Was ist der Sinn einer Wespe?

Besser als ihr Ruf

| 21. Juli 2022, 15:03 Uhr

Wespen naschen ungefragt von Saft, Kuchen oder Obst und stechen obendrein sogar noch ab und an zu: Die gestreiften Insekten sind wirklich keine gern gesehenen Gesellen. Dabei erfüllen sie wichtige Aufgaben im hiesigen Ökosystem.

Ein Sommer ohne lästige Wespen wäre für die meisten Menschen ein wahr gewordener Traum. Endlich Kuchen, Eis und süßen Saft ohne die gestreiften Tiere genießen können! Tatsächlich hätte es jedoch Folgen für das gesamte Ökosystem, gäbe es die Insekten nicht mehr. Wie nützlich Wespen wirklich sind, erklärt myHOMEBOOK.

Wofür sind Wespen nützlich?

Viele Wespen-Arten nehmen Obst, Blüten und Nektar zu sich und dienen daher als wichtige Bestäuber. Ohne sogenannte Feigwespen gäbe es beispielsweise keine leckeren Feigen, denn sie sorgen dafür, dass die Blüten bestäubt werden und die Früchte wachsen können.

Außerdem machen sich Wespen nützlich, indem sie andere Insekten und damit auch Schädlinge sowie deren Larven verspeisen. Laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) vernichtet ein kleiner Wespenstaat bis zu 3000 Fliegen, Mücken, Raupen, Motten, Spinnen und andere Insekten pro Tag.

Was ist der Sinn einer Wespe?

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Warum stechen Wespen?

Die schwarz-gelben Insekten stechen, wenn jemand ihre Königin, ihr Nest oder sie selbst angreift oder sie sich durch jemanden oder etwas bedroht fühlen. Im Gegensatz zur Honigbiene verliert die Wespe ihren Stachel bei einem Stich nicht, sondern kann ihn einziehen und wieder einsetzen. Da er keine Widerhaken besitzt und schneller aus der Haut herausgleiten kann, geben sie weniger Gift als Biene oder Hummel ab. Daher sind Wespenstiche weniger schmerzhaft.

Übrigens: Die Honigbiene und die Wespe sind tatsächlich verwandt. Vor mehreren Millionen Jahren hat sich die Biene aus der fleischfressenden Wespe entwickelt. Sie unterscheiden sich heute nicht nur in ihrer Farbe und dem Fakt, dass Bienen nur einmal stechen können. Bienen fressen, anders als ihre Verwandten, kein Fleisch.

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Darf man Wespen töten?

Wespen stehen wie viele andere Insekten unter Naturschutz. Daher ist es verboten, sie zu töten oder Nester einfach umzusiedeln. Je nach Bundesland kann es bei einem Verstoß zu Bußgeldern zwischen 5000 und 50.000 Euro kommen. Bei besonders geschützten Arten sind sogar Strafen in Höhe von bis zu 65.000 Euro möglich.

Methoden, um sich vor Wespen zu schützen

Am besten lässt man Speisen und Getränke nicht lange draußen stehen, denn beides lockt die Deutsche sowie die Gemeine Wespe an. Ein Tipp des Landesbunds für Vogelschutz in Bayern: Wespen nicht anpusten, um sie zu vertreiben. In der Atemluft befindliche Spucke zieht die Insekten an. Stattdessen hilft es, Wespen mit zerstäubtem Wasser zu besprühen. Es wirkt für sie wie ein Wetterumschwung, sodass sie in ihr Nest zurückkehren.

Die Wespe – ein zu Unrecht verurteiltes Insekt

Wer mag schon Wespen? Sie können stechen, klauen unser Essen und bauen ihre Nester an ungünstigen Stellen. Dabei gibt es noch so viel mehr zu wissen über die kleinen Insekten. Oft werden sie völlig zu Unrecht verurteilt.

1. Die Wespe, ein „unnötiges“ Insekt?
2. Wespe ist gleich Wespe?
3. Warum kommen Wespen überhaupt zu uns?
4. Wespennest am Haus, was kann ich tun?
5. Was hilft gegen die Belästigung durch Wespen und was sollte man lieber nicht tun?
6. Was tun bei einem Wespenstich?
7. Welche Regelungen gibt es zum Schutz von Wespen?


1. Die Wespe, ein „unnötiges“ Insekt?

Was ist der Sinn einer Wespe?

