Was ist der Unterschied zwischen Amitriptylin und Mirtazapin?

Sind Antidepressiva wirklich wirksam? Diese Frage wird seit geraumer Zeit heftig und kontrovers diskutiert. Jetzt zeigt die bislang größte Netzwerk-Metaanalyse, dass alle gebräuchlichen 21 Antidepressiva in der Akutbehandlung depressiver Störungen wirksamer sind als Placebo. Allerdings unterscheiden sich die Antidepressiva hinsichtlich ihrer Wirkung und auch ihrer Verträglichkeit ganz erheblich.

In die Auswertung flossen 522 Studien und viele unpublizierte Daten ein. Untersucht wurden die in Europa, USA und Japan zugelassenen Antidepressiva der zweiten Generation: Agomelatin, Bupropion, Citalopram, Desvenlafaxin, Duloxetin, Escitalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Levomilnacipran, Milnacipran, Mirtazapin, Paroxetin, Reboxetin, Sertralin, Venlafaxin, Vilazodon und Vortioxetin. Außerdem waren die beiden Trizyklika Amitriptylin und Clomipramin sowie Tradozon und Nefazodon berücksichtigt worden.

Die metaanalytische Auswertung umfasste insgesamt 116 477 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Depression. Sie erhielten acht Wochen lang entweder eines der oben aufgeführten Antidepressiva (n = 87 052) oder aber Placebo (n = 29 425).

Die Wirksamkeit („Efficacy“) wurde ermittelt anhand der Rate des Ansprechens (Reduktion der depressiven Symptome ≥ 50%). Eine höhere Wirksamkeit zeigten dabei Agomelatin, Amitriptylin, Escitalopram, Mirtazapin, Paroxetin, Venlafaxin und Vortioxetin, die niedrigste Fluoxetin, Fluvoxamin, Reboxetin und Trazodon. Die ensprechenden Odds Ratios (OR) lagen zwischen 2,13 für Amitriptylin und 1,37 für Reboxetin (siehe Tab. 1).

 

Was ist der Unterschied zwischen Amitriptylin und Mirtazapin?

 

In der Verträglichkeit („Acceptability“), beurteilt anhand der Rate (wie auch immer bedingter) Abbrüche, unterschied sich die Mehrheit der Antidepressiva von Placebo nicht signifikant (siehe Tab. 2). Am besten vertrugen die Patienten Agomelatin (OR: 0,84%) und Fluoxetin (OR: 0,88), gefolgt von Citalopram, Escitalopram, Sertralin und Vortioxetin. Eine erheblich schlechtere Verträglichkeit als Placebo zeigten dagegen Amitriptylin, Duloxetin, Fluvoxamin, Reboxetin, Trazodon und Venlafaxin sowie Clomipramin. Unter Letzterem wurden 30% mehr Studienabbrüche verzeichnet als unter Placebo.

 

Was ist der Unterschied zwischen Amitriptylin und Mirtazapin?

 

Nutzen-Risiko-Verhältnis: Drei „Winner“ und drei „Looser“

 

Unter Berücksichtigung von Effektivität und Verträglichkeit wurden besonders drei Antidepressiva als empfehlenswert beurteilt, und zwar Agomelatin, Escitalopram und Vortioxetin. Am schlechtesten in dieser Nutzen-Risiko- Bestimmung schnitten Fluvoxamin, Reboxetin und Trazodon ab. GS



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Kommentar

Angesicht der anhaltenden kritischen Diskussion über die Effektivität von Antidepressiva kann aus dieser großen Metaanalyse das beruhigende Fazit gezogen werden, dass sie tatsächlich wirken. Für die Praxis legen die Ergebnisse nahe, dass Agomelatin, Excitalopram und Vortioxetin die Mittel der ersten Wahl sein könnten. Dagegen sollten die drei Substanzen mit der schlechtesten Nutzen-Risiko-Bewertung – Fluvoxamin, Reboxetin und Trazodon – initial wohl eher nicht verabreicht werden. Andere Fragen bleiben: offen: Wie ist das Outcome der Patienten bei einer Therapie über mehr als acht Wochen? Wie wirksam und verträglich sind Antidepressiva bei Kindern und Jugendlichen? Außerdem liefert die Metaanalyse leider keine Informationen darüber, welche Patienten am besten auf ein bestimmtes Antidepressivum ansprechen bzw. welche besonders anfällig für Nebenwirkungen sind.

Quelle:

Cipriani A et al.: Comparative efficacy and acceptability of 21 antidepressant ... Lancet 2018 [Epub 21.2.2018; doi: 10.1016/S0140-6736(17)32802-7; Parik SV, Kennedy SH: More data, more answers: picking ... Lancet 2018; [Epub 21.2.2018; doi 10.1016/ S0140-6736(18)30421-5

Antidepressiva werden in erster Linie zur Behandlung von sowie Angst- und eingesetzt. Zu den am häufigsten verwendeten Substanzen gehören die (), die () und . Antidepressiva modulieren (insb. , und/oder ). Das passende Medikament wird hauptsächlich anhand des Nebenwirkungsprofils ausgewählt. werden aufgrund des ungünstigeren Nebenwirkungsprofils (anticholinerge Wirkung, Gewichtszunahme, geringe ) eher als Mittel der zweiten Wahl eingesetzt. Bei der Kombination von Antidepressiva mit anderen serotonerg wirksamen Substanzen muss die Gefahr eines beachtet werden.

Wirkstoffe und Dosierungshinweise

Für Informationen sei auf die in AMBOSS vorhandene ifap-Arzneimitteldatenbank verwiesen.

Übersicht

Einteilung anhand des Wirkprofils [1]

Für eine detaillierte Übersicht siehe auch: .

Selektive und [1]

Entsprechend der Namensgebung hemmen die Substanzen die Wiederaufnahme von Monoaminen (insb. , und/oder ) im und führen so zu einer Erhöhung der Monoamin-Spiegel.

