112) anrufen. Aber wenn es um die Beurteilung des möglichen Risikos geht, ist der erste Weg zum Hausarzt sinnvoll. Er macht die Risiko-Evaluation und untersucht, ob ggf. ein Bluthochdruck, Diabetes oder beispielsweise eine Herz-Rhythmus-Störung vorliegt. Der Hausarzt wird dann – wenn erforderlich – auch weitere Untersuchungen veranlassen wie z. B. ein Ultraschall der Gehirnversorgung oder eine kardiologische Untersuchung und stellt entsprechende Überweisungen für Fachärzte aus.

Nicht immer ist ein Schlaganfall ja sofort als akuter Schlaganfall auffällig. Manchmal gibt es die sog. „stillen Schlaganfälle“, die weder von Betroffenen noch von deren Umfeld als solche erkannt werden. Wie kann man das medizinisch erklären, dass man rein gar nichts davon mitbekommt?

Es ist schon so, dass auch die stillen Schlaganfälle – oder wie wir sagen „stummen Schlaganfälle“ – mild ausgeprägte Symptome zeigen. Diese Symptome werden jedoch häufig nicht als Schlaganfall-Symptom bewertet, daher bleiben sie „still“. Das kann z. B. mal ein kurzer Schwindel oder mal ein Kribbeln sein. Es kann auch mal ein Kopfschmerz sein oder wenn mal beim Zeitunglesen die Hand ein bisschen wackelt.

Dass ein „stiller Schlaganfall“ gar keine Symptome verursacht, ist eher selten der Fall. Meistens werden die Symptome einfach gar nicht bemerkt, weil stille Schlaganfälle in aller Regel kleinere Schlaganfälle sind, die letzten Endes keine Funktionsstörung verursachen. Damit sind stille Schlaganfälle natürlich prinzipiell auch als gutartiger zu bewerten als schwere Schlaganfälle.

Das heißt, dass „stille Schlaganfälle“ dann Hirnareale treffen, die nicht so bedeutende Funktionen haben wie andere Areale und die Funktionsstörungen daher nicht so gravierend sind?

Genau so ist es.

Wie viele Schlaganfälle bleiben unentdeckt bzw. „still“ oder „stumm“?

Da gibt es nicht wirklich verlässliche Daten bedingt durch die Tatsache, dass Betroffene die Symptome nicht bemerken und demzufolge nicht zum Arzt gehen und nicht untersucht werden.

Ich gehe aber davon aus, dass das schon eine niedrige, zweistellige Prozentzahl sein muss, 15 Prozent vielleicht. Aber ob es so viele sind, ist letztlich nur eine Vermutung.

Neben den stillen Schlaganfällen gibt es auch die schweren Schlaganfälle, die durchaus heftige und typische Symptome zeigen. Was sind Ihrer Erfahrung nach die fünf typischen Symptome, die ziemlich sicher auf einen Schlaganfall hindeuten?

  1. Eine Lähmung, z. B. der Arme oder Beine.
  2. Eine Sprachstörung, also wenn der Patient auch einfache Sätze wie „Heute regnet es“ nicht mehr nachsprechen kann.
  3. Eine einseitige Lähmung des Gesichts wie ein hängender Mundwinkel. Wenn man z. B. sieht, dass aus der einen Seite aus dem Mund Tee rausläuft oder so.
  4. Sensibilitätsstörungen wie z. B. ein Kribbeln im Arm oder Bein.
  5. Koordinationsstörungen, die sich auch im Gang o. ä. zeigen.

Kann ein Schlaganfall auch im Schlaf nachts auftreten?

Ja, das passiert sogar gar nicht selten. Häufig tritt ein Schlaganfall in den frühen Morgenstunden auf, das hat einfach mit der circadianen Rhythmik (Anm. d. R.: Schlaf-Wach-Rhythmus) zu tun und das gibt es einfach.

Nun zum Thema Erste Hilfe bei Schlaganfall: Was ist das Wichtigste, was ich tun kann, wenn eine Person in meiner Familie, im Freundeskreis oder Umfeld einen Schlaganfall erleidet und ich einen solchen erkenne? Wie reagiere ich im Notfall richtig?

Sie rufen sofort die 112. Das Wichtigste ist, dass der Rettungsdienst alarmiert wird und so schnell wie möglich Hilfe eintrifft. Am besten teilen Sie bereits am Telefon Ihren Verdacht auf einen Schlaganfall mit.

Und was kann ich in der Zeit tun, bis der Rettungsdienst eintrifft? Man soll dem Betroffenen meines Wissens ja auch nichts mehr zu trinken und zu essen geben, ihm gut zureden und auf keinen Fall seine Beine hochlagern.

Erste Hilfe nach Schlaganfall? Das Wichtigste ist die Aktivierung des Rettungssystems mit großem Abstand zu allen anderen Maßnahmen.