Wespenkönigin auf Schlehe - Foto: Helge May

Im Gegensatz zur Honigbiene, die allgemein für ihren „Bienenfleiß“ und die Leistung, die sie für den Menschen erbringt, anerkannt ist, hat es die Wespe schwer. „Die nervt doch nur, so ein unnötiges Insekt“, hört man regelmäßig Menschen im Sommer schimpfen. Doch das ist nicht richtig: Ihre Beutetiere sind unter anderem Fliegen, Blattläuse, Raupen und weitere Insekten, die dem Mensch unerwünscht sind und die er gerne chemisch bekämpft. Somit sind Wespen quasi natürliche „Schadinsekten-Vernichtungsmittel“ und leisten Landwirten und Landwirtinnen und Gartenbesitzern und Gartenbesitzerinnen wertvolle Dienste. Die Kehrseite dieses Appetits auf Eiweiß ist natürlich, dass diese Wespen auch von Wurst und Fleisch magisch angezogen werden. Bevor man also bei der nächsten Gartenparty nach den Wespen schlägt, sollte man lieber versuchen, sich mit ihnen zu arrangieren. Außerdem stehen Wespen unter Schutz.


2. Wespe ist gleich Wespe?

Was ist der Sinn einer Wespe?

Gemeine Wespe nagt an Zuckerguss von Mohnkuchen - Foto: Helge May

Es sind nur zwei der sozialen Wespen-Arten, die uns auf der Terrasse am Kaffeetisch und an der Wurst besuchen: die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe, die zu den so genannten Kurzkopfwespen zählen. Beide Arten sind schwarz-gelb gefärbt. Wie alle anderen Wespenarten sind sie recht nützlich, benötigen sie doch zur Fütterung der Brut tierisches Eiweiß und jagen dafür andere Insekten, beispielsweise Fliegen oder Mücken. Nur sie lieben Süßspeisen und Säfte, Fleisch und Wurst. Und nur sie nisten vorwiegend in dunklen Höhlen. Daher fliegen sie auch auf Steaks, Süßigkeiten und Kuchen und schaden als ungebetene Besucher von Picknicks und Grillabenden dem Ruf der gesamten Wespen-Familie.

Die negativen Folgen treffen vor allem die Langkopfwespen, wie beispielsweise die Sächsische Wespe. Da ihre Nester frei hängen und gut sichtbar sind, zum Beispiel auf dem Dachböden, werden sie vorschnell als Störenfriede deklariert und bekämpft, obwohl sie unter Naturschutz stehen.


3. Warum kommen Wespen überhaupt zu uns?

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Wespe frisst an reifer Zwetschge - Foto: Helge May

Für Wespen und Co. beginnt die Mangelzeit, sobald die Lindenblüte vorüber ist. Zugleich erreichen die Völker ihre volle Größe und die Arbeiterinnen schwärmen aus, um den Nachwuchs mit Nahrung zu versorgen. „Nimmt in der Natur das Nahrungsangebot ab, landen sie auf der Suche nach Essbarem häufiger auf unserem Gartentisch“, berichtet NABU-Experte Martin Klatt.

Die uns lästigen Wespen-Arten nisten vorwiegend in dunklen Höhlen. Solche natürlichen Höhlen in Bäumen oder in der Erde gibt es aber immer weniger, so dass die Jungköniginnen auf Ausweichquartiere im oder am Haus angewiesen sind. „Dazu gehören zum Beispiel dunkle Dachböden, Geräteschuppen oder Rollladenkästen.“ Andere Wespenarten bauen ihre Nester zum Beispiel frei hängend im Gebüsch oder in Hecken. „Sieht man also die Hautflügler aus einem solchen Nest ausfliegen, muss man sich eigentlich keine Gedanken machen“, beruhigt der NABU-Experte. „Vielmehr ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man das Glück hat, da gerade eine seltene Art wie zum Beispiel die Mittlere Wespe zu Gesicht zu bekommen.“ Die Tiere werden in der Regel nicht als aggressiv wahrgenommen und verschwinden bereits Mitte August wieder. „Für die sozialen Wespenarten gilt die Regel: Im Herbst sterben Volk und Königin ab – und das Nest wird im kommenden Jahr nicht wieder bezogen.“


4. Wespennest am Haus, was kann ich tun?

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Geöffnetes Nest der Sächsischen Wespe - Foto: Melanie von Orlow

Wespennester dürfen nicht eigenmächtig zerstört werden, sie müssen von einem Experten entfernt werden! Wenden Sie sich dazu an die Untere Naturschutzbehörde bei ihrem zuständigen Landratsamt, an die örtliche Feuerwehr oder an www.aktion-wespenschutz.de. Leider geschieht es dennoch viel zu oft, dass die Insektenbehausungen zerstört werden, weshalb inzwischen 46% der heimischen Wespenarten auf der Roten Liste stehen.