Selektive und [1]

SubstanzgruppeSubstanzenÜberwiegende Neurotransmitterwirkung(Primärer) Wirkmechanismus

Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren

()

  • Citalopram
  • Escitalopram
  • Sertralin
  • Fluvoxamin
  • Fluoxetin
  • Paroxetin

Merkspruch: „Ein Paar zittert sehr flugs“

  • Wiederaufnahmehemmung im

Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Inhibitoren

()

  • Duloxetin
  • Milnacipran
  • Venlafaxin
  • Wiederaufnahmehemmung im

Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahme-Inhibitoren

()

  • Reboxetin
  • Wiederaufnahmehemmung im

Selektive Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahme-Inhibitoren

()

  • Bupropion
  • ↑ (minimal)
  • Wiederaufnahmehemmung im

Nicht-selektive Monoamin-Wiederaufnahme-Inhibitoren:

()

  • Amitriptylin
  • Doxepin
  • Imipramin
  • Wiederaufnahmehemmung im
  • Clomipramin
  • Wiederaufnahmehemmung im
  • Nortriptylin
  • Wiederaufnahmehemmung im
  • Trimipramin
  • Komplexe Wirkung
  • Antagonismus an 5-HT2-, α1-, -, - und
  • Nur schwache Wiederaufnahmehemmung von und im

Weitere Substanzen mit antidepressiver Wirkung [1]

Die meisten der hier aufgeführten Substanzen führen (über unterschiedliche Wege) zu einer Erhöhung der Monoamin-Spiegel (insb. , und/oder ).

Weitere Substanzen mit antidepressiver Wirkung [1]SubstanzgruppeSubstanzenÜberwiegende Neurotransmitterwirkung(Primärer) Wirkmechanismus

MAO-Hemmer

(MAOH)

  • Moclobemid
  • Reversible und selektive Hemmung der -A → Neurotransmitterabbau↓
  • Tranylcypromin
  • Irreversible und nicht-selektive Hemmung der (-A und -B) → Neurotransmitterabbau↓

() mit Antagonismus am (α2AR-Antagonist)

  • Mirtazapin
  • : α2-Antagonismus [2]
  • Antagonismus an 5-HT2- und 5-HT3-Rezeptoren → Stimulation von 5-HT1-Rezeptoren [2]
  • Blockade von Sedierende Wirkung
Melatonin-Analoga
  • Agomelatin
  • Antagonismus am 5-HT2C-Rezeptor → Noradrenerge und dopaminerge Neurotransmission↑
  • Agonismus an Melatoninrezeptoren (MT1 und MT2) → Beeinflussung der zirkadianen Rhythmik [3]

Serotonin-Antagonist und -Wiederaufnahme-Inhibitor

(SARI)

  • Trazodon
  • Antagonismus an 5-HT2A-Rezeptoren → Verstärkung der Transmission über 5-HT1A-Rezeptoren
  • Antagonismus an H1- und α1-Rezeptoren
  • Schwache -Wiederaufnahme-Hemmung im (nur in höherer Dosis)
  • Johanniskraut
  • Annahmen anhand bisheriger Daten
  • Annahmen anhand bisheriger Daten
    • Modulation von -Kanälen [3]
    • Wiederaufnahmehemmung im
    • Sekretionssteigerung: , ,
Sonstige
  • Tianeptin
  • Bislang unklar
  • Annahmen anhand bisheriger Daten
    • Reduktion der extrazellulären Konzentration von
    • Neurotrophe und neuroprotektive Wirkung
    • Modulation der Neurotransmission von und
    • Agonismus an (μ > δ)
  • (Es‑)
  • Bislang unklar
  • Antagonismus am
  • Vortioxetin
  • Wiederaufnahmehemmung von im
  • Agonismus an 5-HT1A-Rezeptor
  • Partieller Agonismus an 5-HT1B-Rezeptor
  • Antagonismus an 5-HT3-, 5-HT1D- und 5-HT7-Rezeptoren
  • Mianserin
  • : α2-Antagonismus [2]
  • Antagonismus an H1-, 5-HT2-, 5-HT3- und α1-Rezeptoren
  • Maprotilin
  • Wiederaufnahmehemmung von im
  • Antagonismus an H1-, mACh- und α1-Rezeptoren

Allgemeiner Wirkmechanismus [1]

  • Veränderung von Neurotransmittersystemen: Unterschiedlich je nach Wirkmechanismus
    • Insb. , und/oder (CAVE: Interaktionsrisiken bei Katecholaminzufuhr)
    • Aber auch andere: Bspw. ,
    • Für weiterführende Informationen siehe: und
  • Antidepressiver Wirkmechanismus nicht abschließend geklärt

Spezieller Wirkmechanismus [1]

Für eine gröbere Übersicht der Wirkung von Antidepressiva siehe: .

Wirkmechanismen von Antidepressiva [1]Wiederaufnahmehemmung vonAntagonismus amAntidepressivum

mACh-R

H1-R

5-HT2-R

DA-R

α1-R

α2-R

A–D00000++000++++(+)+++++++(+)+++0(+)++++(+)(+)(+)0+(+)+++(+)00+00(+)0+++++(+)++++(+)++0+++(+)++++++0+++0+++++(+)(+)0+(+)0E–M+++(+)00(+)00(+)0+++(+)(+)(+)(+)+(+)(+)0+++(+)0000(+)(+)0++++(+)+(+)+0+0++++0000000(+)00(+)+++++0+++N–V++++(+)+++0+0+++(+)(+)+00+(+)00+++0000000+++(+)+(+)00+00++000+++0++0(+)(+)(+)++++++++++++0++++(+)000(+)00Legende
  • +++: Sehr stark
  • ++: Stark
  • +: Schwach
  • (+): Sehr schwach
  • 0: Keine Wirkung

Pharmakokinetik

Die meisten Antidepressiva haben bei oraler Einnahme folgende Eigenschaften (Details und Ausnahmen siehe: ) [4]:

  • Allgemein
    • Steady State i.d.R. nach 5
    • In therapeutischen Dosierungen: Lineare
  • Resorption
    • Max. Plasmaspiegel i.d.R. nach 1–6 h
    • (- und plazentagängig)
  • Verteilung: Hohe
  • : Überwiegend hepatisch durch
  • Exkretion
    • i.d.R. 12–36 h
    • Geringe

Pharmakokinetik gängiger Antidepressiva [1][4][5]SubstanzZeit bis Erreichen des max. Plasmaspiegels

Hauptsächlich beteiligte des

A–D1–2 h1–2 h10–28 hCa. 1–5 h

, ,

9–25 hCa. 5 hCYP2B638–48 h1–5 h20–26 h3–4 h (Retardpräparat: 5–8 h)