Prof. Dr. med. Schäbitz

Ja, aber das ist alles eigentlich zweitranging. Sie können denjenigen natürlich beruhigen und darauf achten, dass er nicht stürzt, falls er eine Gangstörung hat. Aber all das sind Dinge, die dem gesunden Menschenverstand entsprechen. Das Wichtigste ist die Aktivierung des Rettungssystems mit großem Abstand zu allen anderen Maßnahmen. Es gibt im Endeffekt keine spezifischen, wichtigen oder essentiellen Maßnahmen, die man dann durchführen kann oder muss, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Wie hilfreich ist es für Betroffene, wenn sie nach einem Schlaganfall in spezialisierte „Stroke Units“ in Klinken eingeliefert werden? Was sind die Vorteile solcher Abteilungen?

Die Erstversorgung in einer Stroke Unit ist essentiell. In Deutschland wird heutzutage auch der Großteil – ich will nicht sagen alle Schlaganfall-Patienten – auf solchen Stroke Units behandelt. Über die letzten Jahre hat sich auf diesem Gebiet eine Behandlungsexpertise entwickelt, so dass Schlaganfälle in solchen Einheiten besser behandelt werden als z. B. in Krankenhäusern, die das nicht vorhalten oder in anderen Abteilungen oder internistischen Kliniken. In Stroke Units ist die diagnostische und therapeutische Expertise sehr hoch und daher können die Experten einschätzen, ob im individuellen Fall z. B. eine Spezialtherapie möglich und nötig ist wie z. B. eine Lyse-Therapie oder eine katetherbasierte sog. Thrombektomie. Mit diesem Verfahren kann das Blutgerinnsel, was das Gehirngefäß verstopft, entfernt werden.

Auf diesen Stroke Units wird nicht nur die Akuttherapie gestartet, sondern es erfolgt in den folgenden Tagen auch ein Herz-Kreislauf-Monitoring. Nach der Akuttherapie wird der Fokus auf die Ursachenforschung des Schlaganfalls gelegt. Das ist natürlich wichtig, damit man den Patienten effektiv behandeln kann, dass er nicht demnächst einen neuen Schlaganfall bekommt.

Wenn ein Patient mit der Diagnose „Schlaganfall“ in eine Klinik eingewiesen wird: Was wird standardmäßig untersucht und welche Maßnahmen werden bei jedem Patienten eingeleitet?

Es wird immer das Herz-Kreislauf-Monitoring gemacht, bei dem Herzfrequenz, Atemfrequenz und Blutdruck beobachtet werden. Zudem werden natürlich bei allen Schlaganfall-Patienten mithilfe bildgebender Verfahren wie MRT und CT die gehirnversorgenden Gefäße untersucht, um die Art und das Ausmaß des Schlaganfalls abzuklären. Sofern ein Schlaganfall nicht durch eine Durchblutungsstörung (sog. ischämischer Schlaganfall) sondern durch eine Gehirnblutung ausgelöst wurde, liegen die Untersuchungsmaßnahmen im Ermessen des behandelnden Arztes.

Wann hat man bessere Chancen auf eine gute Schlaganfall-Therapie? Bei einem ischämischen oder hämorrhagischen Schlaganfall?

Dank des neuen Verfahrens der Thrombektomie stehen die Behandlungschancen nach einem ischämischen Schlaganfall besser.

Was war der größte Behandlungserfolg eines Patienten, den Sie je erlebt haben?

Es gibt tatsächlich Heilungserfolge, die an Wunderheilung grenzen kann.

Prof. Dr. med. Schäbitz

Im Bereich der Thrombektomie gibt es tatsächlich Heilungserfolge, die an Wunderheilung grenzen kann: Es gibt Fälle, in denen der Patient mit einer schwerstgradigen Lähmung in die Klinik kommt und bei Entlassung eine Woche später keinerlei Einschränkungen mehr hat – sofern er nach dem Schlaganfall schnell in die Klinik gebracht wurde. Das ist gar nicht mal so selten und natürlich ein riesiger Erfolg der medizinischen Therapie. Solche Behandlungserfolge treten seit Etablierung der Thrombektomie immer häufiger auf, sind aber ausschließlich bei ischämischen Schlaganfällen möglich.

Inwiefern spielt eine hohe Motivation der Patienten bei der Behandlung und Rehabilitation nach einem Schlaganfall eine Rolle?

Das spielt natürlich eine große Rolle, weil sich der Therapieerfolg nach der Beteiligung des Patienten richtet. Je motivierter der Patient ist und je optimistischer er an die Sache rangeht, desto besser sind laut der klinischen Erfahrung die Rehabilitationserfolge und Rückbildungen der neurologischen Symptome bzw. deren Defizite.