Sind Wespennester in Haus Nähe, bringt man Fliegengaze an Fenstern und Türen an. Wespennester am Haus dürfen nicht einfach eingeschlossen werden, da sich die Tiere dann einen anderen Ausgang suchen und so ins Haus gelangen können. Am verschlossenen Einflugloch müssen Sie dann mit aggressiven Wespen rechnen. Wespen haben ein Langzeitgedächtnis!

Nachts bei geöffneten Fenster kein Licht anmachen. Um Wespen, die sich ins Haus verirrt haben, wieder nach draußen zu bringen, wird ein Glas über die Wespe gestülpt und vorsichtig ein Stück Papier als Boden untergeschoben. Alle bei uns heimischen sozialen Wespenarten bilden sogenannte Sommerstaaten, die nur für wenige Monate existieren. Nach den ersten Frostnächten im Herbst gehen die Wespen ein. Nur die Königin überlebt und sucht sich einen anderen Platz zum Überwintern.

Man kann das Nest nach der Wespensaison also gefahrlos entfernen. Es empfiehlt sich, die Stelle gut zu säubern, denn Wespen orientieren sich am Geruch. Wohnungssuchende Königinnen könnten sonst im nächsten Jahr wieder an der Stelle einfinden, an der es „nach Wespe riecht“. Wespennester in der Nähe von Kindern, wie an Schulen oder Kindergärten, sollten Sie aber vorsichtshalber fachgerecht entfernen lassen (s.o.).


5. Was hilft gegen die Belästigung durch Wespen und was sollte man lieber nicht tun?

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Wespe auf Fenchel - Foto: Helge May

Wespen stechen, sobald sie sich bedroht fühlen. Vermeiden Sie deshalb heftige Bewegungen, schlagen Sie nicht nach den Tieren. Auch vermeintlich "sanftes" Anpusten sollte vermieden werden: Das Kohlendioxid in der Atemluft ist ein Alarmsignal für die Tiere und versetzt sie in Angriffshaltung.

Wespen lieben Süßes. Während Grillfleisch zur Aufzucht der Brut genutzt wird, dienen Kuchen, Eis und Saft der eigenen Versorgung. Deshalb Nahrungsmittel im Freien konsequent abdecken. Reste sofort wegräumen. Nach dem Essen den Kindern den Mund gründlich abwischen. Obst rechtzeitig abernten und aufsammeln, am besten an Regentagen oder in den Abendstunden. Abfallbehälter, insbesondere in Parks, auf Spielflächen und Schulhöfen, sollten stets geschlossen sein. Gerade Kinder sollten nicht aus offenen Flaschen oder Dosen trinken, sondern Strohhalme benutzen. Sinnvoll kann es auch sein, Wespen durch eine abseits stehende Flasche mit süßem Inhalt abzulenken, ihnen also einen eigenen Fressplatz einzurichten und sie so abzulenken. Wespen werden von dem süßlichen Geruch von Parfum und Autan angezogen, darauf sollte ebenfalls verzichtet werden.

Wenn Holzverschalungen am Haus regelmäßig gepflegt und mit umweltfreundlichen Lacken angestrichen werden, wird das Holz nicht von Wespen zu Nistmaterial verarbeitet. Hohlräume am Haus noch vor dem Frühling verschließen, um den Wespen nicht die Möglichkeit zum Nestbau zu bieten. Stattdessen abseits der Wohnung oder des Hauses eigens auf die Bedürfnisse der Hautflügler abgestimmte Nisthilfen anbieten. Wespenfallen aufzustellen verbietet sich, denn in ihnen landen zu 95 Prozent andere Arten, die zudem geschützt sind.


6. Was tun bei einem Wespenstich?

Was ist der Sinn einer Wespe?