, ,

13–26 h2–4 h, 9–19 hCa. 6 hE–MZeit bis Erreichen des max. PlasmaspiegelsHauptsächlich beteiligte des 27–32 hCa. 4 h

1–6 Tage

6–8 h, , 21–43 h3–8 h, 11–25 hCa. 2 h, , 5–8 h2 h

Keine relevante

20–40 hCa. 2 h, , 2–7 hCa. 1 hN–VZeit bis Erreichen des max. PlasmaspiegelsHauptsächlich beteiligte des ∼30 h4–6 h8–30 h2–8 h, 22–36 hCa. 4–8 hCYP2B6, 2,5–3 h1–2 hKeine relevante

1,5–3 h0,5–3 hHepatische ohne Beteiligung des 5–8 hCa. 1 h23–24 hCa. 2–3 h, 3–5 h (Retardpräparat: 14–18 h)2–4 h (Retardpräparat: 8–9 h)

,

Nebenwirkung

Allgemeines [1][3]

  • Nebenwirkungen sind meist vorübergehend
    • Insb. bei Therapiebeginn präsent (erste 4 Wochen)
    • Eigenständige Rückbildung im Behandlungsverlauf (ohne Dosisanpassung)
  • haben ein verhältnismäßig ungünstiges Nebenwirkungsprofil und sind u.a. ungeeignet bei
    • Kardialen Vorerkrankungen
  • Risikomanagement
    • Aufklärung über , u.a.
      • Möglicher Einfluss auf Fahrtauglichkeit (insb. bei )
      • Erhöhte Blutungsneigung unter
      • Gefahr vorübergehend erhöhter [6]
      • Möglichkeit eines Jitteriness-Syndroms
      • Gefahr eines
    • Bei persistierenden Nebenwirkungen: Änderung der Dosis oder der Substanz

Typische [2][3]

Antidepressiva einer Substanzgruppe beeinflussen auf eine ähnliche Weise und haben daher i.d.R. auch ein ähnliches Nebenwirkungsprofil. Innerhalb einer Substanzgruppe finden sich teilweise einzelne Abweichungen (siehe auch: ).

Für eine substanzspezifische Übersicht der Nebenwirkungen siehe: .

Typische (aufgeteilt nach Rezeptorwirkung) [1][3][7]Nebenwirkungen (Auswahl) [1] ()

()

Blockade vonSERT
  • , Übelkeit, Erbrechen
  • Appetitminderung
  • Agitation, Schlafstörungen
  • Erhöhtes Blutungsrisiko
+++++/+++(+)(+)+/++
  • Anstieg von Blutdruck, Puls
  • Unruhe
  • Mundtrockenheit
  • Miktionsstörungen
(+)+/++0++++/+++DAT
  • Anstieg von Blutdruck, Puls
  • Unruhe
  • Appetitminderung
  • Übelkeit
0/(+)0/+0++(+)Antagonismus ammACh-R
  • Anstieg von Puls
  • Störung der Akkommodation
  • Mundtrockenheit
  • Störung der Kognition
  • Miktionsstörungen
0/(+)0/(+)(+)(+)+/++H1-R
  • Gewichtszunahme
  • Störung der Kognition
0/(+)0/(+)+++(+)Unterschiedlich5-HT2-R
  • Gewichtszunahme
00++(+)+/++Legende
  • +++: Sehr stark
  • ++: Stark
  • +: Schwach
  • (+): Sehr schwach
  • 0: Keine Wirkung

Spezifische Nebenwirkungsprofile von Antidepressiva [1]

Nebenwirkungsprofile gängiger Antidepressiva[1]Gastrointestinale NebenwirkungenSchlafstörungen, Agitation

Sexuelle Funktions-störungen

Orthostatische Hypotonie

Gewichts-zunahme-Veränderungen bei ÜberdosierungSelektive Monoamin-Wiederaufnahme-Inhibitoren (zusammengefasst)0++0+++++00/+0/+0/+ (einzelne Substanzen)0++0+++++0(+)++0++0+++++00+00++0+++++00(+)00++(+)+++00000++0+++++00(+)0(+)++0+++++0+(+)0 (zusammengefasst)0++0++++000/(+)0/+ (einzelne Substanzen)0++0++++00000++0++++00(+)+0++0++++00000+0+++000+Amitriptylin-Typ+++0+++0+++++++++++++++++0+++0+++++++++++++++++0+++0++++++++++++++Imipramin-Typ++0++++++++++++++++++++++++++++++Desipramin-Typ+00++++++++++Weitere Substanzen00+0+000000++0++++(+)+000++00(+)00++0+++0000000++++++00+++0++++0+++0++Legende
  • +++: Häufig bis regelmäßig
  • ++: Mäßig häufig
  • +: Selten
  • (+): Sehr selten
  • 0: Unbedeutend / nicht bestehend

Es werden die wichtigsten Nebenwirkungen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Absetzsymptome

Merkmale [1][8]

Absetzsymptome bei Antidepressiva sind Entzugssymptome, die jedoch nicht mit einer Abhängigkeit gleichzusetzen sind.

  • Schneller Symptombeginn nach abruptem Einnahmestopp oder starker Dosisreduktion
  • Meist milde und unspezifische Symptomatik
  • Spontanes Abklingen der Symptome i.d.R. innerhalb von 2–6 Wochen (abhängig von HZW der Substanz)
  • I.d.R. rasche Symptomrückbildung nach Dosiserhöhung oder erneuter Einnahme des Antidepressivums

Das Auftreten von Absetzsymptomen ist nicht mit einer Abhängigkeit gleichzusetzen!