Also würden Sie sagen ist eine gute Motivation und ein starker eigener Wille sehr wichtig, um nach einem Schlaganfall die Folgen möglichst zu minimieren und gut zu behandeln?

Auf alle Fälle.

Die Folgen eines Schlaganfalls hängen immer von Art und Ausmaß des Schlaganfalls ab. Was sind aus Ihrer Berufserfahrung die häufigsten Folgen eines Schlaganfalls?

Die stärksten Beeinträchtigungen nach einem Schlaganfall resultieren aus schwerwiegenden Lähmungen und Sprachstörungen. Das sind die Hauptsymptome, die den weiteren Verlauf determinieren.

Und natürlich gibt es weitere Symptome, die nicht unbedingt etwas mit der initialen Schlaganfall-Symptomatik zu tun haben, die sich aber im Verlauf des Schlaganfalls entwickeln können und gar nicht mal selten sind. Das sind zum Beispiel Depressionen oder kognitive Störungen, die dann eben in der Alltagsfunktionalität Probleme bereiten können.

Durch die Folgen eines Schlaganfalls sind viele Personen nach einem Schlaganfall auf Unterstützung oder Pflege angewiesen. Wie organisiert man es in der Familie am besten, wenn mein Angehöriger nach einem Schlaganfall entlassen wird?

Bei einem sehr schweren Schlaganfall sollte man sich frühzeitig auf Pflegeportalen informieren und passende Pflege für seinen Angehörigen organisieren.

Prof. Dr. med. Schäbitz

Das hängt erheblich von der Schwere des Schlaganfalls ab. Wenn es nur ein leichter Schlaganfall war oder einer, bei dem eine Rückbildung möglich ist, dann ändert sich vielleicht gar nicht viel und der Betroffene kann ganz normal in seine Wohnung zurückkehren. Wenn es ein schwerer Schlaganfall war, dann muss möglicherweise schon mehr Unterstützung oder Pflege organisiert werden. Manchmal muss man auch überlegen, ob die Betroffenen überhaupt wieder zuhause leben können oder in einer Einrichtung versorgt werden müssen.

Meistens hat man als Angehöriger in so einem Fall aber etwas mehr Zeit für diese Organisation, weil Patienten mit einem schweren Schlaganfall nach der Akuttherapie in der Regel noch in die Reha gehen. Und dann sollte man auch die Reha bestenfalls noch abwarten um zu sehen, wie sich der Zustand des Patienten entwickelt und verbessert.

Das heißt, es empfiehlt sich, mit der Organisation der Versorgung noch die Reha abzuwarten?

Man kann das nicht pauschal sagen, weil es wesentlich vom Ausmaß und Typ des Schlaganfalls abhängt. Bei leichten Schlaganfällen sollte man die Reha abwarten, bei einem sehr schweren Schlaganfall sollte man sich schon vorher auf Pflegeportalen informieren und Pflege organisieren, weil man in der Regel weiß, dass der Patient nicht mehr alleine in seinem Zuhause leben kann.

Wie groß ist die Gefahr, dass Betroffene nach dem ersten Schlaganfall einen weiteren Schlaganfall erleiden? Laut Statistik sind von den 270.000 Schlaganfällen pro Jahr rund 70.000 Wiederholungs-Schlaganfälle.

Ja, es gibt eine Reihe an Rezidiv-Schlaganfällen (Anm. d. R.: wiederholte Schlaganfälle) und die Zahl liegt bei rund 50.000 bis 70.000 pro Jahr. Dass jeder Patient nach einem ersten Schlaganfall einen zweiten Schlaganfall erleidet, stimmt nicht, weil das im Wesentlichen von der jeweiligen Situation des Patienten abhängt. Auch wegen dieses hohen Rezidiv-Risikos ist aber so wichtig, nach dem ersten Schlaganfall die genauen Ursachen zu erforschen, um daraus eine gute Sekundär-Prävention aufbauen zu können. Ich muss aber auch dazu sagen, dass man nicht bei jedem Patienten eine Ursache findet, und gerade bei diesen Patienten ist die Wiederauftretens-quote erhöht, weil man in dem Sinne ja auch keine Risikofaktoren ausschalten kann, wenn man sie nicht kennt.

Man kann keinem Patienten sagen ‚Ich garantiere Ihnen, dass Sie keinen Schlaganfall mehr bekommen‘.

Prof. Dr. med. Schäbitz

Andererseits gibt es aber auch Patienten, bei denen man keine Ursache findet, obwohl man sie sorgfältig untersucht, und deren Risikopotential dennoch sehr gering ist. So oder so kann man keinem Patienten sagen „Ich garantiere Ihnen, dass Sie keinen Schlaganfall mehr bekommen“.

Welchen Rat geben Sie diesen Patienten zur Prävention eines wiederholten Schlaganfalls?