Völlig harmlos: Knotenwespe auf Bergsandglöckchen - Foto: Helge May

Wenn man doch einmal von einer Wespe gestochen wird, sollte man Ruhe bewahren. Wespenstiche führen bei gesunden Menschen - vom Kleinkind bis zum Greis - zu einer etwa zwei Tage lang druckempfindlichen Hautschwellung an der Einstichstelle und einem anfangs ziehenden Schmerz, bedeuteten aber keine weiteren Gesundheitsschäden. Die Beschwerden lassen sich lindern, indem man unmittelbar nach dem Stich Salmiakgeist auf die Stichstelle einmassiert. Auch Zitronensaft, eine halbe Zwiebel oder zerdrückter Spitzwegerich wirken lindernd. Mit Coolpacks lassen sich die Beschwerden weiter verringern.

Ein Sonderfall sind allerdings Menschen mit allergischen Reaktionen auf Wespenstiche. Diese Allergie, die aber nur drei bis fünf Prozent der Bevölkerung betrifft, äußert sich in Reaktionen, die weit über eine lokale Schwellung hinausgehen. Bei Symptomen wie Ohnmacht, Schwindel, Übelkeit oder bei Stichen im Mund sollte so schnell wie möglich ärztliche Hilfe geholt werden. Wespenallergiker und -allergikerinnen erhalten Erste-Hilfe-Ausrüstungen und Medikamente von ihrem Arzt, die sie im Sommer bei sich führen sollten.


7. Welche Regelungen gibt es zum Schutz von Wespen?

Was ist der Sinn einer Wespe?

Europäische Hornisse - Foto: Christoph Kasulke

Wespen sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützt, als wild lebende Tiere dürfen sie nicht mutwillig beunruhigt, gefangen, verletzt oder getötet werden. Auch ihr Nest darf nicht zerstört werden. Außerdem stehen bestimmte Wespenarten unter einem besonderen Schutz, wie zum Beispiel die Hornisse. Eine Befreiung von diesen Verboten ist nur möglich, wenn ein überwiegend öffentliches Interesse besteht oder wenn das Einhalten des Gesetzes zu einer unzumutbaren Belastung im Einzelfall führt. Zum Beispiel können Wespennester in der Nähe von Kindern fachgerecht entfernt werden.

Wer in Baden-Württemberg eine Wespe fängt, verletzt oder tötet, muss mit einem hohen Bußgeld rechnen. Sicherlich soll das Bußgeld eine abschreckende Wirkung haben, damit alle wissen, dass das Verbot wirklich ernst gemeint ist. Auch die Zerstörung des Nests wird mit einem Bußgeld geahndet. Selbst bei lästigen Wespen, die am Kuchen naschen wollen, muss man die Tiere nicht töten, stattdessen sollte ihnen zur Ablenkung etwas Anderes angeboten werden, zum Beispiel eine Schale Zuckerwasser abseits der Kaffeetafel.


NABU-Broschüre zum Thema:

Was ist der Sinn einer Wespe?

Viele weitere Informationen zum Umgang mit den Hautflüglern finden Sie in der NABU-Broschüre „Bienen, Wespen und Hornissen – kein Grund zur Panik“. Sie enthält neben praktischen Tipps auch Anleitungen, wie man Nisthilfen selber bauen kann und zur insektenfreundlichen Gestaltung des eigenen Gartens.

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Weiterlesen:

Was hat eine Wespe für eine Funktion?

Dabei tun Wespen, die zu den Hautflüglern gehören, im Garten nützliche Dienste. Genauso wie Bienen und Hummeln bestäuben sie Blüten und tragen damit zu einer reichen Obsternte bei. Außerdem vertilgen sie eine Menge Insekten und helfen dem Menschen dabei, die Schädlinge im Garten einzudämmen.

Sind Wespen unnütz?

Wespen empfinden viele Menschen daher als lästig. Nutzlos sind sie aber ganz und gar nicht, sagt Melanie von Orlow vom Naturschutzbund (Nabu). Die Biologin räumt allerdings ein: „Bisher gibt es kaum Grundlagenforschung zu Wespen.

Sind Wespen klug?

Wespen können logisch Schlussfolgern Bei Wespen geht es mit der Intelligenz noch einen Schritt weiter. Wespen können nämlich offenbar logisch Planen. Forschende der Universität Michigan haben Feldwespen darauf trainiert, zwischen zwei Farben zu unterscheiden.

Warum setzen sich Wespen auf Menschen?

In wespenreichen Jahren wirken die Insekten auf Menschen schon alleine deswegen aggressiv, weil sie in größerer Zahl auftreten. Mehr Wespen bedeutet jedoch auch, dass eine größere Brut versorgt werden muss und dass die Konkurrenz bei der Nahrungssuche hoch ist.