Klinisches Bild [1][8]

  • Allgemeine Symptome: U.a. grippale Beschwerden, allgemeine Schwäche, , , Störung der Temperaturregulation und des Gleichgewichts
  • Neurologische Symptome: U.a. Dys- und , verschwommenes Sehen, Geschmacksveränderungen, ,
  • Symptome: U.a. Übelkeit, Erbrechen, ,
  • Sexuelle Symptome: U.a. , genitale Hypersensitivität
  • Schlafstörungen: U.a. oder Hypersomnie,
  • Kognitive Symptome: U.a. Konzentrationsstörungen, Verwirrtheit
  • Affektive Symptome: U.a. Irritabilität, Unruhe, Angst, veränderte Stimmung, erhöhte Impulsivität, Zunahme von

FINISH – Flu Symptoms, Insomnia, Nausea, Imbalance, Sensory Disturbances, Hyperarousal

Substanzen [1][8]

Das Risiko für Absetzsymptome ist u.a. abhängig von

  • der Substanz: Risiko höher bei kurzer
  • Dosis: Risiko steigt im Hochdosisbereich
  • Vorherige Behandlungsdauer: Mind. 4 Wochen

Substanzspezifisches Risiko für RisikoSubstanzenSehr hoch

Hoch
Moderat
Gering
Nicht vorhanden
Unklar (geringe Datenlage)

[1][8]

  • Vor Behandlungsbeginn: Ausführliche Aufklärung der Patient:innen
  • Ggf. Wahl eines Antidepressivum mit geringem/fehlendem Risiko
  • Antidepressiva langsam absetzen
    • Ausschleichen über mind. 6–8 Wochen
    • Bei Beendigung einer Erhaltungstherapie/Rezidivprophylaxe bei : Ausschleichen über mind. 8–12 Wochen empfohlen [9]

Behandlungsoptionen [1][8]

  • Bei milden Symptomen
    • Aufklärung der Patient:innen
    • Abwartendes Verhalten
    • Ggf. symptomatische Behandlung
  • Bei starken Symptomen: Antidepressivum wieder einnehmen bzw. Dosisreduktion rückgängig machen
    • Anschließend Dosis kleinschrittiger reduzieren, evtl. mithilfe von Präparaten in Tropfenform
    • Ggf. Umstellung auf

Serotonerges Syndrom

Epidemiologie [10]

  • Häufigkeit des Auftretens unter normal dosierten : 1%
  • Insgesamt hohe Dunkelziffer [11]
  • Auftreten zunehmend aufgrund häufigerer Verschreibung von und zunehmendem Konsum serotonerg wirksamer

Ätiologie [12][13][14][15]

Beim serotonergen Syndrom handelt es sich um eine serotonerge Überstimulation, die durch die Einnahme serotonerg wirksamer Substanzen, i.d.R. Antidepressiva, hervorgerufen werden kann.

Mögliche Ursachen

Bei Dosierungen im normalen Bereich tritt ein i.d.R. nur bei folgenden Konstellationen auf.

  • Kombination serotonerg wirksamer Substanzen
  • Individuelle pharmakogenetische Disposition

Auslöser und deren Mechanismen

  • Antidepressiva
    • Erhöhung der Serotoninfreisetzung:
    • Hemmung der präsynaptischen Serotoninwiederaufnahme
      • : Alle
      • : ,
      • : Insb.
    • Hemmung des Serotoninabbaus
      • : ,
  • Weitere Auslöser
    • : , ,
    • Anxiolytika: Buspiron
    • : , , ,
    • - und Erkältungsmedikamente: Dextromethorphan, Chlorphenamin
    • : , Levomethorphan, Meperidin, , , Pentazocin, ,
    • [16]: , , Frovatriptan, , , ,
    • Weitere -Inhibitoren: , , ,
    • Weitere: , , L-,
    • : Zwischen serotonerg wirksamen Substraten und Inhibitoren des (für Informationen zu Substraten und Inhibitoren siehe: , , , )

Pathophysiologie [17]

  • Pathomechanismus: Zentrale serotonerge Überaktivität → Überstimulation zentraler und peripherer Serotoninrezeptoren
    • Überstimulation zentraler Serotoninrezeptoren → Steigerung der Wahrnehmung, Anstieg der Körpertemperatur
    • Überstimulation peripherer Serotoninrezeptoren → Steigerung der Motilität und Sekretion, Steigerung der , Störung der

Symptome [10][18][19]

  • Psychopathologische Auffälligkeiten
    • Psychomotorische Unruhe, , Angst
    • Verwirrtheit und Desorientiertheit
    • Bewusstseinsveränderungen bis hin zum , Bild
  • Neuromuskuläre Hyperaktivität
    • , , Hyperreflexie , ,
    • Muskuläre
  • Autonome Instabilität
    • Mydriasis
    • bis hin zum instabilen Blutdruck, Tachykardie, Hyperthermie,
    • , Übelkeit und Erbrechen

Symptomtrias des : Psychopathologische Auffälligkeiten, neuromuskuläre Hyperaktivität und autonome Instabilität!

Bei dem Auftreten der Symptome , und in Kombination mit der Einnahme serotonerg wirksamer Substanzen muss unbedingt an das mögliche Vorliegen eines gedacht werden!

Verlauf

  • Schnelle Entwicklung innerhalb von 24–48 Stunden nach Einnahme der Substanz(en) oder Dosiserhöhung [10]
  • Erste Symptommanifestation [12]
    • Bei 30% der Betroffenen innerhalb 1 Stunde nach Einnahme
    • Bei 60% der Betroffenen innerhalb 6 Stunden nach Einnahme

Diagnostik [12][19]

Die Diagnose eines erfolgt klinisch. Aufgrund der hohen und haben sich die Toxizitätskriterien nach Hunter etabliert:

  • Einschlusskriterium: Vorherige Einnahme einer serotonergen Substanz
  • Weitere Kriterien: Zusätzlich mind. einer der folgenden Symptomkomplexe
    • Spontaner
    • Okulärer und Agitation oder
    • Induzierbarer und Agitation oder
    • und Temperatur >38 °C und okulärer oder induzierbarer
    • und Hyperreflexie

Differenzialdiagnosen [10][12][19]

  • Neuropsychiatrisch
    • oder
    • Absetzphänomene von Antidepressiva
  • als Folge einer Anästhesie

Therapie [10][19]

Die Behandlungsstrategie eines richtet sich nach dem Grad der Ausprägung der klinischen Symptomatik.

  • Bei leichten Verlaufsformen
    • Absetzen der auslösenden Substanz: Führt in 90% der Fälle zu einer Besserung der Symptomatik
    • Bei Agitation:
      • p.o. , bei akuter Agitation i.v. [20] oder
      • p.o. , bei akuter Agitation i.v. (alternativ i.m.) [20]
  • Bei /schweren Verlaufsformen: Zusätzlich zum Vorgehen bei leichten Verlaufsformen
    • Rücksprache mit Giftnotrufzentrale
    • Intensivmedizinische (Kühlung, und -bilanzierung, Embolie- und Pneumonieprophylaxe, ggf. und Beatmung)
    • Ggf. Gabe von Cyproheptadin

Schon bei V.a. das Vorliegen eines muss die auslösende Substanz unmittelbar abgesetzt werden!