Dabei gelten die selben Präventionsmaßnahmen wie vor Erstschlaganfällen. Die entscheidenden Faktoren sind einfach eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, kein Diabetes, kein Bluthochdruck usw. Ein Schlaganfall trifft ja in der Regel nicht die fitten 60- oder 70-Jährigen, die keinen Risikofaktor haben, sondern die anderen.

Wie hoch ist die Lebenserwartung von Patienten nach einem ersten Schlaganfall? Wie viele Menschen sterben innerhalb des ersten Jahres nach dem Schlaganfall?

Die Mortalität von Patienten nach einem ersten Schlaganfall liegt bei 25 bis 30 Prozent. Das betrifft allerdings nur die Subgruppe der sehr schweren Schlaganfälle. Das sind ja letztlich Patienten, die schwerste Lähmungen, schwerste Sprachstörungen, schwerste Sehstörungen haben und die nach dem ersten Schlaganfall in der Regel bettlägerig und stark pflegebedürftig sind. Von diesen schwerwiegenden Fällen stirbt eine sehr hohe Zahl innerhalb des ersten Jahres. Bei solchen Patienten treten eben neben den Schlaganfall-Folgen auch häufig Komplikationen wie z. B. Pneumonien, Lungeninfektionen, auf.

Grundsätzlich ist das Immunsystem nach dem ersten Schlaganfall geschwächt, daher sind Patienten nach einem ersten Schlaganfall insgesamt anfälliger für Infektionen und dergleichen.

Zuletzt noch ein Blick in die Zukunft: Was tut sich auf dem Gebiet der Früherkennung eines Schlaganfalls? Was wird in Zukunft möglich sein? Was sind aktuelle spannende Tendenzen aus der Schlaganfall-Forschung?

Da kann ich Ihnen drei positive Tendenzen nennen:

  1. Ein Bereich der Forschung dreht sich aktuell um die Verbesserung der Akuttherapie. Da haben wir ja mit der Thrombektomie eine sensationell wirksame neue Therapiemethode hinzugewonnen. Die Forschung fokussiert sich aktuell darauf, diese weiter zu verbessern und zu optimieren und vielleicht sogar den Einsatz von zusätzlichen Medikamenten zu dieser Therapie zu prüfen.
  2. Auf dem Gebiet der Schlaganfall-Früherkennung wird natürlich auch viel an der Genetik des Schlaganfalls geforscht. Warum treten Schlaganfälle z. B. in manchen Familien häufiger auf als in anderen? Woran kann man eine Art Veranlagung erkennen? An diese und ähnlichen Fragen wird stark geforscht. Da können wir vermutlich in den nächsten zwei Jahren mit neuen Erkenntnissen rechnen.
  3. Zuletzt gibt es auch viele Forschungsprojekte zur Verbesserung der Regeneration und Rehabilitation nach Schlaganfall. Da geht es darum, wie man rehabilitative Maßnahmen z. B. fördern und verbessern kann.

Vielen Dank für Ihre Zeit und Ihre Expertise, Herr Schäbitz.

Gerne.

Erstelldatum: 7102.01.62|Zuletzt geändert: 1202.50.71

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Bildquelle

© German Stroke Society

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Bildquelle

©istock.com/Highwaystarz-Photography

Was kann ein Tremor auslösen?

Ausgelöst wird das Zittern beispielsweise durch Kaffee, Angst oder Aufregung. Andere häufige Ursachen sind Erschöpfung, Stress, Kälte, Überfunktion der Schilddrüse, Unterzuckerung und andere Stoffwechselstörungen.

Was bedeutet das wenn der linke Arm zittert?

Muskelzittern kann auf eine Erkrankung der Nerven hindeuten - einen sogenannten Tremor. Parkinson, eine Schilddrüsenüberfunktion, Störungen im Kleinhirn und Multiple Sklerose können die Ursache sein. In der Neurologie gehört der Tremor zu den häufigsten Symptomen. Das Zittern kann in Ruhe oder in Bewegungen auftreten.

Ist ein Tremor gefährlich?

Menschen, die neuerdings ein Zittern ihrer Hände bemerken, sollten dieses Symptom ärztlich untersuchen lassen. Zittern kann neben der Parkinson-Erkrankung auch verschiedene andere Ursachen haben. Häufig liegt den Beschwerden ein so genannten essentiellen Tremor zugrunde - eine verhältnismäßig harmlose Erkrankung.

Was ist der Unterschied zwischen einem Tremor und Parkinson?

Einseitiger Ruhetremor, Rigor und Bradykinese deuten auf eine Parkinson-Erkrankung. Der essenzielle Tremor ist ein beidseitiger Haltetremor. Die häufigste Ursache des Intentionstremors ist die Multiple Sklerose.