Von Vergiftungserscheinungen durch Haushaltsprodukte sind in erster Linie Kinder und Kleinkinder betroffen, die möglichen Gefahrenquellen sind vielfältig. Aber auch Erwachsene sind nicht vor Vergiftungen gefeit. Zwar führen nur wenige Substanzen, die sich in einem durchschnittlichen Haushalt finden, zu schweren Vergiftungen, dennoch ist rasches Handeln wichtig. Hier finden Sie Informationen, was in einzelnen Fällen zu tun ist. Show
Bei Vergiftungsverdacht gilt in jedem Fall: frühzeitig Vergiftungsinformationszentrale 01 406 43 43 kontaktieren, um Gefährdung abzuschätzen. Inhaltsverzeichnis
Die wichtigste Maßnahme ist, den eigenen Haushalt „giftsicher“ zu gestalten. Mehr Informationen dazu unter Vergiftung: Vorbeugung HinweisDie folgenden Informationen beziehen sich nur auf irrtümlich aufgenommene, sehr kleine Mengen der jeweiligen Substanzen! Eine übermäßige Aufnahme bei Vergiftungs- oder Suizidabsicht ist in jedem Fall bedrohlich, es muss umgehend der Notruf 144 (und gegebenenfalls die Vergiftungsinformationszentrale 01 406 43 43) gewählt werden. Was tun bei Vergiftung mit Putzmittel?AllzweckreinigerWerden de facto in jedem Haushalt verwendet und enthalten waschaktive, schaumbildende Substanzen (Tenside, Seife). Meistens sind auch geringe Konzentrationen von Lösungsmitteln enthalten. Symptome: schleimhautreizend, Husten und Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen) möglich. Erste Hilfe:
WC-Reiniger & WC-BeckensteinDie Eigenschaften sind sehr von der Zusammensetzung des Produktes abhängig. In WC-Steinen sind Tenside und Duftstoffe enthalten, und daher sind sie meist ungefährlich. In WC-Reinigern sind Tenside mit Zitronen- oder Essigsäure gemischt. Meistens besitzen die Produkte nur reizende Eigenschaften. Symptome: schleimhautreizend, Husten und Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen) möglich. Selten können auch Ameisensäure oder Salzsäure beigemengt sein, vor allem in industriellen Produkten. Von diesen geht ein erhebliches Gefahrenpotenzial aus. Erste Hilfe:
Geschirrspülmittel & SpülmaschinenreinigerHier ist die Unterscheidung zwischen manuellen Spülmitteln und Geschirrreinigern für die Maschine wichtig. Während flüssige Spülmittel zum größten Teil nur Tenside enthalten und damit relativ ungefährlich sind (siehe Allzweckreiniger), enthalten Maschinenprodukte reizende Inhaltsstoffe. Diese werden als Tabs oder Gel eingesetzt. Symptome: Abschlecken und knabbern führt meist nicht zu wesentlichen Beschwerden. Je nach Konzentration der Inhaltsstoffe können Reizungen auftreten. Schmerzen und Brennen im Mund und Rachen, Schwellungen, Rötungen sowie Magen-Darm-Beschwerden sind möglich. Erste Hilfe:
Glasreiniger & FensterreinigerDiese enthalten Tenside (siehe Allzweckreiniger) und diverse Lösungsmittel, z.B. Alkohole. In der Regel führen Glasreiniger nicht zu schweren Vergiftungen, sondern zu ähnlichen Symptomen wie Allzweckreiniger. Symptome: Schleimhautreizung. Erste Hilfe:
RohrreinigerDiese finden Verwendung vor allem bei verstopften Abflussrohren. Sie können stark ätzende Laugen wie z.B. Natronlauge (Ätznatron) enthalten und werden häufig als Pulver oder Granulat abgefüllt. Symptome: Abhängig von der Einnahmemenge kann es zu sehr starken und sofort auftretenden Schmerzen, Schwellung und Rötung des betroffenen Haut- oder Schleimhautareals, starkem Speichelfluss sowie Erbrechen und Übelkeit kommen. Erste Hilfe:
Was tun bei Vergiftung mit Industriereiniger?Industriereiniger können z.B. Kalium- oder Natriumhydroxid oder giftige Chemikalien enthalten und stark ätzend sein. Diese Produkte haben im Haushalt nichts verloren! Symptome: Abhängig von der Einnahmemenge kann es zu sehr starken und sofort auftretenden Schmerzen, Schwellung und Rötung des betroffenen Haut- oder Schleimhautareals, starkem Speichelfluss sowie Erbrechen und Übelkeit kommen. Bei Produkten mit Lösungsmitteln können Benommenheit bis zu Bewusstlosigkeit dazukommen. HinweisVerätzungen der Speiseröhre können zu narbigen Verengungen führen. Erste Hilfe:
Was tun bei Vergiftung mit Entkalker?Diese Mittel werden zum Entkalken von z.B. Kaffeemaschinen oder Wasserkochern verwendet. Unfälle passieren vor allem, wenn die Entkalkerflüssigkeit im Gerät vergessen wird und anschließend Getränke zubereitet werden – Vorsicht insbesondere bei der Zubereitung von Säuglingsnahrung! HinweisWasserkocher kennzeichnen (z.B. mit einem angeklebten Zettel), wenn Entkalker eingefüllt ist! Die Bestandteile sind meist Amidoschwefel-, Zitronen-, eventuell Apfel- und Milchsäure. Manchmal wird auch Essigsäure verwendet. Unverdünnt sind diese Produkte reizend. Entkalker sind in flüssiger oder in fester Form erhältlich. Bei unklarer Kennzeichnung Vergiftungsinformationszentrale anrufen! Symptome: Die Wirkung ist sehr stark abhängig von der Konzentration des Gemisches, möglich sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Schmerzen. Erste Hilfe:
Was tun bei Vergiftung mit Waschmittel & Weichspüler?Auch bei diesen Stoffen stehen die Tenside in verschiedenen Formen im Vordergrund. Zusätzlich enthalten sie Bleichmittel, Duftmittel und Hilfsstoffe. Das Vergiftungsrisiko ist gering. Symptome: Schleimhautreizung, Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen) möglich. Vorsicht ist bei Waschmitteln in wasserlöslicher Folie bzw. Gelkapseln (Pods, Caps, Tabs) geboten; sie enthalten höher konzentriertes Flüssigwaschmittel, es ist eine stärkere Symptomatik möglich! Zudem besteht das Risiko einer Aspiration. Erste Hilfe:
Was tun bei Vergiftung mit Kosmetikprodukten?NagellackBei Nagellacken wird von Kindern meistens nur der Pinsel abgeleckt, damit ist die eingenommene Menge zu gering, um eine Vergiftung herbeizuführen. Symptome: Schleimhautreizung. Erste Hilfe:
NagellackentfernerSymptome: starkes Brennen auf den Schleimhäuten, Übelkeit, Erbrechen. Bei größeren Mengen eventuell Benommenheit, Gangunsicherheit und Schläfrigkeit. Erste Hilfe:
Haarshampoo, Duschgel, Seife, BadezusatzSymptome: Die schäumende Wirkung führt im Magen unter Umständen zu Übelkeit mit Erbrechen. Erste Hilfe:
KörperpuderPuder auf Basis von Talk kann dann gefährlich werden, wenn es eingeatmet wird und die Partikel in die Atemwege gelangen. Betroffen sind insbesondere Babys und Kleinkinder, die z.B. in Rückenlage mit einer Puderdose spielen, die sich dabei öffnet. Symptome: Husten bis hin zu Atemproblemen. Erste Hilfe: Bei Verschlucken: Mundhöhle reinigen, schluckweise Wasser nachtrinken.
Parfüm & RasierwasserBei Parfüm oder Rasierwasser gilt dasselbe Vorgehen wie bei Alkohol (s. unten). Was tun bei Vergiftung mit Alkohol?Umgangssprachlich werden als Alkohol Getränke mit berauschender Wirkung beschrieben. Alkohol ist aber auch in vielen Haushaltsprodukten enthalten, wie z.B. in manchen Kosmetika, Spiritus, Desinfektionsmitteln und bestimmten Reinigungsmitteln. Trinkalkohol (Ethanol)Hochprozentige Getränke wie z.B. Wodka, Schnaps oder Whisky schrecken Kinder aufgrund des brennenden Gefühls auf Schleimhäuten generell ab. Daher wird meistens nur ein Schluck getrunken. Ausnahmen sind Liköre und Cocktails. Symptome: Abhängig von der Einnahmemenge kann es zu Übelkeit, Erbrechen,Gangunsicherheit und eventuell Schläfrigkeit kommen. Erste Hilfe:
HinweisBei einer Alkoholvergiftung aufgrund der Einnahme großer Mengen an Alkohol gilt ein anderes Vorgehen! Mehr zum Thema: Vergiftung: Alkohol & Drogen. Was tun bei Vergiftung mit Klebstoff?Unfälle mit Klebstoffen betreffen insbesondere Kinder und Kleinkinder. Man unterscheidet unterschiedliche Produkte:
Erste Hilfe bei allen Klebstoffen:
Weitere Produkte im HaushaltSilicagelDie kleinen abgepackten Kügelchen zum Schutz vor Feuchtigkeit kommen z.B. bei empfindlichen Geräten, Handtaschen oder anderen Gebrauchsgegenständen zum Einsatz. Sie sind bei Verschlucken vollkommen ungiftig und werden mit dem Stuhl unverändert wieder ausgeschieden. Zigaretten und ZigarettenkippenZigaretten werden oft von Kindern gekostet, eine Vergiftung ist aber selten. Bei Kleinkindern kann auch die Einnahme von Nikotinkaugummis und Nikotinpflastern Beschwerden verursachen. Nachfüllpackungen für E-Zigaretten und Kautabak (z.B. Snus) enthalten mehr und besser resorbierbares Nikotin. Symptome: Bei geringen Mengen treten in der Regel keine Beschwerden auf. Mögliche Beschwerden sind Übelkeit und Erbrechen. Bei größeren Mengen können zusätzlich Durchfall, Unruhe, Zittern, Blässe und Herzrasen auftreten. Erste Hilfe:
Ätherisches Öl, DuftölSymptome: Schleimhautreizung, Übelkeit, Erbrechen, Husten Erste Hilfe:
LampenölDieses kann gefährlich werden, wenn kleinste Mengen in die Atemwege gelangen. Symptome: Husten, Atemnot und erhöhte Atemfrequenz (Erstickungsgefahr). Erste Hilfe:
Quecksilber (Fieberthermometer, Energiesparlampe)Quecksilber ist nur in den alten Fieberthermometern enthalten, die heutigen Thermometer mit silberner Flüssigkeit enthalten das harmlose Galinstan. Auch Energiesparlampen können Quecksilber in niedrigen Konzentrationen enthalten. Prinzipiell sind Quecksilberdämpfe gesundheitsschädlich, jedoch sind die Mengen, die in einem Fieberthermometer bzw. einer Energiesparlampe enthalten sind, zu gering, um eine Vergiftung zu verursachen. Beim Zerbrechen eines Quecksilberthermometers bzw. einer Energiesparlampe:
SeifenblasenlösungSymptome: Schleimhautreizung, Magen-Darm-Beschwerden möglich. Erste Hilfe:
KnicklichtSymptome: Schleimhautreizung, leichte Magen-Darm-Beschwerden möglich. Erste Hilfe:
StreichholzkopfBei Verschlucken ist keine Vergiftung zu erwarten, ein paar Schluck Wasser nachtrinken. Farben & StifteMaterialien wie Wasserfarben, Fingerfarben, Buntstifte, Filzstifte, Tinte, Kugelschreiber etc. sind bei Einnahme von geringen Mengen unbedenklich. Eventuell ein paar Schluck Wasser nachtrinken. HinweisDies gilt nicht für Künstlerfarben (z.B. Acrylfarbe, Ölfarbe)! Diese können ätzend und schleimhautreizend sein. Bei Unsicherheit Vergiftungsinformationszentrale 01 406 43 43 kontaktieren. DüngemittelChemische Pflanzendünger gibt es in unterschiedlichen Ausführungen mit verschiedenen Inhaltsstoffen. Unfälle passieren in erster Linie, wenn flüssiger Dünger z.B. in Gießkannen vergessen wird und so in die Hände von Kindern gelangt. Symptome: meist schleimhautreizend, Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen). Erste Hilfe:
AchtungNicht verwechseln mit Pflanzenschutzmitteln (Insektizide, Herbizide, Fungizide)! Diese sind weit giftiger und können Schleimhäute und Organe schädigen. Eine Vergiftung mit diesen Produkten kann lebensbedrohlich sein, es muss bei Beschwerden der Notruf 144 gewählt werden! BenzinZu Vergiftungen mit Benzin kann es einerseits durch das Einatmen von Benzindämpfen, andererseits durch Verschlucken von Benzin kommen (z.B. beim Ansaugen einer verstopften Benzinleitung). Symptome: Schleimhautreizung, Magen-Darm-Beschwerden (Aufstoßen, Übelkeit, Erbrechen), Husten, Atemnot sowie Schwindel, Rauschzustand bis Benommenheit oder Bewusstlosigkeit. Erste Hilfe:
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Was würde passieren wenn man Nagellack trinkt?„Toluol ist ein Lösungsmittel, das die Haut entfettet und zu Entzündungen führen kann. DBP, kurz für Dibutylphthalat, ist ein Weichmacher, der bei Einatmen oder Verschlucken zu Gesundheitsschäden führen kann.
Kann man sich mit Nagellackentferner vergiften?Verätzungen sind nie aufgetreten. Die üblicherweise in Nagellackentfernern enthaltenen Stoffe sind Aceton, Ethylacetat, Methylacetat und/oder Butanon. Diese Lösungsmittel können bei Einnahme durch eine Reizung der Schleimhäute zu Übelkeit und Erbrechen führen.
Ist Nagellackentferner schädlich für den Körper?Nagellackentferner ist laut „Ökotest“ nie gut für die Nägel
Was Verbraucher*innen laut „Ökotest“ generell klar sein sollte: Nagellackentferner ist nie ein komplett unbedenkliches Produkt. Denn er muss immer Lösungsmittel enthalten, die Haut und Nägel angreifen – ansonsten würde er den Lack selbst nicht entfernen.
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