Komplikationen

  • mit der sekundären Komplikation eines
  • Ateminsuffizienz
  • Multiorganversagen

[11][14]

  • Möglichst keine Kombination serotonerg wirksamer Substanzen
  • Überprüfen der Medikation auf -Interaktionen
  • der serotonerg wirksamen Medikamente beachten [20]
    • Irreversible () müssen mind. 2 Wochen vor Gabe eines / und vor geplanten Operationen abgesetzt werden
    • muss mind. 5 Wochen, andere oder mind. 5 vor Gabe eines abgesetzt werden
  • Kontraindiziert: Kombination von und serotonerg wirksamen Antidepressiva

Bei Verordnung, insb. bei Polypharmazie, müssen Wechselwirkungen von Medikamenten beachtet werden! Die Kombination von und serotonerg wirksamen Antidepressiva ist kontraindiziert!

Kardiovaskuläre Nebenwirkungen

Allgemein [1]

Risikofaktoren

  • Höheres Lebensalter (>65 Jahre)
  • Weibliches Geschlecht
  • Kardiovaskuläre
  • Elektrolytentgleisungen (, Hypomagnesiämie)
  • Hohe Dosierungen/Serumspiegel
  • Kombination mehrerer potenziell kardiotoxischer Medikamente

Maßnahmen zur Minimierung kardialer Risiken

  • Bei kardialen Vorerkrankungen: Substanzen mit hohem Risiko für kardiovaskuläre NW meiden, insb.
  • Interaktionsrisiken beachten, bspw. keine Kombination mehrerer potenziell kardiotoxischer Substanzen
  • Niedrigste wirksame Dosis wählen und Dosisgrenzen einhalten
  • Regelmäßige Kontrollen von , und Kreislaufwerten, insb. bei
    • Kardialer Vorerkrankung
    • Auftreten entsprechender Symptome wie bspw. ,
    • Siehe auch:
  • Ggf. bestehende und Hypomagnesiämie ausgleichen

Bei kardialen Vorerkrankungen sollte nicht mit behandelt werden!

[1]

  • Substanzen: Grundsätzlich bei allen Antidepressiva möglich
    • Risiko vorhanden: und (dosisabhängig), (insb. ), ,
    • Geringes Risiko oder nur bei zusätzlichen Risikofaktoren: , , , , , ,
    • Sehr geringes Risiko: , , , , , , , , [21]
  • Risikomanagement
    • Antidepressiva (insb. und ) möglichst nicht mit anderen -verlängernden Substanzen kombinieren
    • Bei
      • Andere Ursachen ausschließen (bspw. Elektrolytentgleisungen)
      • Umstellung der Medikation bei
        • von >500 ms oder
        • Medikamenteninduzierter um >60 ms

Orthostatische Hypotonie [1][22]

  • Mechanismus: α1-Rezeptor-Antagonismus [3]
  • Substanzen
    • Höchstes Risiko: , , ,
    • Für weiterführende Informationen siehe auch:
  • Risikomanagement (neben möglicher Dosis- oder Substanzänderung)
    • Verhaltensregeln erläutern
      • Warme Umgebungstemperaturen meiden
      • Bei längerem Stehen: aktivieren
      • Schnelles Aufrichten vermeiden
      • Körperliche Bewegung
      • Wechselduschen
    • Ggf. Behandlung mit Etilefrin

Tachykardie [1][22]

  • Mechanismus: Mögliche Wege
    • Noradrenerge Wirkung
    • Anticholinerge Wirkung
    • Antagonismus an
  • Substanzen
    • Moderates Risiko: , und (in Kombination mit tyraminhaltiger Nahrung)
    • Geringes Risiko: , , , ,
    • Sehr geringes Risiko: , , , ,
    • Kein Risiko: , , , , ,
  • Risikomanagement (neben möglicher Dosis- oder Substanzänderung)
    • Ggf. Gabe eines in niedriger Dosierung (bspw. )

Verlangsamung der kardialen Erregungsleitung [1]

  • Mechanismus: Natriumkanal-Blockade verzögert die Erregungsleitung → Blockbilder im
  • Substanzen: Insb.
  • Risikomanagement: Keine Gabe von Antidepressiva, die zu einer Verlangsamung der kardialen Erregungsleitung führen können, wenn
    • Bereits andere Substanzen eingenommen werden, die potenziell Erregungsleitungsstörungen hervorrufen
    • Bekannte Störungen der Erregungsleitung vorliegen

[1][22]

  • Mechanismus
    • Noradrenerge Wirkung
    • Anreicherung von Tyramin: Bei Konsum tyraminhaltiger Nahrung während einer Behandlung mit , insb.
  • Substanzen
    • Moderates Risiko: und (in Kombination mit tyraminhaltiger Nahrung), (bei Dosis >225 mg/d)
    • Geringes Risiko: (bei Dosis ≤225 mg/d), ,
    • Sehr geringes Risiko: ,, (bei Überdosierung)
    • Kein Risiko: , , , ,
  • Risikomanagement (neben möglicher Dosis- oder Substanzänderung)
    • Bei Einnahme von : Striktes Einhalten einer tyraminarmen Ernährung [3]
    • Ggf. Dosisanpassung oder Umstellung auf ein Antidepressivum mit geringerem Risiko

Weitere Nebenwirkungen

[1]

  • Mechanismus: Blockade muskarinerger (mACh-R)
  • Charakteristische anticholinerge Symptome (siehe auch: )
    • Mundtrockenheit
    • Trockene, heiße
    • Erhöhung des Augeninnendrucks
    • Tachykardie bis hin zu Arrhythmien
    • Maximalvariante:
  • Risikofaktoren [3]
    • Höheres Alter
    • Einnahme weiterer anticholinerg wirksamer Medikamente
    • Vorbestehende zerebrale Schädigung
  • Substanzen
    • Höchstes Risiko: , ,
    • Für weiterführende Informationen siehe auch:
  • Risikomanagement (neben möglicher Dosis- oder Substanzänderung)
    • Kontraindikationen für anticholinerg wirksame Substanzen beachten, u.a.
      • Obstruktion (bspw. )
      • Harnentleerungsstörung (bspw. )
      • Unbehandeltes
    • Medikamentöse Behandlungsoptionen (bei starken )
      • (Off-Label Use) oder
      • (Off-Label Use)

[1]

Eine durch Antidepressiva ist eigentlich eine Nebenwirkung, die aber auch zur Behandlung von Schlafstörungen oder Unruhe therapeutisch genutzt wird.

  • Mechanismus: Antagonismus am H1- und 5-HT2-Rezeptor
  • Substanzen
    • Höchstes Risiko: , , ,
    • Für weiterführende Informationen siehe auch:
  • Risikomanagement (neben möglicher Dosis- oder Substanzänderung)
    • Hauptdosis am Abend
    • Aufklärung der Patient:innen über
      • Potenziell beeinträchtigte Reaktionsfähigkeit (bei Therapiebeginn)
      • Spontane Rückbildung der Nebenwirkung i.d.R. nach 2–4 Wochen

Übelkeit, Erbrechen, [1][23]

  • Mechanismus: Wiederaufnahmehemmung von bzw. → Vermehrte Stimulation von 5-HT3-Rezeptoren bzw. D2-Rezeptoren an der
  • Substanzen
    • Höchstes Risiko: , , ,
    • Für weiterführende Informationen siehe auch:
  • Risikomanagement
    • Medikamenteneinnahme nach dem Essen
    • Dosis langsam steigern
    • Abwartende Haltung möglich

Gewichtszunahme [1][24]

  • Mechanismus: Komplex und z.T. unterschiedlich (je nach Wirkprofil), bspw.
    • Wiederaufnahmehemmung von (Effekt nach >1 Jahr) → Downregulation von 5-HT2c-Rezeptoren → Erhöhte Nahrungsaufnahme
    • Antagonismus am → Vermindertes und verstärktes Verlangen nach → Erhöhte Nahrungsaufnahme
    • Verminderte dopaminerge Transmission → Erhöhte Nahrungsaufnahme
    • Periphere Effekte von
      • Reduzierte Umwandlung von Fettzellen in Energie → Verlangsamter Metabolismus
      • → Hungergefühl → Erhöhte Nahrungsaufnahme
  • Substanzen
    • Höchstes Risiko: , ,
    • Für weiterführende Informationen siehe auch:
  • Risikomanagement (neben möglicher Dosis- oder Substanzänderung)
    • Indikation für längerfristige Behandlungen mit Antidepressiva kritisch prüfen
    • Körpergewicht und Bauchumfang regelmäßig kontrollieren (siehe auch: )
    • Interventionen und Ernährungsberatung (u.a. hochkalorische Nahrung im Rahmen von „Heißhungerattacken“ meiden)

Blutungsrisiko [1][25]

  • Mechanismus: Hemmung der Wiederaufnahme von → Reduzierte Aggregationsfähigkeit der → Verlängerte und erhöhtes Blutungsrisiko
  • Risikofaktoren
    • Erkrankungen der
    • Gleichzeitige Einnahme gerinnungshemmender Medikamenten
    • Relevante Auffälligkeiten wie bspw. häufiges
    • Zusätzliche Risikofaktoren für
      • Konsum von oder Tabak
      • Höheres Lebensalter
      • Gleichzeitige Einnahme von oder
    • Zusätzliche Risikofaktoren für intrakranielle Blutungen
      • Konsum von oder Tabak
      • Mikroangiopathie
  • Substanzen
    • Alle Antidepressiva, die die Wiederaufnahme von hemmen
    • Höchstes Risiko: , ,
  • Risikomanagement (neben möglicher Dosis- oder Substanzänderung)
    • Aufklären der Patient:innen über ein potenziell erhöhtes Risiko für Blutungen und über die klinischen Zeichen einer gestörten Thrombozytenfunktion
    • Überprüfung der Komedikation, u.a.
    • Bei Risikopatient:innen: Antidepressivum mit geringer/fehlender Hemmung der -Wiederaufnahme erwägen (bspw. , , )
    • Bei erhöhtem Risiko für und Indikation für risikobehaftetes Antidepressivum: Zusätzliche Einnahme eines Antazidums (bspw. )

[1]

  • Mechanismus: Unterschiedlich je nach Wirkprofil der Substanz
    • Agonismus an 5-HT2- und 5-HT3-Rezeptoren
    • Anticholinerge Effekte
    • Antagonismus an D2-Rezeptoren
    • Blockierung der -Synthase
  • Klinische Ausprägung
    • Erektions- und Ejakulationsstörungen, Orgasmusstörungen
    • Verminderte Libido
    • Sonderform: Fortbestehende sexuelle Funktionsstörung nach Absetzen von / (Post-SSRI sexual Dysfunction, )
      • Ätiologie nicht abschließend geklärt
      • Vorkommen: ♀ ≈ ♂
      • Keine klaren Therapieempfehlungen
  • Substanzen
    • Hohes Risiko: , ,
    • Moderates Risiko: ,
    • Geringes Risiko: , , , , , ,
  • Behandlungsoptionen
    • Abwartende Haltung
    • „Drug Holiday“: Kurze (i.d.R. 2–3-tägige) Pause der Medikamenteneinnahme
    • Zusätzliche Gabe (Off-Label) von
      • (beste Evidenz)
      • (bei ), bspw.
      • Buspiron

[1][26]

Einige wenige Substanzen erhöhen das Risiko für , während s und s im therapeutischen Dosisbereich eher antikonvulsiv wirken.

  • Risikofaktoren
    • Hohe Dosierungen und
    • Schnelle Dosiserhöhung und abruptes Absetzen hoher Dosierungen
    • Zerebrale Vorschädigung
    • Zurückliegende
    • Schlafmangel
  • Substanzen: (v.a. , ), ,
  • Risikomanagement (bei Risikopatient:innen)
    • Vermeiden von , und
    • Langsam Auf- und Abdosieren
    • Niedrigste wirksame Zieldosis wählen
    • Insb. bei Polypharmazie: Überprüfen der Medikation auf potenzielle Interaktionsmechanismen
    • Nach Auftreten eines : Umstellung auf ein Antidepressivum mit geringem/fehlendem Risiko

[1]

Antidepressiva können das Suizidrisiko zeitweise erhöhen, worüber Betroffene und Angehörige aufgeklärt werden sollten. Insgesamt wirkt eine Therapie mit Antidepressiva jedoch protektiv hinsichtlich .

  • Risikofaktoren
    • Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene (≤24 Jahre)
    • Vorbestehende
    • Patient:innen mit psychomotorischer Hemmung
    • Auftreten von Nebenwirkungen der antidepressiven Medikation: Unruhe, Ängstlichkeit, Schlafstörungen
  • Risikozeiträume
    • Zu Behandlungsbeginn
    • Bei Dosisänderung
    • In den ersten 2 Wochen nach Ende der Einnahme von Antidepressiva
  • Risikomanagement
    • Aufklärung der Patient:innen (und der Angehörigen)
    • Engmaschige klinische Beobachtung, insb. in den Risikozeiträumen

Leberschädigung [1][27]

  • Mechanismus
    • Unterschiedlich je nach Substanz
    • Effekt i.d.R. dosisunabhängig (gilt u.a. nicht für )
  • Substanzen: Grundsätzlich unter allen Antidepressiva möglich, insb. bei Polypharmazie und älteren Personen
    • Höheres Risiko: (insb. ), , , , ,
    • Geringeres Risiko: (insb. , , )
  • Risikomanagement
    • Regelmäßige Transaminasenkontrollen (siehe auch: )
    • Bei Anstieg der
      • Ausschluss anderer Ursachen (bspw. Hepatitis)
      • Zunächst abwartende Haltung möglich
      • Ggf. Substanz absetzen und weiter kontrollieren

[1]

  • Mechanismus
    • Assoziiert mit -Wiederaufnahme-Hemmung [7]
    • Siehe auch:
  • Risikofaktoren
    • Höheres Lebensalter
    • Weibliches Geschlecht
    • Geringer
    • Gleichzeitige Einnahme von Substanzen mit Risiko für (u.a. )
    • Vorerkrankungen
      • Krebserkrankung
  • Substanzen: Insb. , (aber auch , )
  • Risikomanagement (bei Behandlung von Risikopatient:innen mit /)
    • Insb. während des Risikozeitraums (Behandlungswoche 1–4)
      • Auf achten
      • Auf Elektrolytkontrollen achten (siehe auch: )

[1]

  • Mechanismus: Noradrenerge und/oder anticholinerge Wirkung → Mydriasis → Verlegung des →
  • Risikofaktoren
    • Höheres Lebensalter
    • Weibliches Geschlecht
    • Familiäre Häufung für
    • Enger , bspw. bei
  • Substanzen: , (aber auch )
  • Risikomanagement: Ggf. augenärztliche Kontrolle vor Beginn einer Behandlung mit Antidepressiva

Indikation

Typische IndikationBevorzugte Substanzen bei Indikation für ein Antidepressivum

[1]

  • Kaum Wirksamkeitsunterschiede zwischen den Antidepressiva
  • Substanzauswahl richtet sich insb. auch nach dem Nebenwirkungsprofil der Antidepressiva
  • Für weitere Informationen siehe:
[28]
  • : und , zugelassen sind
    • , , , (Retardpräparat)
  • /: und , zugelassen sind
    • , , , , (Retardpräparat)
    • 2. Wahl:
  • : und , zugelassen sind
    • , , , (Retardpräparat)
    • 2. Wahl:
  • Für weitere Informationen siehe:

[1]

  • (zugelassen sind: , , , , )
  • 2. Wahl:
  • Für weitere Informationen siehe:

[1]

  • Zugelassen: ,
  • Alternativ (Off-Label Use):

[1]

  • : Kein Wirkungsnachweis für Antidepressiva
  • : (zugelassen)
  • : Keine zugelassene Medikation, aber Wirksamkeitshinweise für (insb. )

[1]

  • : , , (alle zugelassen)
  • bei : (zugelassen)
  • Prophylaxe bei chronischem : Insb. (zugelassen)
  • Prophylaxe bei : Insb. (zugelassen)

Kontrolluntersuchungen

Empfohlene Kontrolluntersuchungen [1]

Der Umfang der Kontrolluntersuchungen kann je nach Behandlungsfall und Risikokonstellation entsprechend der jeweiligen Fachinformationen angepasst werden. Bei Frauen im gebärfähigen Alter sollte vor Behandlungsbeginn das Vorliegen einer mittels abgeklärt werden.

Empfohlene Untersuchungen im Rahmen einer Behandlung mit Antidepressiva [1]UntersuchungZeitpunkteVor BehandlungsbeginnIn BehandlungsmonatAb 7. Behandlungsmonat123456VierteljährlichHalbjährlichAlle Antidepressiva (außer )BlutbildaXX————X—XcXX————X—XcX

XdX

XdXd——X—Xc,dLeberenzymeeXX————X—XcBlutzucker, X——Xf——Xf—XfXXh————Xd,g,h—Xc,d,g,hPuls, BlutdruckiXX—X——XXj—Körpergewicht (), BauchumfangfXXXfXXfX——X—XBlutbildbXXXXXXXXXX—XX—X——X—XXXXdXd——X—XLeberenzymeXXXX——XX—Blutzucker, X——Xf——Xf—XfXX—X——X—Xd,gPuls, BlutdruckXXXX——XX—Körpergewicht (), BauchumfangfXXXfXXfXXXXX—Legende
  • a: Bei : Wöchentl. Kontrollen des Blutbildes in den ersten Behandlungsmonaten empfohlen
  • b: Insb. bei und/oder weiteren Infektzeichen
  • c: Ggf. auch jährliche Kontrollen bei langfristig stabilen Patient:innen ausreichend
  • d: Empfohlen bei Personen >60 Jahre
  • e: Bei : Kontrollen vor Beginn und nach Behandlungswoche 3, 6, 12, 24 und bei klinischer Indikation; nach einer Dosiserhöhung gelten dieselben Empfehlungen wie bei Behandlungsbeginn
  • f: Insb. bei Anwendung von , , und bzw. bei starker Gewichtszunahme
  • g: Bei Personen mit Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen
  • h: Zusätzliche Kontrollen bei Dosiserhöhung, wenn das Antidepressivum ein Risiko für birgt
  • i: Bei Gabe von (in hohen Dosierungen), , , : Häufigere Blutdruckkontrollen nötig, insb. bei Behandlungsbeginn
  • j: Ggf. auch halbjährliche Kontrollen bei langfristig stabilen Patient:innen ausreichend

Therapeutisches Drug Monitoring [1][4]

  • Zu bestimmender Wert: Plasmaspiegel des jeweiligen Antidepressivums
  • Mögliche Indikationen, u.a.
    • UAW bei angemessener Dosis
    • Zweifel bzgl. Adhärenz
    • Unzureichende Response bei angemessener Dosis
    • Vermeiden einer
    • Interaktionsrisiko beim Einsatz mehrerer Medikamente
    • Erkrankung mit Einfluss auf (insb. - und Nierenfunktionsstörung)
    • Erhöhte Variabilität bzgl. und bei Personen
      • >65 Jahre
      • <18 Jahren
    • und Stillzeit
    • Bei Substraten von (insb. ): Zusätzlich bei Veränderung des Tabakkonsums
  • Monitoring besonders empfohlen für:
  • Siehe auch: AGNP-Therapeutisches Drug Monitoring unter Tipps & Links

Besondere Patientengruppen

Ältere Personen [1]

  • Zu beachten
    • Wirksamkeit gegeben, jedoch
      • Verzögerte Wirklatenz
      • Niedrigere Response-Raten
    • Erhöhtes Interaktionsrisiko aufgrund häufig bestehender Polypharmazie
    • Altersbedingte veränderte und
  • Besonders relevante Nebenwirkungen
    • und orthostatische Hypotonie (CAVE: Sturzgefahr)
    • ( kontrollieren, siehe auch: )
    • Für nähere Angaben zu den hier genannten Nebenwirkungen siehe:
  • Grundlagen der medikamentösen antidepressiven Behandlung älterer Personen
    • Substanzauswahl v.a. anhand Nebenwirkungsprofil und Komedikation (siehe auch: )
    • Insb. initial niedrigere Dosierungen wählen
    • Monotherapie und Einmalgabe pro Tag bevorzugen

Substanzspezifisches Risiko der Antidepressiva im höheren Lebensalter [1]RisikoSubstanzGering

  • : , , ,
  • : ,
Mäßig
  • : ,
  • :
Erhöht
  • Alle (insb. )

Kinder und Jugendliche [5]

  • Zu beachten
    • Zulassungseinschränkungen
      • Nur wenige zugelassene Substanzen
      • Altersgrenzen variieren je nach Substanz
    • Erhöhte Variabilität bzgl. und , bspw.
      • Unvollständig ausgebildete bei Kindern
      • Gesteigerte Metabolisierungsrate der
    • Häufiger mangelnde Adhärenz
    • Aufklärung der Patient:innen und deren Sorgeberechtigten
  • Grundlagen der medikamentösen antidepressiven Behandlung bei Kindern und Jugendlichen
    • Langsame Dosissteigerung
    • Angepasste Dosierungsempfehlungen beachten

Gängige Antidepressiva bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen [5]SubstanzenIndikationZulassungsalter und jeweilige DosierungenBesonderheiten

  • (mittelgradig/schwer)
  • 8 Jahre
  • Bei fehlendem Ansprechen auf eine psychologische Behandlung nach 4–6 Sitzungen
  • Nur in Kombination mit psychologischer Behandlung

  • 8 Jahre
  • 6 Jahre
  • Abweichende Dosierungsempfehlung für Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren

und Stillzeit [1]

Die folgenden Informationen sollten auch bei bestehendem Kinderwunsch beachtet und möglichst eine Substanz gewählt werden, die im Falle einer fortgeführten Einnahme in der geeignet ist. Für weitere Angaben zu den einzelnen Wirkstoffen in und Stillzeit sei auf die Seite von Embryotox verwiesen (siehe: Tipps & Links) [29].

  • Zu beachten
    • Alle Antidepressiva sind plazentagängig [3]
    • Strenge Indikationsprüfung
      • Insb. im 1. Trimenon, aber auch nach der 20.
      • Risiken der Mutter (durch psychische Erkrankung) vs. Risiken des Kindes (durch Exposition mit Pharmakon)
    • Off-Label Use
  • Grundlagen der medikamentösen antidepressiven Behandlung in und Stillzeit
    • Ärztliche Vernetzung betroffener Fachrichtungen (Psychiatrie, Gynäkologie, Pädiatrie) herstellen
    • Auswahl einer Geburtsklinik mit interdisziplinärer (und neonatologischer) Versorgung
    • Monotherapie bevorzugen
    • Substanzen
      • Je nach Substanz, erhöhtes teratogenes Potenzial und Frühgeburtsrisiko
      • Vorzugsweise oder
      • Bei erwünschter : oder [29]
    • Therapeutisches Drug Monitoring nutzen

Meditricks

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Was ist besser als Amitriptylin?

Clomipramin und Imipramin dämpfen weniger als Amitriptylin und Doxepin. Alle trizyklischen Antidepressiva werden als "geeignet" bewertet, um mittelschwere bis sehr schwere Depressionen zu behandeln.

Welche Alternative gibt es zu Amitriptylin?

Depressionstherapie: Johanniskraut erweist sich als verträgliche Alternative zu Amitriptylin. In den meisten bisherigen Vergleichsstudien wurde die Wirksamkeit von Johanniskrautextrakt bei leichter bis mittelschwerer Depression gegenüber Imipramin geprüft.

Kann man mit Amitriptylin besser schlafen?

Niedrig dosierte Antidepressiva wie Trimipramin, Doxepin und Amitriptylin verkürzen die Einschlafzeit und die nächtlichen Wachphasen, unterdrücken aber den REM-Schlaf.

Ist Amitriptylin ein gutes Antidepressiva?

Amitriptylin gehört zur Klasse der Antidepressiva, die zur Behandlung von Fibromyalgie empfohlen werden. Obwohl Amitriptylin häufig zur Behandlung von Fibromyalgie eingesetzt wird, ergab ein Review aus dem Jahr 2012 keine Evidenz von guter Qualität, die die Anwendung des Arzneimittels unterstützt.